Ich glaube ihm. Predigt zu Markus 16, 9-14 von Pfarrer H.-J. Kopkow am
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- Eugen Brodbeck
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1 Ich glaube ihm Predigt zu Markus 16, 9-14 von Pfarrer H.-J. Kopkow am Letztes Wochenende war ja Ostern. Und für viele ist die Osterzeit damit vorbei. Aber das stimmt nicht zumindest nicht, was das Kirchenjahr angeht. Bis Himmelfahrt ist Osterzeit. Die Geschichte, die im heutigen Predigttext beschrieben wird, fällt ebenfalls in die Zeit nach dem Ostertag. Der Evangelist Markus befasst sich deshalb weniger mit der Auferstehung an und für sich. Es geht ihm vielmehr um deren Folgen. Er beschreibt, wie die elf Jünger auf die Botschaft von der Auferstehung reagierten. Und um das, was dann passierte. Ich lese die Verse 9-14 aus dem 16. Kapitel des Markusevangeliums: Nachdem Jesus früh am Sonntag auferstanden war, zeigte er sich zuerst Maria aus Magdala, die er von sieben bösen Geistern befreit hatte. Sie ging und berichtete es denen, die früher mit Jesus zusammen gewesen waren und die jetzt trauerten und weinten. Als sie hörten, dass Jesus lebe und Maria ihn gesehen habe, glaubten sie es nicht. Danach zeigte sich Jesus in fremder Gestalt zwei von ihnen, die zu einem Ort auf dem Land unterwegs waren. Sie kehrten um und erzählten es den anderen, aber die glaubten ihnen auch nicht. Schließlich zeigte sich Jesus den elf Jüngern, während sie beim Essen waren. Er machten ihnen Vorwürfe, weil sie gezweifelt hatten und denen nicht glauben wollten, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen hatten. Soweit der Bericht des Markus. Im Grunde handelt es sich wie bei einem Inhaltsverzeichnis um eine Aufzählung der Erscheinungen des Auferstandenen. Es klingt alles recht trocken und eher summarisch. Aber stellen wir uns das doch einmal vor: Ein Raum im Halbdunkel. Die Fenster von innen mit Brettern vernagelt. Die Türen verbarrikadiert. Auf Stühlen sitzend und auf dem Boden liegend 11 Personen, die Jünger, vereinzelt, in sich zusammengesunken, den Blick gesenkt oder starr ins Leere gerichtet. Einige haben stark gerötete Augen, andere haben den Kopf in den Händen vergraben. Gelegentlich ein Seufzen oder Schluchzen. Einer schlägt in regelmäßigen Abständen seinen Kopf gegen die Wand. Die Zeit scheint still zu stehen. Plötzlich: Hastige Schritte. Es klopft an der Tür. Die Jünger hören das abgemachte Erkennungszeichen. Man öffnet. Herein kommt Maria Mag
2 dalena, völlig außer Atem. Freudig erregt ruft sie in den Raum: Stellt euch vor. Jesus ist auferstanden. Er lebt und ist mir erschienen. Nichts rührt sich. Keine Reaktion. Sie geht ein paar Schritte in den Raum und sagt: Habt ihr nicht verstanden: Unser Herr ist auferstanden. Er lebt. Doch nicht einer, der auch nur den Kopf dreht. Man hört nur, wie einer seufzt. Und das war s. Maria Magdalena geht zu einem der vernagelten Fenster und sagt ein drittes Mal, aber fast nur noch wie zu sich selbst: Der Herr ist auferstanden. Sie weiß schon, dass ihre Botschaft die Herzen der Jünger nicht erreicht. Trostlose Stille liegt über dem Raum... Den beiden Jüngern, die dem Auferstandenen auf ihrem Heimweg nach Emmaus begegnet waren, ergeht es nicht anders: Die 11 Jünger schenken ihrer Botschaft keinen Glauben. Bei Markus heißt es über das Verhalten der Jünger nur: Sie glaubten ihnen nicht. Aber warum? Warum glaubten sie nicht? Die Antwort ist einfach: Sie konnten nicht. Sie konnten es einfach nicht glauben, dass der Gekreuzigte auferstanden sein sollte. Es war ja aber auch wirklich ganz und gar unglaublich. Aber nicht nur die Auferstehung, auch das Verhalten der Jünger war unglaublich. Hätte man nicht gerade von ihnen erwarten dürfen, dass sie das mit der Auferstehung glaubten? Und genau das taten sie nicht, zumindest zunächst nicht. So unglaublich, wie es klingt: Sie glaubten nicht. Wer von uns also so seine Schwierigkeiten mit der Botschaft von der Auferstehung hat, der befindet sich mit seinen Skrupeln wie wir hier sehen - in erlauchter Gesellschaft. Ja, da stellt sich doch die Frage: Wie und wo fängt das mit dem Glauben eigentlich an? Und ich meine mit Glauben jetzt nicht, dass jemand - und sei es mit den Worten des Glaubensbekenntnisses - Glaubensinhalte benennt. Ich meine dies Vertrauen, dass einer dem anderen entgegen bringt, das Vertrauen, das wir Gott entgegen bringen. Von den Jüngern heißt es zunächst: Sie glaubten es nicht. Und doch war es so. Und doch war der Herr auferstanden. Die Wirklichkeit seiner Auferstehung war nicht davon abhängig, ob sie es glaubten oder nicht. Das ist wie mit der Liebe der Eltern zu den Kindern. Manche Kinder meinen zu Unrecht, ihr Vater oder ihre Mutter würden sie nicht lieben.
3 Und natürlich sehnen sich solche Kinder nach der Liebe des Vaters, nach der Liebe der Mutter. Welch eine Befreiung, wenn solchen Kindern durch einen glücklichen Umstand dann doch deutlich wird, dass der Vater, dass die Mutter sie die ganze Zeit geliebt hat, auch in der Zeit, als das Kind davon nichts zu spüren meinte. So ist es mit der Auferstehung und dem Auferstandenen auch. Sie sind Wirklichkeit - auch ohne unser Zutun, auch ohne unseren Glauben. Glücklich der Mensch, dem sich - durch welche Umstände auch immer - die Wirklichkeit der Auferstehung und die Wirklichkeit des Auferstandenen erschließt. Wie wir aus der Geschichte wissen, ließen sich die Jünger ja erst dadurch überzeugen, dass Jesus ihnen ganz persönlich erschien. Vermutlich störte es sie nicht wirklich, dass er sie wegen ihres Unglaubens tadelte, weil sie denen nicht glauben mochten bzw. nicht glauben konnten, die ihnen ja schon vorher davon berichtet hatten. Hauptsache, er war auch ihnen erschienen. Den Tadel werden sie gern in Kauf genommen haben. Aber so hatten sie nun Gewissheit. Und darauf kam es an. Ich denke, dass die Jünger unser ganzes Verständnis haben. Denn: Machen wir es denn anders? Geht es uns nicht ein Stück weit wie den Jüngern? Jahr um Jahr hören wir die Botschaft von der Auferstehung. Aber glauben wir sie? Sind wir uns sicher? Sind alle Zweifel ausgeräumt? Vermutlich möchten Sie jetzt von sich sagen: Ja, aber sicher glauben wir, dass Jesus lebt, dass er auferstanden ist, dass wir auferstehen werden. Dann seien Sie jetzt bitte nicht allzu schockiert, wenn ich sie einlade, für einen Moment nicht frömmer sein zu wollen als die Jünger. Gehen Sie Ihrem Zweifel und Unglauben auf den Grund. Vielleicht ist das mit dem Unglauben und mit dem Zweifel ja gar nicht nur schlecht. Denn wer zweifelt, dem wollen wir mal unterstellen, dass er es sich nicht leicht macht, dass er nicht einfach um des lieben Friedens willen Ja, ich glaube sagt. Nicht wahr? Das wäre ja auch eine Möglichkeit. Man überspringt alle Fragen und allen Zweifel und sagt einfach: Ich glaube. Nur: Was hat man davon. Da wäre es doch besser, man bliebe wie die Jünger fragend und zweifelnd. Denn das Zweifeln und Fragen hält
4 das Ganze offen und es bleibt spannend. Wer zweifelt, will es ja eben nur genauer wissen. Sehen Sie: Wenn ich mit meiner Suche, mit meinem Fragen fertig bin, wenn ich den Glauben habe, dann ist alle Spannung raus, dann bin ich nicht mehr unterwegs, nicht mehr auf der Suche, dann ist das alles schnell historische Wahrheit von gestern, aber nichts mehr, was mich hier und jetzt umtreibt. Aber genau darauf käme es an, dass uns der Versuch umtreibt, mit dem Auferstandenen in Berührung zu kommen, dass uns nicht nur die Botschaft von der Auferstehung, sondern die Gegenwart des Auferstandenen bestimmt. Es ist ja schön, dass die damals dem Auferstandenen begegnet sind. Aber was hilft uns das, wenn wir heute nicht ähnliche Erfahrungen machen können. Und damit geht es uns so ähnlich wie den Jüngern, bevor sie ihre eigenen Erfahrungen mit dem Auferstandenen machten. Ist das nicht bis heute so, dass viele Menschen Jesus ob seiner Worte und Taten sehr bewundern und schätzen, aber nicht glauben können, dass er auferstanden ist und lebt - ja auch heute noch, mitten unter uns lebt. Das ist doch der eigentliche Knackpunkt. Um zu dieser Gewissheit zu kommen, muss man nicht Begegnungen gehabt haben, wie die Jünger damals. Aber es muss etwas passieren, an dem man nicht vorbei kommt, etwas Zwingendes, etwas Umwerfendes, etwas, was das Leben entscheidend verändert. Im Grunde lädt uns der Bericht von den ungläubigen Jüngern ein, unsere Fragen und Zweifel wahrzunehmen und zuzulassen, sie nicht einfach zu überspringen. Wir sind eingeladen, das mit dem Auferstandenen und mit den Zweifeln nicht als abgeschlossene Geschichte zu den Akten zu legen, sondern solange zu bedenken und offen zu halten, bis es für uns immer klarer wird. Die Geschichte lädt uns ein, dem Zeugnis von der Auferstehung folgend nach eigenen Erfahrungen mit dem Auferstandenen zu suchen. Dabei ist ein fragendes Zweifeln unter Umständen hilfreicher als ein alles nachplapperndes Für-richtig-Halten à la Ich weiß schon. Es lohnt sich, an dieser Stelle etwas zu investieren und nicht gleich wieder zur Tagesordnung überzugehen. Alle Fragen und alle Zweifel sollten wir nicht verdammen, sondern als das nehmen, was sie sind, Hil
5 fe zum Glauben, zum Glauben an den Auferstandenen. Für ihn sollten wir offen bleiben. Ihm sollten wir vertrauen. Amen.
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