Wirkungsweise Anfertigung Indikationen Kontraindikationen

Transkript

1 Wirkungsweise Anfertigung Indikationen Kontraindikationen

2 1946 Erste Beschreibung einer Korrekturspange aus Sterling-Silber (The Human Foot ( Dr. W. M. Scholl)) 1960 Weiterentwicklung der Technik durch Ross Fraser, Dundee, Schottland 1964 Einführung der Methode in Deutschland durch den medizinischen Fußpfleger Josef Greppmayr, München. Peter Schneckenburger 2

3 Die Ross-Fraser-Spange (RF-Spange) hebt durch die in ihren Materialeigenschaften begründeten Federkräfte den Nagelrand genau definiert aus dem Nagelsulkus. Peter Schneckenburger 3

4 Gleichzeitig flacht sie den Nagel und damit das Nagelbett etwas ab; durch diese Verformung wird der Nagel ebenso wie das Nagelbett dahingehend beeinflusst, dass sie beim Wachsen die von der Spange erzwungene Form behalten und eine flachere und damit physiologische Form annehmen. Peter Schneckenburger 4

5 Das Alleinstellungsmerkmal der Ross-Fraser-Spange ist die Möglichkeit, die beiden Schenkel unterschiedlich stark zu aktivieren und dadurch den jeweiligen Erfordernissen anzupassen. Dies wird dadurch erreicht, dass die beiden Schenkel physikalisch durch das Omega getrennt sind. Peter Schneckenburger 5

6 Omega Schenkel Spangenhaken Peter Schneckenburger 6

7 Unguis incarnatus: eingewachsener Nagel Unguis convolutus: Rollnagel Hyperkeratose im Sulkus Clavus im Sulkus Peter Schneckenburger 7

8 mangelnde Compliance Onycholyse subunguales Hämatom Onychauxis Onychogryphose Onychomykose Paronychie Onychorrhexis,-schisis Onychodystrophie pavk Peter Schneckenburger 8

9 Diabetes mellitus Polyneuropathie Neuropathie Diese Patienten können in Absprache mit dem behandelnden Arzt unter Abwägung der Risiken dann mit einer RF-Spange versorgt werden, wenn sichergestellt ist, dass eine engmaschige und konsequente Überwachung des behandelten Nagels erfolgt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Patient auch mental in der Lage ist, den Anweisungen des Therapeuten Folge zu leisten. Im Zweifelsfalle sollte immer auf den Einsatz der RF-Spange verzichtet werden, da die Gefahr einer Schädigung des Zehs durch die auftretenden Zug- und Druckkräfte sehr groß ist. Peter Schneckenburger 9

10 Die Spange wird meist aus rundem Edelstahldraht mit einem Durchmesser von 0,4-0,6 mm angefertigt. Es stehen inzwischen auch nickelfreie Drähte zur Verfügung, so dass auch Patienten mit einer Nickelunverträglichkeit behandelt werden können. Die Drähte entsprechen den in der Kieferorthopädie verwendeten Spangendrähten. Peter Schneckenburger 10

11 Zur Herstellung werden benötigt: Rundzange Seitenschneider Rundhammer Amboss Dappenglas Flachzange Nadelhalter Spatel Korundschleifer Anmischblock Peter Schneckenburger 11

12 Peter Schneckenburger 12

13 Abformmasse Kunstharzmasse Tamponade Peter Schneckenburger 13

14 Zur Herstellung des Negativabdrucks wird ein kondensationsvernetzendes Silikon eingesetzt, welches nach Herstellerangaben aus Silikonmasse und Härter angemischt und mit dem Spatel in den Nagelfalz und auf den kompletten Nagel gedrückt wird. Nach Aushärtung ( ca min, je nach Material und Umgebungs- und/oder Hauttemperatur) wird der Negativabdruck vorsichtig von proximal nach distal entfernt. Peter Schneckenburger 14

16 Um eine genauere Darstellung der Sulki und damit der seitlichen Nagelränder zu erreichen, kann o.g. Schritt aufgeteilt werden. Dabei wird zuerst mit einer sog. Feinabdruckmasse, die ebenfalls aus kondensationsvernetzendem Silikon besteht, aber eine feinere Konsistenz besitzt, der Sulkus ausgefüllt. Anschließend wird mittels eines Abdrucklöffels nach Eckle das gröbere Silikon aufgebracht. Beide Silikone verbinden sich problemlos. Die weiteren Schritte entsprechen den oben beschriebenen. Peter Schneckenburger 16

18 Zur Herstellung des Positivabdruckes kommt entweder Hartgips oder Kunstharz zum Einsatz. Da Gips leicht ausbricht und dadurch die exakte Form des Nagels nicht abgebildet werden kann, empfehle ich Kunstharzmasse. Diese wird nach Herstellerangaben in einem Dappenglas aus Pulver und Lösungsmittel zu einer dickflüssigen, honigartigen Masse angerührt und mit dem Spatel in den Negativabdruck des Nagels eingebracht und dort von einer zur anderen Seite ausgegossen. Peter Schneckenburger 18

19 Die Stärke der künstlichen Nagelplatte sollte der natürlichen Nagelstärke entsprechen. Nach Aushärtung des Nagelmodells kann dieses aus dem Negativabdruck entnommen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Entnahme nicht zu früh geschieht, da sich sonst u.u. die Form des Modells verändern kann. Peter Schneckenburger 19

21 Um die Spange passgenau und funktionsgerecht anfertigen zu können, muss das Nagelmodell anschließend soweit beschliffen werden, dass es exakt dem abgebildeten Nagel entspricht. Anschließend muss auf dem Nagelmodell zuerst der sogenannte Nullpunkt bestimmt und markiert werden. Dazu wird die höchste Stelle des Kunstnagels mit einem Punkt gekennzeichnet. Dieser Punkt entspricht beim Nagel des Patienten der späteren Lage der Öffnung des Omegas. Peter Schneckenburger 21

22 asd Peter Schneckenburger 22

23 Nun wird in die Mitte eines ca 5 cm langen Federdrahtes das Omega gebogen. Dazu sind mehrere Schritte vonnöten, die hier nur kurz erläutert werden. Zuerst wird der Draht mittig mit der Rundzange gefasst und beide Schenkel um den unteren Zangenschenkel gebogen. Peter Schneckenburger 23

25 Nun wird die entstandene Drahtschlaufe auf den oberen Zangenschenkel geschoben. Beide Schenkel werden nach unten gebogen und dicht an der Rundzange gekreuzt. Dabei muss beachtet werden, dass der vordere Schenkel vorne bleibt und der hintere Schenkel hinten, da sich das Omega sonst verknotet. Peter Schneckenburger 25

28 Jetzt werden die Schlaufen mittels zweier Zangen soweit auseinandergezogen, dass ein Omega entsteht, dessen Schenkel mindestens eine Drahtstärke Abstand voneinander haben. Peter Schneckenburger 28

30 Anschließend muss das Omega mittels einer Flachzange ausgerichtet werden, so dass es orthogonal steht. Weiterhin müssen die Schenkel so ausgerichtet werden, dass sie korrekt, d. h.. nicht versetzt stehen. Peter Schneckenburger 30

31 orthogonal nicht orthogonal versetzt stehend korrekt ausgerichtet Peter Schneckenburger 31

32 Um die Schenkel auf die richtige Länge kürzen zu können, wird die Spange dem Nagelmodell grob angepasst. Die Schenkel werden nun mit dem Seitenschneider ca. 2 mm unterhalb des Nagelrandes gekürzt. Peter Schneckenburger 32

34 Die Spangenenden werden anschließend mittels eines Rundhammers auf dem Amboss flachgeklopft, um eine Irritation bzw. Verletzung der Sulki auszuschließen. Peter Schneckenburger 34

36 Jetzt werden die Schenkel mit einer Rundzange, evtl. einem Nagelkorrekturzylinder oder auch den Fingern solange gebogen, bis die Spange ohne Spannung (passiv) eng, d. h. ohne Abstand, auf dem Kunstnagel aufliegt. Peter Schneckenburger 36

38 Anschließend biegt man die Haken mittels Rundzange so, dass sie parallel und gleichmäßig ausgerichtet sind. Peter Schneckenburger 38

40 Nun wird die Spange passiv auf das Nagelmodell aufgesetzt. Peter Schneckenburger 40

41 Vor dem Aufsetzen der Spange muss der Nagelfalz nochmals auf Spitzen und/oder Callositas kontrolliert werden. Es sollte dabei tunlichst vermieden werden, den Nagel dünner zu schleifen oder Ecken abzubrechen bzw. abzuschneiden Peter Schneckenburger 41

43 Die Spange wird wieder abgenommen und aktiviert. Dazu wird der Schenkel, der auf der zu korrigierenden Seite des Nagels zu liegen kommt, am untersten Punkt der stärksten Biegung mit der Flachzange etwas begradigt. Dadurch verbreitert sich die Spange etwas und wird gleichzeitig abgeflacht, was nach dem Aufsetzen die gewünschte Wirkung am Nagel hervorruft. Peter Schneckenburger 43

44 Die Aktivierung sollte nicht stärker als maximal die Nageldicke sein, um eine Lyse und/ oder eine Koilonychie ( Löffelnagel ) zu vermeiden. Müssen beide Nagelseiten korrigiert werden, wird dieser Vorgang am anderen Schenkel wiederholt. Peter Schneckenburger 44

46 Nach Desinfektion der Spange und des Nagels einschließlich des Nagelfalzes wird die aktive Spange vorsichtig von distal nach proximal auf den Nagel geschoben; sie sollte im proximalen Drittel der Nagelplatte zu liegen kommen; keinesfalls darf das Omega die Lunula berühren. Peter Schneckenburger 46

47 Die Spange sollte keinen oder einen nur leicht spürbaren Zug auf den Nagel ausüben. Die Haken dürfen keinesfalls den Sulkus verletzen. Nun werden die Sulki austamponiert, um die Entstehung von Druckstellen zu vermeiden. Peter Schneckenburger 47

48 Nach Entfettung des Nagels und der Spange mittels Aceton wird das Omega mit Kunststoff, Gel- oder Sekundenkleber am Nagel befestigt. Die Spange sollte nicht komplett verklebt werden, da sie sonst einen Teil ihrer Kraft einbüßt. Peter Schneckenburger 48

50 Die Spange sollte alle vier bis maximal acht Wochen versetzt und neu aktiviert werden. Das Vorgehen entspricht dabei dem ersten Aufsetzen. Die gesamte Behandlungsdauer beträgt neun bis vierzehn Monate. Peter Schneckenburger 50

51 Die Ross-Fraser-Spange ist, im Gegensatz zu anderen Spangen, bei allen Patienten mit o.g. Problemen auf normalem Rezept verordnungsfähig (keine Heilmittelverordnung!). Fast alle Krankenkassen übernehmen zumindest einen Teil der Kosten für die Herstellung und Versetzung. Peter Schneckenburger 51

52 Sämtliche Abbildungen wurden entnommen aus: Niederau, Anke: Das große Buch der Nagelerkrankungen, München Peter Schneckenburger 52