IN FREMDEN BETTEN. Hotelgeschichten von Heinz Horrmann Band IV. Klocke Verlag

Transkript

1 IN FREMDEN BETTEN Hotelgeschichten von Heinz Horrmann Band IV Klocke Verlag

2 In fremden Betten Hotelgeschichten von Heinz Horrmann Band IV Klocke Verlag

3 Wie Armani im falschen Dubai-Tower landete Sein TraumDomizil ist STarT einer HoTelreiHe Unbegreiflich. Der Mann mit schlohweißem Haar und der klassischen Physiognomie eines römischen Feldherrn schaut irritiert, zeigt sich unwirsch. Warum ist bei seiner Ankunft am Eingang des Towers die Armee der Männer in schwarzen Hosen und weißen Hemden nicht angetreten? Der Termin des Modepapstes und Branchenimperators Giorgio Armani war doch angekündigt. Ein kurzes Zwiegespräch seines Fahrers mit dem Security-Verantwortlichen folgte und dann flogen die Hände zum (Auto-)Himmel. Erschütterndes war geschehen. Der gute Mann im Dienste des fünfundsiebzigjährigen Nobeldesigners hatte den Burj Dubai, später auf den Namen des neuen Geldgebers Burj Khalifa umgetauft, mit dem Burj al Arab, dem gigantischen Hotel in Segelform, verwechselt. Ich war nicht dabei, aber ein gewaltiges Donnerwetter wurde mir hinter 12

4 13

5 vorgehaltener Hand kolportiert. So ein blöder Fehler im Umfeld des den Göttern so nahen Genies. Inzwischen ist Armanis erstes Designerhotel, eben in dieser 828 Meter hohen zum Himmel strebenden Nadel, eingeweiht und läuft gut. Die von Detailfetischist Armani gestalteten 160 Gästezimmer liegen in den Stockwerken 1 bis 8 und 38 bis 39. Geld spielt für Armani nicht die große Rolle (geschätztes Vermögen: 4 Milliarden Euro). Forsch wurden die Zimmerpreise zwischen 900 und 9000 Euro festgelegt. Auch das ist ein Superlativ. Nicht wenige haben es vorher als Fehler bezeichnet, das erste Armani-Domizil ausgerechnet in Dubai einzurichten, nicht in Rom, Mailand oder Paris, wie erwartet, sondern in der Wüstenstadt eben. Armani stand und steht zu dieser Entscheidung und ignorierte derartige Einwände. Heute gibt es nur noch Zuspruch. Ähnlich synchrones Kopfschütteln hat es vor zehn Jahren gegeben, als der damalige Primus der Hotelgruppen, Ritz-Carlton, sein erstes deutsches Hotel ausgerechnet in Wolfsburg platzierte. Das Haus an der VW-Autostadt wurde ein grandioser Erfolg und genau das verspricht die Startphase auch dem Armani-Hotel. Wie hat der Modezar und Minimalist nun seine Zimmer in der Hauptstadt des Maximalismus gestaltet? Dunkle Steinböden, dunkle Holzwände, Marmor aus dem Norden Kanadas. Farblich alles in typischen Armani-Tönen gehalten, alles Ton in 14

6 Ton, absolut dezent, geschmackvoll, geradlinig und schnörkellos, wie seine Mode geschnitten ist, wurde die Einrichtung gewählt. Zebra-Wood an den Wänden als wichtigstes Dekorationselement. Geräuschlos arbeitet die Klimaanlage. Vorzügliche Matratzen, kühle Laken, Betten der Spitzenklasse. Ein Hotel ist weit mehr als nur ein Bett für die Nacht, doch das Nachtlager muss auch stimmen. Wichtig, denn das Dubai-Hotel ist für Armani so etwas wie ein Pilotprojekt, weitere dreizehn Designhotels dieser Art sollen folgen. Der Edel-Stylist sieht allerdings in der Metropole der Emirate das zurzeit attraktivste und konkurrenzlose Ziel für das Hospitality-Geschäft. Armanis Hotel ist kein Alleingang. Hotels der Zukunft werden verstärkt von Top-Designern wie Bulgari, Cerutti oder Ferragamo gestaltet. Die neuen Edel-Herbergen vereinen kühles, modernes Interieur mit dem Luxus der alten, vornehmen Grandhotels. Den Anfang hatte übrigens Madame Krizia mit dem K-Club auf Barbuda in der Karibik gemacht, gefolgt von Donatella Versace und ihrem Palazzo Versace in Australien. 15