INHALTSVERZEICHNIS. Vorwort 2. Die Betreuungsstelle der Stadt Lippstadt 3. Die Betreuungsvereine in Lippstadt und ihre Angebote 4-5.
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- Gabriel Beutel
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1 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort 2 Die Betreuungsstelle der Stadt Lippstadt 3 Die Betreuungsvereine in Lippstadt und ihre Angebote 4-5 Tipps und Infos: Aktuelles zur Betreuungsführung 6 Höhere Pfändungsfreigrenzen seit 1. Juli Informationen zur Betreuungsführung im Internet 8 Literaturtipp Hinweis zur Steuerpflicht der Aufwandspauschale 10 Tod des Betreuten Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - Dr. Martin Gunga Übersicht über die LWL-Klinik Lippstadt Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde für diese Broschüre die männliche Sprachform gewählt. 1
2 Vorwort "Was bleibt, ist die Veränderung; was sich verändert, bleibt." (Michael Richter) Liebe Leser, vor Ihnen liegt die 19. Info-Broschüre für ehrenamtliche rechtliche Betreuer, Bevollmächtigte sowie interessierte Mitbürger. Sie hat sich von einem gefalteten DIN A3-Blatt im Jahr 1994 zur handlichen Broschüre mit ausführlichen Informationen, Praxistipps und der Benennung von Ansprechpartnern im Jahr 2012 entwickelt. In diesem Jahr haben wir das Heft übersichtlicher und moderner gestaltet und den Schwerpunkt auf die Übermittlung und Darstellung wesentlicher Informationen zur Betreuungsführung gelegt. Für das Jahr 2012 steht als Thema "Die rechtliche Betreuung bei psychischer Erkrankung" im Mittelpunkt. Fachliche Unterstützung erhalten wir von Herrn Dr. Martin Gunga, stellv. ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Lippstadt, den Kollegen des Fachbereiches Betreutes Wohnen des Sozialdienstes Kath. Männer e. V. Lippstadt und dem Amtsgericht Lippstadt. Hierfür an dieser Stelle unser herzlicher Dank! Mit unserem neu gestalteten Veranstaltungskalender erhalten Sie einen Überblick über die Angebote zur Weiterbildung aber auch zum persönlichen und fachlichen Austausch. Sie finden alle Termine übersichtlich im Veranstaltungskalender - nicht mehr in der Broschüre. Wir freuen uns, wenn Ihnen die neue Gestaltung gefällt. Kritik und Anregungen nehmen wir gern entgegen. Herzlichst die Mitarbeiterinnen der Betreuungsstelle und der Betreuungsvereine in Lippstadt. 2
3 Die Betreuungsstelle der Stadt Lippstadt Fachbereich Familie, Schule und Soziales Betreuungsstelle Geiststraße Lippstadt Tel.: 02941/ oder 684 Fax: 02941/ Aufgaben der Betreuungsstelle: Förderung v. Einzelpersonen sowie gemeinnützigen u. freien Organisationen Unterstützung d. Betreuungsgerichtes/ Betreuungsgerichtshilfe Gewinnung, Beratung und Unterstützung der Betreuer Ihre Ansprechpartnerinnen (v. l. Frau Eickerling, Frau Adomat, Frau Kalthoff) Information über das Betreuungsrecht Erstellung v. Sozialberichten/gutachterl. Stellungnahmen für d. Amtsgericht Lippstadt Organisation/Koordination d. Betreuungswesens auf örtlicher Ebene Beglaubigung v. Unterschriften/ Handzeichen auf Vorsorgevollmachten u. Betreuungsverfügungen Förderung d. Aufklärung u. Beratung über Vollmachten u. Betreuungsverfügungen 3
4 Die Betreuungsvereine und ihre Angebote Für die Belange ehrenamtlicher Betreuer sind zuständig und verantwortlich: Elke Fahrbach-Behler Cornelia Fischer-Brors Um die finanziellen Zuschüsse des Landes NRW zu erhalten, sind wir als Betreuungsvereine weiterhin verpflichtet, eine aktuelle Betreuerkartei zu führen. Dafür benötigen wir folgende Informationen von Ihnen: Bitte reichen Sie uns unbedingt bei jeder Übernahme einer Betreuung eine Kopie Ihrer Bestellung oder des Gerichtsbeschlusses ein (Kopien können bei uns erstellt werden). Bitte teilen Sie uns auf jeden Fall den Beginn und ggf. das Ende der jeweiligen Betreuung mit (z. B. bei Tod: evtl. Kopie der Sterbeurkunde, bei Aufhebung/Abgabe: Kopie des Gerichtsbeschlusses). Bitte informieren Sie uns, wenn sich Ihre Telefonnummer, Adresse oder -Adresse ändert. Bitte benachrichtigen Sie uns, wenn das zuständige Amtsgericht wechselt. 4
5 Die Betreuungsvereine und ihre Angebote Wenn Sie erstmals eine rechtliche Betreuung übernommen und einen Kontakt mit uns haben, bitten wir zur Sicherstellung finanzieller Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen um Ihre Unterschrift auf einem Formblatt. Damit leisten Sie einen entscheidenden Beitrag zur Weiterführung unserer Arbeit. Vielen Dank für Ihre Kooperation! Sie können als ehrenamtlicher rechtlicher Betreuer folgende kostenfreie Angebote in Anspruch nehmen: Haftpflichtversicherung, die die Risiken Ihrer rechtlichen Betreuertätigkeit abdeckt bedarfsorientierte Beratung, Unterstützung und Begleitung im Einzelfall regelmäßige Fortbildungsveranstaltungen sowie diverse Möglichkeiten zum Austausch jährliche Informationsbroschüre mit interessanten Themen und Veranstaltungskalender Beratung zu Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung 5
6 Tipps und Infos Aktuelles zur Betreuungsführung Mit dieser Homepage hat die nordrhein-westfälische Justiz ein weiteres Internet-Serviceangebot für die Bürgerinnen und Bürger freigeschaltet. Viele Menschen fragen sich, wie sie für wichtige Bereiche des täglichen Lebens Vorsorge treffen können. Mit möchten wir Hilfestellung geben und über das wichtige Themenfeld Betreuungsrecht, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung verständlich informieren", erklärte Justizminister Thomas Kutschary am in Düsseldorf. Die Landesarbeitsgemeinschaft Betreuungsrecht Berlin hat hier eine übersichtliche Zusammenfassung der Aufgaben und Pflichten eines Betreuers veröffentlicht. Schwerbehindertenangelegenheiten Seit dem können bundesweit alle Nahverkehrszüge der Deutschen Bahn ohne zusätzlichen Fahrschein mit dem grünorangen Schwerbehindertenausweis und dem Beiblatt mit gültiger Wertmarke genutzt werden. (Quelle: Presseinformation Deutsche Bahn 044/2011) 6
7 Tipps und Infos Höhere Pfändungsfreigrenzen seit 1. Juli 2011 Seit dem 1. Juli 2011 gelten höhere Pfändungsfreigrenzen für Arbeitseinkommen. Der unpfändbare Grundbetrag beträgt 1.028,89 Euro (bisher: 985,15 Euro) monatlich. Dieser Betrag erhöht sich, wenn gesetzliche Unterhaltspflichten zu erfüllen sind, um monatlich 387,22 Euro (bisher: 370,76 Euro) für die erste und um jeweils weitere 215,73 Euro (bisher 206,56 Euro) für die zweite bis fünfte Person. Wenn Schuldner mehr verdienen als den so ermittelten pfändungsfreien Betrag, verbleibt ihnen vom Mehrbetrag ebenfalls ein bestimmter Anteil. Die genauen Beträge ergeben sich aus einer Broschüre, die unter abrufbar ist. Besonderheiten gelten für die Kontopfändung: Seit einem Jahr besteht für Kontoinhaber die Möglichkeit, Girokonten in ein Pfändungsschutzkonto (sogenanntes P-Konto) umwandeln zu lassen. Beim P-Konto erhält der Schuldner ohne gerichtliches Verfahren einen automatischen Sockel-Pfändungsschutz in Höhe des unpfändbaren Freibetrags. Die Erhöhung der Pfändungsfreigrenzen führt damit auch gleichzeitig zur Erhöhung des Sockelpfändungsschutzes beim P-Konto. (Quelle: Pressemitteilung des Bundesministeriums der Justiz) 7
8 Tipps und Infos Informationen zur Betreuungsführung im Internet: Online-Lexikon Betreuungsrecht Informationen zum Betreuungsrecht von Horst Deinert Informationen zur rechtlichen Betreuung von Sigrid Pinnow Internetseite des Bundesjustizministeriums Vormundschaftsgerichtstag e. V Institut für angewandte Wissenschaft zur Förderung der Lebenssituation von Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz 8
9 Tipps und Infos Literaturtipp 2012 aktuell verständlich praxisorientiert Jürgens/Lesting/Marschner/Winterstein Betreuungsrecht kompakt Systematische Darstellung des gesamten Betreuungsrechts Dieser handliche Band stellt das Betreuungsrecht konzentriert, praxisnah und übersichtlich dar. Der bewährte Leitfaden ist 2011 als Neuauflage unter Berücksichtigung der 3. Betreuungsrechtsänderungsgesetzes mit den Regelungen zur Patientenverfügung und zum Verfahrensrecht erschienen. Sie erhalten einen umfassenden Überblick über das Betreuungsrecht und überzeugende Argumente zu möglichen Rechtsproblemen und somit eine wertvolle Hilfe in der täglichen Betreuungsarbeit. Betreuungsrecht kompakt ist auch für Nichtjuristen verständlich geschrieben. Jürgens/Lesting/Marschner/Winterstein: Betreuungsrecht kompakt Systematische Darstellung des gesamten Betreuungsrechts 7. überarbeitete Auflage 2011, C. H. Beck, ISBN , Preis: 24,50 9
10 Tipps und Infos Hinweis zur Steuerpflicht der Aufwandspauschale ( 1835 a BGB) Seit dem Steuerjahr 2011 gelten höhere Steuerfreibeträge. Für die Führung von rechtlichen Betreuungen bedeutet diese neue Regelung, dass der Betreuer jährlich bis zu sieben Betreuungen steuerfrei führen kann, sofern keine anderen steuerfreien Einkünfte im Rahmen der Übungsleiterpauschale vorliegen. Den Vordruck für den Antrag auf Zahlung Ihrer Aufwandspauschale gem a BGB senden Ihnen die zuständigen Mitarbeiter der Betreuungsvereine auf Anfrage gerne zu. Eine ausführliche Information sowie Antworten auf spezielle Fragen zum Thema, wie z. B. Kann ich neben meiner Betreuungsführung weitere Einnahmen haben? Gibt es spezielle Regelungen für Rentner? gibt Herr Claus Jakobs, Diplom- Kaufmann und Steuerberater, an einem Themenabend im Februar
11 Tipps und Infos Tod des Betreuten Die Betreuung endet mit dem Tod eines Betreuten. Was ist zu tun? Informieren Sie: die Angehörigen, das Amtsgericht (schriftlich als Schlussbericht, Bestellungsurkunde und evtl. Kopie der Sterbeurkunde beilegen), die Behörden (z. B. Rentenversicherungsträger, Krankenkasse etc. sowie Geldinstitute und Versicherungen), den Betreuungsverein, der Sie begleitet. Die Durchführung der Bestattung fällt nicht mehr in den Aufgabenkreis des Betreuers. Nach den Landesbestimmungen über das Leichenwesen haben die Familienangehörigen des Verstorbenen für die Bestattung zu sorgen, auch wenn sie die Erbschaft ausgeschlagen haben. Wenn Angehörige sich nicht um die Bestattung kümmern können, muss die Ordnungsbehörde diese Aufgabe übernehmen. In diesem Fall muss der Betreuer das Ordnungsamt von der bestattungsbedürftigen Leiche informieren (für Lippstadt am Wochenende erreichbar über die Rettungsstelle Soest, Tel: 02921/380000). Zunächst sind Angehörige zur Übernahme der Bestattungskosten verpflichtet. Soweit dies nicht zumutbar ist, können angemessene Bestattungskosten gem. 74 SGB XII vom Sozialhilfeträger übernommen werden. 11
12 Tipps und Infos Der Betreuer ist somit nicht zur Übernahme der Bestattungskosten verpflichtet. Er kann aber zur den Kosten herangezogen werden, wenn er: die Vornahme der Bestattungshandlungen freiwillig veranlasst, zum Vertragspartner des Bestattungsunternehmens oder der öffentlichen Friedhofsverwaltung wird und somit persönlich für die entstehenden Kosten haftet und er keinen Ersatz seiner Aufwendungen verlangen kann. Weitere Informationen zum Thema: Internet: Handbuch für ehrenamtliche rechtliche Betreuer, kostenlos zu erhalten bei den Lippstädter Betreuungsvereinen 12
13 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Psychische Erkrankungen sind sehr stark auf dem Vormarsch. Lange Zeit blieb die Wahrnehmung dieser Entwicklung weitgehend auf die Betroffenen und die an der ambulanten, tagesklinischen und vollstationären Versorgung Beteiligten beschränkt. Die Wartezimmer in psychiatrischen Praxen oder Ambulanzen wurden immer voller, Wartezeiten auf Untersuchungs-, Behandlungs- oder Aufnahmetermine länger und die Aussichten auf eine kurzfristige Intervention durch einen ärztlichen oder psychologischen Psychotherapeuten schwieriger. Erst in den letzten Monaten wurde diese Entwicklung auch in der breiteren Öffentlichkeit diskutiert, dies vor allem auf dem Hintergrund zunehmender Fälle von depressiven Erschöpfungssyndromen, die überall um sich greifen und auch Persönlichkeiten vom medialer Präsenz wie Politiker, Schauspieler, Sportler oder Trainer erfasst haben. Nach Untersuchungen der AOK, die im April 2011 veröffentlicht wurden, haben sich die Fallzahlen aufgrund psychischer Erkrankungen in den Jahren 1990 bis 2010 um 70 % erhöht, die dadurch ausgelösten Arbeitsunfähigkeitstage sogar um knapp 77 %. Auch die übrigen Krankenkassen vermelden alarmierend ähnlich Entwicklungen. Hierbei handelt es sich nicht nur um ein nationales, sondern letztlich um ein globales Problem, das weiter an Brisanz zunehmen wird. 13
14 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga So hat das Deutsche Ärzteblatt im Oktober 2011 im Hauptartikel darauf hingewiesen, dass die mentalen, neurologischen und Suchterkrankungen - darunter Depression, Epilepsie, Demenz, Angstzustände, Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit - mit 13 % die Liste der weltweiten Erkrankungen anführen und inzwischen sogar häufiger sind als Krebs- und Herzkreislauf-Erkrankungen. Die zunächst am Einzelfall orientierte Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen erfolgt zugleich auf dem Hintergrund der sich ständig verändernden wissenschaftlichen, gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Prämissen. Hier ist immer einiges im Fluss. Auch Therapieansätze im psychiatrisch-psychotherapeutischen Feld unterliegen bei manchen Konstanten einem steten Wandel, der sich wesentlich aus dem Erfahrungswissen von Therapeuten und den Rückmeldungen von Betroffenen in Verbindung mit dem wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritt ergibt. Dabei sind auch wirtschaftliche Möglichkeiten bei letztlich beschränkten finanziellen Mitteln, sog. Budgets, zu berücksichtigen. Im psychiatrisch-psychotherapeutischen Alltag sind schizophrene Psychosen und Depressionen von herausragender Bedeutung. Hier werden die oft schwierigen Verschränkungen zwischen internen und externen Belastungsfaktoren, psychotherapeutischen und medikamentösen Ansätzen in der Behandlung besonders deutlich. 14
15 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Ein Therapiestandard kann - auch wenn er sich an international gültigen Leitlinien orientiert - keine Allgemeingültigkeit haben, da jedes Krankheitsbild immer auch eigene Facetten im Zusammenwirken von Lebensgeschichte, aktuellen Lebensumständen und möglichen Begleiterkrankungen hat. Schizophrene Psychosen kommen in allen Kulturkreisen vor, in Deutschland sind ca Menschen betroffen. Erscheinungsbilder und Verläufe der Erkrankung können sehr vielgestaltig sein. Menschen mit dieser Erkrankung reagieren aufgrund einer größeren Verletzlichkeit ( Vulnerabilitäts-Stress-Modell ) empfindlicher als andere auf emotional belastende Ereignisse. Es ist daher prinzipiell wichtig, bei Anzeichen einer Krankheitsphase für eine möglichst verlässliche Abschirmung hinsichtlich zusätzlicher emotionaler Belastungen zu sorgen. Hier kommt den Angehörigen eine große Bedeutung zu. Durch Psychoedukation, die zumeist als Schulung in Gruppenprogrammen erfolgt, erhält der Betroffene möglichst umfangreiche Kenntnisse über Entstehung und Verlauf der Krankheit und wird befähigt, eigene schützende Ressourcen zu pflegen und Frühsymptome möglicher neuer Krankheitsphasen rechtzeitig zu erkennen, mit den Therapeuten notwendige Behandlungsschritte abzustimmen und letztlich zum Experten seiner Erkrankung zu werden. 15
16 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Eine medikamentöse Behandlung kann nur erfolgreich sein, wenn sie eingefügt ist in die psychosozialen und psychotherapeutischen Maßnahmen. Wichtig sind eine für die jeweilig vorliegende Symptomatik passende Wahl der Medikation durch den Therapeuten sowie verlässliche Rückmeldungen über Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen durch den Betroffenen mit ausreichender Therapietreue ( Compliance ). Hier kommen in erster Linie Neuroleptika, Medikamente zur Dämpfung psychotischer Symptomatik zum Einsatz. Unterschieden wird häufig zwischen sog. typischen und atypischen Neuroleptika: > Die typischen - älteren - Neuroleptika werden im Hinblick auf ihre antipsychotische Wirksamkeit unterteilt in hoch-, mittelund niedrigpotent. Hochpotente Medikamente mit Wirkstoffen wir Haloperidol, Fluphenazin oder Zuclopenthixol zeigen eine gute Wirksamkeit auf mit der Erkrankung verbundene sog. Plus-Phänomene wie Halluzinationen, Wahnerleben, Gefühle der Beeinflussung des Denkens oder Störungen im Gedankenablauf. Niedrigpotentpotente Medikamente mit Wirkstoffen wie Pipamperon, Levomepromazin oder Promethazin wirken gut auf mit der Erkrankung verbundene Anspannung und Erregung. Die typischen Neuroleptika haben weiterhin einen großen Stellenwert in der Behandlung, besonders bei hochakuten Krankheitsverläufen. Einzelne Medikamente können auch in Depotform mit einer Wirkdauer von bis zu vier Wochen verabreicht werden. 16
17 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Ein wesentlicher Nachteil besteht im möglichen Auftreten von sog. extrapyramidalmotorischen Nebenwirkungen (EPS), sehr unangenehmen Störungen der Bewegung. > Die atypischen - neueren - Neuroleptika sind heute vielfach Mittel der ersten Wahl. Sie werden besonders eingesetzt im Hinblick auf mit der Erkrankung verbundene sog. Minus- Phänomene wie Störungen der Konzentration, schnelle Erschöpfbarkeit, Verlust von Lebensfreude und damit verbundenem sozialem Rückzug. In diese Gruppe gehören Medikamente mit Wirkstoffen wie Amisulprid, Olanzapin, Quetiapin, Risperidon oder Ziprasidon, auch hier gibt es einzelne Medikamente in Depotform. Auch diese Medikamente haben trotz der allgemein guten Verträglichkeit spezielle mögliche Nebenwirkungen, zu achten ist hier zum Beispiel bei einzelnen Präparaten besonders auf eine Gewichtszunahme. > In der Akutbehandlung kommen zur schnellen Minderung von ängstlich gefärbten Erregungszuständen auch zusätzlich noch die Angst lösende Beruhigungsmittel, sog. Tranquilizer zum Einsatz, die aber wegen der Gefahr der Entwicklung von Abhängigkeit nur vorübergehend gegeben werden sollten. > Neben der Akutbehandlung ist die Verhinderung einer erneuten Krankheitsphase von großer Bedeutung. Empfohlen wird nach einer Ersterkrankung eine ein- bis zweijährige medikamentöse Rezidivprophylaxe, bei mehrmaligen Erkrankungen in kurzem Zeitraum sollte eine zwei- bis fünfjährige Prophylaxe erfolgen. 17
18 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Depressive Erkrankungen sind die weltweit häufigsten psychischen Störungen. Eine Depression tritt in vielfältigen Formen und verschiedenen Schweregraden auf. In Deutschland sind mit ständiger Zunahme ca. 4 Millionen Menschen erkrankt, die behandlungsbedürftig sind. Frauen sind wesentlich häufiger als Männer betroffen. Es bestehen vielfältige Überschneidungen zu anderen psychischen Störungen, insbesondere zu den Angsterkrankungen. Neben der in der Häufigkeit stabilen manisch-depressiven Erkrankung ( Bipolare Störung ), die sich durch einen phasischen Wechsel der Stimmungslage in der Schwankungsbreite von größtem Glücksgefühl bis in tiefste Todessehnsucht ausdrückt, nehmen relativ kurze oder längerfristige depressive Reaktionen auf schwere Belastungen im Lebensverlauf ( life-events ) wie Scheidung, Tod eines Partners, Auszug der Kinder, Verlust von Arbeit oder schwere körperliche Erkrankungen stark zu. Hier sind auch vom Erscheinungsbild die Erschöpfungssyndrome einzuordnen, die häufig als Burnout beschrieben werden. Depressive Störungen zeigen meist ein Bild mit folgenden Beeinträchtigungen: traurige, ängstliche bis verzweifelte Stimmung, Ein- und Durchschlafstörungen, Mangel an Interesse und Antrieb, allgemeine Verlangsamung, aber auch innere Unruhe und Getriebenheit, Selbstabwertung negative Zukunftssicht und häufig auch suizidale Gedankengänge. Für die Angehörigen stellen depressive Erkrankungen oft eine schwere Bürde da, Hilfsangebote kommen häufig nicht an, das gesamte familiäre Leben gerät aus dem Gleichgewicht. 18
19 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Psychotherapeutische Behandlungen sind von großer Bedeutung, hier kommen verschiedenste Therapieansätze zum Einsatz, bes. mit Bausteinen aus dem Gebiet der Tiefenpsychologie und Verhaltenstherapie, z. B. in der Interpersonellen Psychotherapie (IPT). Medikamentöse Behandlungen können die Psychotherapie begleiten, häufig ermöglichen sie bei schweren Erkrankungen erst überhaupt einen psychotherapeutischen Zugang. Inzwischen gibt es eine Fülle verschiedener Antidepressiva, die meist einerseits aufgrund ihrer chemischen Grundstruktur, andererseits aufgrund ihrer weiteren Zielrichtung in beruhigende (sedierende) und nicht beruhigende Medikamente unterschieden werden: > Pflanzliche Medikamente mit antidepressiver Wirkung spielen - da frei verkäuflich - in der Selbstbehandlung von Betroffenen eine große Rolle. Hierzu gehören Wirkstoffe wie Johanniskraut, aber auch Baldrian und Hopfen (beide sedierend). Auch hier kann es zu Nebenwirkungen kommen, besonders häufig ist Übelkeit. > Zu den verschreibungspflichtigen Medikamente gehören die älteren trizyklischen Antidepressiva mit Wirkstoffen wie Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin (alle sedierend) oder Imipramin (nicht sedierend) sowie die tetrazyklischen Medikamente mit Wirkstoffen wie Maprotilin (gering sedierend) oder Mianserin (sedierend). 19
20 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin Gunga Auch diese Medikamentengruppe hat wegen ihrer guten Wirksamkeit in der aktuellen Behandlung nach wie vor ihren Stellenwert. Es findet sich aber eine Reihe von möglichen Nebenwirkungen, besonders sind hier eventuelle Rückwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem zu beachten. > Eine große Bedeutung haben inzwischen die - neueren - Antidepressiva aus der Gruppe der Selektiven-Serotonin- (Noradrenalin)-Wiederaufnahme-Hemmer (SS(N)RI) und verwandten Entwicklungen erlangt, da sie in vielen Fällen besser vertragen werden und ein geringeres Nebenwirkungsspektrum aufweisen. Hierzu gehören Medikamente mit Wirkstoffen wie Citalopram, Fluoxetin, Venlafaxin oder Mirtazapin. Auch bei diesen Medikamenten können Nebenwirkungen auftreten, besonders häufig sind Übelkeit, Schwindel, Unruhe und Schlaflosigkeit, es kann auch zu Gewichtszunahme kommen. > Eine Sonderstellung nehmen die Monoaminoxydasehemmer (MAOH) mit Wirkstoffen wie Tranylcypromin (begleitende tyraminarme Diät erforderlich) oder Moclobemid ein, sie sind aber nur sehr eingeschränkt oder gar nicht mit anderen Antidepressiva zu kombinieren. > Bei sehr schweren, teilweise lebensbedrohlichen Depressionen kommt eine Elektrokrampftherapie (EKT) in Betracht, die unter Narkose durchgeführt wird. 20
21 Psychische Erkrankungen im Überblick und aktuelle Therapiestandards - Schizophrenie und Depression - - Dr. Martin - Gunga > In der Phasenprophylaxe, der Rückfallverhinderung, wird nach einer depressiven Episode eine Weiterführung der antidepressiven Medikation für einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten empfohlen. Bei Depressionen mit manisch-depressiver Symptomatik kommen als sog. Stimmungsstabilisatoren Medikamente zum Einsatz mit Wirkstoffen wie Lithium oder Carbamazepin. Eine Rückfallprophylaxe kann über Jahre erforderlich werden Bei diesen Medikamenten ist eine engmaschige Blutspiegelkontrolle erforderlich. Dr. Martin Gunga Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Übersicht über die Behandlungsmöglichkeiten der LWL-Klinik Lippstadt, Im Hofholz 6, Lippstadt. 21
22 Übersicht über die LWL-Klinik Lippstadt Abteilung Allgemeine Psychiatrie Station Merkmale AL01 Aufnahmestation geschlossen AL02 Behandlungsstation offen AL03 Behandlungsstation offen AL04 Behandlungsstation offen AL06 Behandlungsstation offen Behandlungsschwerpunkt Behandlung psychiatrischer Notfälle und Krisenintervention Behandlung von psychotischen Störungen Behandlung von Depressionen und erlebnis-reaktiven Störungen Behandlung von Entwicklungsund Verhaltensstörungen Behandlung von Depressionen, Burnout-Syndrom und psychosom. Erkrankungen (Pat. ab 50 Jahre) Ansprechpartner: Dr. Ewald Rahn Tel / Abteilung für Integrative Psychiatrie und Psychotherapie Station Merkmale Behandlungsschwerpunkt AMBL1 Institutsambulanz Ambulante Behandlung ALT01 Tagesklinik Teilstationäre Behandlung Ansprechpartner: Dr. Martin Gunga Tel /
23 Übersicht über die LWL-Klinik Lippstadt Abteilung Gerontopsychiatrie Station Merkmale Behandlungsschwerpunkt GL01 geschlossen Neuropsychiatrische Erkrankungen, affektive Störungen Ansprechpartner: Helene Unterfenger Tel / Abteilung Suchtmedizin Station Gebäude Behandlungsschwerpunkt SL01 16/2 "Almeda" Ambulanter Alkoholentzug, Qualifizierter Alkoholentzug und Medikamentenentzug, Sucht und Angst oder Depression SL03 16/3 "QuaDro" ZAT (s. u.) Qualifizierter Drogenentzug, Paarentzug Aufnahmetermine für den Alkoholentzug werden direkt von den entsprechenden Stationen vergeben. Aufnahmetermine für den Drogenentzug (auch bei Beikonsum) werden über die gemeinsame "Zentrale Aufnahmeterminierung" (ZAT), Tel (24 Cent pro Anruf) oder 02941/ , vergeben. Ansprechpartner: Dr. Rüdiger Holzbach Tel /
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