Die Berührung berührt durch den Berührten sich selbst. Berührung ohne Objekt und ohne Subjekt. Andreas Stötter

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1 Die Berührung berührt durch den Berührten sich selbst. Berührung ohne Objekt und ohne Subjekt. Andreas Stötter 117

2 16. Kapitel Die absolute Berührung Zum Abschluss noch eine Betrachtung vom absoluten Standpunkt aus gesehen. Das nun Folgende ist nicht unbedingt mit dem denkenden Geist zu verstehen. Man kann es nur mit intuitiver Erkenntnis begreifen und folglich ist es auch nicht für den Verstandes-Geist gedacht. Und doch kann es sein, dass es Sie tief berührt, etwas in Ihnen in Resonanz geht. Letztendlich ist alles Leben Berührung, in der äußeren Welt wie in der Innenwelt. So berührt z. B. jeder Laut, der an Ihr Ohr gelangt, Strukturen in Ihrem Innenohr, die diese Berührung in Signale umsetzen, die an das Gehirn weitergeleitet werden und dort Bereiche berühren und als Klang wahrgenommen werden. Jedes Lichtpartikel berührt die Netzhaut, die dieses in elektrische Signale umwandelt, die dann wiederum Zentren berühren, die diese Signale in Bilder umsetzen. Genauso verhält es sich mit allen anderen Sinnen. So ist jeder Reiz von außen eine Berührung, die eine Reaktion auslöst, 118

3 die wiederum etwas anderes berührt. Es kann dadurch z. B. ein Gefühl ausgelöst werden. Man ist berührt worden durch eine Information, durch den Anblick von Schönheit, woher auch immer sie kommt, von außen oder von innen. Immer ist es Berührung und löst Berührung aus. Alles berührt sich gegenseitig, kommuniziert, beeinflusst und bedingt sich gegenseitig. Ein kommunizierendes, vernetztes Universum. Leben entsteht durch Berührung. Der Samen berührt die Eizelle, der Wassertropfen die Erde, der Sonnenstrahl die Pflanze und berührendes Leben entfaltet sich daraus. Das Wunder des Lebens ist das Wunder der Berührung. Aber die Kraft, die hinter dieser unglaublich vielfältigen Berührung steckt, die sich eben über Berührung ausdrückt und Leben hervorbringt, die ist nicht fassbar, bleibt im Verborgenen. Wir sehen nur dessen Bewegung in Berührung und Entfaltung, sehen das Manifestierte, die Schöpfung, aber die Schöpferkraft selbst bleibt uns unzugänglich. Und doch werden wir davon berührt, werden ergriffen und bewegt, nicht im Sinnlichen oder im Verstand, sondern tiefer, fundamentaler, in Ahnung und Intuition. Wenn wir diese uns umgebende und uns im Innen berührende Welt betrachten, kann es ein stilles Staunen erzeugen, eine bewegte Ahnung von etwas Größerem, Umfassenderem. Wenn diese tiefe Berührung geschieht, wenn das Unfassbare uns berührt, ungewollt, ungemacht, durch Gnade, dann erreicht es einen Bereich im Innen, der nicht mehr von der 119

4 Schöpferkraft in der Tiefe getrennt ist. Diese Tiefe berührt durch den menschlichen Organismus sich selbst. Die Berührung berührt durch den Berührten sich selbst. Berührung ohne Objekt und ohne Subjekt. Keine Trennung mehr zwischen einem Berührenden und Berührten, nur noch berühren ohne Jemand. Einssein. Dies ist die absolute Berührung, die die relative Berührung transzendiert, die Trennung aufhebt und Leiden beendet. Was bleibt, ist reines Sein, tiefer Frieden, lebendige Stille, ohne Beteiligung eines Jemand, der dies erfährt oder dem dies geschieht. Dieser Jemand, dieses so genannte Ich ist nur noch eine Welle an der Oberfläche des Ozeans. Die Tiefe des Ozeans ist dieser lebendige, berührende Frieden, den die Wellen an der Oberfläche nicht kümmern, keine Bedeutung haben, auch nicht stören, sie gehören einfach dazu. Nichts muss mehr bekämpft werden, nichts gesucht oder gefunden werden, nichts muss wieder erlangt werden oder erwachen. Er gibt nichts außer diese totale, absolute Berührung, die alles mit einschließt, alles erschafft und wieder zerstört in einem ewigen Jetzt. Und das bist du, in Deiner Essenz, unerschaffen und unzerstörbar. Die Essenz erkennt durch diesen Organismus sich selbst, drückt sich durch diesen Menschen absolut einzigartig aus und berührt schöpfend in einem permanenten kreativen Akt die Welt. Diese Berührung kannst du nicht machen, dafür üben oder dich sonst wie bemühen. Wenn erkannt wird, dass dieser Ma- 120

5 cher, der Bemüher selbst, nur eine Welle an der Oberfläche ist, ein getrennter und zeitlich beschränkter Ausdruck der tiefen Schöpferkraft, der Essenz und nicht die Essenz selbst ist, und dieses Erkennen wie eine Erschütterung oder ein Tsunami in dir explodiert, ja dann kann dieses tiefe Berühren durch dich hindurch fließen und Stille aus dir herausbrechen und alles mit sich reißen, was getrennt ist, was nicht du bist, was nicht Eins ist. Diese unio mystica, dieses Nach-Hause-Kommen, das vielmehr ein berührtes Erkennen ist, dass du nie fort warst, nie von zu Hause weg warst, ist das Ende der ewigen Selbstverbesserung, das Ende des Suchens, das Ende des Weges, das Ende des Tuns. Und doch bleibt nichts ungetan, wie Lao Tse dies so schön ausdrückt. Möge die Berührung aus der Tiefe des Seins aus dir hervorquellen und alles Unberührte mit deiner berührenden Liebeskraft bewegen und beleben. 121

6 TIEF BERÜHRT DIE KUNST DER ACHTSAMKEITSMASSAGE WIE DIE KRAFT ACHTSAMER BERÜHRUNG WACHSTUM UND HEILUNG FÖRDERT EIN BUCH VON ANDREAS STÖTTER UND DANIEL STÖTTER Ein berührendes Buch über Berührung Ein Standardwerk mit Tiefgang In dieses Buch fließt die dreißigjährige Erfahrung des Autors als Körpertherapeut, Heilmasseur, Psychotherapeut, Gesundheitswissenschaftler und Ausbildner mit ein. Kein herkömmliches Massage-Technik-Rezeptbuch im Sinne von man streiche dreimal und dann knetet man viermal usw. Es werden tiefgehende Zusammenhänge von Berührung, Massage, Gehirnentwicklung, Gesundheit, Achtsamkeit und Selbsterkenntnis aufgezeigt mit praktischer Massageanleitung Gesamtes Buch lesen? Ja, ich möchte das gesamte Buch lesen Titel: Tief Berührt Die Kunst der Achtsamkeitsmassage 2014 Andreas Stötter Umschlaggestaltung, Layout: Daniel Stötter Lektorat, Korrektorat: Klaus Schwarzer, Helmut Meyer, Andreas Meyer weitere Mitwirkende: Daniel Stötter, Verena Mayr, Dr. med. Michael Harrer Herstellung und Verlag: BoD ISBN: