Norm über die Aufsicht in öffentlichen Bädern
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1 Norm über die Aufsicht in öffentlichen Bädern Ausgabe Juni 2013 Verband Hallen- und Freibäder Schneggenackerstrasse Wisen SO
2 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 2 Inhaltsverzeichnis A. Ziel und Anwendungsbereich der Norm 3 Art. 1 Ziel der Norm 3 Art. 2 Anwendungsbereich 3 B. Grundlagen und Grenzen der Aufsicht 4 Art. 3 Selbstverantwortung 4 Art. 4 Aufsicht über Kinder 4 Art. 5 Schutz vor unvorhersehbaren Gefahren 5 C. Aufsicht 5 1. Überblick 5 Art. 6 Arten der Aufsicht 5 2. Betriebsaufsicht 5 Art. 7 Inhalt und Zweck der Betriebsaufsicht 5 Art. 8 Grundsätze der Betriebsaufsicht 6 Art. 9 Qualifikation des Aufsichtspersonals 6 3. Wasseraufsicht 6 Art. 10 Inhalt der Wasseraufsicht 6 Art. 11 Zweck der Wasseraufsicht 7 Art. 12 Hilfe in Notfällen 7 Art. 13 Sicherheit der übrigen Anlagen 7 Art. 14 Organisation der Wasseraufsicht 8 Art. 15 Standort der Aufsicht 8 Art. 16 Präsenz der Wasseraufsicht 9 Art. 17 Technische Hilfsmittel 9 Art. 18 Richtlinien für Notfälle 9 Art. 19 Qualifikation des Aufsichtspersonals 10 Art. 20 Übergangsfrist 10 Art. 21 Schulung des Aufsichtspersonals 10 Art. 22 Einschränkung der Aufsicht 11 D. Nutzung des Bades durch Vereine, Gruppen und Schulen 11 Art. 23 Vereine, Gruppen und Schulen 11 E. Anweisungen an die Benutzer 11 Art. 24 Allgemeines 11 Art. 25 Notwendige Informationen 12 F. Schlussbestimmungen 12 Art. 26 Aktuelle Fassung der Norm 12 Art. 27 In-Kraft-Treten der revidierten Norm 12
3 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 3 A. Ziel und Anwendungsbereich der Norm Art. 1 Ziel der Norm Bäder leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung. Sie bieten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Gelegenheit zur Erholung und zur Ausübung verschiedenster Wassersportarten. Sie schaffen Raum für eine vielseitige Gestaltung der Freizeit. Hier lassen sich soziale Kontakte aufbauen und pflegen. Jahr für Jahr kommt es in öffentlichen Bädern zu schweren Unfällen, die zum Tod führen oder eine Invalidität zur Folge haben. Diese Norm soll dazu beitragen, die Besucher von öffentlichen Bädern vor vermeidbaren Gefahren zu schützen und bei Unfällen eine schnelle Rettung sicherzustellen. Die Pflicht, den Besucher eines öffentlichen Bades vor Schaden zu bewahren, beruht auf den gesetzlichen oder vertraglichen Schutzpflichten des Betreibers oder Eigentümers. Welche Massnahmen zu treffen sind, sagt das Gesetz nicht. Diese Norm will diese Schutzpflichten konkretisieren und Lücken füllen. Art. 2 Anwendungsbereich Diese Norm findet Anwendung auf öffentliche Bäder. Öffentliche Bäder sind Schwimm- und Badeanlagen, die nicht ausschliesslich dem privaten Gebrauch dienen, sondern der Allgemeinheit oder einem unbestimmten Personenkreis offen stehen. Dazu gehören insbesondere Frei- und Hallenbäder, Fluss- und Seebäder, Schulschwimmbäder, Therapiebäder und Hotelbäder. Die Verantwortung für die Einhaltung dieser Norm liegt beim Inhaber des Betriebs.
4 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 4 B. Grundlagen und Grenzen der Aufsicht Art. 3 Selbstverantwortung Nicht jeder Gefahr lässt sich vorbeugen. Die Schaffung eines Sicherheitsstandards, der jeden Unfall ausschliesst, ist nicht möglich. Die Überwachung der Benützer muss sich auf erkennbar ungewöhnliches und gefährliches Verhalten, insbesondere an gefährlichsten Stellen (z.b. Schwimmbecken oder Sprungturm), konzentrieren. Das mit der üblichen oder scheinbar normalen Benützung des Wassers verbundene Risiko trägt der Schwimmer oder die für ihn zuständige Obhutsperson selbst. Jeder Badegast ist daher gehalten, sich keinen Gefahren auszusetzen, denen er nicht gewachsen ist. Er hat die Badeanlagen so zu nutzen, dass er sich und andere nicht in Gefahr bringt. Art. 4 Aufsicht über Kinder Kinder, die nicht schwimmen können, bedürfen der dauernden Überwachung Erwachsener. Die mit der Aufsicht betrauten Personen eines öffentlichen Bades vermögen die lückenlose Überwachung von Kindern, die nicht schwimmen können, nicht zu gewährleisten. Die Erziehungspflichtigen haben daher Sorge zu tragen, dass solche Kinder öffentliche Bäder nur in Begleitung Erwachsener besuchen. Den erwachsenen Begleitpersonen von Kindern, die nicht schwimmen können, obliegt die Aufsicht über ihre Schützlinge. Der jeweilige Betrieb legt die Altersgrenze fest, ab der Kinder ohne Begleitung Erwachsener Eintritt in die Badeanlage erhalten. Der Verband Hallen- und Freibäder empfiehlt, die Altersgrenze nicht unter sechs Jahren anzusetzen.
5 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 5 Art. 5 Schutz vor unvorhersehbaren Gefahren Der Betreiber des öffentlichen Bades hat seine Gäste vor Gefahren zu schützen, die das übliche Risiko beim Besuch eines Bads übersteigen oder für den Badegast nicht vorhersehbar oder nicht ohne Weiteres erkennbar sind. Es sind die Massnahmen zu treffen, die ein verständiger und umsichtiger Mensch für ausreichend halten darf, um andere Personen vor Schaden zu bewahren. Der Betreiber darf davon ausgehen, dass sich der Badegast auf die in einem Badebetrieb typischen Gefahren einstellt und sich der in Art. 3 und 4 dieser Norm umschriebenen Selbstverantwortung bewusst ist. C. Aufsicht 1. Überblick Art. 6 Arten der Aufsicht Die Aufsicht in öffentlichen Bädern umfasst die Aufsicht über die Anlagen des Bads (Betriebsaufsicht) und die Überwachung des Badebetriebs (Wasseraufsicht). 2. Betriebsaufsicht Art. 7 Inhalt und Zweck der Betriebsaufsicht Die Betriebsaufsicht umfasst die Aufsicht über die Bauten sowie über die technischen Anlagen und Einrichtungen des Bads. Sie soll die Funktionstüchtigkeit und Betriebssicherheit dieser Anlagen gewährleisten und Ordnung und Hygiene im Bad sicherstellen.
6 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 6 Art. 8 Grundsätze der Betriebsaufsicht Im Rahmen der Betriebsaufsicht kontrolliert das Aufsichtspersonal periodisch die baulichen und technischen Anlagen des Bads auf ihre Betriebssicherheit und Funktionstüchtigkeit hin. Diese Kontrolle hat sicherzustellen, dass die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden, dass die Anlagen keine Mängel aufweisen, welche die Badegäste gefährden, und dass die hygienischen Standards gewährleistet sind. Die Betriebsaufsicht darf der mit der Wasseraufsicht betrauten Person übertragen werden, wenn sichergestellt ist, dass die Wasseraufsicht gemäss Art. 10 ff. der Norm gewährleistet bleibt. Art. 9 Qualifikation des Aufsichtspersonals Die Betriebsaufsicht muss durch Personen ausgeübt werden, die aufgrund ihrer Ausoder Fortbildung in der Lage sind, die erforderlichen Kontrollen vorzunehmen und bei Mängeln die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. 3. Wasseraufsicht Art. 10 Inhalt der Wasseraufsicht Die Wasseraufsicht beinhaltet: die Beobachtung des Badebetriebs das Ergreifen von Massnahmen zur Verhinderung von Unfällen die Rettung und Hilfeleistung bei Notfällen
7 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 7 Art. 11 Zweck der Wasseraufsicht Die Wasseraufsicht bezweckt zur Hauptsache die Überwachung der Wasserflächen, die zum Betrieb gehören und gegebenenfalls (z.b. in Seebädern) durch Bojen markiert sind. Die Wasseraufsicht soll eine Gefährdung der Schwimmer durch andere Badegäste und eine Selbstgefährdung durch unwissentlich falsches Verhalten verhindern. Bereichen mit erhöhtem Gefahrenpotential (Übergang von flachem in tiefes Wasser, Sprunganlagen, Wasserrutschen, Wellenanlagen, Strömungskanäle, schwimmende Spielgeräte etc.) ist besonderes Augenmerk zu widmen. Art. 12 Hilfe in Notfällen Die Wasseraufsicht soll gewährleisten, dass Badegäste in Not so schnell wie möglich Hilfe erhalten und bei Unfällen die notwendigen Rettungsmassnahmen ergriffen werden. Art. 13 Sicherheit der übrigen Anlagen Das Betriebspersonal hat durch regelmässige Kontrollen die Sicherheit der Badegäste auf den Zugangswegen, in den Toiletten, Duschen und Umkleidekabinen etc. zu gewährleisten. Soweit diese Aufgabe mit der Wasseraufsicht betrautem Personal obliegt, ist durch geeignete Massnahmen (z.b. Kontrollgang nach Betriebsschluss, zeitliche Beschränkung der Abwesenheit, Instruktion von Badegästen) sicherzustellen, dass Badegäste in Not trotzdem umgehend Hilfe erhalten.
8 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 8 Art. 14 Organisation der Wasseraufsicht Die Wasseraufsicht ist so zu organisieren, dass das Aufsichtspersonal die zum Bad gehörenden Wasserflächen überblicken kann. Bei der Festlegung der Zahl der Aufsichtskräfte sind namentlich folgende Kriterien zu beachten: Art und Grösse des Bads Überschaubarkeit der zum Betrieb gehörenden Wasserflächen und der ganzen Anlage Attraktionen wie Sprunganlagen, Wasserrutschen, Spielgeräte etc. zu erwartendes Besucheraufkommen spezielle Aktivitäten, Veranstaltungen, Programme Die Wasseraufsicht hat zu gewährleisten, dass in Notfällen rasch und wirksam Hilfe geleistet werden kann. Dies erfordert die Anwesenheit mindestens einer ausgebildeten Aufsichtsperson während des Badebetriebs. Art. 15 Standort der Aufsicht Das Aufsichtspersonal hat seinen Standort so zu wählen, dass es den ihm zugewiesenen Aufsichtsbereich überblicken kann. Es soll seinen Standort wechseln, sofern nicht ein fixer Standort notwendig ist, und das Geschehen im Bad konstant auf Rundgängen aus verschiedenen Blickwinkeln verfolgen.
9 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 9 Art. 16 Präsenz der Wasseraufsicht Während des Betriebs der Anlage darf das Aufsichtspersonal die Wasseraufsicht nur kurzfristig unterbrechen. Bei Unterbrechung der Aufsicht zur Wahrnehmung anderer Aufgaben und bei nicht vorhersehbaren Ereignissen (z.b. Unfällen, technischen Störungen etc.) darf die Wasseraufsicht vorübergehend einer geeigneten Person übertragen werden, die keine Qualifikation als Retter im Sinne von Art. 19 f. dieser Norm besitzen muss (z.b. einem Badegast). Es muss gewährleistet sein, dass eine solche Aushilfe das Aufsichtspersonal im Notfall sofort verständigen kann. Art. 17 Technische Hilfsmittel Technische Hilfsmittel (z.b. Videoüberwachung, SOS Notrufsäulen und dgl.) vermögen die Wasseraufsicht nicht zu ersetzen. Sie können lediglich zur Unterstützung dieser Aufsicht eingesetzt werden. Art. 18 Richtlinien für Notfälle Für Notfälle hat der Betreiber des öffentlichen Bades zuhanden des Aufsichtspersonals schriftliche Richtlinien zu erlassen. Diese Richtlinien haben alle Informationen (z.b. Telefonnummer Alarmzentrale und Rettungskräfte, Rettungswege etc.) und Anweisungen zu enthalten, die für eine rasche und wirksame Hilfe in Notfällen notwendig sind. Soweit erforderlich, sind diese Richtlinien mit den zuständigen Behörden (z.b. Polizei und Feuerwehr) abzustimmen.
10 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 10 Art. 19 Qualifikation des Aufsichtspersonals Die Wasseraufsicht darf nur durch Personen ausgeübt werden, die über ein aktuelles «Brevet igba PRO» (BiP) der Interessengemeinschaft für die Berufsausbildung von Badfachleuten der Schweiz (igba) verfügen. Personen, die ein aktuelles «Brevet igba PRO» besitzen, verfügen über die erforderliche Rettungskompetenz für den Einsatz in öffentlichen Becken-, Fluss- und Seebäder. In Fluss- und Seebädern müssen die Aufsichtspersonen jedoch zusätzlich eine entsprechende Schulung absolviert haben, welche sie mit sämtlichen speziellen Gefahrenzonen im Schwimmbereich der jeweiligen Anlage vertraut macht. Ausserdem müssen die mit der Wasseraufsicht betrauten Personen die für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlichen körperlichen und geistigen Fähigkeiten besitzen und mit den Örtlichkeiten vertraut sein. Art. 20 Übergangsfrist Bis und mit 31. Dezember 2015 ist für mit der Wasseraufsicht betraute Personen mindestens ein aktuelles Brevet "SLRG Plus Pool " sowie ein gültiger BLS/AED- Ausweis erforderlich, wobei bei beiden Ausweisen das Datum der letzten Prüfung oder des letzten Wiederholungskurses innerhalb der letzten zwei Kalenderjahre liegen muss. Anzustreben ist die Anstellung von Personal, das über ein aktuelles «Brevet igba PRO» (BiP) verfügt. Personen, welche die Aufsicht in öffentlichen Fluss- und Seebädern ausüben, sollen soweit möglich zusätzlich über eine entsprechende Schulung verfügen, welche sie mit sämtlichen speziellen Gefahrenzonen im Schwimmbereich der jeweiligen Anlage vertraut macht. Art. 21 Schulung des Aufsichtspersonals Das Aufsichtspersonal muss eine auf die Art und Eigenheiten des Bads ausgerichtete Schulung für Notfälle erhalten. Die erforderlichen Massnahmen sind im Rahmen einer praxisgerechten Übung zu schulen. Die Schulung der lebensrettenden Massnahmen und die praktischen Übungen sind mindestens einmal jährlich zu wiederholen.
11 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 11 Art. 22 Einschränkung der Aufsicht Sofern ein öffentliches Bad die nachfolgend angeführten Kriterien erfüllt, kann der Betreiber auf eine Wasseraufsicht verzichten: zum Baden steht ausschliesslich ein natürlichen Gewässer (kein künstlich angelegter Flusslauf oder See, keine Planschbecken oder dgl.) zur Verfügung; der Zugang zum Wasser und die Nutzung der zur Verfügung stehenden Anlagen (Garderoben/WC) ist kostenlos; am Eingang und am Wasser weisen gut sichtbare Tafeln in Wort und mittels Piktogrammen auf die fehlende Wasseraufsicht hin. Auch bei einem Verzicht auf die Wasseraufsicht muss die Betriebsaufsicht zur periodischen Kontrolle der baulichen und technischen Anlagen gewährleistet sein. D. Nutzung des Bades durch Vereine, Gruppen und Schulen Art. 23 Vereine, Gruppen und Schulen Wird das Bad durch Vereine, Schulen oder andere Gruppen genutzt, kann die Wasseraufsicht eingestellt werden, sofern ein schriftlicher Nutzungsvertrag abgeschlossen wurde, in dem sich die Benutzer verpflichten, die Wasseraufsicht selbst zu übernehmen. E. Anweisungen an die Benutzer Art. 24 Allgemeines Anweisungen an die Badegäste können in optischer oder akustischer Form erteilt werden.
12 Normen über die Aufsicht in öffentlichen Bädern 12 Art. 25 Notwendige Informationen Die Besucher müssen (z.b. durch Anschläge) folgende Informationen erhalten: Regeln für die Benutzung der Anlage (Badeordnung), die dem Gast vor dem Badeintritt bekannt gemacht werden müssen sicherheitsrelevante Informationen/Anleitungen (z.b. Wassertiefe) Baderegeln, z.b. die SLRG-Regeln F. Schlussbestimmungen Art. 26 Aktuelle Fassung der Norm Diese Norm wurde im Winter 2012/2013 von der VHF-Normengruppe überarbeitet und nach Durchführung einer Vernehmlassung interessierter Kreise dem Vorstand des Verbands Hallen- und Freibäder zuhanden der Generalversammlung vorgelegt. Herausgeber dieser Norm ist der Verband Hallen- und Freibäder. Art. 27 In-Kraft-Treten der revidierten Norm Diese Norm wurde anlässlich der Generalversammlung des Verbands Hallen- und Freibäder vom 6. Juni 2013 durch die Mitglieder des Verbands genehmigt. Die revidierte Norm tritt mit der Genehmigung durch die Generalversammlung in Kraft.
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