Frau Doktor ich bin so erkältet!
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- Dieter Kraus
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1 Dr. med. Marion Torge, Frankfurt Frau Doktor ich bin so erkältet! DEGAM Leitlinien: Rhinosinusitis, Halsschmerzen und Ohrenschmerzen Vorlesung Allgemeinmedizin, 13. Mai 2014
2 Was erwartet Sie heute? Warum DEGAM Leitlinien? Das SOAP-Schema Häufige Beschwerden in der Hausarztpraxis - Nasennebenhöhlenentzündung (DEGAM LL Rhinosinusitis) - Halsweh (DEGAM LL Halsschmerzen) - Ohrenweh (DEGAM LL Ohrenschmerz)
3 Warum DEGAM Leitlinien? Förderung einer qualitativ hochwertigen hausärztlichen Versorgung von PatientInnen Empfehlung einer sinnvollen Diagnostik Empfehlung einer wirksamen, angemessenen und kostengünstigen Therapie
4 Entwicklung von DEGAM Leitlinien Stärke der Empfehlungen - A beruht auf randomisierten, kontrollierten Studien oder Metaanalysen - B basiert auf sonstigen methodischen Studien - C basiert auf Empfehlungen einer oder mehreren internationalen Leitlinien - D basiert auf formalisierten Konsensusaussagen oder Expertenurteilen
5 Meine Aufgabe als Hausärztin bei Patienten mit banalen Infekten Patientenbeschwerden anhören/anamnese erheben Patient untersuchen/befund erheben (Bewahren vor unnötiger Diagnostik) Feststellen/Bestätigung der Erkrankung Empfehlung einer Therapie (Bewahren vor unnötiger Therapie/unnötigen Kosten) Überweisung/evtl auch Einweisung, wenn notwendig (abwendbar gefährliche Verläufe) oftmals Ausstellen einer AU (Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung)
6 Das SOAP -Schema Strukturierung der Krankenakte Marion Torge
7 SOAP = englisches Akronym für... S = Subjektive Beschwerden (Patientensicht) O = Objektiver Befund (Ergebnis der Untersuchung) A = Assessment (Zusammenfassende Darstellung) P = Procedere (Planung des weiteren Vorgehens)
8 Das SOAP -Schema Subjektives Methodik: Anamneseerhebung mit Erfassen des Problemumfeldes (Patientenpersönlichkeit, Familie, soziale Situation) Ziele: Erfassen des Patientenanliegens (Beratungsanlass, Beschwerdebild) Modifiziert nach: Dahmer J., Anamnese und Befund Die ärztliche Untersuchung als Grundlage klinischer Diagnostik. Stuttgart 1998)
9 Das SOAP -Schema Objektiv Methodik: Körperliche Untersuchung Untersuchung der Psyche Zusatzdiagnostik (Labor, EKG etc.) Ziele: Symptome durch Untersuchungsbefunde objektivieren Modifiziert nach: Dahmer J., Anamnese und Befund Die ärztliche Untersuchung als Grundlage klinischer Diagnostik. Stuttgart 1998)
10 Das SOAP -Schema Assessment (auch SOEP, E = Einschätzen) Methodik: Kritisches Bewerten aller Informationen und Befund Erstellen einer Problemliste Differentialdiagnostische Überlegungen Ziele: Einordnen / Priorisierung der Patientenprobleme Erstellen von Arbeitsdiagnosen Einschätzen der Gefährdung des Patienten Modifiziert nach: Dahmer J., Anamnese und Befund Die ärztliche Untersuchung als Grundlage klinischer Diagnostik. Stuttgart 1998)
11 Das SOAP -Schema Plan Methodik: Ambulante / stationäre Weiterbetreuung Ggfs. Verlaufskontrolle Ggfs. Soziale Maßnahmen Ggfs. Koordination mit anderen an der Behandlung Beteiligten Ziele: Planung und Durchführung der weiteren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen unter Herstellen eines Arbeitsbündnisses zwischen Arzt und Patient Modifiziert nach: Dahmer J., Anamnese und Befund Die ärztliche Untersuchung als Grundlage klinischer Diagnostik. Stuttgart 1998)
12 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Marion Torge
13 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Fallbeispiel S: Studentin (23), seit Tagen erkältet, seit gestern auch Kopfschmerzen, Geruchs- und Geschmacksverlust, eitriger Schnupfen, kein Fieber O: guter AZ, Rachen gerötet, Schleimeiterstraße an der Rachenhinterwand, behinderte Nasenatmung, DS und KS der Kieferhöhlen, Temp. ax. 36,8 C A:??? P:???
14 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Definition und Ursachen Klinische Einteilung Diagnosestellung Gefährliche Verläufe Therapie Empfehlungen zur rationalen Vorgehensweise
15 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Definition und Ursachen meist viraler Atemwegsinfekt als Auslöser nur bei 30 % der unselektierten hausärztlichen Patienten lassen sich Bakterien als Ursache nachweisen Sekretstau in Nasennebenhöhlen
16 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis DD Schnupfen / Rhinitis Rhinitis vermehrte Sekretbildung Rhinosinusitis zusätzlich Schmerz und/oder Stauungsgefühl im Gesichtsbereich Übergang einer Rhinitis (Schnupfen) in eine Rhinosinusitis (Nasennebenhöhelentzündung) ist nicht sicher abgrenzbar Begriff Rhinosinusitis statt Sinusitis, da Nasenschleimhaut fast immer mitbetroffen
17 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Klinische Einteilung beim Erwachsenen Akute Rhinosinusitis ARS: Symptome < 8 Wochen, < 4 Episoden / Jahr rezidivierende akute RS: > 4 Episoden/Jahr, jeweils vollständige Rückbildung der Symptomatik Chronische Rhinosinusitis CRS: > 8 Wochen oder > 4 Episoden/Jahr + Restsymptomatik (jahre-bzw.lebenslange Verläufe mit z.t.ausgeprägter Beeinträchtigung der Lebensqualität)
18 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Nebenhöhlenbeteiligung bei ARS 90% Maxillarsinus (Kieferhöhle) 76% Ethmoidalsinus (Siebbeinzellen) 40% Frontalsinus (Stirnhöhle) 27% Sphenoidalsinus (Keilbeinhöhle)
19 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Diagnosestellung Symptome ( A ) Mindestens 2 Hauptsymptome: - Gesichtsschmerz, Stauungsgefühl im Gesichtsbereich, Verstopfung der Nase, eitriger Schnupfen, gestörter Geruchssinn - oder: 1 Hauptsymptom plus eitriges Nasensekret sichtbar oder 2 Nebensymptome: Kopf- oder Ohrenschmerzen, Fieber, Foetor, Erschöpfung, Zahnschmerzen, Husten
20 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Befunde Eitriger Schnupfen Verlegte Nasenatmung Einseitiger Druck und Klopfschmerz der Maxillen und Stirn Schleim-Eiterstrasse an der Rachenhinterwand Schmerzverstärkung bei Vorbeugehaltung (endoskopische Untersuchungsbefunde durch den HNO-Arzt: Eiter im Ostiumbereich etc.)
21 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Diagnose der chronischen Rhinosinisitis Weniger Schmerzen als bei der ARS Häufiger Riechstörungen Anhaltende Symptomatik Befunderhebung durch CT / Endoskopie
22 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Begünstigende Faktoren der chron.rs Anatomische Abflussbehinderung (Polyp, Trauma etc.) Allergien, allergische Rhinitis Umstrittenen Risikofaktoren: Rauchen, Wetterumstände, Stress, Schwimmen, Fliegen, Tauchen, Zugluft, Luftverunreinigung, Septumdeviation, Zahnwurzelabszess, chronischer Gebrauch von Dekongestiva
23 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Gefährliche Verläufe Selten! Bei Erwachsenen 1 : in der Allgemeinpraxis Intracerebrale Abszesse, Meningitis, Orbitaphlegmone, Osteomyelitis, Sinusvenenthrombose Warnzeichen: starke Schmerzen, anhaltendes Fieber, Gesichtsschwellungen, Lethargie, neurologische Symptome
24 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Therapie der akuten Rhinosinusitis Dampfinhalation (42-47 C) B Sekretolytika: Myrtol/Cineol bzw. Gentianaextrakte B Corticoid-Nasenspray (bei V.a. Allergie) A - B Lokale Antikongestiva, niedrig und selten dosiert, möglichst ohne Benzalkoniumchlorid B Schmerzmittel C Akupunktur B Hypertone Spülungen zeigen keinen Effekt
25 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Therapie der akuten Rhinosinusitis... übrigens... Zu einer vollständige Heilung ohne Therapie kommt es - innerhalb von 2 Wochen bei % - innerhalb von 6 Wochen bei 90 % Antibiotika führen bei einem selektierten Klientel (Schmerz + Entzündungsparameter) zu einer Verkürzung der Krankheitsdauer um 2-3 Tage
26 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Therapie der akuten Rhinosinusitis Antibiotika 5-10 Tage nur bei: drohenden Komplikationen (starke Kopfschmerzen, Lethargie, Schwellungen) starken/sehr starken Schmerzen (4-5/5) plus serologischen Entzündungszeichen (CRP>10 mg/l, BSG > 10 mm/h bei Männern, > 20 mm/h bei Frauen) Moraxella, Pneumokokken, Hämophilus infl. im Abstrich Sekretnachweis im CT/Röntgen, ggf. Postnasal Drip
27 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Antibiotika-Therapie der Rhinosinusitis Antibiotika der 1. Wahl: Amoxicillin 3 x 500 mg, Azithromycin 500 mg/d für 3 Tage, Cefuroxim 2 x 250 mg/d Antibiotika der 2. Wahl: Makrolide oder Amoxicillin + Clavulansäure oder Doxycyclin oder Cotrim andere Antibiotika nach Resistogramm bei chron. Sinusitis: Roxithromycin 150 mg/d, Cefuroxim/Amoxicillin + Clavulansäure für mehrere Wochen
28 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Empfehlungen zur rationalen Vorgehensweise klin. Verdacht akute/ akut rez. RS: Cineol/Myrtol/Gentianaextrakte/Dampfinhalationen/Sch merzmittel bei drohenden Komplikationen oder starke Schmerzen plus erhöhte Entzündungsfaktoren oder Abstrich/CT/Röntgen positiv : zusätzlich Antibiose keine Besserung: ggf. Wechsel des Antibiotikums Allergie oder Hinweise auf rez. oder chron. RS: zusätzlich Cortison-Nasenspray 2x tgl.
29 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Empfehlungen zur rationalen Vorgehensweise Komplikationen/ >4 Rezidiven pro Jahr/ chron. RS, Therapieresistenz: erweiterte fachärztliche Diagnostik (Endoskopie, CT, Allergietestung) und ggf. OP/ Einweisung
30 DEGAM Leitlinie Rhinosinusitis Fallbeispiel S: Studentin (23), seit Tagen erkältet, seit gestern auch Kopfschmerzen, Geruchs- und Geschmacksverlust, eitriger Schnupfen, kein Fieber O: guter AZ, Rachen gerötet, Schleimeiterstrasse an der Rachenhinterwand, behinderte Nasenatmung, DS und KS der Kieferhöhlen, Temp. ax. 36,8 C A: Akute Rhinosinusitis P: Ibuprofen 400 mg bis zu 4xtgl., Inhalation, Myrtol (z.b.gelomyrtol forte 3 x 1 Kps)
31 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Marion Torge
32 Fallbeispiel S: Herr B. (53), Verwaltungsangestellter, klagt seit mehreren Stunden über Kopfschmerzen, Halsweh und Fieber. O: Red. AZ, guter EZ, Rachen gerötet, Tonsillen hypertroph, gerötet, keine Beläge, kein Menigismus, kein Husten, keine zervikalen Lymphknotenschwellungen, Temp. axillär 38,8 C A:??? P:???
33 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Stärke der Empfehlungen - A basiert auf RCT oder Metaanalysen - B basiert auf sonstigen methodischen Studien - C basiert auf sonstigen formalisierten Konsensusaussagen oder Experten urteilen
34 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Erreger: % Viren ca. 20% Rhinoviren ca. 5% Adenoviren, 5% Coronaviren ca. 1% Epstein-Barr-Virus ca % ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A (GAS = Gruppe A Streptokokken) 5-10% ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppen C und G
35 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Hausärztliche Diagnostik: Virale und bakterielle Pharyngitiden sind nicht sicher unterscheidbar Scores (Centor Score) ermöglichen ein Abschätzen der Wahrscheinlichkeit einer GAS-Pharyngitis A GAS-Nachweis im Rachenabstrich: keine sichere Unterscheidung zwischen Erreger- und Trägerstatus Schnelltests auf GAS-Antigen im Rachenabstrich gegenüber Kultur: Spezifität ca. 95%, Sensitivität 70-90% A
36 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Centor Score zur Einschätzung GAS: Fieber in der Anamnese Fehlen von Husten Geschwollene vordere Halslymphknoten Tonsillenexsudate
37 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Centor Score zur Einschätzung GAS: Kriterien 1. Fieber in der Anamnese (> 38 C) 2. Fehlen von Husten 3. Geschwollene vordere Halslymphknoten 4. Tonsillenexsudate Zahl der Kriterien Wahrscheinlichkeit GAS im Rachenabstrich 4 ca % 3 ca % 2 ca. 15% 1 ca. 6-7% 0 ca. 2,5%
38 Fallbeispiel S: Herr B. (53), Verwaltungsangestellter, klagt seit mehreren Stunden über Kopfschmerzen, Halsweh und Fieber. O: Red. AZ, guter EZ, Rachen gerötet, Tonsillen hypertroph, gerötet, keine Beläge, kein Menigismus, keine zervikalen Lymphknotenschwellungen, Temp. axillär 38,8 C A: fieberhafter Infekt der oberen Atemwege, Angina P: Abwartendes Offenhalten? Symptomatische Behandlung? (Lutschtabletten, Schmerzmittel, Fiebersenkung, Bettruhe,) - Antibiotikum? Breitspektrum?
39 Angina Einordnung aufgrund des Untersuchungsbefundes Angina simplex Angina follicularis/lacunaris Seitenstrangangina Angina Plaut-vincenti Angina herpetica Scharlachangina Mononukleose
40 Angina simplex Marion Torge
41 Angina follicularis/lacunaris Marion Torge
42 Seitenstrangangina Marion Torge
43 Angina Plaut-Vincent (Angina ulceromembranacea) -meist einseitige, eher!!! geringe Schluckbeschwerden mit einseitiger LK-Schwellung, kein Fieber -oft tiefes Ulcus auf einer Tonsille mit grau-grünlichem/weißlichem, übelriechendem Belag, abwischbar (!!!massiver Lokalbefund) - häufiger bei Jugendlichen - Spirillen/Spirochäten und fusiforme Stäbchen im Abstrich Fusospirochätose -Therapie Penicillin - DD Tbc, Lues, NPL
44 Herpangina (Angina herpetica) -milchig-weiße Bläschen bis Linsengröße mit perlkettenartiger Anordnung - v.a.kinder bis zum 15. LJ -Starke Allgemeinsymptome (Fieber, Kopfund Halsweh) -Coxsackie A-Viren
45 Scharlachangina -Tiefrote Tonsillen/Rachenschleimhaut, schweres Krankheitsgefühl mit Schluckschmerzen -Nach 24 h typ.exanthem, am Oberkörper beginnend, periorale Aussparung, Himbeerzunge, ab 8. Tag Hautschuppung -Hämolytische Streptokokken Typ A -Komplikationen: ARF, PSGN
46 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Nicht-eitrige Folgekrankheiten der GAS-Pharyngitis Akutes rheumatisches Fieber ARF und akute Poststreptokokkenglomerulonephritis APSGN nach einer GAS-Pharyngitis sind bei uns heute sehr selten. Prävention des ARF ist nur für parenterale Penicillintherapie bei epidemischer GAS-Pharyngitis belegt Prävention einer APSGN durch Antibiose bei GAS-Pharyngitis ist nicht belegt -> Das extrem niedrige Risiko einer Folgekrankheit rechtfertigt derzeit nicht die routinemäßige Antibiotikagabe bei (V.a.) GAS-Pharyngitis B.
47 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Abwendbar gefährliche Verläufe / DD - 1 V.a. Peritonsillarabszess (einseitige Schmerzen, verstärkt beim Kauen, Schlucken und Mundöffnen und einseitige Schwellung mit Vorwölbung des Gaumensegels und verdrängen der Uvula zur Gegenseite) ÜW HNO V.a.Mononukleose Stridor oder Atembeeinträchtigung sofortige Einweisung, KEINE Racheninspektion (V.a.Epiglottitis durch Hämophilus influenza)
48 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Abwendbar gefährliche Verläufe / DD - 2 Diphtherie, bei uns selten, gräuliche pseudomembranöse Beläge HIV, Gonorrhoe Agranulozytäre Angina (opportunistische Infektion bei Agranulocytose unter Metamizol oder Therostatika) Kawasaki-Syndrom: fieberhafte (AB-resistent) Pharyngitis bei Kindern ohne Exsudat, Himbeerzunge, einreißende/gerötete Lippen, zervikale LK, konjunktivale Injektion, Exanthem, Ödem u.erythem der Hände/Füße mit späterer Schuppung, hohes Risiko von Koronaraneurysmen Kinderklinik
49 Mononukleose Hohes Fieber Fibrinbelegte Tonsillen Lymphknotenschwellung mit erheblichen Schluckproblemen Krankheitsdauer 2-3 Wochen Splenomegalie, Leberbeteiligung Erreger: Eppstein-Barr Virus Lymphomonozytoide Zellen im Differentialblutbild Serolog. Nachweis von AK CAVE: Amoxicillin Exantehm
50 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Therapie Spontanverlauf Halsschmerzen dauern, unabhängig von einem GAS- Nachweis, im Mittel 3,5 5 Tage Das Fieber klingt meist innerhalb von 2-3 Tagen ab. Schmerztherapie Paracetamol bis zu 3 x tgl mg Ibuprofen 3 x tgl mg
51 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Therapie Hausmittel (Symptomlinderung, aber keine nachgewiesenen Effektivität!): Ausreichend trinken und sich ausruhen Rauchstop Befeuchtung der Umgebungsluft Gurgeln mit Salzwasser / Salbeitee Lutschen nicht-medizinischer Bonbons Heiße Zitrone Halswickel
52 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Therapie Halsschmerzmittel zur lokalen Anwendung werden NICHT empfohlen Lutschtabletten, Gurgellösungen, Rachensprays mit - Lokalantiseptika - Lokalanästhetika - Antibiotika Es gibt KEINEN Nutzennachweis durch RCT s, aber mögliche Nebenwirkungen (lokale und systemische allergische, zum Teil lebensgefährliche Reaktionen). Zudem entsteht dem Patienten ein wirtschaftlicher Schaden.
53 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Therapie Phytotherapie: Pflanzliche Arzneimittel können bei ausgeprägtem Therapiewunsch oder unzureichender Wirksamkeit besser belegter symptomatischer Maßnahmen mit Einschränkung empfohlen werden. Homöopathie: Es kann keine Empfehlung für oder gegen homöopathische Behandlung bei Halsschmerzen gegeben werden.
54 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Therapie Therapieentscheidung: bei klin. Zeichen einer GAS-Pharyngitis bringen AB eine Krankheitsverkürzung um 1-1,5 Tage (NNT 5-6) A bei klin. Zeichen GAS-Pharyngitis und GAS-positiver Rachenabstrich: Krankheitsverkürzung um 1-2,5 Tage (NNT 4) A 0-2 Centor Score: GAS-Pharyngitis eher unwahrscheinlich, keine Untersuchung auf GAS, keine Antibiose A 3-4 Centor Score, Kontakt zu GAS-Pharyngitiden: GAS eher wahrscheinlich, je nach klin. Befund sofort oder nur bei Verschlechterung AB (Penicillin V 7d, Erythromycin) A Allen Patienten Paracetamol oder Ibuprofen 3xtgl. 2-3d A
55 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Antibiose Penicillin V über 7 Tage, bei > 12 a 3 x 0,8 1 Mio IE/Tag A Bei Penicillinunverträglichkeit Erythromycin über 7 Tage Bei rekurrierender GAS-Phryngitis: evtl. Therapie über 10 d mit Penicillin oder Cephalosporin (1. Gen.) Cephalexin, Erythormycin bei Unverträglichkeit Bei multiplen Episoden und V.a. andere Bakterien / Resistenz Clindamycin oder Amoxicillin/Clavulansäure
56 DEGAM Leitlinie Halsschmerzen Tonsillektomie bei Kindern 7 ( V.a.) GAS-Pharyngitiden im Vorjahr 5 ( V.a.) GAS-Pharyngitiden pro Jahr in den letzten beiden Jahren 3 ( V.a.) GAS-Pharyngitiden pro Jahr in den letzten 3 Jahren! Es gibt keine RCT s an Erwachsenen
57 Fallbeispiel S: Herr B. (53), Verwaltungsangestellter, klagt seit mehreren Stunden über Kopfschmerzen, Halsweh und Fieber, kein Husten O: Red. AZ, guter EZ, Rachen gerötet, Tonsillen hypertroph, gerötet, keine Beläge, kein Menigismus, kein Husten, keine zervikalen Lymphknotenschwellungen, Temp. axillär 38,8 C A: fieberh. grippaler Infekt, Angina, Centor-Score = 2 P: Ibuprofen oder Paracetamol 3xtgl., 2-3 Tage lang
58 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Marion Torge
59 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Fallbeispiel S: Schülerin (17), seit dem Vorabend Ohrenschmerzen und Hörverlust auf dem rechten Ohr, kein Fieber O: Rachen gerötet, re Trommelfell massiv gerötet, Ergussbildung, kein Tragus-Druckschmerz, Weber re lateralisiert, Rinne re negativ A:??? P:???
60 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Häufigste Ursachen von Ohrenschmerzen - 1 Säuglinge und Kinder: - Otitis media acuta - Fremdkörper im äußeren Gehörgang (Murmel) - Parotitis (Mumps) - Pharyngitis Jugendliche: Otitis externe, v.a. im Sommer Tonsillitis Trauma Weisheitszähne Fremdkörper im äußeren Gehörgang
61 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Häufigste Ursachen von Ohrenschmerzen - 2 Erwachsene: - Otitis externa - Kiefergelenksarthropathie - Zervikalneuralgien - Paukenerguß - Trigeminusneuralgien - Kariöse Backenzähne
62 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Häufigste Ursachen von Ohrenschmerzen - 3 Ältere Erwachsene: - Furunkel im Gehörgang - Zoster oticus - Zahnschäden, Kieferentzündung - Maligne Tumoren - Pharynxkarzinome
63 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Abwendbar gefährlicher Verlauf - seltene Komplikationen: Mastoiditis, Mastoidabszess, Meningitis, Innenohrbeteiligung (Labyrinthitis), Fazialisparese - sehr seltene Komplikationen: intrakranieller Abszess, Empyem, Sinusvenenthrombose - Länger anhaltende Hörminderung verzögert Sprachentwicklung - Antibiotika-Gabe verhindert Komplikationen nicht B
64 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Diagnostik Anamnese: Dauer, Stärke, Verlauf der Symptome, vorheriger Infekt, Schwimmbadbesuch, frühere Otitiden, OP s im HNO-Bereich, Grunderkrankungen Untersuchung: Inspektion beider Ohren und des Rachens, Gesichts-/Kieferknochen, Tragusdruckschmerz? Otoskopie zur Beurteilung des Trommelfells: verfärbt oder matt, vorgewölbt (AOM) oder retrahiert (Seromukotympanon), Flüssigkeitsspiegel, Erguss
65 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Diagnose einer Otitis media acuta AOM - Plötzlich einsetzende, heftige Ohrschmerzen - Infektion der oberen Atemwege, Fieber, Reizbarkeit, Hinfassen zum Ohr - Trommelfellentzündung oder -perforation, Erguss Evtl. Hypacusis
66 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Therapie einer AOM - 80% der AOM heilen spontan ohne Antibiotika ab! A - Analgesie mit Ibuprofen oder Paracetamol A - Keine sofortige antibiot. Therapie, Abwarten 24-48h gerechtfertigt A (Aufklärung der Eltern, Beobachtung des Kindes (Wiedereinbestellen nach 24 h bei < 2a), evtl Stand-by Antibiose: Rp. aushändigen) - Bei hohem Fieber/Erbrechen sofortige Antibiose erwägen
67 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Antibiose wenn keine Besserung oder Verschlechterung in 24 (6 24 Monate alte Kinder) bzw. 48h: - Amoxicillin (Erwachsene: 3x500 mg/d) 5 Tage lang - oder Makrolid (z.b. Azithromycin mg) 3 Tage - Mittel der Reserve: Cefuroxim 2x500 mg 5 Tage lang
68 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Grenzen der Therapieempfehlungen - Säuglinge bis 6 Monate Pädiater - Kranke Kinder (6 24 Mo) mit anhalt.fieber, Erbrechen, red.az stationäre EW Pädiatrie - Sehr kranke Kinder (ab 2 a) mit hohem Fieber, septischem Zustand, persist. Erbrechen, Meningismus, akuten Krampfanfällen stationäre EW Pädiatrie - Kinder unter Immunsuppression, mit früheren Komplikationen bei AOM, mit Grunderkrankungen ÜW HNO oder Pädiatrie
69 DEGAM Leitlinie Ohrenschmerz Nachuntersuchung nach einer akuten Otitis media - 50 % der Kinder mit AOM haben nach 1 Monat noch Erguss Übergang in Seromukotympanon möglich - Hörminderung nach 3 Monaten durch persistierenden Erguss ÜW HNO - Prävention von AOM, rez.otitiden und Seromukotympanon: Vermeiden von Risikofaktoren wie - Schnuller - Saugflasche - Rauchexposition
70 Fallbeispiel S: Schülerin (17), seit dem Vorabend Ohrenschmerzen und Hörverlust auf dem rechten Ohr, kein Fieber O: Rachen gerötet, re Trommelfell massiv gerötet, Ergussbildung, kein Tragus-Druckschmerz, Weber re lateralisiert, Rinne re negativ A: Akute Otitis media rechts P: Ibuprofen mg 3xtgl. Standby Antibiose?
71 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Marion Torge
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