Erfahrungsbericht Lunds Universitet, Schweden

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1 Erfahrungsbericht Lunds Universitet, Schweden Johannes Werner 29. Juli Vorbereitung vor dem Aufenthalt Im zweiten Semester kam mir die Idee ein Erasmusjahr einzulegen, nach der ersten Infoveranstaltung des Fachbereichs el meine Wahl direkt auf Schweden, sodass ich im 3. Semester einen Sprachkurs in Schwedisch belegt habe. Auch die bürokratischen Hürden konnte ich mit Hilfe meines Auslandsbetreuers problemlos überwinden. 2 Anreise und erste Tage vor Ort Angereist bin ich mit der Bahn zusammen mit 2 Kommilitonen einen Tag vor dem Arrivalday. Wir drei hatten alle noch keine Wohnung und haben uns daher in der Jugendherberge einquartiert. Alternativ bietet das IHO auch einen Saal an, wo man auf dem Fuÿboden die Nacht verbringen kann. Für alle Wohnungslosen gibt es am Arrivalday nochmal eine letzte Liste, an der die letzten Wohnungen vergeben werden. Diese Liste arbeitet strikt nach dem FristIn - FirstOut - Verfahren und die Leute, die die Nacht in den Saal verbracht haben, stehen somit weit vorne. Der Arrivalday besteht hauptsächlich aus Warten: Warten darauf, dass man endlich eine Wohnung bekommt, ich war Platz 146 und musste 5 Stunden darauf warten, bis die Schlange zu dieser Nummer kam und hatte das Glück, die letzte verfügbare Wohnung in Lund zu bekommen, die späteren Pechvögel mussten eine Wohnung in Malmö beziehen. Warten darauf, dass man seine Infotüte bekommt, die jede Menge Broschüren enthält, Stadtpläne, eine Sim - Karte von Comviq und weiteren Kram. 1

2 Warten darauf, dass man seinen Haustürschlüssel bekommt, dies hat 4 Stunden gedauert. Damit man ihn bekommt, muss man sofort in der nächsten Bank 1,5 Monatsmieten einzahlen. Warten darauf, dass der Shuttlebus einem endlich zur Wohnung bringt. Die erste Woche nden OWO - typische Veranstaltungen statt, wie ein Stadtrundgang, ein IKEA - Besuch oder weitere Infoveranstaltungen. 3 Leben in Lund 3.1 Wohnen Ein Groÿteil der Studenten wohnt in Studentenwohnheimen, die von AF Bostäder verwaltet werden. Die Wohnungsvergabe des AFBs erfolg über eine Liste mit dem FirstIn - FirstOut - Verfahren. Für Neustudenten der Lunds Universitet gibt es ein Lotterieverfahren, über einen kurzen Zeitraum werden Anmeldungen gesammelt und deren Reihenfolge in der Liste wird per Zufallsverfahren bestimmt. Privater Wohnraum ist eher unüblich und deutlich teurer. Über die Website bopoolen.nu ndet man Anzeigen von Privatpersonen. Ich fand meine beiden Wohnungen über die Vermittlung des IHO am Arrivalday Klostergarden Die ersten 5 Monate bezog ich ein Apartment in Klostergarden. Das IHO bietet dort WG's und aufgrund der Wohnungsnot auch 1 Zimmer Apartments an, diese Apartments sind ursprünglich nicht für Studenten gedacht und daher sehr teuer in der Miete (4800 Kronen warm). Die Apartments sind möbliert und mit jede Menge Kram von den vorherigen Bewohnern gesegnet. Zwei Supermäckte liegen direkt neben dem Gebäude. Zu Fuÿ läuft man zur Uni ca. 35 Minuten, mit dem Fahrrad radelt man ca. 15 Minuten, die Busverbindung benötigt 30 Minuten für die Strecke und fährt alle 15 Minuten (Angaben betreen Kårhuset) Vildanden Aufgrund des sehr hohen Mietpreises meiner Wohnung in Klostergarden zog ich zum Semesterwechsel in einen Corridor - Room in Vildanden um. Vildanden liegt im Westen von Lund und ist ein typisches Studenwohnheim des AFBs, 16 Studenten teilen sich einen Korridor. Jeder hat sein eigenes geräumiges Zimmer während man sich die Küche 2

3 gemeinsam teilt. In den Korridoren in Vildanden besitzt jeder sein eigenes Bad, aber dies ist keine Selbstverständlichkeit. Die Miete betrug 2700 Kronen warm. Ein Supermarkt liegt direkt neben dem Gebäudekomplex, zwei weitere sind 5 Minuten Laufweg entfernt. Zu Fuÿ benötigt man 30 Minuten zur Uni, mit dem Fahrrad ca. 15 Minuten und mit dem Bus ca. 15 Minuten, wobei man einmal Umsteigen muss. 3.2 Mobilität Lund ist eine Fahrradstadt. Die Infrastruktur ist darauf ausgelegt, dass der innerstädtische Verkehr über das Fahrrad abläuft, dementsprechend gut ausgebaut sind die überall vorhandenen Fahrradwege. Zu den obersten Prioritäten eines ankommenenden Austauschstudenten gehört es daher sich ein Fahrrad zu kaufen. Die groÿe Nachfrage um dem Arrivalday herum sorgt leider für leere Geschäfte. Ich kaufte mein Fahrrad bei einem Fahrradmarkt der von Lundaböcker organisiert war. Lundaböcker ist ein Partner von ESN in Lund und nutzt den akuten Bedarf an Fahrrädern aus um Lunds - Less - Wanted zu verkaufen. Für mein Fahrrad bezahlte ich 600 Kronen plus 300 Kronen für Licht und Schloss und im Laufe des Jahres kamen über 1000 Kronen an Reparatur hinzu. Meine Empfehlung lautet daher: Lieber etwas mehr Geld bei einem richtigen Fahrradladen bezahlen, als die Katze im Sack zu kaufen. Der Zustand des öentlichen Nahverkehrs lässt sich mit dem von Darmstadt vergleichen. Busse fahren regelmäÿig in relativ kurzen Abständen, der letzte Bus fährt unter der Woche recht früh, sodass man für abendliche Unternehmungen auf ein Fahrrad angewiesen ist. Bezahlt wird im Bus mit der Yoyo - Karte. Dies ist eine RFID - Karte, die auf Prepaid - Basis funktioniert. Sie lässt sich an Automaten oder im Kiosk auaden. 18 Kronen kostet eine Stunde Busfahren in der Lund Parzelle. Auch der regionale Bahnverkehr wird per Yoyo - Karte bezahlt. 3.3 Schwedisches Bankkonto Die Schweden besitzen ein eigenes Überweisungssystem, ähnlich einer Überweisungsvorlage, die mit den die Rechnungen verschickt werden. Da beim Bezahlen der Rechnung am Bankschalter Gebühren anfallen, lohnt sich das Erönen eines schwedischen Bankkontos. Dieses geht problemlos mit Hilfe des Personalausweises, dem letter of acceptance und des Mietvertrages. Wichtig ist dabei zu betonen, dass man kürzer als ein Jahr in Schweden wohnt, da man so nur ein abgespecktes Konto ohne Internetbanking besitzen darf, für ein vollwertiges Konto braucht man eine schwedische Personalnummer, welche man, wenn 3

4 man länger als ein Jahr in Schweden bleibt, bei der Immigrationsbehörde beantragen muss. 3.4 Freizeitgestaltung Das Nachtleben in Lund ist von den Studentenverbindungen, den sogenannten Nations, geprägt. An Mitglieder entfällt die Alkoholausschanksteuer, daher sind deren Feiern sehr beliebt und fast jeder Student Mitglied einer Nation. Mitglied wird man gegen eine Semestergebühr, die Nations sind über einen Dachverband organisiert, sodass man mit einer Mitgliedschaft auch die anderen besuchen kann. Es gibt eine Vielzahl an Unisportmöglichkeiten und sonstigen sportlichen Angeboten. Die Mitgliedschaft im Fitnessstudio mit Zugang zum Kraftraum kostet ca. 900 Kronen für 6 Monate. Als Ausugsziele sind die Hauptstädte Stockholm, Kopenhagen, Oslo, Talinn und Helsinki wohl ein Must-have. Reisen zu diesen Zielen werden unter anderen vom ESN organisiert und angeboten. Auch ein Besuch von Lappland im Winter ist empfehlenswert. Für Austauschstudenten die ein ganzes Jahr bleiben sei gesagt, dass über die Sommersemesterferien Lund wie ausgestorben ist, da alle schwedischen Studenten in ihre Heimatorte reisen, auch die örtlichen Entertaiment - Anbieter reagieren darauf und schliessen über diesen Zeitraum. 4 Studieren Zu Beginn eines jedem Semesters wird von den Professoren eine kurze Veranstaltung abgehalten, in der sie ihre Kurse vorstellen. Angemeldet wird sich über ein bestimmtes Formular, mit dem man sich mit seinen Koordinator abstimmen muss. Wichtig dabei ist für Leute mit Zweitnamen, immer die Angaben der ursprünglichen Bewerbung zu benutzen, da es sonst zu Unstimmigkeiten im Verwaltungssystem kommt. Die meisten Kurse laufen über 7-8 Wochen und erwarten eine schriftliche und eine mündliche Prüfung. Jede Prüfung besitzt einen Nachschreibetermin. Da man von auÿerhalb kommt und somit quer einsteigt in die Studienordnung, fällt schonmal die eine und andere Klausur auf den gleichen Termin. Durch das Quereinsteigen bendet man sich auch im Nirgendwo der schwedischen Lernkurve, wodurch man sich Kurse mit sehr unterschied- 4

5 lichen Anspruchsniveaus anhört. Galois Theorie und Lineare Funktional Analysis fallen unter die sehr anspruchsvolle Kategorie, während Diskrete Mathematik oder Gewöhnliche Dierntial Gleichungen für einen Mathematikstudenten im 5. Semester eine eher leichtere Übung darstellen. Die Professoren orientieren sich in allen Vorlesungen an Büchern, selbsterstellte Skripte existieren nur in Ausnahmen. Die meisten Vorlesungen bieten eine Übung an. Leider laufen gerade die anspruchsvollen Vorlesungen ohne eine Übung ab, somit ist es in diesem Falle ratsam dem Professor aufzusuchen und nach geeignetem Übungsmaterial zu fragen. 5 Fazit Das Jahr in Schweden war eine sehr interessante Erfahrung, wobei ich jedem empfehlen würde, ein ganzes Jahr ins Ausland zu gehen. 5