Olav Gatzemeier: Dörfer in Dresden. Michael Imhof Verlag 2017

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1 Olav Gatzemeier: Dörfer in Dresden. Michael Imhof Verlag Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG Stettiner Straße Petersberg Tel.: Fax: Gestaltung und Reproduktion: Meike Krombholz, Michael Imhof Verlag Lektorat: Dorothée Baganz, Michael Imhof Verlag Druck: Himmer GmbH Druckerei & Verlag, Augsburg Printed in EU ISBN

2 I N H A L T Zur Einführung Die Besiedlung des Dresdner Raumes Das dörfliche Leben im Mittelalter Das südöstliche Elbtal Das Siedlungsgebiet um Klein- und Großzschachwitz Kleinzschachwitz, Großzschachwitz, Meußlitz, Zschieren, Sporbitz, Großluga, Kleinluga Die Dörfer im Einflussbereich von Leuben Leuben, Niedersedlitz, Laubegast, Dobritz, Seidnitz, Tolkewitz Der Einflussbereich des mittelalterlichen Klosters Leubnitz Leubnitz-Neuostra, Kauscha, Torna, Prohlis, Reick, Strehlen, Gostritz, Lockwitz, Nickern Von der Räcknitzhöhe bis zur Weißeritz Kaitz, Mockritz, Kleinpestitz, Zschertnitz, Räcknitz, Gittersee, Coschütz, Plauen Zwischen Weißeritz und Zschonergrund Die Dörfer im Einflussbereich des kurfürstlichen Guts Gorbitz Löbtau, Wölfnitz, Gorbitz, Pennrich, Cotta Das Rittergut Roßthal und seine Umgebung Dölzschen, Naußlitz, Roßthal, Neunimptsch, Altfranken Die von Briesnitz beeinflussten Dörfer Briesnitz, Leutewitz, Omsewitz, Burgstädtel, Gompitz, Zöllmen, Ockerwitz, Kemnitz Westlich des Zschonergrundes Cossebaude und Umgebung Cossebaude, Gohlis, Stetzsch, Mobschatz, Leuteritz, Brabschütz, Merbitz, Podemus, Rennersdorf, Oberwartha, Niederwartha Unkersdorf, Roitzsch und Steinbach Die Dörfer auf der Heidesandterrasse Kaditz, Übigau, Mickten, Trachau, Trachenberge und Wilder Mann, Pieschen Das Hochland nördlich der Heide Die Dörfer oberhalb der Jungen Heide Rähnitz, Wilschdorf, Klotzsche Hoch im Dresdner Norden Lausa, Friedersdorf, Weixdorf, Gomlitz, Marsdorf Auf dem Radeberger Land Langebrück, Schönborn Das Schönfelder Hochland Weißer Hirsch, Bühlau und Quohren Das Kerngebiet des Schönfelder Hochlands Schönfeld, Schullwitz, Reitzendorf, Zaschendorf, Borsberg, Krieschendorf, Malschendorf, Eichbusch, Rockau, Helfenberg, Pappritz, Rochwitz, Gönnsdorf, Cunnersdorf, Weißig Der östlichste Zipfel Dresdens Eschdorf, Rosinendörfchen, Rossendorf Die Dörfer am rechten Elbhang Der Einflussbereich von Pillnitz Pillnitz, Oberpoyritz, Söbrigen, Hosterwitz, Niederpoyritz Die beiden Elbhangdörfer Wachwitz und Loschwitz Anhang Chronologische Reihenfolge der Eingemeindungen Glossar Verwendete Quellen

3 links oben: Die Rundbogen-Toranlage schließt den Vierseithof Altreick 21 ab rechts: Renovierte Schlusssteine vom Hoftor und von einer Haustür links Mitte und unten: Hofansichten von Altreick 21: ein Wohnstallhaus mit Fachwerk-Obergeschoss und ein Stallgebäude. Im Hintergrund schließt sich die Scheune an. der Reformation wird aus dem Klosterhof das Leubnitzer Amt. Es untersteht dem Dresdner Amt und Reick wird Amtsdorf. Das Verhältnis zwischen den Bauern und dem Amt ist nicht immer friedlich verweigern die Bauern von Reick, Strehlen und Prohlis ihre so genannten Ackertage, also Dienste für das Amt. Reick muss unter verschiedenen Katastrophen leiden und 1714 wütet die Pest, 1790 kommt es zu einem Dorfbrand zündet ein Brandstifter einen Hof an, das Feuer breitet sich auch auf die Nachbarhöfe aus. Der Mann wird ergriffen und in Lockwitz hingerichtet überflutet ein schweres Hochwasser das Dorf. Während der Napoleonischen Kriege ist Reick 1813 von Kampfhandlungen betroffen. Die Reicker Bevölkerung lebt vor allem von der Landwirtschaft. Im 19. Jahrhundert kommen mehrere Gärtnereien zur Versorgung der wachsenden Bevölkerung Dresdens hinzu leben hier 223 Einwohner. Mit dem Bau der Sächsisch- Böhmischen Eisenbahn beginnt sich die industrielle Revolution auch auf Reick auszuwirken. Gleich zur Eröffnung der Bahnlinie im Jahr 1848 wird ein Haltepunkt eingerichtet, 1857 wieder geschlossen und erneut 1907 in Betrieb genommen. Entlang der Bahnlinie lassen sich zahlreiche Industrie- und Gewerbebetriebe nieder. Die Stadt Dresden errichtet ein großes Gaswerk, das 1909 durch ein von Hans Erlwein entworfenes Gasometer erweitert wird wird Reick nach Dresden eingemeindet. Zwischen den beiden Weltkriegen entsteht das ausgedehnte Wohnviertel der Heimstätten-Genossenschaft Reick westlich vom alten Dorfkern. Hier wohnen vor allem Mitarbeiter der Dresdner Straßenbahnbetriebe. Teile der vorbildlich gestalteten Wohnanlage fallen 1945 Bombentreffern zum Opfer, auch einige Bauernhöfe im historischen Ortskern sind betroffen. Auf Reicker Flur entstehen während der DDR-Zeit zahlreiche Plattenwohnhäuser, sie gehören zum ausgedehnten Plattenbauareal Prohlis.

4 Renoviertes Wohnstallhaus mit Resten der Einfriedung eines Dreiseithofs, Mügelner Straße 3. Neben der Eingangstür ist das Mauerwerk aus Sandsteinquadern zu erkennen. Wohnhaus mit städtisch beeinflusstem Bauschmuck, Altreick 23. Insbesondere der Giebelaufsatz ist für einen dörflichen Bau unüblich. Direkt an der Hauptverkehrsstraße: ausgedehnter Bauernhof mit Einfriedung und Toranlagen, Mügelner Straße 7 Strehlen Slawen gründen einst am Kaitzbach eine Siedlung, die erstmals 1288 schriftlich als Strowelin erwähnt wird. Ihr Name leitet sich vom Lokator ab, der vermutlich Strovela heißt. Das seinerzeit von einer Schutzmauer umgebene Platzdorf verfügt über eine recht ausgedehnte Flur in Form von Gewannen, sie reicht von der Bürgerwiese am östlichen Ende des Hauptbahnhofs bis zum Koitzschgraben nordwestlich von Reick. Anfangs besitzt der Lorenzaltar in Meißen Zinsrechte an Strehlen. Nach dem Tod seines Bruders im Jahr 1307 überlässt Markgraf Friedrich I. den größten Teil des Dorfs dem Kloster Altzella, Strehlen wird dem Klosterhof Leubnitz unterstellt. Auf Strehlener Flur gibt es ein Vorwerk, von dem die Mönche 1312 etwa die Hälfte der Flächen erwerben. Nach Einführung der Reformation wird Strehlen 1547 dem Leubnitzer Amt unterstellt, es ist nun Amtsdorf. Die Einwohner sind in die Dresdner Frauenkirche gepfarrt. Kurfürst Johann Georg II. will, wie auch andere Herrscher im Zeitalter des Barock, nahe seiner Residenz einen kurfürstlichen Garten einrichten das ist der Ursprung des heutigen Großen Gartens. Dafür muss Strehlen ab 1676 rund 60 Hektar Land 51

5 links Mitte: Ein nach dem Brand von 1855 wieder aufgebautes Gebäude vom Dreiseithof Altstrehlen 3/5. Heute ist der Hof Teil eines lokalen Einkaufszentrums. links unten: links Altstrehlen 10: ein voluminöses Bauernhaus mit Rundbogen-Toranlage; rechts Altstrehlen 8: ein traufständiges Wohnhaus aus dem 18. Jahrhundert rechts: Im Herzen des alten Strehlen Parkanlage mit Fußgängerbrücke über den Kaitzbach Inschriften am Schlussstein des Torbogens von Altstrehlen 10 (links) und dem Schlussstein über der Haustür von Altstrehlen 3/5 (rechts) zur Verfügung stellen. Der Kaitzbach bietet die Möglichkeit, Mühlen zu betreiben. Eine davon ist für das Jahr 1547 dokumentiert. Doch bei starken Regenfällen bringt der schnell anschwellende Bach schwere Überschwemmungen mit sich. Schon 1410 hat man ein kleines Wehr angelegt, trotzdem werden die Strehlener Fluren immer wieder zum Rand der Dresdner Altstadt überschwemmt. Während des Siebenjährigen Krieges zerstören preußische Soldaten mit Kanonenfeuer große Teile des Ortskerns. Auch 1813 müssen die Strehlener Schäden hinnehmen, denn Napoleon nutzt den Ort wegen seiner strategisch günstigen Lage als Beobachtungsposten zählt Strehlen 307 Einwohner. Die industrielle Revolution kündigt sich mit dem Bau der Sächsisch- Böhmischen Eisenbahn im Jahr 1848 an Strehlen bekommt einen Haltepunkt zerstört ein Dorfbrand zahlreiche Bauernhöfe. Wie in solchen Fällen üblich, werden sie meist auf den alten Grundmauern wieder aufgebaut. Die Nähe zu Dresden und dem Großen Garten macht den Ort zunehmend für die Oberschicht interessant. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstehen zahlreiche Villen strenge Baubestimmungen verbieten die Ansiedlung von Industrieund Gewerbebetrieben, die das gehobene Wohnumfeld beeinträchtigen könnten. Sogar der sächsische König Albert lässt sich auf dem Gelände der ehemaligen Revierförsterei eine herrschaftliche Villa errichten kommt der Stra-

6 ßenbahnanschluss an Dresden, zehn Jahre später folgt die Eingemeindung. Nun wird der Kaitzbach durch Hochwasserschutzmaßnahmen gezähmt und an vielen Stellen kanalisiert bekommt die stark angewachsene Gemeinde eine eigene Kirche, sie wird auf einer Anhöhe, dem so genannten Frankenberg, an Stelle eines alten Kalkofens errichtet. Während dieser Wachstumszeit entstehen mehrere Wohnviertel in offener Bebauung. Aber einige Straßenzüge werden großstädtisch mit geschlossenen Häuserfronten bebaut erleidet Strehlen einige Bombentreffer insbesondere entlang der Eisenbahnlinie. Während der DDR-Zeit errichtet man Platten-Wohnsiedlungen für rund Einwohner. Heute ist Strehlen vor allem Wohnvorort. Die Villen jedoch dienen meist als Büros und Firmensitze für gehobene Dienstleistungen, wie beispielsweise Unternehmensund Steuerberatung, Vermögensverwaltung und Rechtsbeistand. Strehlen ist ursprünglich nach Dresden gepfarrt, die Einwohner gehen seinerzeit in die Frauenkirche oder in die Kreuzkirche zum Gottesdienst. Damals findet der Schulunterricht üblicherweise unter der Obhut der Kirche statt, also gehen die Kinder nach Dresden zur Schule. Um 1800, verglichen mit anderen Dörfern recht spät, unterrichtet man die Strehlener Kinder in einer gemieteten Schulstube eines Bauernhofs. Das Gebäude wird während der Napoleonischen Kriege 1813 zerstört. Nun unterrichtet ein ehemaliger Soldat die Kinder, er hat nicht einmal eine Lehrerausbildung. Erst 1827 stellt man einen hauptberuflichen Lehrer an. Auf Druck der sächsischen Schulbehörde wird bis 1829 endlich auch ein Schulgebäude errichtet. Die Pläne liefert der in Dresden sehr erfolgreiche Architekt und Stadtplaner, Oberlandbaumeister Gottlob Friedrich Thormeyer. Dreißig Jahre später hat man die Schule erweitert und mit einem Glockentürmchen mit Uhr versehen. oben links: Toranlage des Bauernhofs Alt - strehlen 13 mit Segmentbogentor und rechteckiger Pforte, im Hintergrund die Türme der Christuskirche aus dem Jahr 1903 oben rechts: Großes, fast schon herrschaftlich wirkendes Gutsgebäude mit städtisch anmutendem Bauschmuck, Dohnaer Straße 1 Die Alte Schule, mit ihrem pittoresken Uhrentürmchen und Obelisken über den Hausecken, Dohnaer Straße 16 Wohnhaus vom Vierseithof des Bauern August Palitzsch, Kreischaer Straße 18. Sein Sockel besteht aus unregelmäßig behauenen Sandsteinen.

7 Ländliches Wohnhaus mit massivem Sockelgeschoss und komplett aus Fachwerk bestehendem Obergeschoss, Mockritzer Straße 7 Ecke Kreischaer Straße Inschrift über der Haustür Mock - ritzer Straße 7 Die Weichbildsteine Nummer 34 und 35 aus dem Zeitalter des Barock. Sie markieren den Gültigkeitsbereich des Stadtrechts von Dresden. links oben: Ländliches Wohnhaus mit Bruchstein-Erdgeschoss und gekoppelten Rundbogenfenstern im Giebel, Kreischaer Straße 28 Ecke Mockritzer Straße links Mitte: Die ehemalige Wäscherei Kreischaer Straße 20 steht auf einem leicht abgewinkelten Grundriss links unten: Bauernhof mit Palladiomotiv im linken Giebel und ausnahmsweise nicht parallel zueinander angeordneten, lang gestreckten Häusern, Kreischaer Straße 30 Haustüren von den Gebäuden des Bauernhofs Kreischaer Straße 30

8 Vierseithof Kreischaer Straße 34 mit ebenfalls nicht rechtwinklig platzierten Gebäuden Inschrift am Sockelgeschoss des linken Gebäudes Gostritz Im Jahr 1378 erscheint erstmals eine schriftliche Kunde vom Dorf Gosterticz, der Ortskern liegt, leicht erhöht, am südöstlichen Ufer des Nöth nitzbachs. Wahrscheinlich leitet sich der Ortsname des Platzdorfs vom slawischstämmigen Lokator ab. Ursprünglich üben die Dohnaer Burggrafen die Grundherrschaft aus, ab 1402 gehört der Ort verschiedenen Adelsfamilien. Nach und nach gelingt es dem Kloster Altzella, die Grundherrschaft über Gostritz zu übernehmen, sie wird von Leubnitz aus betreut. Seit 1445 ist das Dorf nach Leubnitz gepfarrt und die Kinder gehen dort auch zur Schule bekommen die Gostritzer ein eigenes Schulhaus. Mangels ausreichender Schülerzahlen hat man es 1923 wieder geschlos- Der Straßenzug Altgostritz mit seinen giebelständigen Gebäuden 55

9 Jeweils auf L-förmigen Grundrissen stehen die modernisierten Bauernhäuser Altgostritz 10 und 12. Durch die spätere Erhöhung des Straßenniveaus reichen die Erdgeschossfenster inzwischen nur noch knapp darüber. Bauernhaus in leichter Hanglage, zum Teil mit Fachwerk im Obergeschoss und einer Giebelspitze aus Sandstein, Altgostritz 13 Bauernhof mit Rundbogen-Toranlage und mehreren Inschriften, Rosentitzer Straße 18 links: Wohnstallhaus und Rundbogen-Toranlage vom Bauernhof Friebelstraße 80 sen und die Kinder gehen seitdem erneut in die Leubnitzer Schule. Mit der Einführung der Reformation im Dresdner Raum wird der Klosterbesitz säkularisiert und vom Leubnitzer Amt übernommen. Die Verwaltung von Gostritz erfolgt die ganze Zeit durch die Stadt Dresden. Während der Kampfhandlungen der Napoleonischen Kriege werden 1813 einige Höfe beschädigt, doch schon kurz danach wieder renoviert leben in Gostritz 137 Einwohner. Um die Jahrhundertwende siedeln sich in Dorfnähe einige Gärtnereien und Baumschulen an. Auch eine Ziegelei wird 1894 gegründet, sie ist bis 1978 in Betrieb. Weitere Industrie- und Gewerbebetriebe gibt es hier jedoch nicht. Im 20. Jahrhundert wächst das Dorf, es entstehen einige Miet- und Einfamilienhäuser wird Gostritz nach Dresden eingemeindet. Der alte Dorfkern mit seinen Bauernhöfen und Toranlagen hat sich bis heute größtenteils erhalten. Renovierte Wegesäule aus dem Jahr 1836 an der Einmündung der Friebelstraße Schlusssteine über den Hoftoren der Friebelstraße 80 und 78 Schlusssteine und Inschrift an der Toranlage Rosentitzer Straße 18 56

10 Lockwitz Vermutlich entstehen bereits im 10. Jahrhundert zwei kleine Siedlungen am Lockwitzbach. Auch eine Wallanlage soll es gegeben haben, von ihr sind aber keine Spuren mehr auffindbar. Die erste schriftliche Erwähnung findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1288 in der Form von Lucawitz, was ungefähr mit Ort am Wiesenbach übersetzt werden kann. Anfangs untersteht das Dorf der reichsunmittelbaren Burggrafschaft von Dohna, kommt aber nach deren Niederwerfung 1402 unter die Herrschaft des Markgrafen von Meißen ist ein Rittergut in Niederlockwitz erwähnt, es befindet sich an der heutigen Straße Altlockwitz. Die ursprüngliche Siedlungsstruktur eines großzügigen Rundlings lässt sich gut an der Platzanlage Am Plan nahe dem Schloss erkennen. Oberlockwitz liegt im Bereich der Straße Am Galgenberg werden die beiden Ortsteile zu Lockwitz vereinigt. Im Unterschied zu anderen Rittergütern besitzt das Lockwitzer Rittergut neben der niederen Gerichtsbarkeit für leichtere Vergehen auch die obere Gerichtsbarkeit, kann also bei schweren Straftaten sogar die Todesstrafe verhängen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht unterstehen ihm laut einem Lehnsbrief von 1526 die Dörfer Kauscha, Kleinluga und Leuben, sowie die außerhalb der heutigen Stadtgrenze liegenden Dörfer Gaustritz, Rippien, Nöthnitz, Borthen und Hermsdorf wird die Schlosskirche errichtet. Sie dient auch der Gemeinde Lockwitz, die bis dahin nach Leubnitz gepfarrt ist, als Gotteshaus. Im gleichen Jahr öffnet eine Schule, so dass die Kinder nicht mehr die weite Strecke nach Leubnitz zum Unterricht gehen müssen. Auch das Schloss erfährt seinerzeit einen umfassenden Um- und Ausbau. Die Landwirtschaft ist für Lockwitz der prägende Wirtschaftszweig. Außerdem sind 1723 vier Getreidemühlen am Lockwitzbach und mehrere Brotbäckereien überliefert. Diese gehen auf ein herrschaftliches Privileg aus der Zeit der Pestepidemien in Dresden zurück. Denn versorgen Lockwitzer Bäcker ganz Dresden mit Brot sicherheitshalber ohne dabei die von der Seuche heimgesuchte Stadt zu betreten. Dafür erhalten sie das Privileg des Mehl- und Brothandels auch für die Zeit nach dem links: Blick durch die Straße Altlockwitz in Richtung Dohnaer Straße rechts: Blick zurück in Richtung Schlosskirche

11 oben: Fachwerk-Wohnstallhaus und sich rechtwinklig anschließendes Seitengebäude eines Dreiseithofs mit Resten der alten Umfassungsmauer, Altlockwitz 10 Mitte oben: Drei giebelständige Bauernhäuser in unterschiedlichem Erhaltungszustand, Altlockwitz 21, 23, 25 Mitte unten: Hier ist die Struktur des Rundlings Niederlockwitz mit seinem ungewöhnlich großen Dorfplatz gut zu erkennen, Am Plan unten: Blick in die Maxener Straße mit ihren giebelständigen Häusern Ende der Epidemie. Im 19. Jahrhundert bieten sich zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Nun gibt es neben Obstbauern unterschiedliche Handwerker, wie Branntweinbrenner, Bierbrauer, Strohflechter, Schmiede und Böttger. Auch eine Ziegelei nimmt ihren Betrieb auf wird eine dampfbetriebene Zuckerfabrik errichtet. Doch mangels Rentabilität baut man sie später zu einer chemischen Fabrik um. Außerdem siedelt sich 1893 eine Obstsaftkelterei an, die bis 1994 in Betrieb ist beginnt die Schokoladenfabrik Otto Rüger mit der Herstellung ihrer Süßwaren. Mit diesen verschiedenen Formen der Industrialisierung wächst die Zahl der Einwohner wohnen in Lockwitz bereits 1072 Einwohner, was deutlich mehr ist, als in den meisten anderen Dörfern des Dresdner Raums zu dieser Zeit. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg werden Am Galgenberg Ein- und Mehrfamilienhäuser errichtet, zwischen den beiden Weltkriegen setzt sich der Kleinwohnungsbau fort bekommt Lockwitz Straßenbahnanschluss an Dresden. Mit der Straßenbahn kommen nun auch vermehrt Ausflügler in die liebliche Landschaft mit ihrem vom Lockwitzbach durchflossenen Tal. Für deren Bewirtung entstehen mehrere Gasthäuser wird Nickern nach Lockwitz eingemeindet, beide kommen 1930 nach Dresden. Während der Bodenreform hat man 1946 die enteigneten Ländereien des Schlosses an Neubauern aufgeteilt, die sich 1952 zu einer LPG zusammenschließen. Die ruhige Lage in ländlicher Umgebung und die Nähe zur Kernstadt Dresden machen Lockwitz auch nach 1990 als Wohnvorort beliebt. Zwischen Nickern und Lockwitz ist deshalb eine weitere Wohnsiedlung entstanden. Renovierungsbedürftiges Bauernhaus mit gekoppelten Rundbogenfenstern im Giebel, Tögelstraße 11 Ecke Am Galgenberg