Heinz-Wilhelm Gößling

Transkript

1 Heinz-Wilhelm Gößling Klassische Hypnose und moderne Hypnotherapie - wo ist da der Unterschied? Psychosomatische Grundversorgung Leipzig, im November kontakt@dr-hwg.de

2 Kurze Geschichte der Hypnose Vor-Aufklärung: Erzeugung von Trancezuständen in mystisch-religiösen, spirituellen und schamanistischen Ritualen v.chr. Hinduistische Meditationspraktiken der Fakire und Yogis v. Chr. Tempelschlaf beim Asklepius-Kult im antiken Griechenland n. Chr. Derwischorden in der islamischen Mystik (Sufismus) - schamanistische Heilrituale mit z.b. Schaukelrhythmen, ekstatischen Tänzen etc.

3 Francisco de Zurbarán (um 1640): Der heilige Franziskus

4 Kurze Geschichte der Hypnose (Forts. I) Zeitalter der Aufklärung : Hypnose als eine ärztliche Heilmethode, die auf Suggestion beruht - Franz Anton Mesmer ( ), Wien: animalischer Magnetismus, Fluidum - James Braid ( ), engl. Augenchirurg: Hypnose Begriff, Augenfixation : Esdaile, schottischer Chirurg, beschreibt den erfolgreichen Einsatz von Hypnose bei 300 von ihm durchgeführten Amputationen

5 Kurze Geschichte der Hypnose (Forts. II) Wissenschaftliche Ära: Hypnose als normalpsychologisches Phänomen, welches auf Suggestion beruht Schule von Nancy mit Liebeault und Bernheim als Hauptvertreter: Blütezeit der Klassischen Hypnose unter dem Motto Das Wort allein genügt > Ich schläfere in wenigen Secunden durch blossen Verschluss der Augen, durch sanfte Überredung ein, indem ich gleichzeitig der Person suggerire, dass sie sich ganz wohl fühlt,, und dass sie zufrieden ist, so sanft wie ein müdes Kind zu schlafen < (Hippolyte Bernheim: Neue Studien über Hypnotismus, Suggestion und Psychotherapie, übersetzt 1891 von Sigmund Freud) - Charcot ( ), franz. Neurologe, behandelt hysterische Pat. mit Hypnose - J. H. Schultz ( ), dtsch. Nervenarzt, entwickelt Autogenes Training.

6 Kurze Geschichte der Hypnose (Forts. III) Die Arbeiten des amerikanischen Psychiaters Milton Erickson ( ) führen zu einer Renaissance der Hypnose in Form moderner Hypnotherapie : - M.E. befreite die traditionelle Hypnose von ihren schematisierten, direktiven Vorgehensweisen. - Pacing an die Denk- und Erlebensformen, Alltagserfahrungen und Wertvorstellungen des Pat. - Utilisation individueller Ressourcen des Pat.: frühe Lernerfahrungen, Fähigkeiten Ausnahmeverhalten, Bewältigung früherer Krisen, Zukunftsvorstellungen - individuelle Tranceinduktion und Anwendung indirekter Suggestionen. - Therapeut wird Teil des Denk- und Vorstellungssystems vom Pat.: Interpersonale Trance. - Unterbewusstsein als unendlich großer innerer Raum, in dem alles Nützliche, über die Geschichte des Individuums, über seine innere Vielfalt, seine Kompetenzerfahrungen, Lösungs- und Bewältigungsversuche aufbewahrt ist.

7 Trance ist ein spezifisch veränderter Bewußtseinszustand, der durch eine fokussierte Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist mit erhöhter Lernbereitschaft und fähigkeit des Gehirns einher geht mit unwillkürlichen, idiomotorischen Reaktionen verbunden ist eine unmittelbare Erfahrung vermittelt einen inneren Perspektivenwechsel ermöglicht, z.b. durch imaginatives Erleben zu einer Musterunterbrechung führt mit erhöhter Suggestibilität verbunden ist.

8 Hypnosestadien (in Anlehnung an die Brief Stanford Scale ) 1. Hypnoidales Stadium / Entspannungstrance : körperliche Entspannung, Schläfrigkeit; Flattern der Augenlider; Lidschluss; Schweregefühl in den Extremitäten; geistige Entspannung. 2. Leichte Trance: Augenkatalepsie; Katalepsie der Extremitäten; verlangsamte und vertiefte Atmung; langsamer Puls; Abneigung, zu denken und zu handeln; Zeitverzerrung; Analgesie möglich. 3. Mittlere Trance: partielle Amnesie; sensorisches Halluzinationen; vollständige Katalepsie; Altersregression möglich. 4. Tiefe Trance: Fähigkeit, die Augen zu öffnen, ohne die Trance zu beeinflussen; dilatierte Pupillen bei geöffneten Augen; vollständige Amnesie möglich; posthypnotische Suggestionen möglich; Anästhesie möglich; positive u. negative Halluz. möglich.

9 Tranceinduktionstechniken (Beispiele): (Klassisch) Augenfixation (Klassisch) Hypnoider Blick, Sprechverlangsamung mit Pacing von Atemrhythmus (Klassisch) Direkte Suggestionen: Schlaf, Augenschluss, müde sein, tiefer nach innen gehen, es einfach geschehen lassen (Klassisch) Fokussierung auf sinnliche Wahrnehmung von Entspannungsphänomenen (Modern) Konversationstrance, hypnotische Kommunikation: Wiederholungen; Verlangsamung; Betonung von Schlüsselwörtern; Kunstpausen; Metaphern, Bilder, Stories einflechten (Modern) Armkatalepsie: Freundlicher Händedruck, bds. Armhaltung nach Rossi (Modern) Anknüpfen an Alltagstrancen des Pat.: Positiv-T. wie z.b. Erfolgs- o. Entspannungserlebnis / Negativ-T. wie z.b. Grübeln, Angstzustände (Modern) Verwendung imaginativer Techniken

10 Vergleich: Klassische Hypnose vs. moderne Hypnotherapie Klassische Hypnose Arzt hypnotisiert Pat. (traditionelle Suggestivhypnose) Trance als iatrogen herbeigeführte Veränderung des inneren Erlebens Nutzt Folgsamkeit des Pat. Standardisierte Induktionstechniken Direktive Suggestionen Setzt auf ärztliche Heilkunst Eher schematisiertes Vorgehen Moderne Hypnotherapie Hypnose als spezifisch veränderte Kommunikationsform (interpersonale Trance) Trancezustand als normales Alltagsphänomen Fördert Selbstwirksamkeitserleben des Pat. Individualisierte, situativ angepasste Tranceinduktion Indirekte bzw. offene Suggestionen ( Vorschläge ) Setzt auf Selbstheilungskräfte bzw. Eigenressourcen des Pat. Differenzierte Behandlungskonzepte

11 Weitere Infos, auch für interessierte Patienten, unter:

12 Die drei Fachgesellschaften für Ärztliche Hypnose in Deutschland: - Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose (M.E.G.) - Deutsche Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie (DGH) - Deutsche Gesellschaft für Autogenes Training und Ärztliche Hypnose (DGÄHAT Seriöse Infos, auch für interessierte Patienten, im Internet unter: kontakt@dr-hwg.de