Der Hypnotherapeutische Werkzeugkasten 1

Transkript

1 Der Hypnotherapeutische Werkzeugkasten 1 Vorstellung verschiedener hypnotherapeutischer Techniken für gelungene Induktionen und Interventionen Kiss 1

2 Ziele Es gibt verschiedene C-Seminare, die sich mit der Anwendung von Hypnose bei spezifischen Krankheitsbildern beschäftigen. Hierbei wird beschrieben, wie sich verschiedene Probleme mit Hypnosetechniken angehen lassen. Es wird aber nur der Wert der Technik im Bezug auf die eine Fragestellung dargestellt und nicht die Möglichkeiten der Technik an sich. Ziel dieses Workshops ist es die Techniken selber vorzustellen und von der Technik aus zu ihren Einsatzmöglichkeiten zu kommen. Wenn der Therapeut bei seinem Patienten gerade nicht weiss, wie es weiter gehen soll, kann er dann in seinen Werkzeugkasten schauen und sich einmal überraschen lassen, welche passende Technik er dort findet. Vorgespräch Die Hypnose beginnt nicht erst, wenn der Klient die Augen schließt. Im Vorgespräch schenkt der Klient dem Therapeuten sein Vertrauen oder auch nicht. In den 10 Minuten vor der Hypnoseeinleitung werden die Weichen gestellt wo die Trance hinführen soll und die Samen gesät, die dann in der Therapie aufgehen dürfen. Wichtig: Jeder Mensch hat Angst vor Kontrollverlust! 2

3 Ängste nehmen Die Hypnose ist in ihrer Historie oft missbraucht worden. Bühnenhypnose; Voodoo; Filmbösewichte die die Guten hypnotisieren; Russische Schläfer, die nur auf ihr Hypnosekommando warten, um die westliche Welt zu zerstören. Hypnose wird als Gehirnwäsche heute noch bei Sekten oder von Geheimdiensten angewandt. Die Patienten stellen sich viele Sicherheitsfragen : Was passiert wenn ich aus der Hypnose nicht mehr aufwache? Kann man mir auch böse Dinge suggerieren? Kann man unter Hypnose vergewaltigt werden ohne es zu wissen? Schon in der Kindheit werden wir damit konfrontiert, dass Hypnose etwas Böses ist. Dschungelbuch 3

4 Gedrucktes Wort = Wahres Wort Erste Stunde Aller Anfang ist schwer, sowohl für den Therapeuten, als auch für den Patienten. Der Patient hat Angst bzw. Respekt vor der Therapie. Viele Patienten sind zu Beginn sehr angespannt. Ob die Hypnosetherapie als therapeutischer Ansatz vom Patienten angenommen wird entscheidet sich in der ersten Therapiestunde. Der Therapeut hat in der ersten Stunde viele Aufgaben: Dem Patienten die Angst nehmen Noch einmal nach Problempunkten fragen Evtl. Sitzungen für den Patienten aufzeichnen Den Patienten von der Therapie begeistern Handlevitation mit Ansprache ans Unterbewusste Erste therapeutische Interventionen einleiten Ziel definieren und mit Handlevitation verknüpfen 4

5 Arbeiten mit Entspannung Es gibt zahlreiche Entspannungsverfahren, die medizinisch genutzt werden. Die Induktion von Entspannung in Trance geht tiefer als andere Entspannungsverfahren. Dies lässt sich gut zur Fokusveränderung bei körperlichen und seelischen Spannungszuständen nutzen. Entspannungstrancen lassen sich gut als Übungstrancen nutzen, was zu besseren Trancefähigkeiten des Patienten führt. Übung: Entspannungstrance Der Patient ballt die Hände für 1 Sekunde so stark wie er kann zu Fäusten und lässt dann wieder los. Jeweils nach einem tiefen Atemzug wird das Faustballen einmal für 3 Sekunden und einmal für 5 Sekunden wiederholt. Beim letzten Faust öffnen schließt der Patient die Augen. Jetzt wird die Veränderung von Anspannung zu Entspannung in der Hand verbal begleitet. Und vielleicht spüren Sie jetzt noch die Anspannung der Haut auf dem Handrücken, oder Druckstellen, wo sich die Fingernägel in die Handinnenfläche gebohrt haben. Und je mehr sich die Hand entspannt, desto mehr können Sie vielleicht so ein Gefühl von Wärme in der Hand spüren. 5

6 Übung: Entspannungstrance Die Wahrnehmung von Wärme in der Hand ist sehr wahrscheinlich, daher können wir dies zur Vertiefung der Trance nutzen. Ein weiteres natürliches Phänomen ist die Wahrnehmung von Kribbeln in der Hand, wenn diese von starker Anspannung zu Entspannung übergeht. Dies sollte also auch genutzt werden. Viele Patienten beschreiben eine Veränderung des Schweregefühls in der Hand. Manchmal fühlt sich die Hand schwerer an und manchmal leichter. Obwohl wir nicht genau wissen, wie es beim Patienten ist, können wir dieses Gefühl trotzdem in Trance nutzen. Übung: Entspannungstrance Das Unbewusste denkt nicht rational als entweder - oder sondern bildlich als sowohl - als auch. Und vielleicht fühlen Sie auch schon, wie sich das Gewicht Ihrer Hand langsam verändert. Und es kann sein, dass sich die Hand eher ein wenig schwerer anfühlt als normal. Manchmal hat man aber auch das Gefühl, dass die Hand eher leichter wird und so ein Schwebegefühl entsteht. Es kann aber auch sein, dass man gar nicht so genau beschreiben kann, ob das Gefühl eher so eine leichte Schwere, oder doch eher eine schwere Leichtigkeit ist, während sich die Hand mehr und mehr entspannt. Formulierungen mit gegensätzlichen Attributen wie schwere Leichtigkeit oder leichte Schwere, die rational unverständlich sind, sorgen für eine Vertiefung der Trance. 6

7 Übung: Entspannungstrance Nachdem die Trance jetzt über die Entspannung in den Händen eingeleitet wurde, wird dem Patienten angeboten, die Entspannung über die Handgelenke atemsynchron in den Körper einfließen zu lassen. Und jetzt möchte ich Sie bitten, einmal neugierig zu sein, wie es sich in den Handgelenken anfühlt, wenn die Entspannung ganz langsam, mit jedem Atemzug (das Wort Atemzug sollte jetzt immer Synchron zum einatmen des Patienten erfolgen), von den Händen in die Handgelenke einfließt. An dieser Stelle kann man gut beginnen, mit dem Patienten in Kommunikation zu gehen und ihn zu fragen, wie sich die Entspannung jetzt im Handgelenk anfühlt und dies anschließend, wie bei einer fraktionierten Trance, zu pacen. Übung: Entspannungstrance Jetzt wird die Trance, Stück für Stück, über die Arme, die Schultern, die Brust, den Bauch, das Becken, die Beine und den Rücken bis in den Kopf geführt. Hierbei wird die Entspannung immer atemsynchron zum nächsten Ort ausgebreitet. Der Patient wird dann gefragt, wie es sich dort anfühlt, um dies wieder zu pacen. Bei Schmerzpatienten kann man die gesamte Entspannung auch auf einen Punkt fokussieren, was zu einer deutlichen Schmerzreduktion führen kann. Man kann diese Übung auch ohne Kommunikation mit dem Patienten durchführen, insbesondere wenn man sie bereits einmal mit dem Patienten gemacht hat. 7

8 Fallgeschichte: Colitis ulcerosa 56-jähriger Patient mit Colitis ulcerosa Selbstständig (Druckerei) Lebt mit jüngerer Freundin zusammen Vor einem Jahr Unterschenkelamputation und Stilllegung des Dickdarmes (künstlicher Ausgang) Jetzt Rückverlegung des Ausgangs Starke Schmerzen und Durchfälle Patient muss Windeln tragen Er hat sehr große Angst vor Situationen, in denen er nicht schnell auf eine Toilette kann (Fahrtweg zur Arbeit) Hochdosistherapie mit Kortison Ziel des Patienten ist die Reduktion des Kortisonbedarfs Heilen durch Handauflegen 8

9 Selbsthypnose Eine der bekanntesten Selbsthypnosetechniken stammt von Betty Erickson und heißt Hypnose. Zunächst beschreibt der Patient dem Therapeuten im Vorgespräch, wo er in Trance gerne hin möchte. Für die Übung empfiehlt sich hier den Wohlfühlort zu nehmen. Der Therapeut und der Patient fokussieren einen gemeinsam bestimmten Punkt. Der Therapeut benennt drei Dinge, die er sieht, drei Dinge, die er hört und drei Dinge, die er fühlt. Der Patient hört nur zu und versucht, dem Therapeuten zu folgen. Selbsthypnose Anschließend benennt der Therapeut jeweils zwei Dinge, die er sieht, hört und fühlt. Dann beschreibt der Therapeut eine Sache die er sieht und eine die er hört. Als Gefühl beschreibt er, dass die Augenlider immer schwerer werden und endet damit, dass der Patient seine Augen schließen darf. Im nächsten Schritt beschreibt der Therapeut eine Sache, die der Patient an seinem Wohlfühlort sehen kann, eine die er dort hören kann und eine, die er dort fühlen kann (hier noch permissiv bleiben). 9

10 Selbsthypnose Dann beschreibt der Therapeut zwei Dinge, die der Patient sehen, hören und fühlen könnte. Dabei achtet er auf den Gesichtsausdruck des Patienten, um ein Feedback zu bekommen. Je nach Feedback bleibt der Therapeut weiter permissiv oder wechselt auf eine etwas direktere Beschreibung. Als letztes beschreibt der Therapeut drei Dinge die der Patient sehen kann, drei Dinge, die er hören kann und drei Dinge, die er sehen kann. Abschließend bittet der Therapeut den Patienten zu lächeln, sobald er an seinem Wohlfühlort angekommen ist. Stellvertretertechniken Kommunikation mit dem Unbewussten Es gibt viele verschiedene Werkzeuge um mit unserem Unbewussten Kontakt aufzunehmen: Arbeiten mit Positivbild und Negativbild Fragen an den inneren Heiler Besuch einer weisen alten Frau Ziel ist es, dass der Patient sich selber die richtigen Ratschläge geben kann. Diese Technik funktioniert auch im Coaching. Nachdem der Patient seine Intervention gefunden hat, brauchen wir nur noch zu verstärken. 10

11 Arbeiten mit Positiv- und Negativbild Nach einer Tranceinduktion wird der Patient gebeten, sich einen Menschen vorzustellen, der das gleich Problem hat wie er nur noch schlimmer. Dann geht der Patient in Trance langsam immer näher an diesen Menschen ran und schaut: In welcher Position befindet sich der Mensch (stehend, sitzend, liegend, ) Ist es ein Mann oder eine Frau? Wie alt ist er? Was hat er an? Welche Haarfarbe hat er? Welche Augenfarbe? Wie sieht das Gesicht aus? Was denkt er? Was fühlt er? Was für Impulse hat er? Arbeiten mit Positiv- und Negativbild Wenn dieses Negativbild gut ausgearbeitet ist, bitten wir den Patienten sich kurz von diesem Menschen zu verabschieden und zu sagen, dass wir jemanden holen, der helfen kann. Als nächstes wird der Patient gebeten sich einen Menschen vorzustellen, der dieses Problem niemals haben könnte. Wie beim Negativbild, wird auch bei diesem Positivbild langsam aus der Entfernung immer näher an diesen Menschen heran gezoomt, bis man seine Gedanken, Gefühle und Impulse spüren kann. 11

12 Arbeiten mit Positiv- und Negativbild Jetzt bittet der Patient diesen positiven Menschen um Hilfe und nimmt ihn (ohne zu fragen, ob er will!) mit zum Negativbild. Dort darf der Patient dann einfach einmal von aussen betrachten, was das Positivbild dem Negativbild rät, oder wie er ihm hilft. Hier hat das Unbewusste jetzt über den Stellvertreter Positivbild die Möglichkeit, dem Patienten Bilder, Emotionen oder Glaubenssätze aufzuzeigen, die für den weiteren Heilverlauf sehr nützlich sind. Schmerztherapie Objektivierung des Symptoms Wie sieht der Krankzustand aus? Form, Farbe, Oberfläche, Ton, Struktur, Härte etc. Wie sieht der Gesundzustand aus? Form, Farbe, Oberfläche, Ton, Struktur, Härte etc. Verstärken des Krankzustandes um eine Veränderung (Verschlechterung) zu erreichen Logische Konsequenz: Es kann auch besser werden. Verstärken des Gesundzustandes Einen Mechanismus erarbeiten, mit dem der Patient selbstständig von Krank nach Gesund regulieren kann. 12

13 Affektbrücke Altersregression Fokussierung auf des Problem Umsetzung des Problems auf eine emotionale Ebene Wie fühlt sich das an? Was für Bilder entstehen? Verstärken der Emotionen. Rückführung in die Kindheit Wie alt ist man denn, wenn man sich so fühlt? Was für Situationen entstehen denn da, wenn man so alt ist? Bearbeiten der Problematik in der Kindheit Wertschätzen und Verständnis zeigen Z.B. Reparenting Coaching Coaching ist in den letzten Jahren ein riesiger Markt geworden und Hypnose eignet sich hervorragend dafür. Kurzinterventionen: Die Auswirkung von positiven und negativen Fokussierungen aufzeigen. Die Ratio des Klienten für den Zugang zum Unbewussten öffnen - gut für die Vorbereitung zu einer Folgeintervention. Prüfungsvorbereitung: Setting einer unangenehmen Aufgabe mit positiven Ressourcen verankern. 13

14 Der Werkzeugkasten als Buch Vielen Dank! 14