INTERREG IVC Projekt Sigma for Water. Masterplan zum Projektgebiet Kittendorfer Peene (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte)
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- Richard Sternberg
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1 Fugro Consult GmbH Gützkower Landstr. 11a Greifswald INTERREG IVC Projekt Sigma for Water Kittendorfer Peene (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) Geschäftsführer: Ralf Trapphoff (Vorsitz) Dr. Uta Alisch Dr. Rolf Balthes Dr. Volker Ermisch Wolfgang Müller Tel.: Fax: AG Berlin-Charlottenburg HRB B Ust.-IdNr.: DE Deutsche Bank AG Konto-Nr BLZ IBAN DE SWIFT/BIC DEUTDEBBXXX Auftraggeber: Auftragnehmer: Bearbeiter: Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Regionalstandort Demmin Umweltamt/Wasserwirtschaft Quitzerower Weg Demmin Fugro Consult GmbH Abteilung Oberflächenwasser Gützkower Landstraße 11a Greifswald Olaf Gehm (Projektingenieur) KT-Nr.: Bestätigt:... Thomas Kloß Projektleiter Datum: Greifswald, Sitz der Gesellschaft Wolfener Str Berlin Tel.: Fax: Fugro Consult GmbH, a member of the Fugro group of companies with offices throughout the world Zertifiziert nach ISO 9001: TMS Akkreditiert nach DIN EN ISO/IEC 17025:2005 D-Pl
2 Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben und Ziele des Projektes Beschreibung des Projektgebietes Lage und Abgrenzung des Projektgebietes Boden und Relief Klimatische Verhältnisse Wasserverhältnisse Oberirdische Gewässer Feuchtgebiete Entwässerungs- und Stauanlagen Bilanzierung verfügbarer Wassermengen (Methodik) Arten und Lebensräume Nutzungsverhältnisse Defizitanalyse Referenzzustand der Feuchtgebiete Defizite an Feuchtgebieten Maßnahmevorschläge zur Minderung und Beseitigung von Defiziten Auswirkungen der Maßnahmen Auswirkungen fortgesetzter Moorentwässerung (Null-Prognose) Auswirkungen der Wasserrückhaltung Empfehlungen zur weiteren Verfahrensweise Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Meteorologische Daten nach DWD (2011)... 8 Tabelle 2: Zustand der Stauanlagen Tabelle 3: Entwicklungsszenarien der Staubereiche Tabelle 4: Besondere Tierarten (nach LUNG M-V 2011, ergänzt) Tabelle 5: Nutzungsverhältnisse Tabelle 6: Kennzeichnung natürlicher und zu renaturierender Durchströmungsmoore Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Projektgebiet Kittendorfer Peene (Landkreis Demmin)... 5 Abbildung 2: Bodenverhältnisse... 7 Partner_4-Masterplan.doc Seite 2 von 25
3 Anlagenverzeichnis Anlage 1: Staudokumentation Anlage 2: Wasserbilanzen Anlage 3: Karten Blatt 1: Einzugsgebiet der Kittendorfer Peene Maßstab 1 : Blatt 2: Nutzungsverhältnisse, Einzugsgebiete und Meliorationsanlagen Maßstab 1 : Blatt 3: Maßnahmevorschläge Maßstab 1 : Partner_4-Masterplan.doc Seite 3 von 25
4 1 Aufgaben und Ziele des Projektes Das Projekt verfolgt generell das Ziel, anhand von Beispielgebieten in verschiedenen europäischen Ländern Möglichkeiten des nachhaltigen und umweltschonenden Wassermanagements darzustellen. Für das Projektgebiet Kittendorfer Peene werden folgende Arbeitsschritte und Ergebnisse erwartet: - Inventur der existierenden Entwässerungs- und Stauanlagen im Projektgebiet (Bestandsaufnahme) - Bewertung der Funktionstüchtigkeit und Notwendigkeit der Entwässerungs- und Stauanlagen - Bewertung der Brauchbarkeit der Anlagen für die Wasserrückhaltung auf der Grundlage einer Wasserbilanz - Ermittlung der Eigentumssituation und der Zuständigkeit für die Bedienung der Anlagen (Staurecht) - Vorschläge zur weiteren Behandlung von Entwässerungs- und Stauanlagen. Hierbei ist wie folgt zu unterscheiden: - Unterscheidung nach der weiteren Entwicklung des Gebietes - Gebiete für weitere landwirtschaftliche Nutzung - Gebiete für Moorrenaturierung (Wasserspeicherung) - Gebiete für Erholung und Tourismus - Unterscheidung nach der Behandlung der Anlagen - Rückbau - Rekonstruktion - Neubau - Zuordnung der Verantwortlichen und der Eigentümer - Optimierung der Anlagen Im Ergebnis ist ein Masterplan aufzustellen. Dieser soll als Werkzeug für spätere Aktivitäten in verschiedenen Feuchtgebieten mit dem Ziel eines nachhaltigen Wassermanagements sowohl für landwirtschaftliche Flächen als auch für die natürliche Entwicklung in Feuchtgebieten dienen. Partner_4-Masterplan.doc Seite 4 von 25
5 2 Beschreibung des Projektgebietes 2.1 Lage und Abgrenzung des Projektgebietes Das Gebiet ist Teil des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte, dem im Zuge der Kreisgebietsreform von 2011 der frühere Landkreis Demmin zugeordnet wurde. Es wird im Westen von der L 202 im Norden von der L 203 und im Osten von der B 194 begrenzt. Im Süden ist die Grenze des ehemaligen Landkreises Demmin zugleich Projektgebietsgrenze. Das Untersuchungsgebiet hat eine Größe von 50,72 km². Verwaltungstechnisch gehört es überwiegend zum Amt Stavenhagen Land. Ein kleiner Teil im Südwesten (südwestlich der Kittendorfer Peene) ist dem Amt Malchin Land zuzuordnen. Einen ersten Überblick zur Lage und Ausdehnung des Projektgebietes gibt Abbildung 1. Abbildung 1: Projektgebiet Kittendorfer Peene (Landkreis Demmin) Partner_4-Masterplan.doc Seite 5 von 25
6 2.2 Boden und Relief Das Gebiet erhielt seine landschaftliche Prägung maßgeblich durch die letzte Eiszeit. Es liegt am Nordrand der Hauptendmoräne des Pommerschen Stadiums der Weichsel-Vereisung. So bestehen die höhergelegenen mineralischen Flächen überwiegend aus pleistozänem Geschiebemergel. Nur westlich von Kittendorf sowie nördlich des Rützenfelder Sees sind großflächig sandige Bildungen vorhanden, die den Geschiebemergel zum Teil überlagern. Die Niederungsbereiche sind dagegen durch holozäne Moorbildungen geprägt. Es handelt sich dabei fast durchweg um mächtige Torfmoore, die die Kittendorfer Peene und seine Nebengewässer begleiten. Flachgründige Moore beschränken sich weitgehend auf das Torfmoor südwestlich von Zettemin und den Uferbereich des Großen Varchentiner Sees. Auf Standorten mit Geschiebemergel sind Tieflehme und Lehme am weitesten verbreitet. Häufigste Bodentypen sind hier Fahlerde, Braungley, Braunstaugley und Amphigley. Die Moorstandorte sind großflächig und über Jahrzehnte stark entwässert worden, so dass hier die Bodenentwicklung zumeist bis zum Erdfen vorangeschritten sein dürfte. Der Übergang zum Mulm-Stadium ist nur kleinflächig, etwa im Bereich der Landwiese westlich von Kittendorf zu beobachten. Naturnahe Moorböden (Bodentyp Ried) beschränken sich weitestgehend auf den Verlandungssaum der Seen. Die Höhenlage der Talmoore steigt von ca. 32 m HN im Bereich der Ostpeene bis auf ca. 40 m HN bei Kittendorf. Die mineralischen Hochflächen liegen zumeist bei 40 bis 50 m HN und erreichen mit 70,3 m HN südlich von Jürgenstorf ihr Maximum im Projektgebiet. Einen Überblick zu den Böden gibt Abbildung 2. Partner_4-Masterplan.doc Seite 6 von 25
7 Abbildung 2: Bodenverhältnisse 2.3 Klimatische Verhältnisse Für die Wasserversorgung der Feuchtgebiete sind u. a. die klimatischen Bedingungen des Projektgebietes von erheblicher Bedeutung. So sind zur Bilanzierung des Wasserhaushaltes der einzelnen Staubereiche (Versorgungsbereiche) folgende meteorologische Daten erforderlich: P0 Mittlerer Niederschlag in mm - korrigiert nach RICHTER (1995) S Mittlere Sonnenscheindauer in Std. T Mittlere Lufttemperatur in C Partner_4-Masterplan.doc Seite 7 von 25
8 Einen Überblick über die Monats- und Jahresmittel der genannten Daten gibt Tabelle 1. Die Daten basieren auf Informationen des Deutschen Wetterdienstes (Reihe 1961/90). Als Bezugsstationen wurden für Sonnenscheindauer und Lufttemperatur die Station Teterow, für den Niederschlag die nähergelegene Station Varchentin gewählt. Tabelle 1: Meteorologische Daten nach DWD (2011) Nov Dez Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Wi So Jahr P 0 in mm S in Std T in C 4,2 0,9-0,8-0,1 2,8 6,7 11,9 15,3 16,7 16,6 13,3 9,1 2,3 13,8 8,1 In Mecklenburg-Vorpommern ist generell ein Übergang vom maritim geprägten, kühlfeuchten Klima im Nordwesten zum kontinental beeinflussten, trocken-warmen im Klima Südosten zu verzeichnen. Das Projektgebiet nimmt hier etwa eine mittlere Stellung ein. So liegt der Jahresniederschlag mit 626 mm nur wenig unter dem Landesdurchschnitt. Auch die Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sind eher moderat. Die jährliche Sonnenscheindauer ist mit Stunden nur wenig höher als das Landesmittel. 2.4 Wasserverhältnisse Oberirdische Gewässer Das Projektgebiet ist mit einer Gesamtfläche von 51 km² überwiegend dem Einzugsgebiet der Kittendorfer Peene zuzuordnen (199 km²). Lediglich 7 km² im Westen des Projektgebietes gehören unmittelbar zum Einzugsgebiet der Ostpeene. Diese fließt nach Norden und vereinigt sich in Malchin mit der Westpeene zur Peene. Die Kittendorfer Peene entspringt etwa 10 km östlich des Projektgebietes bei Schwandt dem gleichnamigen Quellsee. Ihre bedeutendsten Nebengewässer sind der von Nordosten zufließende Kabach (L 660), der von Süden zufließende Graben aus den Varchentiner Seen (Z 130) und der von Norden zufließende Graben L 690. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl von Entwässerungsgräben, die ebenso wie die schon genannten Fließgewässer durchweg Gewässer 2. Ordnung sind. Die Gesamtlänge des Gewässernetzes beträgt im Gebiet 123 km. Davon sind 26 km (21 %) verrohrt. Die wichtigsten Standgewässer sind der Rützenfelder See (34 ha), der Rittermannshagener See (41 ha) und der Zetteminer See ( 4 ha). Der Plettowsee innerhalb der Plettower Koppel (südwestlich der Bauernreihe) ist stark verlandet und hat nur noch eine Restwasserfläche Partner_4-Masterplan.doc Seite 8 von 25
9 von 0,5 ha. Darüber hinaus sind im Gebiet ca. 80 Kleingewässer zu finden - zumeist wasserführende Ackerhohlformen, die gemeinhin als Sölle bezeichnet werden. Der Große Varchentiner See mit einer Fläche von 181 ha grenzt im Süden unmittelbar an das Projektgebiet Feuchtgebiete Rund 14 km² des Projektgebietes sind Moore (27 %). Sie begleiten die Fließgewässer auf einer Breite von bis zu 1,5 km. So ist auch die Kittendorfer Peene innerhalb des Projektgebietes fast durchweg von Mooren umgeben. Nur im Raum Hungerstorf durchbricht sie eine mineralische Schwelle. Hydrogenetisch sind diese fluss- oder auch bachbegleitenden Moore überwiegend den Durchströmungsmooren zuzuordnen. Lediglich die Uferzonen der Seen sind als Verlandungsmoore einzustufen 1. Mit Ausnahme der Seeuferbereiche liegen die Entwässerungstiefen heute im Projektgebiet bei schätzungsweise > 0,6 m (Vegetationsperiode). So ist das Wasserregime der entwässerten Moorareale im Gebiet heute überwiegend als mäßig (wechsel-)feucht, lokal auch als mäßig trocken einzustufen. Allein die Verlandungszonen der Seen haben ihr sumpfiges bis subhydrisches Wasserregime weitgehend behalten (Wasserstände ganzjährig in Flur oder darüber) Entwässerungs- und Stauanlagen Das Gebiet ist durch ein weit verzweigtes Netz von Entwässerungsgräben gekennzeichnet (s. o.). Diese werden durch den Wasser- & Bodenverband Obere Peene unterhalten. Es erfolgt mindestens 1 mal jährlich eine Mahd der Böschungen und der Sohle. Bedarfsweise werden im Abstand von mehreren Jahren auch Grundräumungen durchgeführt. Die Entwässerung erfolgt durchweg mit natürlicher Vorflut. Das gesamte Entwässerungssystem einschließlich der verrohrten Abschnitte wird als intakt angesehen. Darüber hinaus existieren 36 Stauanlagen, deren Zustand vor Ort begutachtet wurde. Das Ergebnis ist in Tabelle 2 und Anlage 1 dargestellt. 1 Siehe u. a. Hydrogenetische Moortypen nach SUCCOW & JOOSTEN (2001) Partner_4-Masterplan.doc Seite 9 von 25
10 Tabelle 2: Zustand der Stauanlagen Zustandsstufe Beschreibung Anzahl Anteil (%) 1 sehr schlecht Anlage alt, mehrere Teile fehlend oder zerstört; daher funktionsuntüchtig; Anlage komplett korrodiert/verwittert 2 schlecht Anlage alt, mindestens 1 Teil fehlend oder zerstört, daher funktionsuntüchtig; starke Korrosion/Verwitterung 3 mäßig Anlage in wesentlichen Teilen alt aber vollständig und noch funktionstüchtig; mäßige Korrosion/Verwitterung 4 gut Anlage in wesentlichen Teilen erneuert; geringe Korrosion/Verwitterung sehr gut gesamte Anlage neu 1 3 gesamt: Dabei zeigt sich, dass der überwiegende Teil der Stauanlagen funktionsfähig und bedienbar ist (27 Anlagen). 17 Staue sind in den letzten Jahren teilweise erneuert worden. Lediglich 1 Stau (Nr. 12) ist im Zuge einer Straßenbaumaßnahme an der K6 komplett erneuert worden. Der Stau am Rützenfelder See und der Stau am Dorfteich in Schwabendorf sind mit einem festen Verschluss versehen. Alle anderen Staue haben bewegliche Verschlüsse. Stauberechtigt ist der Wasser- & Bodenverband Obere Peene. Die Bedienung der Anlagen wird jedoch aus Kapazitätsgründen bisher den jeweiligen Flächennutzern überlassen Bilanzierung verfügbarer Wassermengen (Methodik) Die Möglichkeiten zur Wasserrückhaltung durch Stauhaltung hängen wesentlich vom verfügbaren Wasserdargebot ab. Dieses lässt sich mit Hilfe von Wasserbilanzen darstellen. Grundlage solcher Bilanzen ist die Wasserhaushaltsgleichung Q = P - RET - ΔS mit Q Abfluss P Niederschlag RET Reale Evapotranspiration ΔS Speicheränderung Dazu werden für alle 36 Staue im Untersuchungsgebiet folgende Arbeitsschritte durchgeführt: - Ermittlung der Größe des Staueinzugsgebietes unter Berücksichtigung des Reliefs und des Gewässernetzes (oberirdisches Einzugsgebiet A Eo ) Partner_4-Masterplan.doc Seite 10 von 25
11 - Ermittlung der Eigenschaften des Einzugsgebietes (Böden, Vegetation, Nutzung) - Abgrenzung des Wasserversorgungsbereiches innerhalb der Staueinzugsgebiete - Festlegung von Entwicklungsszenarien für die Wasserversorgungsbereiche (Grundwasserflurabstände, Zielvegetation bzw. nutzung) - Ermittlung der Bilanzgrößen Abweichend hiervon kann für den Stau im Schlosspark Kittendorf (Stau Nr. 7) auf die recht aufwändige Analyse des Einzugsgebietes verzichtet werden, da hier Abflusswerte des unmittelbar oberhalb gelegenen Pegels Kittendorf genutzt werden können. Zudem ist für den Stau Nr. 23 am Dorfteich Schwabendorf lediglich 1 Szenario (Erhaltung des Gewässers) sinnvoll. Als Wasserversorgungsbereich wird die Moorfläche oberhalb des Staues (innerhalb dessen Einzugsgebietes) definiert. Diese reicht ggf. bis zum nächsten oberhalb gelegenen Stau 2. Für die Versorgungsbereiche werden die nachfolgend genannten Entwicklungsszenarien definiert. Die aktuell als Grünland genutzten Flächen entsprechen im wesentlichen dem Szenario 1. Tabelle 3: Entwicklungsszenarien der Staubereiche Szenario Nutzungsintensität Vegetation GWFA So (m) RET (mm/a) 1 Intensivgrünland mäßig (wechsel-)feuchte Wiesen und Weiden um 0, Extensivgrünland Feuchtwiesen/-weiden 0,3 bis 0, keine Nutzung (Renaturierung) Torfbildende Röhrichte und Großseggenriede in Flur oder darüber GWFA So RET Mittlerer Grundwasserflurabstand im Sommerhalbjahr (Mai bis Oktober) Reale Evapotranspiration Die Verdunstung wird gemäß den Empfehlungen des DVWK (1996) ermittelt. Hierbei wird zunächst die Globalstrahlung H g mit Hilfe der Koeffizienten nach SCHÖNE u.a. (1981) aus der Raley-Strahlung R r, der Sonnenscheindauer S und der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer S 0 errechnet. Aus der Globalstrahlung und der Lufttemperatur T wird die potenzielle Evapotranspiration PET ermittelt. 2 Die Größe des Versorgungsbereiches kann auf diese Weise nur geschätzt werden. Der tatsächlich vernässbare Bereich ist u. a. von der Geländeform abhängig, die in späteren Planungsphasen durch Vermessung ermittelt werden muss. Partner_4-Masterplan.doc Seite 11 von 25
12 Zur Ermittlung der realen Evapotranspiration RET wird die PET mit Hilfe des BAGROV- Verfahrens unter Berücksichtigung von Niederschlag, Vegetation, Bodenart und ggf. vorhandenem Grundwassereinfluss modifiziert. Die Verdunstung torfbildender Röhrichte und Großseggenriede wurde unter Berücksichtigung entsprechender Lysimeteruntersuchungsergebnisse des Forschungsinstituts Paulinenaue ermittelt (s. u. a. BEHRENDT 1996). Als Grundlage für die innerjährliche Aufteilung des Abflusses aus dem Einzugsgebiet wurden die Messdaten des Pegels Kittendorf (Kittendorfer Peene) gewählt. Die Ergebnisse der Wasserbilanzen sind in Anlage 2 dargestellt. Sie werden in Abschnitt 4 erläutert und mit Blick auf mögliche Staumaßnahmen interpretiert. 2.5 Arten und Lebensräume Im Projektgebiet kommen einige besondere Tierarten vor, deren Schutz- bzw. Gefährdungsstatus in Tabelle 4 dargestellt ist. So wurden Fischotter, Rotbauchunke und Kammolch nachgewiesen (Fundort nicht näher bekannt). Der Weißstorch brütet in fast allen Dörfern des Planungsraumes. Kraniche rasten in großer Zahl auf den Äckern südlich von Schwabendorf. Von dieser Art sind im Gebiet auch mehrere Brutpaare nachgewiesen. Die Rohrdommel kommt im Schilfgürtel des Großen Varchentiner Sees vor. Die Ostpeene ist Lebensraum des Döbels (Leuciscus cephalus), der in Mecklenburg-Vorpommern auf der Vorwarnliste (Near Threatened) steht. Tabelle 4: Besondere Tierarten (nach LUNG M-V 2011, ergänzt) Art Rote Liste (D) EU-Vogelschutzrichtlinie FFH- Richtlinie Fischotter (Lutra lutra) 1 x Weißstorch (Ciconia ciconia) 3 x Kranich (Grus grus) Rohrdommel (Botaurus stellaris) 2 x Rotbauchunke (Bombina bombina) 1 x Kammolch (Triturus cristatus) 3 x Eremit (Osmoderma eremita) 2 x x Südlich von Kittendorf wurde zum Schutz des Eremiten das FFH-Gebiet Baumreihen und Wald bei Kittendorf ausgewiesen (EU-Nr. DE ). Außerdem sind als besonders geschützte Biotope die zahlreichen Kleingewässer (Sölle) sowie die Röhrichte im Verlandungssaum der Seen zu nennen. Partner_4-Masterplan.doc Seite 12 von 25
13 2.6 Nutzungsverhältnisse Das Projektgebiet wird vor allem landwirtschaftlich genutzt (71 %), wobei die Ackernutzung deutlich überwiegt. Die Nutzungsintensität wird als hoch eingeschätzt. Der Anteil von Wäldern, Forsten und Gebüschen ist mit 22,5 % deutlich geringer aber dennoch erheblich. Gewässer und unentwässerte Feuchtgebiete sind dagegen mit 3,6 % deutlich unterrepräsentiert, wobei der geringe Anteil naturnaher Moore vor allem auf die großflächige Wiesen- und Weidenutzung zurückgeht. Tabelle 5: Nutzungsverhältnisse Nutzungsart Gesamtgebiet Moore ha % ha % Wälder und Gebüsche , ,8 Acker , ,8 Grünland , ,8 Sümpfe 109 2, ,6 Brachen 19 0,4 0 0,0 Gewässer 77 1,5 0 0,0 Siedlungen 146 2,9 0 0,0 gesamt , ,0 3 Defizitanalyse 3.1 Referenzzustand der Feuchtgebiete In Abschnitt wurde bereits darauf hingewiesen, dass die meisten Moore des Projektgebietes hydrogenetisch den Durchströmungsmooren zuzuordnen sind. Diese waren ursprünglich wie alle natürlichen Moore permanent mit Wasser gesättigt. Bevor das Wasser in die Fließgewässer gelangte, durchströmte es vom Talrand her den Moorkörper, wurde dabei gefiltert und zur Talmitte hin nährstoffärmer. So wurden im Laufe von ca Jahren mehr oder weniger mächtige Torfschichten aufgebaut, die zu mehr als 95 % aus Wasser bestanden. Auf Grund ihrer schwammsumpfigen Struktur hob und senkte sich die Mooroberfläche je nach Wasserdargebot, so dass es auch in Trockenperioden nie zur Durchlüftung der oberen Torfschichten kam. Häufig sind Durchströmungsmoore am Talrand mit Quellmooren, in der Talmitte (also im Bereich der Vorflutgewässer) mit Überflutungsmooren vergesellschaftet. Sie ergeben in dieser Kombination die für Mecklenburg-Vorpommern landschaftsprägenden Flusstalmoore. Partner_4-Masterplan.doc Seite 13 von 25
14 Die Talmoore der Kittendorfer Peene und ihrer Nebengewässer sind jedoch relativ klein, so dass diese hydrologische Differenzierung weniger stark ausgeprägt ist. Natürliche Durchströmungsmoore sind auf Grund der percolierenden Wasserbewegung innerhalb des Torfkörpers und der damit einhergehenden Filterung und Fixierung von Nährstoffen überwiegend mesotroph. Lediglich am Talrand, wo nährstoffreiches Wasser zuströmt, sowie in Talmitte, wo größere Vorflutgewässer zur lokal begrenzten Überflutung mit nährstoffreichem Fremdwasser führen können, sind auch unter natürlichen Bedingungen eutrophe Verhältnisse zu erwarten. Da in den Jungmoränengebieten Mecklenburg-Vorpommerns das Grundwasser überwiegend basen- oder kalkreich ist, sind die ursprünglichen Durchströmungsmoore des Projektgebietes in ökologischer Hinsicht in den Bereich der mesotroph-subneutralen bzw. mesotroph-kalkhaltigen Moore zu stellen. Die natürliche Vegetation dieser Moore war gehölzarm. Sie bestand überwiegend aus Braunmoos-Seggenrieden bzw. Braunmoos- Kopfried-Rieden. Die Strauchvegetation war durch Strauchbirken-Kriechweiden-, Seggen- Lorbeerweiden- und Baldrian-Lorbeerweidengebüsche gekennzeichnet. Die heutigen Feuchtgebiete des Projektgebietes weisen im Vergleich zum natürlichen Zustand drastische Unterschiede auf (s. Abschnitt 3.2). Diese gelten als weitgehend irreversibel und sind in planerisch überschaubaren Zeiträumen (<100 Jahre) nicht zu beheben. Aus diesem Grunde unterscheidet sich der mittelfristig erreichbare Referenzzustand deutlich vom Zustand natürlicher mesotroph-basen- bzw. mestrophkalkreicher Durchströmungsmoore (siehe Tabelle 6). So ist durch hydrologisches Management lediglich in Teilen der Moore eine vollständige Wassersättigung wiederherstellbar (s. Wasserbilanzen im Anhang). Ein Durchströmen des irreversibel veränderten Torfkörpers ist ebenfalls nicht mehr möglich. In Talrandlagen ist lediglich ein Überrieseln des Moorbodens prinzipiell denkbar, eine ausreichende Druckwasserspeisung aus dem mineralischen Einzugsgebiet vorausgesetzt. Eher noch scheint eine Überstauung vorflutschwacher Senkenstandorten erreichbar (Flachwasserregime, Überflutungsregime). Aber auch hierbei ist wegen des begrenzten Wasserdargebotes in der Vegetationsperiode nur lokal eine vollständige Wiedervernässung möglich. Die ursprüngliche Vegetation ist wegen der entwässerungsbedingten Eutrophierung und des veränderten Wasserregimes ebenfalls nicht wieder herstellbar. Unter günstigen Bedingungen kann bei vollständiger Wassersättigung die allmähliche Entwicklung eutraphenter Röhrichte und Großseggenriede erwartet werden. Wird lediglich eine bessere Durchfeuchtung der Moore (unvollständige Wassersättigung) vorgenommen, so ist bei extensiver Partner_4-Masterplan.doc Seite 14 von 25
15 Grünlandnutzung ein Annäherung an das Artenspektrum früherer Wiesen und Weiden wahrscheinlich. Tabelle 6: Kennzeichnung natürlicher und zu renaturierender Durchströmungsmoore Geokomponente Merkmale Natürlicher Zustand Wiedervernässung Referenzzustand Wiederbefeuchtung Wasser Wasserstufe 5+ (nass) 5+ (nass) 3+ (feucht) bis 4+ (halbnass) Wasserstand (m unter Flur) 0 (in Flur) < 0 (in Flur oder darüber) 0,1 bis 0,3 Wasserregime Durchströmungsregime Flachwasserregime Überflutungsregime Grund- und Stauwasserregime Boden Bodenentwicklung Ried (Torfwachstum) Torfwachstum Erdfen, Fenmulm Substrat schwammsumpfige, unvererdetetorfe (hochdurchlässig) vererdete Torfe (geringdurchlässig) vererdete Torfe (geringdurchlässig) Ökologischer Moortyp mesotroph-subneutral, mesotroph-kalkhaltig eutroph eutroph Vegetation Offenland Braunmoos-Seggenund Braunmoos- Kopfried-Riede Röhrichte und Großseggenriede Vegetationsformen extensiv genutzter Wiesen und Weiden Wälder und Gebüsche Strauchbirken-Kriechweiden-, Seggen- Lorbeerweiden- und Baldrian- Lorbeerweiden- Gebüsche Wasserfeder- und Schwertlilien- Erlenwald Sumpfseggen- Grauweiden- Gebüsch, Traubenkirschen- Erlen-Eschenwald 3.2 Defizite an Feuchtgebieten Moorstandorte mit perkolierender Wasserbewegung (Durchströmungsregime) sind heute aus dem Projektgebiet vollständig verschwunden. Lediglich des Flachwasserregime der See- Verlandungszonen kann als intakt angesehen werden. So hat die großflächige und tiefgreifende Entwässerung zu folgenden Veränderungen (Defiziten) geführt: - Absinken des Wasserspiegels unter die Mooroberfläche, zumeist auf Grundwasserflurabstände von > 0,6 m in der Vegetationsperiode - Ablösung der Wasserstufe 5+ (nass) durch die Wasserstufen 2+ (mäßig feucht) bis 2- (mäßig trocken) Partner_4-Masterplan.doc Seite 15 von 25
16 - Schrumpfung, Aggregierung und Humifizierung der Torfe; starke Vererdung der obersten Torfschichten (Bodentyp Erdfen), lokal mit beginnender Vermulmung (Bodentyp Fenmulm) - starker Rückgang der Durchlässigkeit der Torfe - Mobilisierung von im Torf gebundenen Nähr- und Schadstoffen (insbesondere Stickstoffverbindungen und Kohlendioxid) sowie Eintrag dieser Stoffe in Gewässer und Atmosphäre; Umwandlung von ehemals meso- in eutrophe Moorstandorte - Ablösung von artenreichen, inzwischen seltenen und z. T. vom Aussterben bedrohten Moorvegetationsformen durch artenarmes Queckengrasland und deren Folgestadien 4 Maßnahmevorschläge zur Minderung und Beseitigung von Defiziten Die Defizite der Feuchtgebiete sind im wesentlichen durch gezielte Maßnahmen zur Veränderung des Wasserhaushaltes zu mindern bzw. zu beseitigen (hydrologisches Management). Hierbei wird zunächst geprüft, ob die im Gebiet vorhandenen Stauanlagen dafür genutzt werden können. Dazu werden folgende Arbeitsschritte durchgeführt: 1) Ermittlung des verfügbaren Wasserdargebotes. Mit Hilfe der Wasserbilanz (s. Anhang) wird der jährliche Wasserüberschuss ermittelt. Dies wird für jeweils 3 Szenarien (intensive Grünlandnutzung, extensive Grünlandnutzung, torfbildende Vegetation) errechnet. Ist ganzjährig ein Wasserüberschuss vorhanden, so besteht kein Bedarf zur Rückhaltung bzw. Speicherung von Wasser. In diesem Fall können bewegliche Staue zurückgebaut oder durch feste, ökologisch durchgängige Staue ersetzt werden (Bsp. Stau Nr. 7 in Kittendorf). 2) Ermittlung des Wasserversorgungsdefizites. Dies wird ebenfalls für die o. g. Szenarien durchgeführt. Dabei werden die defizitären Monatswerte eines Jahres summiert. Da die Defizite ausschließlich im Sommerhalbjahr auftreten, sind jährliches und sommerliches Wasserversorgungsdefizit identisch. 3) Gegenüberstellung von Wasserüberschuss und Wasserversorgungsdefizit. Hierbei wird geprüft, inwieweit durch Stauhaltung Wasser aus Überschussperioden (Winterhalbjahr) zur Kompensation von sommerlichen Wasserversorgungsdefiziten (WVD) genutzt werden. Je besser die Defizite abgedeckt werden können, umso eher wird der Stau zur Wasserrückhaltung benötigt. Die Bewertung erfolgt in 5 Stufen: Partner_4-Masterplan.doc Seite 16 von 25
17 Deckung des WVD (%) Bedeutung des Staues WVD = 0 sehr gering < 25 gering 25 bis 50 mittel 50 bis 75 hoch > 75 sehr hoch Die Bewertungsergebnisse der Szenarien 2 (Extensivgrünland) und 3 (Renaturierung) werden gemittelt. Szenario 1 (Intensivgrünland) dient hier nur Vergleichszwecken, da es dem Projektziel einer verbesserten Wasserversorgung der Feuchtgebiete nur unzureichend gerecht wird. 4) Ermittlung der Vorteilsfläche. Diese ergibt sich aus der Größe des Versorgungsbereiches (VB). Die geomorphologischen Bedingungen und die technisch maximal mögliche Stauhöhe müssen hierbei unberücksichtigt bleiben, da diese nur durch Vermessungsarbeiten ermittelt werden können. Die Bewertung erfolgt ebenfalls in 5 Stufen: Größe des VB (ha) Bedeutung des Staues < 2 sehr gering 2-5 gering 5-10 mittel hoch > 50 sehr hoch 5) Ermittlung der Bedeutung für die Wasserrückhaltung. Diese ergibt sich aus der Fähigkeit zur Kompensation von Wasserversorgungsdefiziten und der Größe der davon bevorteilten Fläche (Versorgungsbereich). Beide Kriterien gelten dabei als gleichrangig. Die obigen Wertstufen werden gemittelt (sehr gering = Wertstufe 1... sehr hoch = Wertstufe 5). 6) Bewertung des Bauzustandes. Diese ergibt sich aus der Zustandstufe nach Tabelle 2. Je besser der Bauzustand ist, umso eher sollte der Stau erhalten bleiben. 7) Ökologische Durchgängigkeit des Gewässers. Die Notwendigkeit zur Prüfung dieses Kriteriums ergibt sich formal aus der Berichtspflichtigkeit des Gewässers im Sinne der EG-Wasserrahmenrichtlinie. Dies hat Auswirkungen auf die abschließende Maßnahmeempfehlung. Partner_4-Masterplan.doc Seite 17 von 25
18 8) Maßnahmeempfehlung. Diese erfolgt auf der Grundlage der Bedeutung des Staues für die Wasserrückhaltung, des Bauzustandes und der Notwendigkeit der ökologischen Durchgängigkeit. Die Bewertungen und Maßnahmevorschläge sind aus der Staudokumentation und der Maßnahmekarte ersichtlich. Im Ergebnis sollten 7 Staue zurückgebaut, 3 Staue ökologisch durchgängig gestaltet (Umbau) und 24 Staue erhalten bzw. saniert werden. Für 2 Staue lässt sich keine eindeutige Empfehlung geben, da sich die Vor- und Nachteile eines Rückbaus/Umbaus im Vergleich zur Sanierung bzw. Erhaltung etwa die Waage halten. Einen Sonderfall stellt im Rahmen der Wasserbilanzen das Gebiet des Rützenfelder Sees dar. Dieser See weist in Relation zu seinem sehr kleinen oberirdischen Einzugsgebiet eine recht große Seefläche auf. Daher kann vermutet werden, dass dessen unterirdisches Einzugsgebiet wesentlich größer ist. In diesem Fall wäre das verfügbare Wasserdargebot für die Versorgungsbereiche 32 bis 34 deutlich größer. Eine Klärung dieses Problems ist jedoch nur mit speziellen hydrogeologischen Erkundungen möglich. Basierend auf den Wasserbilanzen zeigt Karte 7 außerdem - Versorgungsbereiche, die auf Grund des hohen Wasserdargebotes gut wiedervernässbar sind (Renaturierung), - Versorgungsbereiche, die auf Grund des mäßigen Wasserdargebotes besonders für eine extensive Landnutzung geeignet sind, sowie - Moorareale, die von der Stauhaltung nicht beeinflusst werden. Darüber hinaus sind dort auch die wichtigsten Maßnahmen aus der Bewirtschaftungsvorplanung zur EG-WRRL dargestellt. Sie umfassen: - die Reduzierung der Entwässerung im Umfeld des Plettowsees - die ökologisch durchgängige Gestaltung von Querbauwerken (Sohlabsturz an der B 194 in Kittendorf, Sohlrampe am Auslauf des Großen Varchentiner Sees). Der Doppeldurchlass südwestlich Kittendorf wurde bereits 2010 ökologisch durchgängig gestaltet. - die Beseitigung der Kabach-Verrohrung im Bereich der Bauernreihe zugunsten eines offenen Fließgewässers - das Anlegen von Gewässerschutzstreifen/Bepflanzung entlang der Ostpeene, der Kittendorfer Peene, des Auslaufes aus dem Großen Varchentiner See und des L 690. Partner_4-Masterplan.doc Seite 18 von 25
19 5 Auswirkungen der Maßnahmen Die o. g. Maßnahmen sind primär auf eine Verbesserung der Wasserverhältnisse in den entwässerten Feuchtgebieten des Projektgebietes gerichtet. Gleichzeitig wirken sie sich aber auch auf andere Komponenten des Naturhaushaltes, insbesondere Böden, Pflanzen und Tiere aus. Zudem hat der Wasserhaushalt der Moore Einfluss auf das lokale Klima, aber auch auf überregionale bis globale Klimaveränderungen, da die Entwässerungstiefe in erheblichen Maße die Emission klimaschädlicher Gase (Kohlendioxid, Methan, Lachgas) bestimmt. Nicht zuletzt hängen vom Wasserhaushalt der Moore auch Art und Intensität ihrer Nutzung ab. Die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Verbesserung des Moorwasserhaushaltes ergibt sich aus den in Abschnitt 3.2 beschriebenen Defiziten. Diese stellen keinesfalls eine zeitlich konstante Größe dar. Vielmehr setzen sich die entwässerungsbedingten Prozesse fort und führen so zur weiteren Verschlechterung der landschaftlichen Situation. Aber auch die landwirtschaftliche Moornutzung wird durch diese negative Entwicklung zunehmend schwieriger. 5.1 Auswirkungen fortgesetzter Moorentwässerung (Null-Prognose) Die Folgen anhaltender, intensiver Moorentwässerung sind seit Jahrzehnten bekannt und vielfach publiziert worden. Geht man davon aus, dass im Projektgebiet die Entwässerung wie bisher fortgeführt wird (sogenannte Null-Variante), so ist mit folgenden Auswirkungen zu rechnen: - Fortschreiten der bodenbildenden Prozesse (Gefügebildung durch Schrumpfung und Quellung, aerobe Zersetzung und die Tätigkeit von Bodentieren) - Starke Torfzehrung durch Mineralisation; bei mächtigen Torfen und Entwässerungstiefen zwischen 0,6 und 0,9 m werden jährlich rund 600 g/m² mineralisiert. Allein dadurch erfolgt ein Höhenverlust von 0,59 bis 0,70 cm/a (MUNDEL 1976). - Weiterer Moorschwund durch Torfzehrung, Moorsackung und Schrumpfung; bei Grünlandnutzung ist im Durchschnitt mit 0,5 bis 1,0 cm/a zu rechnen (LEHR- KAMP1987, TITZE 1992). - Verlagerung und Auswaschung von Nährstoffen und Feinbodenpartikeln - Zunahme des Substanzvolumens, bei gleichzeitiger Abnahme des dränbaren Porenvolumens und der Durchlässigkeit. In der Folge kommt es vermehrt zu Partner_4-Masterplan.doc Seite 19 von 25
20 stauender Nässe, aber auch zu zeitweiliger Trockenheit im Oberboden (gestörter kapillarer Wasseraufstieg) - Sekundäre Vernässung durch Moorschwund (relativer Grundwasseranstieg) - Zunehmende Mikroreliefbildung in Abhängigkeit von Substanzvolumen, Moormächtigkeit und Entwässerungstiefe; dadurch zunehmend heterogene Standortbedingungen. - Fortgesetzte Freisetzung klimaschädlicher Gase. Nach MUNDEL (1976) wurden beispielsweise bei mächtigen Torfen und Entwässerungstiefen zwischen 0,6 und 0,9 m jährlich ca. 5,5 bis 6,5 t CO 2 /ha ermittelt (Grünlandnutzung). - Verschlechterung der Befahrbarkeit (Mähnutzung) bzw. Trittfestigkeit (Beweidung) und weiterer allmählicher Rückgang des Grünlandertrages Im Projektgebiet ist die aus landwirtschaftlicher Sicht günstige Bodenentwicklungsstufe des Erdfens mit meist mäßig feuchtem Wasserregime noch vorherrschend. Es ist jedoch davon auszugehen, dass dieses Stadium bei Entwässerungstiefen von > 0,6 m auf Dauer nicht stabil sein wird. Vor allem der sich fortsetzende Torfschwund führt im Laufe der Jahre zum weiteren Absinken der Mooroberfläche und folglich zu Vorflutverlusten mit entsprechenden Vernässungserscheinungen. Wird dann die Entwässerung weiter vertieft, kommt es erneut zur Intensivierung der oben beschriebenen negativen Prozesse. Gleichzeitig wird das Verhältnis von Entwässerungsaufwand zum landwirtschaftlichen Nutzen immer ungünstiger. Diese Entwicklung ist in den meisten Niedermooren nach den großen Komplexmeliorationen der 60er und 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts großflächig abgelaufen und vielfach dokumentiert worden. Sie wurde von SUCCOW (1988) in Anlehnung an KUNTZE (1982) als Teufelskreis der landwirtschaftlichen Moornutzung beschrieben. Die Stabilisierung des Moorwasserhaushaltes ist deshalb nicht nur hydrologisch und ökologisch bedeutsam. Sie ist auch Voraussetzung für eine schonendere Moornutzung. 5.2 Auswirkungen der Wasserrückhaltung Die gegenwärtig praktizierte Grünlandnutzung ganz gleich, ob Intensivstandweide oder intensive Mähwiesennutzung setzt einen mittleren Grundwasserflurabstand von mindestens 0,6 m voraus (s. WOJAHN & SCHMIDT 1987). Zur Stabilisierung des Wasserhaushaltes ist jedoch die verstärkte Rückhaltung von Wasser im Moor unumgänglich. Hierbei müssen vor allem die Wasserversorgungsdefizite in der Vegetationsperiode so weit wie möglich ausgeglichen werden. Im Vergleich zur aktuellen Entwässerungssituation ist dies zwangsläufig mit höheren Wasserständen verbunden. Partner_4-Masterplan.doc Seite 20 von 25
21 Die Auswirkungen der Wasserstandsanhebung auf die Moore und ihre Nutzung hängen dabei vor allem vom jeweiligen Stauziel ab. In Anlehnung an die Vernässungsszenarien in Tabelle 3 ist dabei zu unterscheiden zwischen: - Wiedervernässung Anhebung der Wasserstände ganzjährig auf Flurhöhe oder darüber - Wiederbefeuchtung Anhebung der Wasserstände im Sommerhalbjahr auf 0,3 bis 0,5 m unter Flur (im Winterhalbjahr auch höher) Der Wiedervernässung sollte grundsätzlich der Vorzug gegeben werden, da die Vorteilswirkungen auf den Naturhaushalt deutlich größer sind als bei der Wiederbefeuchtung. Zu berücksichtigen sind hier vor allem die naturräumlichen Bedingungen (insbesondere das Wasserdargebot) sowie die Flächenverfügbarkeit (Eigentums- und Nutzungsverhältnisse). Die Wiedervernässung von Mooren ist nach SUCCOW & JOOSTEN (2001) prinzipiell mit folgenden Auswirkungen verbunden: - Ganzjährige vollständige Wassersättigung des Moorkörpers und Entstehung von Nassstandorten mit sumpfigen bis subhydrischen Verhältnissen (Wasserstufe 5+). Diese entsprechen hydrologisch am ehesten den Versumpfungs- und Überflutungsmooren. - Geringfügige Regeneration des Torfkörpers. Entsprechende Untersuchungen von SCHMIDT (1995) ergaben folgende bodenphysikalische Veränderungen 3 : - Rückquellung um 13,5 %, - Verringerung der Lagerungsdichte im Oberboden um 3 %, - Erhöhung des Grobporenanteils um 2 Vol-% und des Mittelporenanteils um 1 Vol-%, - Erhöhung der gesättigten Wasserleitfähigkeit von 0,23 auf 0,30 m/d. - Beendigung der oxidativen Torfzehrung und Reduzierung der Stoffauswaschung in die Gewässer; zunehmend Bindung von Nähr- und Schadstoffen (Wiederherstellung der Funktion als Stoffsenke). - Allmähliches Einwandern torfbildender Pflanzen wie Schilf (Phragmites australis), Rispen-Segge (Carex paniculata) und Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und sukzessive Entwicklung zu Röhrichten, Großseggenrieden und Erlenbruchwäldern eutropher Moore - Deutliche Reduzierung der Emission klimaschädlicher Gase, insbesondere von CO 2 und N 2 O - Einstellung der Grünlandnutzung 3 20 Monate nach Beginn der Wiedervernässung Partner_4-Masterplan.doc Seite 21 von 25
22 Die Wiederbefeuchtung hat hingegen deutlich geringere Auswirkungen: - Unvollständige Wassersättigung des Torfkörpers, d. h. weiterhin Durchlüftung der obersten Bodenschichten, vor allem in der Vegetationsperiode. Entstehung feuchter Standortverhältnisse (Wasserstufe 3+). - Keine nennenswerte Regeneration des Torfkörpers. Der weiteren Verschlechterung der bodenphysikalischen Eigenschaften wird jedoch entgegengewirkt. - Minderung der oxidativen Torfzehrung und der Stoffauswaschung in die Gewässer. Auf Grund des überwiegend aeroben Milieus ist jedoch eine dauerhafte Festlegung von Nähr- und Schadstoffen nicht möglich. - Zunahme von nässeertragenden Pflanzen (vorwiegend Binsen- und Seggenarten). Torfbildende Vegetationsbestände sind jedoch nicht zu erwarten. - Reduzierung der Emission klimaschädlicher Gase, insbesondere von CO 2 und N 2 O - Erschwerte Grünlandnutzung durch geringere Erträge (Minderung des Futterwertes) und schlechtere Befahrbarkeit/Trittfestigkeit. Im Projektgebiet sind etwa ha Moorfläche vorhanden. Davon sind ca. 688 ha (51 %) durch Stauhaltung mit bislang vorhandenen Anlagen beeinflussbar. Etwa 429 ha (32 %) verfügen über ein ausreichendes Wasserdargebot, so dass hier zumindest aus hydrologischer Sicht eine Wiedervernässung möglich ist. Bei 259 ha (19 %) reicht das verfügbare Wasserdargebot lediglich für eine Wiederbefeuchtung. 6 Empfehlungen zur weiteren Verfahrensweise Die Ergebnisse des Masterplans wurden im Januar 2012 den betroffenen Landwirten, dem zuständigen Wasser- & Bodenverband und der unteren Wasserbehörde des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte vorgestellt und diskutiert. Hierbei zeigten die Landwirte je nach Bewirtschaftungssituation ein unterschiedliches Interesse an der Stauhaltung. Demnach sind einige Flächen zunehmend durch Vorflutverluste, geringe Durchlässigkeit der Böden und entsprechende Vernässungserscheinungen gekennzeichnet. Hier ist das Interesse an Maßnahmen zur Wasserrückhaltung eher gering. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass zeitweilige Trockenheit vor allem zu Beginn des Sommers immer häufiger zu Ertragsausfällen führt (2. Aufwuchs). In dieser Hinsicht besteht auch aus der Sicht einiger Landwirte erheblicher Handlungsbedarf. In diesem Zusammenhang wurde angeregt, die Wirksamkeit von Staumaßnahmen auch hinsichtlich der Bodendurchlässigkeit zu prüfen. Hierzu ist es zweckmäßig, den Bodenzustand (Bodenentwicklungsstadium) stichprobenartig Partner_4-Masterplan.doc Seite 22 von 25
23 mit Flachschürfen zu ermitteln, um das Ausmaß eventuell vorhandener Moordegradierungserscheinungen abschätzen zu können. Um die Auswirkungen der vorgeschlagenen Maßnahmen genauer beurteilen zu können, werden weitere Planungsschritte erforderlich sein. Hierzu gehören: - die Vermessung der Feuchtgebiete und der hier befindlichen Meliorationsanlagen (Staubauwerke, Entwässerungsgräben, Vorfluter) - hydraulische Modellierung zur Leistungsfähigkeit der Gräben und Vorfluter - Erstellung eines Niederschlags-Abflussmodells (N-A-Modell) zur Klärung des erforderlichen bzw. verfügbaren Stauinhaltes bei verschiedenen Witterungsszenarien - Erarbeitung von Empfehlungen für eine koordinierte Staubewirtschaftung (Sommer- /Winterstauziele, zeitliche Festlegung der Stauziele) - genauere Ausgrenzung von Flächen, die dauerhaft der Nutzung entzogen oder erschwert zu nutzen sein werden. - Ermittlung der Kosten für die erforderlichen baulichen Maßnahmen und den Flächenbedarf (Flächenankauf, Extensivierungsprämien u. ä. m.) Greifswald, Dipl.-Ing. Olaf Gehm (Projektingenieur) Partner_4-Masterplan.doc Seite 23 von 25
24 Quellenverzeichnis BEHRENDT, A. (1996): Grundwasserlysimeteruntersuchungen zum Wasserverbrauch und zur Nährstoffdynamik bei der Renaturierung von Niedermooren. ZALF-Bericht Nr. 26, Müncheberg. DVWK (1996): Ermittlung der Verdunstung von Land- und Wasserflächen. Merkblätter zur Wasserwirtschaft 238/1996. Kommissionsvertrieb Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft mbh Bonn. DWD (2011): Daten des Deutschen Wetterdienst. Monatsmittel der Lufttemperatur, der Sonnenscheindauer und des Niederschlages. KUNTZE, H. (1982): Die Anthropogenese nordwestdeutscher Grünlandböden. Abh. Naturw. Verein Bremen 39; LEHRKAMP, H. (1987): Die Auswirkungen der Melioration auf die Bodenentwicklung im Randow-Welse-Bruch.- Diss. A, Sektion Pflanzenproduktion, Humboldt-Universität Berlin. MUNDEL, G. (1976): Untersuchungen zur Torfmineralisation in Niedermooren. - Arch. Acker-, Pflanzenbau u. Bodenkd. 20: RICHTER,.D. (1995): Ergebnisse methodischer Untersuchungen zur Korrektur des systematischen Messfehlers des Hellmann-Niederschlagsmessers. Berichte des Deutschen Wetterdienstes 194, 93 S. SCHMIDT, W. (1995): Einfluss der Wiedervernässung auf physikalische Eigenschaften des Moorkörpers der Friedländer Großen Wiese. - Z. Kulturtechn. Landentw. 36: SCHÖNE, W. u. a. (1981): Klimadaten der Deutschen Demokratischen Republik - Ein Handbuch für die Praxis - Reihe B, Bd. 2 Strahlung und Bewölkung, Teil 1: Sonnenstrahlung auf horizontale Flächen, Hauptamt für Klimatologie des MD der DDR. Potsdam SUCCOW, M. (1988): Landschaftsökologische Moorkunde. Gustav-Fischer Verlag, Jena, 340 S. SUCCOW, M. & JOOSTEN, H. (2001): Landschaftsökologische Moorkunde. E. Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung (Nägle und Obermiller) Stuttgart. TITZE, E. (1992): Grundsätze der landwirtschaftlichen Moornutzung aus ökologischer und hydrologischer Sicht. - unveröff. Vortragsmanuskript, Universität Rostock. Partner_4-Masterplan.doc Seite 24 von 25
25 WOJAHN, E. & SCHMIDT. W. (1987): Ergebnisse und Probleme der landwirtschaftlichen Moornutzung in der DDR. - Internationales Symposium zum Thema Bodenentwicklung auf Niedermoor und Konsequenzen für die landwirtschaftliche Nutzung Bd. 1: Partner_4-Masterplan.doc Seite 25 von 25
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