Freiheitsbeschränkung durch Medikation. C. Miller
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- Claudia Steinmann
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1 Freiheitsbeschränkung durch Medikation C. Miller
2 Aufgabe des HeimAufG Schutz der persönlichen Freiheit von Menschen, die aufgrund des Alters, einer Behinderung oder einer Krankheit der Pflege oder Betreuung bedürfen. Eine Freiheitsbeschränkung liegt vor, wenn eine Ortsveränderung einer betreuten Person gegen oder ohne ihren Willen mit physischen Mitteln, insb. durch mechanische, elektronische oder medikamentösemaßnahmen, oder durch deren Androhung unterbunden wird.
3 HeimAufG Das HeimAufG ist auf Heime und andere Einrichtungen zur Pflege und Erziehung Minderjähriger, auf Krankenanstalten für Psychiatrie oder auf Abteilungen für Psychiatriesowie auf Anstalten für geistig abnorme und entwöhnungsbedürftige Rechtsbrecher nicht anzuwenden
4 Unter das HeimAufG in einem Krankenhaus fallen folgende Maßnahmen Unterbindung einer Ortsveränderung: mechanisch: z. B. Bettgitter, Festhalten, Fixierung, Versperren eines Zimmers medikamentös: Gabe von Medikamenten zum Zwecke der Sedierung Elektronisch: Auch die Androhung der Freiheitsbeschränkung:
5 HeimAufG im Krankenhaus Eine Freiheitsbeschränkung an einer nicht psychiatrischen Abteilung in einem Krankenhaus darf nur der mit der Leitung der Abteilung betraute Arzt oder sein Vertreter durchführen. Aufklärung und Verständigung: Es ist der Betroffene darüber zu informieren Es ist die Leitung des Krankenhauses zu informieren Es ist der Bewohnervertreter bzw. die Vertrauensperson zu informieren.
6 HeimAufG Zulässigkeitsvoraussetzungen: der Bewohner psychisch krank oder geistig behindert ist und im Zusammenhang damit sein Leben oder seine Gesundheit oder das Leben oder die Gesundheit anderer ernstlich und erheblich gefährdet. Sie zur Abwehr dieser Gefahr unerlässlich und geeignet sowie in ihrer Dauer und Intensität im Verhältnis zur Gefahr angemessen sowie diese Gefahr nicht durch andere Maßnahmen abgewendet werden kann.
7 medikamentös Eine medikamentöse Freiheitsbeschränkung im Sinne des 3 Abs.1 HeimAufG. liegt nicht vor, wenn eine sedierende Wirkung der verabreichten Medikamente nur eine unvermeidliche Nebenwirkung der Behandlung der Erregungs- und Verwirrtheitszustände ist, und weil zudem die verabreichte Mengen in diesem Fall gar nicht ausreichen, um eine vom Patienten gewollte Ortsveränderung zu unterbinden. LG Wels: 21 R 253/07s
8 FolgendeVoraussetzungen müssen gleichzeitig erfüllt sein: Vorliegen einer geistigen Behinderung oder einer psychischen Erkrankung Ernstliche und erhebliche Selbst- oder Fremdgefährdung Keine anderen pflegerischen oder organisatorischen Maßnahmen als Alternative möglich
9 Unter das HeimAufG in einem Krankenhaus fallen folgende Maßnahmen Unterbindung einer Ortsveränderung: mechanisch: z. B. Bettgitter, Festhalten, Fixierung, Versperren eines Zimmers medikamentös: Gabe von AP zum Zwecke der Sedierung Elektronisch: Durch Androhung der Freiheitsbeschränkung:
10 Demenz ICD 10: Abnahme des Gedächtnisses und Beeinträchtigung weiterer höherer kortikaler Funktionen (z.b. Denkvermögen, Urteilsfähigkeit, Ideenfluss, Informationsverarbeitung Beeinträchtigungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens Ausschluss qualitativer Bewusstseinsstörungen Die Symptome müssen mindestens seit 6 Monaten bestehen.
11
12 15% 10% 15% 60% Häufigkeit verschiedener Demenzformen
13 Primäre Demenzen neurodegenerative Demenzen vaskuläre Demenzen Mischformen irreversibel progredient verlaufend
14 Marksteiner 2010
15 Verlauf eines M. Alzheimers
16 Delir ICD10: F05.0 Das Delir zählt zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen Ein Delir liegt vor: Bei Bewußtseins- und Aufmerksamkeitsstörungen Störungen der Wahrnehmung und Kognition psychomotorischen Störungen Störungen des Wach-Schlafrythmus affektiven Störungen wie Depression, Angst oder Reizbarkeit
17 Delir Der Beginn eines Delir ist meist akut Verlauf fluktuierend mit zunehmendem Alter steigt das Risiko ein Delir zu entwickeln. Ursachen: Demenz Medikamente (Benzodiazepine, Alkohol, Engelstrompeten) Infektionen Stoffwechselstörungen (Hyperthyreose, Kalium-Mangel) Intoxikationen Exsikose Fieber
18 kumulative Inzidenz von Psychosen bei Patienten mit Alzheimer-Demenz Pausen J.S. et. al. Neurology 2000;54.
19 folgende Fragen für eine medikamentöse Freiheitsbeschränkung sind entscheidungserheblich 1.) Welchen therapeutischen Zweck verfolgt die Anwendung jedes einzelnen der zu überprüfenden Medikamente? 2.) Wurden bzw. werden die Medikamente dieser Zweckbestimmung entsprechend eingesetzt? 3.) Welche konkrete Wirkung war und ist für den Bewohner mit dem Einsatz dieses Medikamentes verbunden?
20 Eine Freiheitsbeschränkung im Sinne des Gesetzes liegt immer dann vor, wenn es einer Person unmöglich gemacht wir, ihren Aufenthalt nach ihrem freien Willen zu verändern. Weiters ist eine Freiheitsbeschränkung auch dann gegeben, wenn dem Betroffenen gegen oder ohne seinen Willen die Bewegungsfreiheit entzogen wird. Auf die Bildung eines vernünftigen Fortbewegungswillen und darauf, ob sich die Person der Einschränkungen bewusst ist, kommt es nicht an. (OGH 7 Ob 22606w). Eine Freiheitsbeschränkung kann auch durch Medikamente erfolgen.
21 eine medikamentöse Freiheitsbeschränkung kommt besonders dann in Betracht, wenn man zedierende Medikamente für die rein symptomatische Behandlung von Unruhezustände oder Verhaltensstörungen einsetzt. Davon kann aber nur dann gesprochen werden, wenn die Behandlung unmittelbar die Unterbindung des Bewegungsdranges bezweckt (OGH 2 Ob 77/08z). Von einer Freiheitsbeschränkung kann nicht bei unvermeidlichen bewegungsdämpfenden Nebenwirkungen gesprochen werden, die sich bei der Verfolgung anderer therapeutischer Ziele mitunter ergeben (Bart/Engel, Heimrecht 2004).
22 Medikamentengruppen
23 Opiate Diese weisen eine stark sedierende Wirkung auf. Hier ist die Intention der Verabreichung das entscheidungsrelevate Kriterium Die Schmerztherapie ist das Ziel, die Sedierung die Nebenwirkung
24 Antidementiva Antidementiva: Acetylcholinesterasehemmer NMDA- Inhibitoren haben in der Regel keine sedierende Wirkung
25 Antidepressiva Mirtazapin, Trazodon, bestimmte TCA`s haben eine sedierende Wirkung Wenn AD s zur Behandlung einer depressiven Episode eingesetzt werden, dann ist eine sedierende Nebenwirkung eine unvermeidliche Nebenwirkung Wenn AD`s zur Hemmung des Bewegungsdranges eingesetzt werden, dann ist das eine freiheitsbeschränkende Maßnahme.
26 Antipsychotica 1 Psychose ist ein Sammelbegriff für schwere psychische Erkrankungen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass es zu gravierenden Störungen in Bezug zur Umwelt kommt Psychosen können organischen, endogenen oder reaktiven Ursprungs sein
27 Antipsychotika 2 Antipsychotika werden eingeteilt in: klassische AP hochpotente (z.b. Haloperidol) niederpotente (z.b. Chlorprotixen) atypische AP
28 Antipsychotika 3 Die Verabreichung von Antipsychotika zur Behandlung von psychotischen Symptomen und BPSD in therapeutisch notwendiger Dosis stellt in der Regel keine medikamentöse Freiheitsbeschränkung dar. Werden AP s zum Zweck der Unterbindung des Bewegungsdranges oder zur Ruhigstellung eingesetzt, dann liegt eine medikamentöse Freiheitsbeschränkung vor. Grundsätzlich sollten aus psychiatrischer Sicht atypische Antipsychotika bevorzugt werden, da sie ein geringeres extrapyramidalmotorisches Nebenwirkungsprofil aufweisen. Cave: delirogene Wirkung der Antipsychotika Clozapin ++++, Olanazapin +++, Risperidon 0
29 Benzodiazepine sind: angstlösend, muskelentspannend, schlaffördernd haben bei älteren Menschen oft eine paradoxe Wirkung haben eine delirogene Wirkung
30 Benzodiazepine 1 Wenn Benzodiazepine notwendig dann: BZD s mit kurzer Halbwertszeit mit nur einem aktiven Metabolen mit wenig Interaktionspotential z.b. Oxazepam, Lorazepam
31 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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