Studenten der Universität Duisburg-Essen bauen ihren eigenen Elektro-Rennwagen Auto World begleitet sie dabei
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- Til Knopp
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1 Auf den Spuren der Formel 1 Studenten der Universität Duisburg-Essen bauen ihren eigenen Elektro-Rennwagen Auto World begleitet sie dabei Am späten Nachmittag liegt das Gießereitechnik-Gebäude der Universität Duisburg-Essen bereits verlassen in der tiefstehenden Sonne, die Gänge und die Mensa sind gähnend leer und der Sicherheitsdienst schließt schon mal ein Tor ab. In einer Halle allerdings wird noch fleißig geschraubt. An den Wänden hängen Skizzen und Tabellen, in den Regalen stapeln sich Werkzeug, Reifen und Ersatzteile. Wo sind eigentlich die Kabelbinder?, fragt jemand, Kannst du mal kurz aufs Gaspedal drücken?, ein anderer. Martin Sowa
2 BMW i - die eteam neue Art - Das zu Projekt Fahren Hier arbeiten die Mitglieder des E-Teams der Universität an ihrem Elektroauto A40-Electra für die Formula Student. Im Prinzip erinnert die Szenerie recht deutlich an die Bilder, die man bei Formel-1- Rennen in der Boxengasse sieht. Und so weit hergeholt ist dieser Vergleich nicht, denn hier wird ernsthafter Motorsport betrieben: Es gibt nur noch zwei innovative Formen des Motorsports: die Formel 1 und die Formula Student. Dieses Zitat stammt nicht von irgendwem, sondern von Ross Brawn, seines Zeichens Teamchef des Formels-1- Rennstalls Mercedes Grand Prix. In der Formula Student läuft das Ganze allerdings etwas kleiner ab als im großen Rennzirkus der Formel 1. Ins Leben gerufen wurde die Formula Student in den USA, die Grundidee ist die Umsetzung der im Studium erlernten Theorie in die Praxis. Der Motorsport als Prestigebereich im Maschinenbau drängte sich dazu förmlich auf. Monatelang entwickeln, konstruieren und schrauben die Studenten, um für das Renn-Event, den Höhepunkt der Saison, gerüstet zu sein. Dort messen sich die Teams dann in verschiedenen Disziplinen wie einem Beschleunigungsrennen oder einem Handling-Parkour, die die Qualität ihrer Boliden auf die Probe stellen. In Deutschland findet das Rennen am Hockenheimring statt, in diesem Jahr vom 30. Juli bis zum 4. August. Praktische Erfahrung neben dem Studium Die Formula Student wurde bereits 1981 in den USA ins Leben gerufen, die deutsche Ausgabe Formula Student Germany gibt es seit 2006 und gilt als einer der innovativsten und angesehensten Events weltweit neben den 56 deutschen treten in diesem Jahr auch 59 ausländische Teams an. Zunächst wurden lediglich Autos mit Verbrennungsmotor entworfen, erst 2010 kam auch eine eigene Sparte für Elektroautos dazu. Genau dort tritt das Team der Universität Duisburg-Essen an. Die Studenten arbeiten ihn ihrer Freizeit an dem Projekt, es gibt weder Credit Points noch Noten. In erster Linie geht es darum, den eigenen Horizont zu erweitern und praktische Erfahrung
3 zu sammeln, bevor man ins Berufsleben einsteigt, erklärt Teamleiter Kai Zimmermann. Der 23-Jährige studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Duisburg-Essen. Die Theorie aus dem Studium kann ich hier direkt umsetzen und sehe dabei auch, welche Schwierigkeiten auftreten und wie man diese Probleme lösen kann. Hier können wir nicht bei jeder Kleinigkeit jemanden um Rat fragen. Das ist dann etwas anderes als ein klassisches Praktikum, wo man nur ein paar Aufgaben zur Beschäftigung bekommt. Hier können wir wirklich selbständig arbeiten. Diese praktische Erfahrung ist viel wert. Das Projekt Formula Student ist in der Wirtschaft hoch angesehen, denn die Teilnehmer beweisen mit ihrem Engagement Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit. Zudem verfügen sie später über Fähigkeiten, die über das normale Studium hinausgehen. Insbesondere die so oft geforderte Teamfähigkeit ist essenzieller Bestandteil eines erfolgreichen Projekts. Es gibt natürlich immer mal Reibungen im Team, weil unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen, berichtet Zimmermann, aber wer dabei bleibt, lernt auch, damit umzugehen und wie man trotzdem produktiv zusammenarbeiten und erfolgreich sein kann. Wer das nicht schafft, bleibt sowieso nicht lange. In jeder Saison gibt es zu Beginn viele Interessenten, die später wegen nachlassender Motivation oder Zeitmangel aussteigen. Das Projekt nimmt schon relativ viel Zeit in Anspruch, sagt Philipp Gromotka, Gruppenleiter der Elektrik. Ein paar Stunden pro Woche sind normal, in der vorlesungsfreien Zeit ist das aber auch schon mal ein Vollzeitjob. Kleine Erfolge motivieren Dabei wird allerdings nicht nur am Wagen gearbeitet, auch die vorherige Aneignung von Wissen ist extrem wichtig. Wir müssen uns eigenverantwortlich in neue Themengebiete einarbeiten, betont Timo Haase. Er studiert Maschinenbau und ist im E-Team stellvertretender Teamleiter sowie Leiter der Mechanik-Gruppe. Aber dafür gibt es auch schnell kleine Erfolge, zum Beispiel wenn man mal wieder ein neues Teil selbst gebaut hat und das dann zum
4 ersten Mal fertig in der Hand hält das freut dann auch unsere Betreuer. Die bemühen sich natürlich, dem Team weiterzuhelfen, allerdings ist die Universität Duisburg-Essen nicht gerade als Standort für Fahrzeugtechnik bekannt dementsprechend ist die Herausforderung für das E-Team hier größer als an Hochschulen, die über einen eigenen Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik verfügen. Viele Fragestellungen können hier nicht beantwortet werden, weil sich schlicht noch niemand damit beschäftigt hat, erklärt Gromotka. Da fehlen dann einfach die Ressourcen, um uns,mal ebenʻ zu helfen. Also nehmen die Teammitglieder die Sache selbst in die Hand. Da bleibt uns ja gar nichts anderes übrig, sagt Gromotka, der eigentlich Angewandte Informatik studiert. Dann müssen wir die Antwort halt selbst herausfinden. Oder wir tauschen uns mit anderen Teams aus. Denn obwohl es sich strenggenommen um Konkurrenten handelt, helfen sich die Teams gegenseitig. Lediglich die Spitzenteams halten sich in dieser Hinsicht zurück. Wenn wir Probleme mit Bauteilen haben, die auch andere Teams nutzen, brauche ich nur da anrufen und man beschäftigt sich gemeinsam mit dem Problem, berichtet Gromotka. Sechsstelliges Budget Einzige Ausnahme ist das Sponsoring. Hier herrscht echter Konkurrenzkampf, da die benötigten Sponsorengelder die Schwelle
5 zum sechsstelligen Bereich überschreiten. Und es gibt rund 80 Teams in Deutschland, da ist das nicht so leicht, Sponsoren zu finden, schildert Patrick Kositzki das Problem. Der 23-Jährige studiert Betriebswirtschaftslehre und ist im E-Team für Sponsoring und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Ausnahmen bilden auch beim Sponsoring nur die Spitzenteams, die teilweise bereits von der eigenen Universität mit großzügigen Beträgen ausgestattet werden. Die haben von vornherein ihr festes Budget und können dann auch größere Summen für das Marketing einplanen, so Zimmermann, das ist bei uns nicht drin. Mit dem Automobilzulieferer KSPG hat das Team jedoch einen Premium-Sponsor gefunden, der nicht nur finanzielle Unterstützung liefert, sondern auch einiges an Know-How zu bieten hat. Gerade in der Fertigung ist das für uns unglaublich hilfreich, betont Haase. Da können wir moderne Fertigungsarten nutzen und bekommen Hilfe bei der Materialbeschaffung. So gehört das E-Team der Uni Duisburg-Essen zu den wenigen Gruppen, die sogar ihren Rahmen selbst zusammenschweißen diese Arbeit geben andere Teams gerne an professionelle Schlosser ab. Doch auf dem Weg zur erfolgreichen Testfahrt wartet noch eine Menge Arbeit auf das Team. Lesen Sie in der nächsten Ausgabe: Antrieb und Elektrik im A40-Electra
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