DIE GLASMENAGERIE. Ein Spiel der Erinnerungen von Tennessee Williams SCHAUSPIEL WUPPERTAL

Transkript

1 DIE GLASMENAGERIE Ein Spiel der Erinnerungen von Tennessee Williams SCHAUSPIEL WUPPERTAL

2 DIE GLASMENAGERIE Ein Spiel der Erinnerungen von Tennessee Williams Deutsch von Jörn van Dyck AMANDA WINGFIELD, die Mutter LAURA WINGFIELD, ihre Tochter TOM WINGFIELD, ihr Sohn JIM O CONNOR, ein netter junger Mann JULIA WOLFF LENA VOGT KONSTANTIN RICKERT ALEXANDER PEILER REGIE BÜHNE & KOSTÜME DRAMATURGIE & PRODUKTIONSLEITUNG REGIEASSISTENZ INSPIZIENZ SOUFFLAGE MARTIN KINDERVATER ANNE MANSS PETER WALLGRAM JONAS WILLARDT CHARLOTTE BISCHOFF CARMEN FETT Aufführungsdauer: ca. 2 Stunden, keine Pause Mit freundlicher Genehmigung der University of the South, Sewanee, Tennessee Aufführungsrechte: Jussenhoven & Fischer, Theater & Medien PREMIERE AM 16. JUNI 2018 IM THEATER AM ENGELSGARTEN Technische Direktion MARIO ENGELMANN. Werkstatt-Koordination MATTHIAS KILGER. Veranstaltungstechnik HOLGER STUFFMANN, JONAS VONDRLIK, PHILIPP COEN. Leitung Kostüm PETRA LEIDNER, ELISABETH VON BLUMENTHAL; Assistenz SARAH PRINZ. Leitung Maske MARKUS MOSER. Licht MARCEL KALESSE, Florian Kerl; Leitung FREDY DEISENROTH. Ton KEVIN STAPLES, JONAS VONDRLIK, PHILIPP COEN, JAN KREIENKAMP; Leitung THOMAS DICKMEIS. Leitung Requisite CHRISTIAN BECKERS.

3 Julia Wolff, Konstantin Rickert

4 DIE TUGEND FOTOGRAFISCHER EXAKTHEIT Anmerkungen des Autors zur Aufführung Die Glasmenagerie ist ein»spiel der Erinnerungen«und kann deshalb sehr frei von allen Theaterkonventionen aufgeführt werden. Wegen des höchst delikaten und zarten Materials, aus dem das Stück gebildet ist, spielen die atmosphärischen Details und szenischen Feinheiten eine außerordentliche Rolle. Expressionismus und alle anderen unkonventionellen Dramentechniken haben nur ein wichtiges Ziel, und das ist, der Wahrheit näher zu kommen. Unkonventionelle Techniken werden nicht deshalb in einem Stück verwendet sollten es zumindest nicht, um sich der Verantwortung gegenüber der Wirklichkeit zu entziehen oder Lebenserfahrungen zu interpretieren, sondern sollen versuchen, einen näheren Zugang zu finden, einen schärferen und lebhafteren Ausdruck für die Dinge, wie sie sind. Das streng realistische Stück mit Originalkühlschrank und authentischen Eiswürfeln, mit Figuren, die genauso wie die Zuschauer reden, entspricht akademischer Sorgfalt und besitzt die Tugend fotografischer Exaktheit. Heutzutage sollte aber jedermann wissen, wie unwichtig fotografische Exaktheit in der Kunst ist: dass Wahrheit, Leben, Wirklichkeit etwas Orga nisches sind und von der poetischen Vorstellungskraft letztlich nur durch Übertragung wiedergegeben und vermittelt werden können, durch Verwandlung in andere als nur äußerlich in Erscheinung tretenden Formen. Tennessee Williams im Vorwort zu Die Glasmenagerie, 1944

5 Konstantin Rickert, Alexander Peiler IM BANN DER ERINNERUNG Jeder kennt den sogenannten»madeleine-effekt«, benannt nach einer Szene aus Marcel Prousts Monumentalroman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit : ein sensorischer Reiz, ein Geruch, ein Geschmack, ein Lied rufen eine blitzartige Erinnerung hervor, verursachen eine urplötzliche Reise zurück in die Kindheit oder Jugend. Auch das kulturelle Gedächtnis einer ganzen Gesellschaft verfügt über Schlüsselereignisse, die nur anzitiert werden müssen, um ein kollektives»ach, damals«hervorzurufen. Besonders Kinofilme und Musiktitel eignen sich, die eigene Biografie zu verankern: Mit wem habe ich Kill Bill gesehen? Wer legte bei Titanic seinen Kopf auf meine Schulter? Scarlett O Hara beim gemeinsamen Videoabend mit den besten Freundinnen?

6 Denk mal, damals gab s noch Videokassetten! Apropos Kassetten: das Mixtape, das mir XY geschenkt hat. Dieses eine Lied Ohne Erinnerungen gäbe es keine Persönlichkeit. Ohne Gedächtnis zerfiele unser Bewusstsein in so viele Splitter, wie es Augenblicke zählt. Ein jeder schleppt wie Tom Wingfield einen ganzen Überseecontainer von Erinnerungen mit sich herum. Und immer wieder kommt aus diesem Container ein Stück zum Vorschein: Die Zeitmaschine wird angeworfen und das Gefühlskino spielt Schmerz, Lust, Trauer, bringt uns zurück in Zeiten der Sehnsucht und der Träume. Auf eines dürfen wir allerdings nicht vertrauen: dass unsere Erinnerung der Wahrheit entspricht, dass sich alles so zugetragen hat, wie es in unserem Hirn herumspukt. Peter Wallgram Alexander Peiler, Lena Vogt

7 Konstantin Rickert, Julia Wolff Die Glasmenagerie, 1944 in Chicago uraufgeführt, verschaffte dem damals 33-jährigen Tennessee Williams seinen großen Durchbruch. Er wird heute zu den drei wichtigsten US-amerikanischen Dramatikern des 20. Jahrhunderts gezählt. Das Stück weist unübersehbare autobiographische Züge auf: Der Vater alkoholkrank, die Mutter krampfhaft darum bemüht, die gesellschaftliche Stellung der Familie wenigstens nach außen zu wahren, die Schwester geistig behindert und Williams selbst nach einem abgebrochenen Studium als Lagerarbeiter in einer Schuhfabrik. Er schrieb wie besessen, um der Ödnis des Schichtdienstes zu entkommen.

8 Impressum Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH, Spielzeit 2017/18 Kurt-Drees-Str. 4, Wuppertal, Intendant Oper BERTHOLD SCHNEIDER; Intendant Schauspiel THOMAS BRAUS; Generalmusikdirektorin JULIA JONES; Geschäftsführer ENNO SCHAARWÄCHTER; Aufsichtsratsvorsitzender OBERBÜRGERMEISTER ANDREAS MUCKE Probenfotos Uwe Schinkel Textnachweise: Die Tugend fotografischer Exaktheit stammt aus dem Vorwort von Tennessee Williams zu Die Glasmenagerie, 1944 Im Bann der Erinnerung ist ein Originalbeitrag von Peter Wallgram für dieses Programmheft, ebenso die Informationen zum Autor. Redaktion: Peter Wallgram, Elisabeth Wahle Grafisches Konzept: BOROS Layout, Satz + Organisation: Lüker Schink, Elham Hornung Druck: Druckerei Hitzegrad GmbH & Co. KG Folgen Sie uns unter: gefördert vom