GOZ 2012 Eine neue Welle möglichst elegant meistern

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1 Januar Publication GOZ 2012 Eine neue Welle möglichst elegant meistern Gebrauchsanleitung für die Umsetzung der neuen Gebührenordnung in der eigenen Praxis Die neue Gebührenordnung ist zum in Kraft gesetzt worden. Ich möchte Ihnen hier eine Gebrauchsanleitung zur sinnvollen Umsetzung liefern. Welche Inmationen benötigen Sie? Wo bekommen Sie diese her? Und wie können Sie sie in Ihre Praxis integrieren? Wir können die GOZ- Welle nicht mehr stoppen, aber wir können das Positive aus ihr heraus filtern, sie richtig verarbeiten und für die eigene Praxis umsetzen. Eine große Welle wirkt erstmal bedrohlich. Durch sie wird viel Gischt und Schmutz aufgewirbelt. In ihr ist aber auch Gutes zu finden. Bunte Steine, Muscheln und Treibholz. Sie gilt es zu finden und richtig einzuordnen. Nach fast 24 Jahren GOZ-Stillstand war eine Überarbeitung des Leistungskatalogs der Gebührenordnung mehr als nötig. Leider wurden die Gebührenpositionen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und medizinischen Möglichkeiten nicht ausreichend angepasst. Auch die Kostenentwicklung wurde nicht genügend berücksichtigt. Nur ein Beispiel dafür sind die in zehn Jahren um 84 Prozent gestiegenen Hygienekosten. Es gibt immer mehr Leistungen, die aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und Entwicklungen Einzug in die Praxen gehalten haben. Sie müssen ausreichend honoriert werden. Es kann nicht sein, dass Abb. 1 Die richtige Herangehensweise entscheidet über den Erfolg der neuen GOZ in ihrer Praxis. ( s.media / PIXELIO) zahnmedizinische Leistungen auf höchstem Niveau erbracht werden aber nichts kosten dürfen. Unzureichende Nutzung der alten GOZ Alle Praxen haben sich eine deutlich bessere GOZ gewünscht. Viele Zahnärzte schimpfen über die neue Gebührenordnung. So liest man in der zahnärztlichen Fachpresse, dass die Honorarverbesserungen zu gering ausgefallen sind. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass in vielen Praxen die alte GOZ nicht ausreichend ausgeschöpft worden ist. Vielmehr wurden Abrechnungen erstellt, die dem Patienten möglichst nicht wehtun. Bei der Berechnung der Leistungen wurde oft beim 2,3 fachen Gebührensatz verharrt. Nur sparsam wurden die Faktoren erhöht. Freie Vereinbarungen waren die große Ausnahme. So konnte vermieden werden, dass die Patienten mit nicht vollständig erstatteten Rechnungen zurück in die Praxis kamen. Viele Praxen wollten es vermeiden, sich für ihre Rechnungen rechtfertigen zu müssen. Vielen Praxen war es schlicht lästig, auch noch argumentative Hilfestellung zu leisten. Die Patienten kamen ja mit der Botschaft ihrer Versicherung, es sei falsch abgerechnet worden. All dies bedeutete Stress, den man bekanntlich gerne vermeidet.

2 20 Januar Publication Die neue GOZ wird sich in jeder Praxis anders auswirken. Praxen, die mit der bisherigen GOZ gut zu Recht gekommen sind, werden auch weiterhin mit ihr auskommen auch wenn einige Umstellungen erderlich sind. In manchen Bereichen sind sogar deutliche Verbesserungen erkennbar. Ist eine Praxis spezialisiert, können die Auswirkungen ganz anders sein. Praxen, die die Möglichkeiten der GOZ bereits weitgehend ausgeschöpft haben, werden neue Strategien benötigen, um eine Honorarverbesserung zu erzielen. Praxen mit einem klaren Konzept, die ihren Kostenstundensatz kennen und ihre Leistungen betriebswirtschaftlich kalkulieren, werden mit der neuen GOZ auch in Zukunft klar kommen. Kenntnis des Kostenstun densatz ist die Basis Jede Praxis muss ihren individuellen Kostenstundensatz kennen. Den kann man bei seinem Steuerberater erfragen. Der Kostenstundensatz ist die Grundlage für die Kalkulation jeder Leistung. Wenn der Kostenstundensatz beispielsweise bei 300 liegt, so muss eine Leistung, die 15 Minuten dauert, 75 kosten. Manche Zahnärzte scheuen sich davor, den Kostenstundensatz ihrer Mitarbeiterin mitzuteilen. Für das Erstellen der Heil- und Kostenpläne ist das jedoch unerlässlich. Das Praxisteam ist wesentlich am wirtschaftlichen Erfolg der Praxis beteiligt. Diese Erkenntnis muss im Team bekannt sein und auch gelebt werden. Wenn nun klar ist, welchen Kostenstundensatz die Praxis erzielen muss, ist es ein Einfaches, die Leistungen dementsprechend zu kalkulieren. Eine genaue Kalkulation der eigenen Honorare ist unumgänglich. Wenn wir die neue GOZ-Welle meistern wollen, müssen wir die Tücken der Welle kennen. Da es viele Neuerungen und Änderungen gibt, sollten Sie sich in einem Tagesseminar die nötigen Inmationen holen. Der alleinige Besuch eines Kurses reicht aber nicht aus. Eine Nachbereitung in der Praxis und eine Strategie-Besprechung mit dem Chef sind unumgänglich. In einem GOZ-Kurs Mitte November, äußerte die Referentin mit leichter Ironie: Hiermit ist Ihr Urlaub zwischen den Feiertagen gestrichen. In dieser Zeit müssen Sie Ihre Praxis für die neue GOZ wappnen. Eine gewisse Wahrheit steckte darin. Vergleich GOZ alt und neu Für die Nachbereitung des Seminars und gleichzeitige Vorbereitung für die eigene Praxis ist es sinnvoll, GOZ alt und GOZ neu mittels einer sogenannten Synopse zu vergleichen. Damit wird leicht erkennbar, was ist besser, was ist schlechter bewertet, welche Positionen wurden gestrichen, welche sind neu hinzugekommen? Markieren Sie sich diese Punkte mit verschiedenen Textmarkern. Für viele Leistungen wurden Abrechnungsbestimmungen geändert, ergänzende Bestimmungen muliert und bisher bestehende Unklarheiten in der Abrechnung beseitigt. Bei einem direkten Vergleich erkennen Sie, dass einige Honorierungen deutlich angehoben wurden, wie z.b. Inlays, Kronen und Brückenanker. Brückenglieder wurden abgewertet. Für die professionelle Zahnreinigung gibt es nun eine eigene Leistungsnummer, sodass andere Abrechnungsvarianten entfallen. Auch der Paragrafenteil ist zu berücksichtigen. Alles was nicht in der GOZ enthalten ist, kann nach 6 Absatz 1 analog berechnet werden. Die Zugriffsmöglichkeit auf die GOÄ wurde eingeschränkt und in 6 Absatz 2 mit den geöffneten Bereichen konkretisiert. Lesen Sie auch die allgemeinen Bestimmungen vor jedem Leistungsabschnitt. Dort finden Sie dann beispielsweise im Abschnitt C. Konservierende Leistungen, dass einmal verwendbare Nickeltitanfeilen bei der Wurzelkanalaufbereitung gesondert berechnungsfähig sind. Auf der Internetseite der Bundeszahnärztekammer finden Sie einen sehr ausführlichen Kommentar zur neuen Gebührenordnung: Entscheidender Faktor Dokumentation Das Wissen um die Positionen und deren Abrechnungsmöglichkeiten ist jetzt noch wichtiger als bisher. Alle erbrachten Leistungen müssen auch vollständig zur Abrechnung gelangen. Es dürfen auf keinen Fall Positionen vergessen werden. Am besten sollte bei der täglichen Kontrolle der Tagesstatistik penibel die korrekte Leistungseingabe überwacht werden.

3 Januar Publication Die Dokumentation im Behandlungszimmer wird sehr wichtig: Wie lange dauerte eine Beratung? Worüber wurde aufgeklärt? Welches und wie viel Material wurde verwendet? War eine Behandlung überdurchschnittlich schwierig und wurde überdurchschnittlich viel Zeit gebraucht? Dies sind Grundlagen für die späteren Begründungen bei Steigerungen über den 2,3 fachen Faktor hinaus. Erstellen Sie Checklisten für komplexe Behandlungsabläufe wie Endodontie, Präparationen, Chirurgie und andere Behandlungen. Diese dienen den Kolleginnen im Sprechzimmer und der Abrechnung und erleichtern die vollständige Eingabe in das Abrechnungsprogramm. Bei Bedarf stelle ich Ihnen gerne ein Muster für eine Checkliste zur Verfügung. Nutzen Sie auch die diversen Abrechnungstools. Ich höre immer wieder, dass diese wegen der anfänglichen Kosten nicht in die Praxis integriert werden. Doch bedenken Sie, dass Sie hier wertvolle Inmationen über die gesamte Palette der zahnärztlichen Abrechnung erhalten. Durch die aktuellen Updates sind diese Tools immer auf dem neuesten Stand. Diese und auch den Kommentar der Bundeszahnärztekammer können sie zur Erstellung Ihrer Checklisten nutzen. Unter den Erläuterungen der einzelnen Abrechnungspositionen ist dort aufgeführt, welche Leistungen zusätzlich im Umfeld der Hauptleistung anfallen könnten. Auch beispielhafte denkbare Begründungen für eventuellen Mehraufwand bei den einzelnen Leistungen können Sie teilweise dort einsehen. Tabelle 1 Beispiel Preiskalkulation Im Zweifelsfall werden Sie auch Hilfe in der GOZ-Abteilung Ihrer Zahnärztekammer erhalten. Im Bereich der Implantologie gibt es erhebliche Veränderungen, da hier viele Leistungen neu aufgenommen wurden und der Zugriff auf die GOÄ allerdings insoweit deutlich eingeschränkt wurde. Anpassung der Preiskalkulation GOZ ,3 fach Nutzen Sie die neue GOZ für Preiserhöhungen! Kalkulieren Sie die Preise neu. Die Presse hat es schon genügend verbreitet, sodass die Patienten häufig auf diese Entwicklung vorbereitet sind Nach 24 Jahren Preisstillstand beim Zahnarzt ist ein schlechtes Gewissen sicherlich nicht angebracht. GOZ ,3 fach Vdek 2050 F ,40 27,55 31, DAR analog 68, abzgl. F F ,16 31,30 38, DAR analog 71, abzgl. F F ,80 38,42 48, DAR analog 83, abzgl. F F ,15 41,62 56, DAR analog 99, abzgl. F4 GOZ 2012 Pos. f. Restaurationen Steigerungsfaktor neu Es geht hier nicht nur um unsere Privatpatienten, denn einen Großteil der privaten Leistungen berechnen wir bei unseren gesetzlich krankenversicherten Patienten. Schauen Sie, welche Honorare Sie bisher für Restaurationen mit plastischem Füllmaterial und dentinadhäsiven Rekonstruktionen (DAR) in Rechnung gestellt haben, und wie Sie nun mit der neuen GOZ kalkulieren müssen. Welche Faktoren müssen Sie berechnen, um das Gleiche oder höheres Honorar als 2011 zu erhalten? In Tabelle 1 finden Sie ein Beispiel, bei dem ich davon ausgegangen bin, dass die dentinadhäsiven Rekonstruktionen bislang mit den Inlay-Positionen analog berechnet wurden. Ihre neu kalkulierten Preise und

4 22 Januar Publication die dazu notwendigen Faktoren sollten Sie selbst eintragen. Vergleichen Sie das bitte mal mit den HR-Positionen (Füllungen in Schmelz-Dentin-Adhäsivtechnik für die Zähne 4-8), die für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr gelten: HR 1 = 73,50 / HR 2 = 109,76 / HR 3 = 160,72 / HR 4 203,84. Die Praxis ohne klares Praxis-Konzept hat bislang ein Defizit. Wird Ihren Patienten die für ihn sinnvolle Palette der zahnmedizinischen Möglichkeiten aufgezeigt? Oder entscheiden Sie manchmal aus dem Bauch heraus, weil Sie glauben, der Patient könne sich das nicht leisten? Listen Sie auf, welche Behandlungen Sie anbieten können. Patienten verlangen nur nach Leistungen, die sie auch kennen oder durch Sie kennengelernt haben; z. B. Bleaching, Kariesdiagnostik, Sportschutz, vollkeramische Versorgungen, Veneers, Invisalign- Therapie und vieles mehr. Die Aufklärung des Patienten Für gesetzlich Krankenversicherte findet die GOZ Anwendung, wenn die Patienten über die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehende Leistungen in Anspruch nehmen möchten. Das gilt schon für jede gleichartige Zahnersatz-Versorgung. Denken Sie aber daran, dass der Patient nicht erst am Tage der Behandlung aufgeklärt werden muss. Vielmehr sollte er eine Bedenkzeit von mindestens 24 Stunden erhalten. Denken Sie auch ggf. an die schriftliche Vereinbarung für gesetzlich krankenversicherte Patienten gemäß 4 Abs. 5 BMV-Z (für Primärkassen) bzw. 7 Abs. 7 EKV-Z (für Ersatzkassen) und die Unterschrift auf dem notwendigen Heil- und Kostenplan. Legen Sie sich Listen an und bereiten Sie Vereinbarungen vor, die den Patienten vorgelegt werden können beispielsweise für: Mehrkosten bei dentinadhäsiven Rekonstruktionen und Inlays gemäß 28 Absatz 2 Satz 2 SGB V. Eigenbeteiligung beim Zahnersatz ( 55 und 56 SGB V) für gleichartige und andersartige Versorgungen. Selbständige private Zusatz- Leistungen zu den Kassenleistungen im Rahmen einer endodontischen Behandlung wie die elektronische Längenbestimmung, Anwendung elektrophysikalisch-chemischer Methoden, Behandlung mit OP-Mikroskop, Anwendung von Nickel-Titan Feilen u.v.m. Funktionsanalytische, funktionstherapeutische Maßnahmen zur Behandlungs-Optimierung bei der Anfertigung von Schienen. Selbständige private Zusatzleistungen zu den Kassenleistungen im Rahmen von parodontalen Therapien wie die Anwendung des Lasers zur Taschen-Sterilisation oder der Instillation von antibakteriellen Depot-Substanzen. Implantologische Leistungen. Zeigen Sie bei einem Gespräch über die geplante Behandlung auch immer die Sinnhaftigkeit und den Mehrwert einer höherwertigen Versorgung auf. Der Zahnarzt ist rechtlich dazu sogar verpflichtet, Behandlungsalternativen aufzuzeigen selbst wenn diese keine Kassenleistung darstellen. Bei der Versorgung von Kavitäten ist die Inlay-Versorgung oft die langlebigere Alternative. Da reicht natürlich nicht nur die bloße Aussage, dass es so etwas gibt. Der Patient muss erkennen können, worin Sinn und Nutzen dieser Versorgung im Vergleich zu einer Füllung liegen. Nur auf den Preis zu schauen, ist nicht immer die günstigste Lösung. Es gibt ganze Seminarreihen, die sich nur mit diesem Thema beschäftigen und hierzu Training anbieten. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, dass alle Mitarbeiterinnen im Team diese Art von Gesprächen erfolgreich führen können. Dazu bedarf es guten Fachwissens, der richtigen Argumente und einer professionellen Gesprächsführung. Viele Patienten wollen sich optimale Mundgesundheit gern leisten. Günstig ist es, wenn die Therapie vom Zahnarzt vorgeschlagen wird und die Mitarbeiterin über die Kosten aufklärt. Die Patienten fühlen sich mit der Praxismitarbeiterin eher auf Augenhöhe als mit dem Zahnarzt. Ihr wird weniger der denkbare Eigennutz unterstellt, wenn sie aufwendige Versorgungen preislich darstellt. Gezielte und individuelle Ansprache ist nötig. Solch ein Gespräch darf nicht mal eben schnell zwischen Tür und Angel oder gar in der Rezeption im Beisein anderer Patienten oder bei klingelnden Telefonen stattfinden. Eine angemessene Atmosphäre und ein strukturierter Ablauf sind unerlässlich. Eine Liste mit positiven

5 Januar Publication Argumenten für eine höherwertige Versorgung ist auf jeden Fall hilfreich. Die Argumente müssten die Behandler liefern. Wir benötigen Broschüren, Flyer oder Infoschreiben Dinge, die unsere Patienten nach der Beratung mitnehmen können, um ihre Entscheidung zu Hause beispielsweise ihrem Partner darstellen zu können. Auch Schaumodelle können eine Entscheidung positiv beeinflussen. Erstellen von Checklisten und schon gar nicht die Beratung der Patienten. In den nächsten Wochen werden weitere Inmationen in den Rundschreiben von Zahnärztekammer und KZV kommen. Auch die zahnärztlichen Fachzeitschriften werden berichten. Es bleibt spannend. Lassen wir uns also nicht von der Welle überrollen lassen Sie uns lernen auf ihr zu reiten oder auf ihr zu schwimmen. Das Positive und Sinnvolle in der neuen GOZ- Welle erkennen und es zu unseren Gunsten verarbeiten. QJ Nehmen Sie sich die Zeit Für eine professionelle Unterstützung der Praxisführung sollte sich genügend Zeit genommen werden, um Tabellen, Checklisten und Kalkulationen aufzuzeichnen. Die Chefs sollten den Mitarbeiterinnen diese Zeit auch gewähren. Nichts geht mal eben schnell so nebenbei. Weder das Entwickeln von Gesamtkonzepten noch das Autor (ZMF, ZMV, QB/TÜV) Unterstützt mehrere Zahnarztpraxen als freie Mitarbeiterin in den Bereichen der Abrechnungsgestaltung, der Praxisverwaltung und des Qualitätsmanagements. Sie verfügt über langjährige Seminarerfahrung in diesen Bereichen. Korrespondenzadresse Haderslebener Str Elmshorn Tel.: 04121/ Mobil: info@heike-rubehn.de