Einleitung. Bild 1 Übersicht des Projekts

Transkript

1 Einleitung Der erste Programmpunkt am zweiten Tag unserer Exkursion führte uns zum Projekt Linthal 2015 nach Tierfehd im Kanton Glarus. Hierbei handelt es sich um ein unterirdisch angelegtes Pumpspeicherwerk, das Wasser vom 1850 m.ü.m. hohen Limmernsee in den 630 Meter höher gelegenen Muttsee pumpen soll. Zu Tageszeiten mit hohem Strombedarf kann das Wasser wieder in den Limmernsee abgelassen werden, wobei es Turbinen in der Kavernenzentrale antreibt (Bild 1). Bereits zwischen 1957 und 1968 wurden hier die Kraftwerke Linth-Limmern errichtet erfolgte eine erste Erweiterung mit dem Bau des Pumpspeicherwerks Tierfehd. Mit der aktuellen Erweiterung durch das Pumpspeicherwerk Limmern erhöht sich die Leistung von 480 MW auf 1480 MW. Damit möchte man den Bedarf an Spitzenenergie in der Nordostund Zentralschweiz auch in Zukunft sicherstellen. Durch die massive Leistungserhöhung nach der Fertigstellung ist es erforderlich, das Kraftwerk an das schweizerische Höchstspannungsnetz anzuschließen. Aus diesem Grund ist eine neue 380 kv Freileitung von Tierfehd bis in den Raum Schwanden geplant. Nach einer Bauzeit von rund 5 Jahren wird das Projekt voraussichtlich 2,1 Milliarden Franken (ca. 1,75 Milliarden Euro) gekostet haben. Bild 1 Übersicht des Projekts 1 1

2 1 Zugangsstollen 1 Im Oktober 2010 wurde mit dem Bau des Zugangsstollen 1 begonnen. Dieser führt mit einer Steigung von 24 % in die 1000 Meter höher gelegene Kavernenzentrale. Der Zugangsstollen wurde mit einer 160 Meter langen und 1500 Tonnen schweren doppelverspannten Tunnelbohrmaschine mit Rückfallsicherung aufgefahren und hat einen Durchmesser von acht Metern. Der Tunnel dient dem Transport der Pumpturbinen sowie der vier Transformatoren, die je 220 Tonnen wiegen. Später dient er als Zugang für Wartungsarbeiten in der Kavernenzentrale. 2 Kavernenzentrale Die Kavernenzentrale liegt auf 1700 m.ü.m. am Fuß der Staumauer des Limmernsees und bildet das Kernstück des Projektes. Sie besteht zum einen aus der 150 m langen, 30 m breiten und bis zu 53 m hohen Maschinenkaverne, wo später die Pumpturbinen und die Motoren-Generatoren untergebracht sein werden. Weiterhin besteht sie aus der etwas kleineren Transformatorenkaverne für die vier Maschinentransformatoren. Bild 2 Bewehrungskörbe in der Kavernenzentrale 2 Die beiden Kavernen werden schrittweise von oben nach unten ausgebrochen und betoniert. Die Gewölbe werden mit vorgefertigten Bewehrungskörben betoniert und die Wände mit Ankern und Spritzbeton gesichert (Bild 2). Die Ausbruchsarbeiten in der Maschinenkaverne starteten im Mai 2010 und wurden im Februar 2012 abgeschlossen. Anschließend begannen die Betonierarbeiten. In der 2

3 Transformatorenkaverne wurde im Juni 2010 mit dem Ausbruch der Strosse begonnen, die Arbeiten am Rohbau beginnen voraussichtlich im Oktober Der Beton wird teilweise aus dem ausgebrochenen Material in einer Betonfabrik, die sich in einem Stollen unterhalb der Kavernen befindet, hergestellt. Das restliche Ausbruchsmaterial wird für den Bau der Stauanlage am Muttsee verwendet. Von der Kavernenzentrale aus wurde mit Hilfe einer Tunnelbohrmaschine der erste von zwei Druckschächten mit 45 Grad Steigung zur Schieberkammer gebohrt. Der Durchbruch erfolgte im Oktober Innerhalb mehrerer Wochen wurde die Tunnelbohrmaschine demontiert und für den Ausbruch des zweiten Druckschachts neu zusammengebaut. 3 Schieberkammer Bild 3 Schieberkammer 3 Vom Muttsee aus führt der Oberwasser-Druckstollen zur Schieberkammer (Bild 3), eine weitere Kaverne. Sie enthält die beiden Sicherheitsdrosselklappen und das Wasserschloss, eine oben offene Steigleitung, die dem Druckausgleich in den Druckschächten dient. Mit dem Bau der beiden Unterwasser-Druckstollen von der Kavernenzentrale zum Limmernsee ist das Triebwassersystem geschlossen. Der Probebetrieb soll ab September 2015 beginnen. Bis Mitte 2016 werden alle Baustelleninstallationen, wie zum Beispiel die Lastenseilbahnen zurückgebaut. 3

4 4 Muttsee und Staumauer Der Muttsee ist ein auf 2446 m.ü.m. gelegener natürlicher See mit einem Volumen von 9 Mio. Kubikmeter. Mit dem Bau der Staumauer, der im September 2011 begann, erhöht sich das Volumen auf 25 Mio. Kubikmeter und die Stauhöhe um 28 m. Bei der Staumauer handelt es sich um eine 1 km lange Gewichtsstaumauer, was sie zur längsten Staumauer Europas macht. Sie wird in 68 Blöcken mit je 15 m Länge und mit Höhen zwischen 4 und 33 m gebaut. Aufgrund der klimatischen Bedingungen muss sie in drei Sommern errichtet werden. Die Betonierarbeiten der Staumauerkrone sollen im Oktober 2014 abgeschlossen sein. Während unserer Führung über die Baustelle besichtigten wir unter anderem das Kavernenkraftwerk Tierfehd, das bereits 1965 fertiggestellt wurde. Das Kraftwerk nutzt sowohl das Wasser aus dem Limmernsee, als auch das Wasser aus dem Ausgleichsbecken Hintersand zur Stromproduktion und hat insgesamt eine Leistung von 400 MW. Es ist außerdem möglich Wasser aus dem Ausgleichsbecken Hintersand zurück in den Limmernsee zu pumpen. Bild 4 Maschinensaal in der Kavernenzentrale Tierfehd

5 Bild 5 Bleche für die Druckleitungen Beeindruckend waren die Abmessungen der Stahlbleche, die vor Ort zu Rohrstücken für die Druckleitungen gebogen und verschweißt werden (Bild 5). Jedes der ca. 830 Rohrstücke ist 3 m lang, hat einen Durchmesser von 4,2 m und wiegt bis zu 16 Tonnen. Jedes Blech musste separat per LKW angeliefert werden. Wir möchten uns im Namen aller Exkursionsteilnehmer bei der Axpo AG und ihren Mitarbeitern für die interessante und sehr informative Vorstellung des Projekts bedanken!