Unser Projekt: Betreuungszentren für Aidswaisen in Tansania Ein Bericht unseres Clubmitglieds Dekan i.r. Dr. Jochen Tolk
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- Miriam Kurzmann
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1 Unser Projekt: Betreuungszentren für Aidswaisen in Tansania Ein Bericht unseres Clubmitglieds Dekan i.r. Dr. Jochen Tolk Vorgeschichte Das neue Zentrum in Ilindi Über die Aidskatastrophe in Afrika wird immer wieder berichtet. Am schlimmsten sind die Verhältnisse in Süd- und Ostafrika, wo schon zur Kolonialzeit Millionen Menschen weit entfernt von ihren Familien in Bergwerken und Fabriken, im Eisenbahn- und Straßenbau, auf den Farmen und Plantagen als billige Arbeitskräfte für die Kolonialherren arbeiteten. Diese Entwicklung hat zu einer Auflösung der traditionellen Werte und Verhaltensweisen im Blick auf Ehe und Familie geführt. Ohne diese Vorgeschichte ist die Aidskatastrophe nicht zu verstehen. Statistische Zahlen können kein realistisches Bild der Situation in den afrikanischen Städten und Dörfern vermitteln, wo ein großer Teil der jüngeren, arbeitsfähigen Generation gestorben ist. Alte Leute, die selbst keine Kraft mehr haben, müssen nun ihre Enkel versorgen und haben niemanden mehr, der für sie sorgen könnte. Ich habe die Zahlen gekannt und konnte mir doch nicht wirklich vorstellen, wie diese Waisenkinder leben. Im Herbst 2009 traf ich Melania Mrema-Kyando, eine Pfarrerin der Moravian Church in Tansania, die aus der deutschen Missionsarbeit hervorgegangen ist. Was sie mir von dem Elend erzählte, in dem viele dieser Kinder leben, in dem auch viele unversorgte Alte leben, hat mich tief bewegt. Im Rotaryclub Ravensburg erzählte ich weiter, was ich gehört hatte, der Club stellte spontan Euro zur Verfügung, um Aidswaisen in Tansania zu helfen. Aber wo sollte man helfen und wie? Ich beschloss, im Frühjahr 2010 nach Tansania zu reisen und mir vor Ort ein Bild zu machen. Meine Reise führte mich in die Mbeya-Region, wo ich einige Jahre gelebt und gearbeitet hatte, mich deshalb auskannte und mit vielen Männern und Frauen in der Moravian Church bekannt war, die sich heute im Rahmen ihrer Möglichkeiten darum bemühen, den Aidswaisen zu helfen. Wenn man in Afrika helfen will, braucht man Leute vor Ort, denen die Sache ein persönliches Anliegen ist, die verlässlich und vertrauenswürdig sind und die besprochenen Hilfsmaßnahmen dann auch tatsächlich umsetzen. Und man braucht eine Partnerorganisation, die in der Lage ist, größere Projekte kompetent und verlässlich durchzuführen. Wir sind ja nicht vor Ort. Ich hatte das Glück, solche Menschen anzutreffen, wobei mir sicher auch die Tatsache geholfen hat, dass ich selbst so etwas wie ein Einheimischer bin und fließend Kiswahili spreche. Von ihnen ließ ich mich dorthin führen, wo die Not am größten war und dringend Hilfe benötigt wurde. Die Bauabteilung der Kirche, in der ich einst mitgearbeitet habe, hat die größeren Bauprojekte ohne zusätzliche Kosten durchgeführt. Zwei dieser Ort, an die ich geführt wurde, waren Ilindi und Chunya.
2 Karte der Mbeyaregion Projektvorbereitung Am Ende meiner Reise überlegte ich mit den Verantwortlichen vor Ort zusammen, wo besonders dringend Hilfe gebraucht wurde, und für welche Projekte ich nach meiner Rückkehr gezielt nach Spenderinnen und Spendern suchen sollte. Zwei Projekte wurden mir besonders ans Herz gelegt: Betreuungszentren für Aidswaisen in den abgelegenen ärmlichen Dörfern in den Umalilabergen und in der Kleinstadt Chunya, einst ein bedeutendes Zentrum der Goldgewinnung, heute aber völlig verarmt und heruntergekommen. In beiden Regionen leben erschreckend viele Aidswaisen. Als Vorbild sollte das bereits bestehende Betreuungszentrum in Nsalaga dienen, wo über 250 Waisenkinder aus den umliegenden Dörfern betreut werden, die meist bei ihren Großeltern oder auch ganz allein leben. Für jedes Dorf ist ein Volunteer (meist eine Frau) ernannt worden, der die Kinder und ihre Versorger zuhause besucht, sie mit dem Allernötigsten versorgt, nach den Fortschritten in der Schule fragt, die Kinder zur medizinischen Versorgung ins Krankenhaus bringt und darauf sieht, dass sie ein geordnetes Leben führen. Zwei Mal in der Woche treffen sich die Kinder im Betreuungszentrum, bekommen zu essen, singen und spielen miteinander, werden in Hygiene und gesunder Lebensführung unterrichtet und allem, was wichtig ist, um das Leben zu bestehen. All diese Arbeit wird von Ehrenamtlichen getan, ohne Bezahlung. Um das Betreuungszentrum herum entsteht also ein Netzwerk von einheimischen Helferinnen und Helfern, die sich um diese Waisenkinder kümmern. Der Staat hat nicht die Mittel, um diese Aufgabe mit bezahlten Sozialarbeitern zu erfüllen.
3 Waisenkinder im Betreuungszentrum in Nsalaga In Ilindi in den Umalilabergen traf ich mich mit den Häuptlingen, den Dorfältesten und den Bürgermeistern der umliegenden Orte. Sie wollten mir vortragen, wie dringend sie ein solches Betreuungszentrum brauchen und wie arm sie sind und dass sie deshalb keines bauen können. Was sie aus eigener Kraft tun konnten, das hatten sie schon getan: Tausende von Ziegelsteinen hatten sie gebrannt, aber Zement, Balken, Wellblech und Löhne für die Bauarbeiten konnten sie nicht bezahlen. Nach meiner Rückkehr berichtete ich öffentlich und in den Clubs in Ravensburg und Weingarten über diese Bitte. Spontan stellten die CHG Meridian in Weingarten Euro und der RC Ravensburg-Weingarten Euro zur Verfügung. Im Frühjahr bereits konnten die Bauarbeiten beginnen. Als ich im Sommer 2012 wieder nach Ilindi kam, war der Rohbau fertig, und wir konnten mit vielen Menschen aus der Region zusammen ein großes Fest feiern.
4 In Chunya und den umliegenden Dörfern ist die Situation nicht besser als in den Umalilabergen. Einige Aidswaisen hatte ich zuhause besucht und war erschüttert. Die Verantwortlichen in Chunya würden gerne helfen, aber der wirtschaftliche Niedergang, die Armut der Stadt und ihrer Menschen... Wenn man ihnen doch helfen könnte, ein Betreuungszentrum zu bauen, es seien genug Menschen da, die sich als Volunteers um die Waisenkinder kümmern würden. Die Bauabteilung der Moravian Church würde den Bau ohne zusätzliche Kosten planen, organisieren und überwachen. Als ich im RC Ravensburg davon erzählte, wurde spontan eine Spendenaktion gestartet, um die Mittel für den Bau zu beschaffen. Im Lauf von 3 Jahren kamen mehr als Euro zusammen. Die Bauarbeiten verzögerten sich immer wieder, denn während der Regenzeit konnte man nicht weiterbauen. Außerdem wurden immer nur Euro überwiesen, eine nächste Rate erst dann, wenn der Baufortschritt nachgewiesen war. So konnte kein Geld für andere Zwecke abgezweigt werden, was auch tatsächlich nicht geschah. Im Herbst 2012 war der Rohbau im Wesentlichen vollendet. Rohbau in Chunya 2012 Während der Bauzeit wurden von den Leiterinnen der Frauenarbeit der Moravian Church die Volunteers ausgebildet, die sich in den Dörfern rund um die Betreuungszentren um die Aidswaisen kümmern sollten. Auch Pfarrer, Lehrer, Bürgermeister und Dorfälteste nahmen an der Schulung teil, um mehr über die reale Situation und die Bedürfnisse der Aidswaisen zu erfahren, damit sie mit ihren Dorfgemeinschaften und Kirchengemeinden die Arbeit der Betreungszentren besser unterstützen können. Von vornherein war klar, dass allen Waisenkindern geholfen werden soll, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Religion. Schulung der Volunteers und der Verantwortlichen in den Dörfern Bei meiner Reise im Mai 2013 habe ich viele Orte besucht, an denen seit 2010 Waisenkinder und ihre Versorger dank der Spenden aus Ravensburg und Umgebung Hilfe erfahren haben: Kinder können zur Schule gehen, nachdem sie die nötige Ausstattung bekommen haben, Begabte erhielten ein Stipendium für die Sekundar- oder eine Handwerkerschule, Großmütter, deren Hütte sich in der Regenzeit aufgelöst hatte, leben nun mit ihren (Waisenkinder-)Enkeln in einem festen Haus, landwirtschaftliche Kleinprojekte verbessern die Ernährungssituation
5 In Ilindi sind die Bauarbeiten abgeschlossen, das Zentrum ist fertig. Viele Menschen, auch alle wichtigen Leute aus der Umgebung versammelten sich aus diesem Anlass, um ihre Freude und Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Es ist wirklich erstaunlich, dass das schöne Gebäude mit 2 Klassenräumen um Euro gebaut werden konnte. Das war natürlich nur durch Eigenleistungen (Steine), kostenlosen Baugrund und die kostenfreie Bauplanung und Bauleitung der Zuständigen in der Moravian Church möglich. Die Häuptlinge und Honoratioren bei der Festversammlung Die drei Häuptlinge und der Bürgermeister, die den Bauplatz gestiftet haben Pfarrerin Agness Njeyo und die Volunteers In Chunya sind die Bauarbeiten inzwischen ebenfalls abgeschlossen. Als ich Ende Mai dort war, mussten noch einige Feinarbeiten erledigt werden. Das ist inzwischen geschehen. Auch in Chunya wurde der Bauplatz gestiftet (hier von der Stadt). Die Baukosten belaufen sich, einschließlich Toilettenanlage ebenfalls auf Euro. Die Bauabteilung der Moravian Church hat bei der Planung und Durchführung hervorragende Arbeit geleistet. Das Betreuungszentrum kann nun mit der Arbeit beginnen, die Volunteers sind ausgebildet. Für die Ausstattung der Zentren mit Tischen und Bänken stehen noch Mittel zur Verfügung.
6 Zentrum in Chunya Ende Mai 2013 Moderne Toilettenanlage Frauen singen ein Loblied auf die Spender in Ravensburg Die beiden Projekte in Ilindi und Chunya sind damit von rotarischer Seite abgeschlossen. Eine beachtliche Leistung! Die Menschen vor Ort werden nun die Gebäude mit Leben füllen. Sie warten schon darauf.
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