Häftlinge aus Polen. Zwangsarbeiter-Razzia
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- Lennart Brahms
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1 Häftlinge aus Polen Zwangsarbeiter-Razzia Warschau, vermutlich August Die deutschen Besatzer führten in Straßen und Gebäuden Menschenjagden durch. Die Razzien dienten dazu, junge Männer zwischen 16 und 25 Jahren zur Arbeit nach Deutschland zu bringen. (AGKBZH)
2 Ich war mit der Straßenbahn unterwegs in der Innenstadt, auf dem Weg zur Arbeit. Ich war 17 und Bote bei einem Baugeschäft. Manche Leute in der Straßenbahn sind ausgestiegen und sagten: Da ist dicke Luft.` Aber ich bin weitergefahren. Es waren nur noch 300 Meter bis zur Arbeit. Ich hatte auch solch einen Ausweis: Arbeitskarte, kriegswichtiger Betrieb. Plötzlich hielt die Bahn. Die Straße war ganz abgesperrt von SS und SiPo, Sicherheitspolizei: Alles raus!` Wir mußten uns an die Hauswand stellen: Hände hoch!` Das war die erste große Razzia in Warschau, vordem gab es nur kleine Razzien mit einem LKW. Die fingen vorher, na vielleicht 20 Leute und fuhren die weg. Aber jetzt sind es tausend. Einen Monat später war schon die zweite Razzia, dann die dritte: 5000 Leute - alle direkt nach Auschwitz. In dieser Zeit hatte ich ja noch keine Ahnung, was das ist: Konzentrationslager. MichałPiotrowski, ehemaliger polnischer Häftling, war von April 1941 bis Juni 1942 im KZ Neuengamme inhaftiert. Bericht, nicht datiert (ca.1984), aus: Christoph U. Schminck-Gustavus: Das Heimweh des Walerjan Wróbel, Bonn 1986, S. 51. Pflichten der Zivilarbeiter"
3 Das Leben der polnischen Arbeitskräfte in Deutschland war sehr stark durch Vorschriften eingeschränkt. Das Verlassen des Aufenthaltsortes war verboten. Öffentliche Verkehrsmittel durften nur mit besonderer Genehmigung benutzt werden. Jeder gesellige Verkehr mit der deutschen Bevölkerung war untersagt. Geschlechtsverkehr mit Deutschen wurde mit dem Tode bestraft. Wer gegen die Vorschriften verstieß, wurde häufig ins KZ eingeliefert. (NStAW)
4 Abschrift, Aus dem KZ Auschwitz überstellte die SS in großen Transporten insgesamt mehr als Gefangene ins KZ Neuengamme, um sie dort als Arbeitskräfte einzusetzen. (APMO) Warschauer Aufstand Am 1. August 1944 begann die Armia Krajowa (Heimatarmee) mit einem Aufstand gegen die deutsche Besatzung. In den ersten Tagen der polnischen Erhebung ermordeten die deutschen Kampfeinheiten große Teile der Zivilbevölkerung. Über Polinnen und Polen wurden in die Konzentrationslager verschleppt. Foto: Roman Banach, aus: Z kamerąw powstańczej Warszawie , Warschau 1994, S. 31.
5 Wir sind in den Kellern eines der Häuser. Es sind einige Personen, d. h. Frauen, Kinder und Aufständische. Auf den Hof stürzt eine SS-Truppe (aus der Brigade Dirlewangers). Sie ziehen uns alle aus den Kellern und werfen die Granaten in das Innere. Man stellte uns an die Wand des Hauses, wir warteten auf das Erschießen. Nach einem kurzen Gespräch miteinander [sperrten] die SS-Truppen uns in Wola in eine Kirche, von wo aus man uns in das Lager in Pruszków beförderte. Am nächsten Tag bestiegen wir die Transportwaggons und fuhren in eine unbekannte Richtung. Der Transport zählte etwa 3000 Personen, darin viele Kinder und Frauen. [...] Am Morgen, dem 14. August 1944, kamen wir in Sachsenhausen an. Stanisław Majewicz, ehemaliger polnischer Häftling, war von August 1944 bis Anfang 1945 im KZ Neuengamme (u. a. in den Außenlagern Alt Garge und Hannover-Stöcken) inhaftiert. Bericht, nicht datiert. (ANg) Das Kreuz von Krystyna Razińska Dieses Schmuckstück trug Krystyna Razińska seit ihrer Kindheit. Während des Warschauer Aufstandes 1944 zerbrach es. Dort wo heute der Stein fehlt, hielt ein Draht das Kreuz provisorisch zusammen. Bei ihrer Einlieferung in das KZ Ravensbrück gelang es ihr, das Kreuz zu verstecken und bei sich zu behalten. Nach ihrer Überstellung in das Außenlager Helmstedt-Beendorf wurde es in der dortigen Effektenkammer verwahrt. In den 1950er- Jahren erhielt Krystyna Razińska es über das Rote Kreuz zurück. Ihr Ehemann ließ es in das größere Kreuz einfassen, damit sie es weiterhin als Schmuckstück tragen konnte. Foto: Georg Erdelbrock. (ANg)
6 Dagegen hatte ich so ein kleines Kreuz: Das war kein goldenes Kreuz, es war mit solchen kleinen Brillanten. Und ich habe darauf einen solchen Zwirn aufgewickelt ich habe so ein kleines Rädchen gemacht. Ich hatte gesehen, dass die Frauen es so mit den Trauringen gemacht haben. Vielleicht klappte es, vielleicht klappte es nicht. [ ] Und danach, in der Reihenfolge zu diesem Waschraum. Also man hat uns das Haar ganz wegrasiert, bis zur nackten Haut, und die Untersuchungen waren am schlimmsten, sie haben uns gynäkologisch untersucht, ob jemand etwas versteckt hatte. [ ] Ich wurde von einer Frau [untersucht]. Aber Männer haben das auch gemacht. [ ] Und sie hat mich sehr behutsam untersucht. Aber ich habe mich geschämt. [ ] Wenn es um das Kreuzchen geht, das ich gerettet habe, das hatte ich [ ] bei dieser Treppe hingelegt. Ja, und ich dachte, wenn ich rausgehe, wenn ich durch diese Tür rausgehe, finde ich es vielleicht [ ]. Krystyna Razińska aus Polen war von September 1944 bis Anfang Mai 1945 im KZ Neuengamme (u. a. in den Außenlagern Helmstedt-Beendorf und Hamburg-Sasel) inhaftiert. Bericht, Übersetzung. (ANg)
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