Willkommen. Dipl.-Psych. M.Meyer Wackenroderstr. 14, Erlangen. Was ist eine Dyskalkulie?
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- Reinhardt Siegel
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1 Willkommen Heutiges Thema: Dyskalkulie Referent: Dipl.-Psych. Markus Meyer Akademischer Dyskalkulietherapeut Tel.: dyskalkulietherapie@gmx.de Internet: 1 Was ist eine Dyskalkulie? Diese Störung besteht in einer umschriebenen Beeinträchtigung von Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch die allgemeine Intelligenzminderung oder eine eindeutig unangemessene Beschulung erklärbar ist. Das Defizit betrifft vor allem die Beherrschung grundlegender Rechenfertigkeiten wie Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division, weniger die höheren mathematischen Fertigkeiten, die für Algebra, Trigonometrie, Geometrie oder Differential- und Integralrechnung benötigt werden. (Dilling & Freyberger, 2001 zitiert nach Jacobs & Petermann, 2007, S.4). 2
2 Wo ist eine Dyskalkulie einzuordnen? F81 Umschriebene Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten F81.0 Lese- u. Rechtschreibstörung F81.1 Isolierte Rechtschreibstörung F81.2 Rechenstörung F81.3 Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten 3 Wie häufig ist eine Dyskalkulie? 5,3-6,6 % Schwankungen von 3,6-10,9 % In jeder Klasse sind durchschnittlich 1-2 Kinder betroffen! (Jacobs & Petermann, 2008) 4
3 Was tritt oft zusammen mit einer Dyskalkulie auf? Lese-Rechtschreibstörung bei ca. 50 bis 65% aller Fälle Jedes zweite Kind hat auch eine LRS AD(H)S bei ca. 26 % aller Fälle Jedes vierte Kind hat auch eine Aufmerksamkeitsstörung (Jacobs & Petermann, 2008) 5 Sind Mädchen oder Jungen häufiger betroffen? Dyskalkulie: Geschlechterverhältnis ausgeglichen Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten: Jungen häufiger betroffen (Jacobs & Petermann,2008) 6
4 Wie äußert sich eine Dyskalkulie? Kind braucht (sehr) viel Zeit Kein Verständnis des Ordinal- und Kardinal-Zahlaspekts Üben/ Nachhilfe hilft nichts Kind zählt (oft mit den Fingern) Schlechte/ keine Mengenvorstellung Viele Fehler (oft +/-1) 7 Wie äußert sich eine Dyskalkulie? Probleme mit dem Stellenwertsystem 69 96, 1003 statt 103 Transkodierungsfehler 7? Keine Vorstellung von Maßen und Größen Fehlendes Verständnis für Grundrechenarten Fehlendes Verständnis für mathematische Symbole und Begriffe (+, -, *, :, >, <, =) 8
5 Mögliche psycho-emotionale Folgen? Misserfolg Traurigkeit Lernabneigung Selbstabwertung Misserfolgserwartung Angst Abstieg Verfestigung Generalisierung Misserfolg Entmutigung Kapitulation (Born, Oehler, 2009) 9 Mögliche psycho-emotionale Folgen? Frustration Geringes Selbstwertgefühl (schüchternes Verhalten) Kein Spaß mehr an Mathe Matheangst Schulangst 10
6 Mögliche psycho-emotionale Folgen? Psychosomatische Aggressives Verhalten Ausweitung der Problematik auf andere Fächer Teufelskreis Lernstörung 11 einer Dyskalkulie Rechenleistung ist sehr komplex Viele Einflussfaktoren sind beteiligt an Ausbildung und Aufrechterhaltung Neuropsychologische Untersuchungen: Auffälligkeiten im linken Intraparietalen Sulcus (IPS) Anterioren Gyrus cinguli (Landerl & Kaufmann, 2008; von Aster, 2005) 12
7 Neurobiologische Ebene Unterricht Exekutivfunktionen Aufmerksamkeit Förderung Arbeitsgedächtnis Gedächtnis Allgemeine Problemlösefähigkeit Leseleistung Basisnumerische Verarbeitung Verbale Fähigkeiten Kognitive Ebene Anregung Rechenleistung Verhaltens-Ebene 13 Dipl.-Psych. M.Meyer (Landerl& Kaufmann, 2008) Triple-Code-Modell (Dehaene, 1992) Analoge Größenrepräsentation Größenvergleich, Subitizing, Schätzen Rechnen mit mehrstelligen Zahlen Zählen, Faktenwissen Visuell-arabische Zahlenform 6 Verbal-phonologische Zahlenform sechs /seks/ 14
8 Multiroute-Modell (nach Cipolotti & Butterworth 1995) Rechensystem Semantische Repräsentation Input geschriebene Ziffer geschriebenes Zahlwort gesprochene Zahl Asemantische Kodierung Output geschriebene Ziffer geschriebenes Zahlwort gesprochene Zahl 15 Dyskalkulie- Ziel des diagnostischen Prozesses ist die Feststellung des Ist- Zustandes, also der Stärken und Schwächen eines Kindes in allen Bereichen, die für die Erstellung eines geeigneten Interventionsprogramms sowie für die Erstellung einer Prognose der weiteren Entwicklung relevant sein können. (Landerl & Kaufmann, 2008, S. 148) 16
9 Ablauf einer Dyskalkulie- 1. Anamnese und Exploration 2. Basisdiagnostik 3. Differenzialdiagnostik 4. Befundgespräch mit Therapieempfehlung 17 Dyskalkulie- Normierte Testverfahren Quantitative Qualitative Nicht normierte Testverfahren 18
10 Quantitative neuropsychologische Testverfahren Durchführungsdauer ZAREKI-R (2006) 35 Minuten Normen Klassen 1-4 Reliabilität r = Was testet die ZAREKI-R (Ab-)Zählfertigkeiten Zahlen schreiben und lesen Grundrechenarten (+,- und mal) Zahlenstrahl Zahlen nachsprechen Perzeptive und kognitive Mengenbeurteilung Textaufgaben Zahlenvergleich (Worte und Ziffern) (Aster, Weinhold Zulauf & Horn, 2006) 19 Quantitative neuropsychologische Testverfahren Durchführungsdauer Normen RZD 2-6 (2005) Minuten Reliabilität r = Was testet das RZD 2-6 Speedkomponente Speedkomponente Speedkomponente Ende 2. bis Mitte der 6. Klasse (Ab-)Zählfertigkeiten Zahlentranskodierung Grundrechenarten (+,- und mal und geteilt) mündlich und schriftlich Regelverständnis Zahlen nachsprechen Perzeptive und kognitive Mengenbeurteilung Textaufgaben Zahlenvergleich Flexibles Anwenden (Jacobs, 2005) 20
11 Quantitative neuropsychologische Testverfahren Durchführungsdauer Normen BADYS 1-4+ (2006) Reliabilität r = Minuten (Kurzform) 90 Minuten (Langform) Ende 1. Klasse bis Anfang 6. Klasse Was testet die BADYS? Visuell-Räumliche Grundfertigkeiten (VRG) Gedächtnisleistungen (GED) Mathematische Begriffe (MB) Mengenerfassung (ME) Zahlenerfassung (ZE) Addition und Subtraktion (ADSU) Multiplikation und Division (MUDI) Umgang mit Maßen (UMA) (Schardt & Merdian, 2007) 21 Quantitative Schulleistungstests Durchführungsdauer Normen DEMAT-Reihe ( ) Reliabilität r = Minuten (Einzeltest) Minuten (Gruppentest) Ende 1. Klasse bis Mitte 4. Klasse Was testeten die DEMAT- Tests? Demat 1+ Demat 2+ Demat 3+ und 4 Je nach Klassenstufe: curriculare Inhalte Zahlenverständnis, Zahlenverarbeitung,Grundrechenarten Zahlenverständnis, arithmetische Leistungen Arithmetik, Sachrechnen und Geometrie (Krajewski et al.; Roick et al., Gölitz et al.) 22
12 Quantitative Schulleistungstests Durchführungsdauer Normen HRT 1-4 (2005) Reliabilität r = Minuten (Einzeltest) Minuten (Gruppentest) Ende 1. Klasse bis Anfang 5. Klasse Was testeten der HRT 1-4? Schreibgeschwindigkeit Grundrechenarten Zahlenverbinden Größer-Kleiner-Aufgaben Zahlenfolgen, Zahlenverbinden Würfel- und Mengenzählen Ergänzungsaufgaben Längenschätzen (Haffner, Baro, Prazer & Resch, 2005) 23 Qualitative Diagnoseverfahren Auch parallel zur quantitativen Beobachtungen Nachfragen (Rechenmethode, Denkansätze...) Notizen, welche Inhalte im Anschluss überprüft werden sollten 24
13 Qualitative Diagnoseverfahren Förder/ Diagnose-Box Mathe (2006) Durchführungsdauer individuell Normen - Reliabilität - Welche Bereiche können überprüft werden? Kognitiver Bereich/ Begriffe Zahlenverständnis Rechnen und Rechstrategien Operationsverständnis Problemlösen Größen (Kaufmann & Lorenz, 2006) 25 Qualitative Diagnoseverfahren Informelle Schulleistungsdiagnostik IV (2010) Durchführungsdauer Normen - Reliabilität - individuell Bereich Klassen 1-9 Welche Bereiche können überprüft werden? Inhalte aus dem Bayerischen Lehrplan (Storath, Drechsel, Enders & Lambert, 2010) 26
14 Prognose für Wackelkandidaten? Klassen 1+2 ermöglichen zählenden Rechnern oft noch die Chance der Kompensation Spätestens im ZR 1000 massive Probleme! 27 Vorläuferfertigkeiten bereits im Kindergarten fördern Frühe Warnzeichen erkennen und gezielt fördern Aufklärung über die Symptomatik von Rechenstörung und Rechenschwäche 28
15 Titel durch Klicken hinzufügen Raum für Fragen und Diskussion 29 Titel durch Klicken hinzufügen Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit! 30
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