Nina Ruge u n d s e i n e Brüder

Transkript

1 Nina Ruge und seine Brüder

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4 Nina Ruge und seine Brüder

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6 Nina Ruge und seine Brüder Illustrationen von Stephanie Villiger

7 impressum 1. Auflage 2009 Copyright der deutschen Ausgabe: 2009 LOKOMOTION Verlag Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages nicht zulässig und strafbar. Das gilt vor allem für Vervielfältigung, Übersetzungen, Mikrofilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. ISBN: Illustrationen: Stephanie Villiger Covergestaltung und Gesamtbearbeitung: Stephanie Villiger Bearbeitung und Lektorat: Dr. Renate Oettinger Druck: Druckerei Joh. Walch Printed in Germany Für Fragen und Anregungen: Fordern Sie unser Verlagsprogramm an: LOKOMOTION Verlag ein Imprint des IMAGINE Verlag Thomas Stolze Johann-Biersack-Str Feldafing Tel. +49 (0)

8 Inhalt Josef der besondere Sohn 9 Josef in größter Gefahr 19 Gott prüft Josef in Ägypten und er hilft ihm auch 35 Josef im Gefängnis doch Gott hat mit ihm Besonderes vor 45 Gott macht aus Josef einen mächtigen Mann 55 Josef rettet mit Gottes Hilfe die Ägypter vor der Hungersnot 69 Josef trifft seine Brüder wieder 77 Die zweite Reise nach Ägypten 91 Der verhängnisvolle Becher 103 Josef gibt sich zu erkennen 113 Jakob kehrt zu Josef heim 123 Bei Josef finden alle Zuflucht 127 Jakobs letzter Wunsch 135

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10 Josef der besondere Sohn Die Geschichte Josefs ist auch die Geschichte einer ganz besonderen Familie. Das Oberhaupt dieser Familie war Jakob. Jakob hatte sein Leben nicht gerade selbstlos und erfüllt von der Liebe zu Gott und seinen Mitmenschen verbracht. Immerhin hatte er nun Frieden geschlossen. Er hatte seine Fehler bereut, und so wurde ihm verziehen, von allen, die er betrogen hatte. Sogar Gott hatte ihm vergeben. Nun hatte er sich im Land Kanaan angesiedelt, wo auch schon sein Vater Isaak gelebt hatte. Allerdings war Isaak in dieser Gegend nie so richtig heimisch geworden. Jakob erging es anders: Er hatte eine Menge Söhne, nämlich zwölf und 9 Josef der besondere Sohn

11 mit ihnen bebaute er Ackerland und züchtete Vieh. Die beiden Jüngsten seiner Söhne liebte er am meisten, denn die hatte er mit seiner Lieblingsfrau Rahel gezeugt. Josef war der Elfte und damit Zweitjüngste der Riesen-Kinderschar, Benjamin die Nummer zwölf und der Jüngste. Josef war nun 17 Jahre geworden und damit alt genug, um die Schaf- und Ziegenherden seines Vaters auf den trockenen Weiden zu hüten. Zwei der jüngeren Halbbrüder waren auch oft mit dabei. Die hatten allerdings ziemlich häufig nur dummes Zeug im Sinn, hetzten die Tiere sinnlos herum, klauten den Nachbarn wertvolles Obst oder kümmerten sich einen Dreck darum, wenn etwa ein Jungtier von der Mutter verstoßen wurde und zu verhungern drohte. Josef sah natürlich, was seine Halbbrüder da trieben, und wusste sich nicht anders zu helfen, als dem Vater von den übelsten Streichen der Jungs zu berichten. Denn Josef war aus der Art geschlagen. Er hatte weder Lust am Lügen und Betrügen, noch sah er gerne Tiere leiden. Er arbeitete gerne, und er wollte Erfolg und ein gutes Einkommen mit Ehrlichkeit erreichen. Dass so ein Verhalten von seinen zehn älteren Brüdern nicht gerade mit Applaus bedacht wur- 10 Josef der besondere Sohn

12 de, versteht sich von selbst. Sie waren neidisch auf diesen Jungen, der immer zu wissen schien, was gut und richtig ist, der eine Art inneren Frieden ausstrahlte, was die anderen überhaupt nicht ertragen konnten. Und bald gab es noch mehr Grund, neidisch auf den kleinen Bruder Josef zu sein. Denn Vater Jakob machte keinen Hehl daraus, welche seine Lieblingssöhne waren, und ließ zu allem Überfluss auch noch für Josef einen wunderschönen, ja geradezu prächtigen Umhang einen Kaftan schneidern, wie ihn keiner der anderen Brüder jemals besitzen würde. Das saß tief. Seit Josef dieses wertvolle Stück besaß, musste er sich eingestehen: Nun wurde er von seinen älteren Brüdern abgrundtief gehasst. Sie versuchten ihm Fallen zu stellen, wo sie nur konnten. Am liebsten aber taten sie so, als sei er Luft für sie. Josef versuchte, sich das alles nicht allzu nahegehen zu lassen, und tat seine Arbeit. Er kümmerte sich sorgfältig und mit ganzer Kraft um einige der Ziegen- und Schafherden der Familie. Josef träumte viel, und er glaubte an das, was man in seiner Welt des Orients über die Kraft von Träumen sagte: Sie seien Mitteilungen direkt von 11 Josef der besondere Sohn

13 Gott. Doch er erzählte niemandem von seinen farbenfrohen nächtlichen Erlebnissen. Eines Morgens jedoch konnte er nicht an sich halten. So intensiv, so farbig, ja, so deutlich war sein Traum gewesen, dass er ihm sogar wirklicher erschien als der klare blaue Himmel, der sich im Morgenlicht bis zum Horizont spannte. Und so sprudelte der Traum regelrecht aus ihm heraus. Er ahnte nicht, was er damit anrichten würde. Auch wenn ihr s sonst nicht tut, heute müsst ihr mir zuhören, Brüder!, rief er laut. Mürrisch hoben einige die Köpfe, andere spitzten zumindest die Ohren. Stellt euch vor, was ich geträumt habe! Verächtliches Zischen. Träume, was würde der Kleine schon träumen! Wie immer zur Erntezeit waren wir auf dem Feld, und jeder von uns band gerade die geschnittenen Halme zu einer Garbe zusammen. Und als wir alle fertig waren damit, da geschah etwas sehr Merkwürdiges. Soso, gähnte Ruben, der Älteste. Du hast wohl vergessen, dass ich DICH die Ähren binden lasse. Ich selbst rühre keine einzige an! Allgemeines Gelächter. Warte, warte, Ruben!, rief Josef. Es kommt 12 Josef der besondere Sohn

14 noch besser! Meine Getreidegarbe richtete sich plötzlich auf und reckte sich stolz, ganz gerade war sie. Josef hob beide Hände, um das Bild von den sich aufrichtenden Ähren in der Luft nachzuzeichnen. Ja, und eure Garben, die sind dann einfach zu meiner herübergekommen und haben sie umringt. Plötzlich hatten die klitzekleine Füße unten dran und konnten zu dir hinwatscheln!, spottete Juda, der zweitälteste Sohn Jakobs. Warte, warte, Juda!, rief Josef. Es kommt noch besser! Als sich alle Garben um meine herum aufgestellt hatten, da wurden sie noch krummer, als sie vorher schon waren. Ja, sie verbeugten sich tief vor meiner Garbe. Höhnisches Gezeter folgte. Das hätte sich Josef denken können, dass dieser Traum keinem seiner Halbbrüder gefiel. Spiel dich nur auf, Kleiner, sag es doch ganz offen, wie du das meinst!, schnaubte Ruben. Du träumst davon, dich als Herrscher über uns aufzuspielen, als eine Art König sogar! Na, dein schicker Kaftan mag ja dazu passen. Aber wir werden dir schon zeigen, wer Herr ist im Haus und wer Knecht, mein Lieber! Keine Frage, jetzt hassten sie ihn noch mehr. 13 Josef der besondere Sohn

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