Deborah Traut. Erfahrungsbericht. Blockpraktikum (SP-6) Unity College Witkoppen, Südafrika
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- Hansl Vogel
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1 Deborah Traut Erfahrungsbericht Blockpraktikum (SP-6) Unity College Witkoppen, Südafrika 1
2 Wie alles begann Vorbereitungen Schon zu Beginn meines Studiums hatte ich den Wunsch ein Auslandssemester zu absolvieren. Nachdem es dazu jedoch nie kam, sollte es wenigstens ein Auslandspraktikum sein. Da ich bereits mein erstes Blockpraktikum an einer Schule für Geistigbehinderte hier in Deutschland verbracht hatte, bot es sich an, das Zweite an einer Schule im Ausland durchzuführen. Was ich mir davon versprach? Es reizte mich ein anderes Schulsystem kennen zu lernen und damit vielleicht auch einen anderen Blick auf unser Eigenes zu bekommen. Außerdem erhält man einen anderen Einblick in ein Land, wenn man seine Schulen kennen lernt. Wenngleich vier Wochen dafür zugegebenermaßen recht kurz sind. Da mich englischsprachige Länder wie Großbritannien, die USA oder Australien weniger reizten, wurde meine Auswahl deutlich eingeschränkt. In welchem Land wird an einer Sonderschule auf Englisch unterrichtet?! Mir kam unter anderem Südafrika in den Sinn. Hier hatte ich bereits nach dem Abitur einen einjährigen Freiwilligendienst abgeleistet. Da ich alleine unterwegs sein würde, war ich doch ein bisschen unsicher auf eigene Faust in ein mir völlig fremdes Land zu gehen. So entschied ich mich Schulen in Südafrika anzuschreiben. Ich fand im Internet zwar eine Auflistung aller Sonderschulen des Landes, die Suche nach weiteren Informationen zu einzelnen Schulen gestaltete sich allerdings eher schwierig. Schließlich bekam ich jedoch eine Zusage vom Unity College in Johannesburg und eine Familie hatte sich bereit erklärt mich für 4 Wochen aufzunehmen. Mein Flug konnte also gebucht werden. Eine Reise nach Südafrika bedarf eigentlich keiner besonderen Vorbereitungen. Bei der Ankunft erhält man ein dreimonatiges Touristenvisum und außer einer Hepatitis- Impfung, sind keine besonderen Schutzimpfungen oder Malarie-Prophylaxe von Nöten. Es gibt recht günstige Flüge z.b. bei Emirates für , allerdings muss man damit einen zum Teil mehrstündigen Aufenthalt am Flughafen von Dubai in Kauf nehmen. Bequemer ist sicher ein Direktflug (Flugdauer Stunden), der ist dafür eben teurer. Anreise Nach einer ca. 24-stündigen Reise von Stuttgart Bahnhof bis Johannesburg Flughafen (ich hatte mich für den günstigeren Emirates-Flug entschieden), wurde ich 2
3 herzlich von meiner Gastmutter Jane empfangen. Nach einer kleinen Irrfahrt mit dem Auto um den Flughafen von Johannesburg bzw. in Johannesburg selbst wimmelt es nur so von Baustellen, alles Vorbereitungen für 2010 (Fußball WM) kamen wir zu Hause an. Zu Hause, das bedeutet ein kleines hübsches Häuschen mit einer Mauer drum rum, das wiederum in einem etwas größeren Komplex mit ca 70 Häusern steht, der von einer Mauer mit Elektrozaun umgeben ist. Hinein kommt man nur, wenn man entweder in einem der Häuser wohnt oder der Pförtner bei einem der Bewohner den Besuch telefonisch abgeklärt hat. Hier kommt also keiner rein, der nicht rein gehört. Hier wurde ich nun auch von Janes Sohn Marc empfangen, der das Unity College besucht. Er hatte mir für die kommenden Wochen sein Zimmer überlassen (müssen) und war selbst ins Arbeitszimmer gezogen. Die ganze Zeit über habe ich mich in der Familie äußerst wohl und willkommen gefühlt. Zur Schule im Allgemeinen Das Unity College ist eine Privatschule für Kinder und Jugendliche mit leichter bis mittelgradiger geistiger Behinderung. Ähnlich wie hier in Deutschland sind die Klassen in drei Stufen gegliedert: Grund-, Mittel- und Oberstufe. In jeder Klasse befinden sich 6-14 Schüler. Neben dem Klassenlehrer/der Klassenlehrerin ist zeitweise auch eine Assistenzkraft in der Klasse tätig. Ansonsten sind an der Schule auch noch Logopäden, Ergotherapeuten sowie Psychologen beschäftigt. Da die Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichstem sprachlichen Hintergrund an die Schule kommen ist die Unterrichtssprache Englisch. Wie die Schüler spiegeln auch die Lehrer die kulturelle Diversität Südafrikas wider. So reicht allein die Muttersprache der 4 Klassenlehrer und zwei Assistenzkräfte der Mittelstufe von Englisch, Zulu und Siswati über Afrikaans und Shona (Simbabwe) bis hin zu Bemba (Sambia). Ein Schultag dauert im Allgemeinen von 8-14 Uhr und beginnt jeden Morgen mit einer kurzen Begrüßung aller Schüler, bevor es dann in die Klassenzimmer geht. Die 3
4 einzelnen Unterrichtsstunden schließen direkt aneinander an, es gibt jedoch zweimal eine Pause von jeweils 15 Minuten. Meine Aufgaben und Erfahrungen Meine Praktikumsklasse war die Intermediate 5 (Mittelstufe), die von 12 SchülerInnen im Alter von 13 bis 16 Jahren besucht wird. Wie mir meine Mentorin gleich zu Beginn mitteilte, würde in diesem Term manches anders ablaufen als normal. Es standen einige Ereignisse an, die zum Teil den Schulalltag bestimmen würden. Jede Woche meines Praktikums hatte eigentlich ihre Besonderheit zu bieten. So sollte in meiner zweiten Woche das jährliche Schulkonzert stattfinden, eine Art Musical-Show, in die alle Klassen eingebunden waren. Es gab eine Geschichte, um die herum die verschiedenen Klassen/Stufen auf der Bühne in Aktion traten, meist in Form einer Choreographie zu einem Musikstück; dazwischen folgten immer wieder kurze Textpassagen für die Handlung des Stücks. Das bedeutete, dass es nun jeden Tag eine zweistündige Probe mit der ganzen Schule gab. Außerdem musste noch manches überlegt und organisiert werden. So wurde ich dafür eingespannt einen Teil des Bühnenbilds zu gestalten, Röcke fertig zu nähen etc. Da blieb nicht mehr allzu viel Zeit für normalen Unterricht. Es war aber interessant zu sehen, wie so ein ganzes Schulprojekt gelingen kann. Des Weiteren fuhr meine Klasse gemeinsam mit einer anderen auf ein dreitägiges Camp für einige Schüler das Highlight des Schuljahres. Dies kann man sich vielleicht ähnlich wie ein Schullandheim vorstellen. Allerdings liegt es nicht an den Lehrern Programm zu machen, sondern es werden ganz viele Aktivitäten (vor allem erlebnispädagogischer Art) angeboten: Kanu fahren, Brückenspringen, Hindernis- Parcour, Nachtwanderung, Bogenschießen, Klettern, Schwimmen, zahlreiche Spiele... Die Schüler waren den ganzen Tag beschäftigt und hatten eine Menge Spaß. 4
5 In der letzten Schulwoche fand dann in der Schule noch ein Markt statt, für den die Klasse etwas basteln musste. Dies nahm ebenfalls einige Stunden in Anspruch: Anfertigung, Preisdiskussion, Werbeplakatgestaltung etc. Neben all diesen besonderen Ereignissen begann ich in der zweiten Woche Mathematik zu unterrichten. Mathematik ist das einzige Fach in dem die vier Mittelstufenklassen in Leistungsgruppen aufgeteilt werden. In meiner Gruppe befanden sich 7 Schülerinnen und Schüler und ich sollte mit ihnen das Thema Geld sowie die Schriftliche Meine Matheklasse, nicht mehr ganz vollständig am vorletzten Schultag Subtraktion mit Entbündeln bearbeiten. Des Weiteren übernahm ich einzelne Stunden Literacy, Kochen und Geschichte bzw. musste zwei Tage alleine unterrichten, da meine Mentorin nicht da war. Eine der größten Schwierigkeiten war sicherlich das Unterrichten in englischer Sprache. Zwar kann ich mich durchaus gut verständigen, doch unterrichten und Dinge erklären (vor allem in Mathematik) ist zum Teil gar nicht so einfach. Resümee 4 ½ Wochen klingt zunächst mal nach einer langen Zeit, aber wie so oft, wenn etwas spannend ist und Spaß macht, vergeht sie wie im Flug. Ich habe mich von Anfang an in meiner Gastfamilie und in der Schule willkommen gefühlt. Auch wenn die ersten Wochen in der Schule aufgrund der Konzertvorbereitungen eher chaotisch waren und gegen Ende meines Praktikums bei den Schülern bereits Ferienstimmung aufkam, habe ich doch einen kleinen Einblick in das Schulleben von Unity gewonnen. Es fällt mir jedoch schwer meine Eindrücke mit Deutschland zu vergleichen, da in meinem SP-2-Praktikum die Schülerzusammensetzung eine ganz andere war und ich bisher auch noch nie in einer Förderschulklasse hospitiert habe. 5
6 Außer dem Praktikum selbst, war es für mich auch sehr interessant Südafrika mal aus einem anderen Blickwinkel kennen zu lernen und wahrzunehmen. Ein ganz anderes Bild hat sich mir dieses Mal gezeigt, im Vergleich zu meinem freiwilligen sozialen Jahr, das ich hier verbracht habe. Es ist eben immer nur ein Ausschnitt, den man zu sehen bekommt. Alles in allem kann ich es auf jeden Fall nur empfehlen einmal den Blick in ein anderes Land und Schulsystem zu wagen. Ich selbst würde es irgendwann gerne wieder tun. 6
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