93,5 % ALLER JE GEBORENER MENSCHEN SIND TOT.
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- Kurt Rosenberg
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Transkript
1 ROBE- 14+ LIEGEN 1
2 PROBELIEGEN Recherchestück mit Karlsruher Bürger*innen von Stefanie Heiner URAUFFÜHRUNG Mit CANSU BARAN LEYLA BARAN ANOUK BAUER ROLAND BRUNNER MARIANA VICTORIA DEL VALLE CONTRERA URSULA LEUCHTE-WETTERLING SUSANNE LISOVSKI CLAUDIUS MINK ULRIKE MINK BEN RENTZ CLEMENS SCHMID-ISRINGHAUSEN PAUL TIGMEANU AYLIN USTA CLAIRE ZSCHIESCHE MARIA ZSCHIESCHE 93,5 % ALLER JE GEBORENER MENSCHEN SIND TOT. Regie Text Bühne & Kostüme Musik Dramaturgie Regieassistenz Bühnenbildassistenz Kostümassistenz PREMIERE Premiere 8.2. STUDIO ca. 1 1/4 Stunden, keine Pause STEFANIE HEINER SARAH STÜHRENBERG & MITWIRKENDE PETRA LINSEL PHILIPP MÜNNICH SARAH STÜHRENBERG JONAS KESSLER SARAH KIRSCH VANESSA KHAWAM-HABIB
3 Technischer Direktor IVICA FULIR Veranstaltungstechnische Leitung STEPHAN MAU- RITZ Bühne/Licht/Ton TOBIAS BECKER, ERNST HOLLMEYER, SEBASTIAN HUBER, MIKE KRAUSE-BERGMANN, PIERRE LEHMANN,MAX MÖRMANN, PETER PEREGOVITS, URBAN SCHMERLZLE Leiter der Beleuchtung STEFAN WOINKE Leiter der Tonabteilung STEFAN RAEBEL Leiter der Videoabteilung GUNTER ESSIG Leiter der Requisite THILO STEFFENS Technische Produktionsleitung MAIK FRÖHLICH Werkstättenleiter JAKOB KERSCHER Malsaalvorstand GIUSEPPE VIVA Leiter der Theaterplastiker LADISLAUS ZABAN Schreinerei ROUVEN BITSCH Schlosserei MARIO WEIMAR Polster- und Dekoabteilung UTE WIENBERG Kostümdirektorin CHRISTINE HALLER Gewandmeister*in Herren PETRA ANNETTE SCHREIBER, ROBERT HARTER Gewandmeisterinnen Damen TATJANA GRAF, KARIN WÖRNER, HELENA WACHAUF Waffenmeister MICHAEL PAOLONE, HARALD HEUSINGER Schuhmacherei THOMAS MAHLER, NICOLE EYSSELE, JUSTINE MARCHAND Modisterei DIANA FERRARA, JEANETTE HARDY Kostümassistenz VANESSA KHAWAM-HABIB Chefmaskenbildnerin CAROLINE STEINHAGE WIR DANKEN Simone Maria Dietz M.A. vom Verein zur Pflege der Friedhofs- und Bestattungskultur Karlsruhe und Andreas Becker, Bestatter und Inhaber des Bestattungshauses Regenbogen. Wir machen darauf aufmerksam, dass Ton- und/oder Bildaufnahmen unserer Aufführungen durch jede Art elektronischer Geräte strikt untersagt sind. ABSOLUTES UNVERSTÄNDNIS. DIE WORTE STECKEN FEST. NEIN, MEHR NOCH, ES IST, ALS HÄTTE ES NIE WORTE GEGEBEN. 2 Ulrike Mink, Susanne Lisovski, Maria Zschiesche, Claudius Mink, Ben Rentz 3
4 DAS LETZTE MAL KÜMMERN ZUM INHALT Das Sterben üben kaum ein Gedanke könnte absurder sein. Doch schreibt der Philosoph Seneca: Du denkst wahrscheinlich, es sei unnütz, etwas zu lernen, das nur einmal getan werden muss dabei ist genau dies der Grund, weshalb wir es proben müssen. * Die Idee dahinter ist, vorbereitet in den Tod zu gehen, bewusst die letzten Momente wahrzunehmen. Und vor allem: Das Leben davor in Freiheit, ohne Angst vor dessen Ende genießen zu können. Gemeinsam hat das Ensemble der Stückentwicklung Probeliegen über den Tod, das Leben und das Dazwischen nachgedacht, recherchiert, diskutiert und improvisiert. Entstanden ist eine Inszenierung, die unterschiedliche Gedanken über die eigene Vergänglichkeit, über Rituale und Bestattungsformen und den Umgang mit der Trauer auf die Bühne bringt. Einige dieser Ideen und Erinnerungen sind wie im echten Leben bereits fast vergessen. Tauchen vielleicht in alten Notizen wieder auf, erscheinen schemenhaft vor dem Schlafengehen, morgens beim Zähneputzen, sind hier festgehalten: Zu meinem 18. Geburtstag schenkte mir meine Urgroßmutter zwei Dinge: Einen seidenen, geblümten Morgenmantel und ein kleines Väschen. Sie gab mir auf den Weg, dass ich morgens, wenn ich für meinen Ehemann das Frühstück bereite, niemals nachlässig gekleidet sein dürfe. Dazu sollte der Morgenmantel dienen. Und auf dem Tisch muss immer eine frische Blume sein. Dazu sollte das Väschen dienen. Ich vesprach es ihr. Keiner meiner Männer hat den Mantel beim Frühstück je gesehen Das Väschen aber begleitet mich seit damals und soll mich auch in meine letzte Ruhestätte begleiten. URSULA LEUCHTE-WETTERLING Wenn morgen mein letzter Tag wäre, würde ich mich sehr fein zurechtmachen, dann tanzen, tanzen, tanzen vorzugsweise argentinischen Tango und Champagner trinken. SUSANNE LISOVSKI Manchmal, wenn ich aufräume, denke ich: Hoffentlich findet das jemand, wenn ich sterbe. AYLIN USTA Als Kind, so mit zwölf, hatte ich einen Traum, an den ich mich bis heute erinnere: Ich sitze mit meiner Familie im Garten. Wir reden über meine kommende Beerdigung. Irgendwie hat mein Tod mit dem Zahnarztbesuch am Nachmittag zu tun, vor dem ich panische Angst hatte. Mein Grabstein ist mir ganz wichtig. Er soll aussehen und sich anfühlen wie die Klappstühle, die meine Oma auf ihrer Terrasse stehen hat. Gepolstert, mit orangenen und gelben Blumen, so wie sie in den 70er-Jahren beliebt waren. CLAIRE ZSCHIESCHE Es ist dann einfach alles vorbei und gut ist. BEN RENTZ An meinem letzten Abend sitzen wir lachend, redend in der Küche. Dann machen wir uns fertig, da wir noch ausgehen. Ben hat mehrere Outfits dabei und wir suchen erst eins für Ben, dann für mich. Zwischendrin kommt Paul in mein Zimmer und fragt, ob er das anlassen kann oder wir gehen zu ihm und fragen nach seiner Meinung. Paul und Ben brauchen ewig für ihre Haare und regen sich die ganze Zeit über ihre Locken auf, Ben sprüht wie immer viel zu viel Parfüm auf, Paul weiß nicht, welche Jacke er tragen soll und ich kann mich nicht zwischen zwei Oberteilen entscheiden. ANOUK BAUER Sterni, mein Kuscheltier begleitet mich seit meinem zweiten Lebensjahr. Früher nur ein Kuscheltier, heute meine beste Freundin. Ich kann ihr alles erzählen, ohne zu befürchten, dass sie es weitererzählt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass nur sie mich versteht und egal was ich erzähle, sie lächelt mir immer zu. Natürlich werde ich sie mitnehmen, wenn ich gehe CANSU BARAN Sterben ist für mich wie eine Reise. Der Tod kann wie der Anfang eines neuen Lebens mit neuen Abenteuern sein. LEYLA BARAN Weil ich neulich eine Pastoralreferentin erlebt habe, die beerdigt hat, möchte ich lieber von einer Frau als von einem Mann beerdigt werden. ULRIKE MINK Wenn es denn mal so sein wird, dass ich sterbe und es noch jemanden gibt, der mich beerdigt und sich um meine Wünsche kümmert, möchte ich verbrannt werden. Nach der Trauerfeier sind alle eingeladen, in einem nahegelegenen Wirtshaus einzukehren und an einer langen Tafel sitzend sich mit Kaffee und trockenem Kuchen zu stärken. Wer will, bekommt dazu auch einen klaren Schnaps. Dann: Ende der Veranstaltung, das Leben geht weiter. ROLAND BRUNNER Vermächtnis, Tod, Beerdigung noch vor ein paar Monaten habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Im Dezember, während der Proben, ist mein Opa gestorben, leise und unspektakulär. Seine Schuhe stehen immer noch in seiner Wohnung, sein Geruch hängt immer noch in der Luft. Seine Beerdigung hat mich leider nur wenig berührt, zu unpersönlich, zu biblisch, zu orthodox. Ein Fest wäre schön gewesen, ein Lächeln auf den betroffenen Gesichtern, vielleicht Musik. Aber leider wusste niemand, was er sich für seine Beerdigung gewünscht hätte. PAUL TIGMEANU Mit in mein Grab würde ich gern mein Herzkissen nehmen. Das bekam ich von meinem Vater, als er, meine Tante, Onkel und mein großer Bruder ohne mich segeln waren, da ich noch nicht schwimmen konnte. Das Kissen hat mir dann mein Bruder ausgesucht und seitdem liebe ich es. Es kam immer mit in den Urlaub. Außerdem hat es hinten einen kleinen Reißverschluss ein Geheimversteck für meine wertvollsten Dinge. Das Kissen war immer für mich da, wenn es mir schlecht ging und ich weinen musste, vor allem als meine Oma gestorben ist. MARIA ZSCHIESCHE 4 5
5 Obwohl ich meine Großeltern nicht mehr sehen kann: tief in meinem Herzen leben sie ewig lang! MARIANA VICTORIA DEL VALLE CONTRERA Vor der Beerdigung sollte rechtzeitig eine Todesanzeige in der lokalen Zeitung erscheinen. Zusätzlich wünsche ich mir, dass die mir wichtigsten Menschen per Brief informiert werden, damit sie die Möglichkeit haben, zur Beerdigung zu kommen. Sie können sich somit von mir verabschieden, aber auch meine Frau und meine Kinder in ihrer Trauer begleiten. CLEMENS SCHMID-ISRINGHAUSEN Die Trauergemeinde beim Leichenschmaus: Zum Aperitiv gibt es Champagner, dann eine leichte Vorspeise: Schinken mit Melone. Die Gäste suchen sich als Gericht Schweinefilet mit Pfifferlingen und Rahmsauce, als Fischgericht Zander auf Linsen oder etwas Vegetarisches aus. Zum Nachtisch gibt es meinen Lieblingskuchen: Käsekuchen zum Kaffee. CLAUDIUS MINK AN EINEM TAG VERLIERE ICH IN ETWA EINE MILLION HAUTZELLEN UND 75 HAARE. DIE LIEGEN DANN DA. DU ATMEST SIE EIN ALS STAUB MEINE ZELLEN. 6 Roland Brunner, Maria Zschiesche 7
6 SICH VORBEREITEN. GEMEINSAM. ZUR INSZENIERUNG Ein künstlerisches Team trifft auf 15 Menschen aus Karlsruhe und Umgebung: Personen unterschiedlichen Alters, verschiedener Religionen, Perspektiven, Meinungen, Lebensstile und Erfahrungen mit dem Tod. Ein Stuhlkreis, Vorstellungsrunde, nervöse aber auch freundliche Gesichter. Kein einfaches Thema, lacht jemand. Die Regisseurin Stefanie Heiner und die Mitwirkenden der Inszenierung Probeliegen haben sich in der Tat einer Herausforderung gestellt: So sehr der Tod auch Stoff großer Klassiker ist, für die neue Stückentwicklung der partizipativen Sparte VOLKSTHEATER bildeten die Leben der Mitwirkenden die Vorlage. Das Team führte lange Interviews: Macht dir Sterben Angst? Was kommt danach? Wen hast du bereits verloren? Wie nah ist dir dein eigenes Ableben? Hast du schon ein Testament geschrieben? Mit welchen Ritualen unserer Bestattungskultur identifizierst du dich? Viele Antworten wurden gegeben, etliche Meinungen trafen nicht immer reibungslos aufeinander. Was für den einen selbst- verständlich ist, ist für die andere kaum denkbar. Doch mit viel Respekt näherten sich die Mitwirkenden einander, wissend, dass das Teilen von Geschichten vor allem eines macht: verletzlich. Trotz der Unterschiede waren sich schnell alle über zwei Dinge einig: Sich verabschieden zu dürfen, das ist wichtig. Zeit zu haben, um alles gut vorzubereiten, für sich selbst, für die Hinterbliebenen. Möglichst viel Bürokratie im Vorfeld erledigen. Aber auch: Die Freude am Leben darf nie ganz hinter der Trauer verschwinden. Ein Fest soll es sein, die eigene Beerdigung. Einfach zu organisieren für die Angehörigen. Spaß sollen sie haben, lachen und tanzen. So wurde auch auf den Proben viel gelacht, getanzt und ausprobiert. Die von den Mitwirkenden teils selbst geschriebenen Texte wurden improvisiert, auseinandergenommen, neu zusammengesetzt, verworfen und doch wieder aus dem Papierkorb gerettet. Wir haben Bilder entwickelt, Musikstücke neu bearbeitet und gesungen, Kostümwünsche berücksichtigt und uns gegenseitig auch mal liebevoll ausgelacht: So möchtest du beerdigt werden?! 8 Ulrike Mink, Cansu Baran, Ursula Leuchte-Wetterling, Mariana Victoria del Valle Contrera 9
7 CANSU BARAN Cansu blickt seit 12 Jahren sehr positiv und mit viel Humor auf die Welt und ist in der Schule sehr beliebt. Ihr größter Albtraum ist Mathematik. Doch schaffen es die Zahlen nicht, ihr die Freude am Lernen zu nehmen. Mit dem Sterben hat sie sich auseinandergesetzt und weiß jetzt, dass der Tod in Ordnung ist und zum Leben gehört. LEYLA BARAN Leyla hat als Kind einer Gastarbeiterfamilie als erste Deutsch gelernt und immer und überall übersetzt für die ganze Nachbarschaft. Ihr späterer Beruf in der sozialen Arbeit hat also schon früh begonnen. Ihr größter Reichtum und Stolz sind ihre Kinder. Durch Probeliegen ist ihr die Vergänglichkeit des Lebens noch deutlicher geworden. Ihr neues Motto: Leb dein Leben, denn life is good! ANOUK BAUER Die 16-jährige lebt zusammen mit ihrem Vater in Karlsruhe. Ihre offene, freche Art hilft ihr in vielen Situationen weiter und das nutzt sie hin und wieder aus. Ihre meist gute Laune färbt auf ihre Mitmenschen ab, aber wenn sie mal einen schlechten Tag hat, dann lässt sie das einen gerne spüren. Was sie nach dem Tod erwartet, kann sie sich nicht vorstellen. Sicherheitshalber würde sie gern ihre Sonnenbrille mit ins Grab nehmen. ROLAND BRUNNER Vor fast 70 Jahren in Karlsruhe geboren und aufgewachsen. Er interessiert sich seit frühester Jugend für das Theater. Viele Jahre hat er im Sandkorn-Theater gespielt und nach seiner Ausbildung zum Theaterpädagogen mit verschiedenen Theatergruppen zusammengearbeitet. Am STAATSTHEATER war er bereits in der VOLKSTHEATER-Produktion Gewalt und in der Reihe Das Neue Stück zu sehen. MARIANA VICTORIA DEL VALLE CONTRERA Seit ihrer Schulzeit in Cordoba und Johannesburg hat die Argentinierin immer wieder an Theater- und Filmprojekten mitgewirkt. Der Tod ihrer Großeltern hat ihr verdeutlicht, wie plötzlich das Leben vorbei sein kann. Gestern die ganze Nacht Tango getanzt - dann sind sie nicht mehr da. Noch heute spürt sie sich von ihnen begleitet und ihren Einfluss auf ihr Leben. URSULA LEUCHTE-WETTERLING Die Gerontologin arbeitet freiberuflich seit vielen Jahren als Trainerin und Coach für und mit Menschen jenseits des 50sten Lebensjahres und begegnet hier häufig den Themen Abschied, Sterben, Tod und Trauer. Ihren letzten Platz hat sie schon gefunden: ein Familienbaum auf dem Hauptfriedhof in Karlsruhe. Gern würde sie dort auch ihren Hund beerdigen. SUSANNE LISOVSKI Vor 66 Jahren wurde sie geboren und riskierte damit zu sterben. Das Leben ist für sie eine Bühne, auf der Dramen neben Komödien stattfinden. Wann man diese Bühne verlässt, sollte jede*r selbst entscheiden dürfen, findet sie. Auch wenn sie sich nicht so gern mit ihrer Vergänglichkeit konfrontiert. Die Freude am Spielen, nicht nur im Alltag mit Familie und Freunden, bringt sie nun zum ersten Mal ins VOLKSTHEATER. CLAUDIUS MINK Ist verheiratet mit Ulrike und Rechtsanwalt. Er meint, dass sein Beruf teilweise mit dem Theater verwandt sei. In jungen Jahren hat er Radsport betrieben, auch jetzt legt er viele Wege mit dem Rad oder zu Fuß zurück. Die Zeit mit seiner Frau, den Kindern und Enkeln genießt er sehr und kocht viel und oft für alle. ULRIKE MINK Ein Nordlicht und Familienmensch. Mit Claudius und ihren vier Enkelkindern besucht sie gern den Stadtgarten oder eines der Ettlinger Schwimmbäder. Erfahrungen auf der Bühne des Theaters hat sie nicht; die Themen Sterben, Tod und Abschied haben sie bei ihrer Arbeit im Pflegeheim aber schon immer begleitet. Bestattet werden möchte sie in ihrem weißen Hochzeitskleid, das sie auch noch viele Jahre danach als Engel der Freude zur Adventszeit getragen hat. BEN RENTZ Der angehende Produktdesigner lebt mit seiner Mutter und seinen zwei kleinen Schwestern in Karlsruhe. Er findet die Produktion Probeliegen sehr spannend, da über das Thema Tod in seinem Umfeld nicht oft gesprochen wird, es aber sehr viele interessante Meinungen dazu gibt. Seine eigene hat er sich noch nicht bilden können, er ist noch auf der Suche. Ein Teil des VOLKSTHEATERS ist er seit CLEMENS SCHMID-ISRINGHAUSEN Nach dem Abitur erste schlimme Erfahrungen mit dem Militär. Lebt als Vater von zwei erwachsenen Kindern mit seiner Frau in Karlsruhe und genießt nach 38 engagierten Berufsjahren im Jugendamt und als Psychotherapeut seine Rente. Er spielt mit Begeisterung und seinem spitzbübischen Humor Theater und singt in zwei Musik-Bands. Fragt sich manchmal, ob es nach dem Tod nicht vielleicht doch mit Musik weitergeht? Der Musik unserer Seelen? PAUL TIGMEANU 38 Jahre alt. Lebt seit zwei Jahren mit seiner Tochter Anouk in Karlsruhe. Neben der neuen Stadt, ist auch das gemeinsame Arbeiten an einer Theaterinszenierung eine neue Erfahrung für die beiden. Seine Leidenschaft für die Bühne hat er durch sie entdeckt. Und welches Thema könnte da dramatischer, bedeutender und doch alltäglicher sein, als die Vergänglichkeit, der Abschied, la mort? AYLIN USTA Die 20-jährige Studentin lebt seit fast zwei Jahren in Karlsruhe und wirkt das erste Mal an einer Inszenierung mit. Neben dem Theater und dem Sport hegt sie eine große Leidenschaft dafür, neue Sprachen zu lernen und Länder zu bereisen. Um alles zu sehen, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, bräuchte sie wahrscheinlich mehrere Leben. CLAIRE ZSCHIESCHE Hat laut Ausweis schon die 50 überschritten, ist im Herzen aber noch weit weg davon. Das Theaterspiel hat sie erst im letzten Jahr mit Radikale Akte für sich entdeckt. Auch wenn das Thema Beerdigung traurig ist, findet sie die Beschäftigung damit wichtig und freut sich, mit den anderen Mitwirkenden darüber sprechen zu können
8 12 Paul Tigmeanu, Mariana Victoria del Valle Contrera, Aylin Usta, Susanne Lisovski, Maria Zschiesche, Anouk Bauer, Claire Zschiesche, Clemens Schmid-Isringhausen, Roland Brunner, Cansu Baran, Claudius Mink, Ben Rentz, Ulrike Mink, Leyla Baran, Ursula Leuchte-Wetterling
9 MEINE BEERDIGUNG Für meine Bestattung habe ich folgende Wünsche. Personen, die benachrichtigt werden sollen: Ich wünsche mir folgende Bestattungsform: Anonym oder persönlich? Ich möchte an folgendem Ort meine letzte Ruhe finden: Auf meinem Grabstein soll stehen: Folgende Geheimnisse möchte ich nicht mit ins Grab nehmen: Ich will, dass meine Familie weiß: Lieblingszitate für die Trauerrede: Musik für die Trauerfeier: Blumen für die Bestattung: So soll man sich an mich erinnern: Grabbeigaben, die ich mir wünsche: Folgende Personen wünsche ich mir nicht auf meiner Beerdigung: Paul Tigmeanu, Susanne Lisovski, Anouk Bauer, Claire Zschiesche
10 MARIA ZSCHIESCHE Ist ungefähr Tage jung. Am Anfang dachte sie, sterben sei total blöd und immer traurig. Heute weiß sie, das stimmt so nicht. Das Sterben und der Tod können auch befreiend und schön sein vor allem wenn alle noch einmal bei der Beerdigung zusammenkommen und die letzten Wünsche der Sterbenden erfüllen. STEFANIE HEINER Regie Die neue Leiterin des VOLKSTHEATERS und ehemals der Theaterpädagogik am stellwerk junges Theater Weimar hat bereits mit zwei Inszenierungen am STAATSTHE- ATER begeistern können: Nach Der kleine Prinz und Fliegen Lernen widmet sie sich nun einem generationsübergreifenden Thema. Ihr Spezialgebiet sind partizipative und performative Arbeiten. PETRA LINSEL Bühne und Kostüm Die freiberufliche Szenografin entwarf Bühnen- und Kostümbilder für Schauspiel, Musik- und Puppentheater, Tanz- und Jugendproduktionen u. a. für das Theater & Philharmonie Thüringen. Die Interaktion von Mensch, Objekt und Raum in interdisziplinären Formaten steht dabei stets im Vordergrund. Probeliegen ist ihre erste Arbeit am STAATSTHEATER KARLSRUHE. PHILLIP MÜNNICH Musik Seit 20 Jahren als Musiker in verschiedenen Bands aktiv, darunter Princes of Provinces, mit der bereits zwei Alben entstanden sind: Lady Moto und Fleischeimer. Als Produzent, Musiker und Komponist arbeitet er für verschiedene Theater, u. a. komponierte er die Musik für Der kleine Prinz und Fliegen Lernen am STAATSTHEATER KARLSRUHE. SARAH STÜHRENBERG Text und Dramaturgie Nach dem Studium in Paris, Dublin und Berlin kam sie 2016 ans STAATSTHEATER und arbeitete bislang in der partizipativen Sparte VOLKSTHEATER an Radikale Akte, Instant Integration und als Dramaturgin an Stage Your City sowie Das Repertoire von Herbordt/Mohren. JONAS KESSLER Regieassistenz Der zwanzigjährige FSJler, der mit seinen Eltern aus Berlin nach Karlsruhe gezogen ist und letztes Jahr hier sein Abitur gemacht hat, war überrascht, wie facettenreich der Tod sein kann. Seine Fähigkeiten beim Apfelputzen überraschten ihn ebenfalls. Er wird sich ab jetzt wieder dem Leben widmen. BILDNACHWEISE UMSCHLAG SZENENFOTOS TEXTNACHWEISE Felix Grünschloß Felix Grünschloß Alle Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft von den Mitwirkenden der Produktion und von Sarah Stührenberg. *Seneca: How to die. An Ancient Guide to the End of Life. Princeton: Princeton University Press, (Übersetzung: Sarah Stührenberg) BADISCHES STAATSTHEATER KARLSRUHE 2018/19 Programmheft Nr IMPRESSUM HERAUSGEBER STAATSTHEATER KARLSRUHE GENERALINTENDANT Peter Spuhler GESCHÄFTSFÜHRENDER DIREKTOR Johannes Graf-Hauber LEITUNG VOLKSTHEATER Stefanie Heiner CHEFDRAMATURG Jan Linders REDAKTION Sarah Stührenberg KONZEPT DOUBLE STANDARDS BERLIN GESTALTUNG Dario Larsen DRUCK medialogik GmbH, Karlsruhe KEIN GRAB WAR IHM GUT GENUG. MIT SICHERHEIT FÜHLST DU DIE RICHTIGEN DINGE 16 17
11 GEROCHEN HAT ES AUCH. EIN BISSCHEN WIE BEI MEINER OMA.
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