Predigt im Gottesdienst am Sonntag Lätare, ,
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- Tobias Lorenz
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1 Predigt im Gottesdienst am Sonntag Lätare, , 1 in der Cyriakuskirche Illingen An diesem Sonntag heute stehen Verse aus dem 6. Kapitel des Johannesevangeliums im Mittelpunkt. Es ist ein Bibelabschnitt, in dem es immer wieder um das Thema Brot geht. Und man könnte das ganze Kapitel unter die Überschrift stellen: Ein Evangelium für Hungrige. Ja, für Hungrige ist das 6. Kapitel im Johannesevangelium geschrieben- und davon wollen wir jetzt reden und hören. In Johannes 6 wird uns berichtet: Hungrig waren die Leute, die auf einen Berg gekommen waren, weil Jesus dort gepredigt hat. Seinen Worten haben sie gelauscht, und es wurde immer später. Da meldete sich auch der Hunger. Es war zu spät, um für alle- es waren einige Tausend gekommen- noch etwas einzukaufen. Fünf Gerstenbrote und zwei Fische brachte man zu Jesus- aber das konnte doch nicht für alle reichen. Und dann wird im Johannesevangelium in wenigen Worten von einem großen Wunder erzählt. Jesus nimmt die Brote und die Fische, dankt Gott, teilt aus- und alle werden satt. Jesus hat 5000
2 2 Menschen gespeist- so wird es später heißen. Und es sind sogar noch Brotbrocken übrig. Jesus gibt den Menschen Brot. Und wer Menschen satt machen, Brot im Überfluss austeilen kann- der ist ein gefragter Mann. Solche Leute kann man brauchen- damals und heute. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass im Johannesevangelium berichtet wird, man hätte Jesus ergreifen und ihn zum Brotkönig machen wollen. Doch als Jesus das merkte, entwich er. Ging einfach fort. Warum Jesus das getan hat, erfahren gleich danach. Jesus ist nicht mehr auf dem Berg, sondern in der Synagoge im nahen Kapernaum am See Genezareth. Und dort im Gotteshaus spricht Jesus wiederum zu den Leuten. Er sagt: Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Ich bin das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Jesus greift zunächst einmal auf eine Erfahrung zurück, die das Volk Israel auf seiner Wanderung durch die Wüste gemacht hatte. Viele litten damals Hunger und sehnten sich zurück nach Ägypten. Lieber Sklaven sein, aber etwas zu essen haben- so meinten sie. Doch der Gott Israels, der sie
3 3 aus der Sklaverei befreit hatte, wollte, dass sein Volk weder unfrei ist noch hungert. So ließ Gott die Israeliten in der Wüste Manna finden. Etwas Süßes, das offenbar unserem Honig nicht unähnlich war. Und so hatten schon die Israeliten lange vor Jesus die Erfahrung gemacht: Gott gibt, was zum Überleben notwendig ist. Gott sorgt auch für das leibliche Wohl. Und nicht nur das. Wir kennen das Sprichwort: Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Und davon geht offenbar auch Jesus aus. Er weiß, dass nicht nur der Leib, sondern auch die Seele Nahrung braucht, gestärkt werden muss. Auch uns ist das bewusst. Und so reden wir ja auch immer wieder vom Lebenshunger. Wir sind gierig, hungrig nach Leben. Dieser Lebenshunger knurrt nicht im Magen. Nein, er ist so etwas wie ein schwer zu stillendes Verlangen nach einem Mehr, nach einem Mehr an Leben, an Liebe und Glück. Da ist in jeder und jedem von uns etwas angelegt, das danach drängt- das auch drängt nach Ewigem. Denn vieles im Leben bleibt einfach zu wenig. Permanent mangelt es an Liebe, an Glück, an Frieden. Und der Wunsch ist beständig in uns wach, etwas Bleibendes zu erlangen,
4 4 etwas, was ewig hält und trägt. Auch nicht durch den Tod begrenzt ist. Jesus weiß das. Er weiß, dass nicht nur unser Leib, sondern auch unsere Seele Nahrung braucht. Und er weiß, dass dies nur so geschehen kann, dass die Seele, dass unsere Seele, in Verbindung mit Gott kommt. Sie braucht sozusagen geistliche Speise. Und Jesus bietet uns sich selbst dazu an. Im Evangelium für Hungrige, wie wir den Bibelabschnitt für heute überschrieben haben, sagt er: Ich bin das Brot, das vom Himmel kommt. Damit, wer davon isst, nicht sterbe. Jesus bietet sich selber an. Er sagt: Ich bin dieses Brot des Lebens. Ich selber, ein Mensch aus Fleisch und Blut. Wer mich in sich aufnimmt wie ein Lebensmittel, der wird gestärkt für das Leben, ja, für das ewige Leben. Wer meine Worte hört und sie verinnerlicht, der wird etwas ahnen und verstehen von den Regeln, die in Gottes Welt Leben ermöglichen und erhalten. Wer meine Taten sieht und sie als Anregung für sein eigenes Handeln nimmt, der wird einen Blick in den Himmel werfen können. Wer mich als von Gott gesandt annimmt, wird die Kraft bekommen, sich in der Welt des Todes, in der wir alle noch leben, behaupten zu können. Und wer in Verbindung mit mir bleibt, dem wird
5 auch der Tod nichts anhaben können. Jesus- er ist das Lebensmittel, das Gott uns geschickt hat. 5 Nun, manch eine, manch einer wird sagen: Ich höre Gottes Wort, ich lese in der Bibel. So kann ich Jesus und das, was er für mich getan hat, verinnerlichen. Womöglich aber sind Jesu Worte aus dem Johannesevangelium auch dazu da, die Freude am Abendmahl und die Kraft des Abendmahls neu zu entdecken. Die Sakramente, Taufe und Abendmahl, haben beide eine Bedeutung, die weit über die Aufnahme von Worten hinausgehen. Das Wasser bei der Taufe lässt spüren, dass Gott unsere Reinheit möchte, dass wir wachsen und gedeihen sollen. Durch Wein und Brot beim Abendmahl können wir sehen und schmecken, wie freundlich der Herr zu uns ist. Indem ich etwa das Brot beim Abendmahl ganz tief in mich hineinlasse- in die Seele, tief in den Leib, und eben nicht nur in den Kopf- da finde ich ein neues Ja zu Gott. Zu Jesus Christus, dem Brot des Lebens. Des wahren, ewigen Lebens. Ich esse von dem Brot des Abendmahls, der Eucharistie, wie unsere katholischen Geschwister sagen. Eucharistie heißt ja: Dankbarkeit, Danksagung. Ich reihe mich ein in die Gemeinschaft derer,
6 die gemeinsam feiernd an Christus glaubt, an Christus Anteil gewinnt. Ihn neu in ihr Leben aufnimmt. 6 Ja, das 6. Kapitel im Johannesevangelium kann getrost die Überschrift erhalten: Ein Evangelium für Hungrige. Da geht es zuerst um das Brot als einfaches Lebensmittel. Um Brot, das viele satt machen soll. Es geht um Brot für die Welt. Wir alle sollen und können mithelfen zu teilen und auszuteilen, damit auf dieser großen, weiten Erde alle satt werden. Unser tägliches Brot gib uns heute - so dürfen wir Gott bitten. Im Wissen, dass ich dabei nicht an mich und mein Brot denke, das ich brauche, sondern an unser Brot. Dass alle zu ihrem Recht kommen. Heute- und nicht schon auf Vorrat für alle Zeiten. Brot ist etwas zum Überleben. Wichtig für hier und heute. Und trotzdem: Brot bringt auch Ewiges mit ins Spiel. Durch Jesus Christus. Durch Jesus Christus ist am Brot, an dessen Duft und Geschmack, die Ewigkeit festgemacht. Brot ist dinglich, Stoff der Welt, Korn vom Acker, Arbeit in der Backstube. Und es ist Himmelsbrot, ein Hinweis auf Jesus Christus. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr zu uns ist- so heißt es immer wieder bei der Einladung zum Heiligen Abendmahl.
7 7 Das Evangelium für Hungrige. Es ist auch ein Evangelium für die Menschen, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, nach Frieden, nach Menschlichkeit, nach Gemeinschaft mit Gott. Ein Evangelium für Menschen, die sich nicht mit abfinden können und wollen, dass Menschen einander verletzen. Ein Evangelium für Menschen, die sich nach einer anderen, einer besseren Welt sehnen. Jesus verspricht uns, dass er diesen Hunger, diese Sehnsucht stillen wird. Mit diesem Versprechen im Ohr folgen wir seiner Spur. Auch jetzt in der Passionszeit, wenn wir ihn aufs Kreuz zugehen sehen. Das Kreuz, ein Zeichen der radikalen Liebe Gottes zu uns, die selbst vor dem Schrecklichen, die selbst vor dem Kreuz nicht kapituliert hat. Die Auferstehung Christi zeigt uns: Gottes Liebe ist stärker als der Tod. Wir alle dürfen leben, weil Gott in Christus diesen Weg gegangen ist. Im Wissen darum, dass hinter dem Kreuz Ostern aufleuchtet, und der so begründeten Hoffnung, dass unser Hunger wirklich gestillt wird, wagen wir es, Jesus zu folgen. So wie Gott seinem Volk Manna geschickt hat zum Überleben in der Wüste, und so wie Jesus mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen eine große Menschenmenge satt gemacht hat, so will er unser
8 8 geistliches Leben immer wieder stärken- auch und gerade in kargen Zeiten, in Wüstenzeiten. Er sagt: Ich bin das Brot, das vom Himmel kommt. Wer dieses Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Amen.
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