GÜTERGLÜCK Dieses IST AUFgeschrieben. Mit Karl Emil Franzos nach
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- Reinhardt Schmitz
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1 GÜTERGLÜCK Dieses IST AUFgeschrieben Mit Karl Emil Franzos nach Güterglück Zerbst Dessau Wörlitz Erfurt [WEIMAR] Schwarzburg Paulinzella
2 Begleitpublikation zu Karl Emil Franzos: Aus Anhalt und Thüringen Karl Emil Franzos: Aus Anhalt und Thüringen Herausgegeben von Hans-Joachim Polleichtner Paperback, 360 Seiten ISBN hohesufer.com Hannover Gestaltung, Fotografien: hohesufer.com Alle Rechte vorbehalten 2011 hohesufer.com Hannover
3 Was besprochen wird, kennt man, und was man kennt, wird besprochen, und wie sich Erfolg und Reklame verketten, hat noch niemand ergrübelt. Deshalb leben sie doch in der Stille fort, die guten Bücher und die guten Städte. Vorbemerkung Da bricht man munter mit einem Ziel im Sinn auf und kommt woanders an. Heißt der Reisende aber Karl Emil Franzos, ist immerhin sicher, daß er es aufschreiben wird. Es stellt sich also heraus, daß er nach Anhalt und Thüringen fährt. Dort geht er zuweilen in die Irre, da er nicht weiß,»was doch hier Ein Jeder weiß«(so die Einheimischen). Mit urbaner Nüchternheit sagt sich der Schriftsteller, es müsse mangelnder Geschäftssinn sein, der sich in dieser unterentwickelten Empathie für die Nöte des Touristen niederschlägt. Und wie nicht anders zu erwarten, findet er trotzdem genug Interessantes. Einem so kundigen und höflichen Schriftsteller kann man nicht nachweisen, daß seine Reise ihn in die Provinz geführt haben könnte. Karl Emil Franzos (geboren am 25. Oktober 1848 in Czortków in der heutigen Ukraine, gestorben am 28. Januar 1904 in Berlin) war ein bedeutender Chronist ostjüdischen Lebens; aber auch vom Westen kann er spannend erzählen: Aus Anhalt und Thüringen bildet den ersten Teil der Deutschen Fahrten, die mit dem Fragment gebliebenen Elsaß- Reisebericht Aus den Vogesen fortgesetzt wurden. Die Orte und Stätten, die Karl Emil Franzos im Sommer 1901 besucht hat, existieren so nicht mehr. Unter ihrem Namen ist Anderes oder nichts mehr zu finden und auch das Erhaltengebliebene hat sich verändert. Die im April 2011 entstandenen Fotografien sind ein Versuch, den dichterischen Text als Raum der Differenz zu respektieren. Alle folgenden Zitate finden sich in Aus Anhalt und Thüringen von Karl Emil Franzos. Eine (vollständige) Buchausgabe dieses Werks erscheint im September 2011.
4 in G ü t e r g lü c k, einem Stationshaus auf freiem Felde
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6 Man lebte vom Hofe oder vom Gemüsebau, von Brägenwurst und Bitterbier, und dann, als es keinen Hof mehr gab, von diesen allein, und gar so viel anders ist es auch heute nicht.»ja«, sagte der Kutscher stolz,»unser Markt!«
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8 »Dieses ist eine alte heid nische Göttin, welche bedeutet, daß hier schon damals auf den Märkten eine gute Ordnung war.«also eine markt polizeiliche Göttin. Der Gemüsebauer hingegen meinte:»diese ist eine Prinzessin, welche immer nur Zerbster Butter gegessen hat, weil es keine bessere auf der Welt giebt.«aber ich glaube, hier gilt in Wahrheit das Wort des Herrn Kastellans:»Dieses ist nicht aufgeschrieben.«
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10 Dessau hingegen blüht als die reiche Hauptstadt eines der wohlhabendsten Länder Deutschlands, von den Strahlen höfischer Gunst, aber noch kräftiger von dem Feuer zahlreicher Maschinenkessel durchwärmt, und ist genau nach Verdienst bekannt und besucht.
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12 Gegen Dessau hat niemand was, gegen Dessau kann niemand was haben
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16 Willst Du die Seele der fremden Landschaft, des fremden Volksstamms in Dich aufnehmen, so gieb die eigene Seele hin, freudig, selbstlos, teilnahmsvoll, wie ein weißes Blatt, auf dass das Fremde darauf seine Zeichen schreibe!
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18 Schwer ist s in solchen Städten, die Sprache der Steine zu verstehen, und noch schwerer, sie in Menschenworten nachzustammeln. überall Gerüste und Maurer, aber was sie niederrissen, war alt und häßlich und was sie aufbauten, war neu und häßlich
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24 Überhaupt geht s den Klassikern heut nicht gut. Johann Goethe war vor dreißig Jahren Schuster in Wien, und flickte hauptsächlich studentische»kanonen«; da er dadurch vollends ins Ideale gekommen war, so hieß sein Ältester Johann Wolfgang; dieser ist dann Zwiebelhändler in Kroatien geworden. Noch immer besser als Friedrich Schiller, der ein berüchtigter Wucherer in Graz war. In der relativ günstigsten Lage traf ich Heinrich Heine; als er mich zuletzt in Eisenach rasierte, entwickelte er mir seinen Plan, Zahntechniker in Wiesbaden zu werden.
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26 Der Weg von Schwarzburg nach Blankenburg geht immer durch Wald, fast immer zwischen Felsen und die rauschende Schwarza entlang; und wenn es nicht die hübschesten zehn Kilometer deutscher Erde sind, so gehören sie doch mit zu den hübschesten.
27 Die Aussicht vom Trippstein ist eine der hübschesten Deutschlands und wohl die malerischste Thüringens.
28 Denn es ist auf Erden mit dem Ruhm g e n au s o b e s t e l lt w i e m i t d e m G e l d e ; der Besitz des Reichen wächst ohne sein Zuthun immer mehr, der des Ärmeren zersplittert sich und geht auf den Reichen über.
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30 In den Pausen, wo die Fremden die Ruine besahen, war ich im Wald oder guckte mir die Häuser von Paulinzelle an.
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32 GÜTERGLÜCK Dieses ist AUFgeschrieben» S o w i l l i c h d e n n a l l e s g l au b e n «, beteuerte ich. Abbildungen 1 Wörlitz Rousseau-Insel 4/5 Güterglück Bahnübergang 6 9 Zerbst 9 Butterjungfer Dessau Bauhaus 16/17 Gartenreich Wörlitz 16 Matthisson-Platane Erfurt 18 Am Anger 19 Bahnhofsplatz (Willy Brandt besuchte Erfurt am 19. März 1970) 20 Rathaus 21 Am Anger 22»Zum roten Ochsen«23 Ostportal des Doms 24/25 Weimar 24 Nationaltheater, Goethe- (links) und Schiller-Denkmal Schwarzburg und Umgebung Auf dem Trippstein 30/31 Paulinzella 32 In der Predigerkirche in Erfurt
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