Bezeichnungssysteme ausländischer Stähle 1 - Grundlagen
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- Heike Kohler
- vor 8 Jahren
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1 Seite Einleitung Da die Zusammensetzung der Stähle die Eigenschaften und das Verhalten im Einsatz steuert, und auch die jeweils anzuwendende Wärmebehandlung, und da weiterhin die Anzahl der Stähle riesig ist (2000 kommerziell erhältliche Sorten allein in Deutschland), ist eine Systematik unerlässlich. Das gilt in Deutschland und auch im Rest der Welt. Fast jedes Land hat eine eigene Norm (und hier geht es nicht um die Namen Stählen, die so wohlklingend und geheimnisvoll sind und den Stahlwerken den Sorten mitgegeben werden), und wir können uns nur auf die wichtigsten konzentrieren. Als da wären: D, USA, Japan, Schweden, Frankreich, Russland. Wir werden auch versuchen, die werkseigenen Bezeichnungen vieler beliebter Messerstähle so gut es geht zu entschlüsseln und zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Der Wert solcher Namen ist weniger Geheimhaltung als vielmehr Bezeichnung für spezielle, firmeneigene Methoden der Herstellung etc. Insofern sind diese Namen berechtigt, auch wenn sie die gleiche Zusammensetzung wie etablierte Stähle haben. Die Seiten 112 bis 125 im Kleinen Stahlschlüssel geben einen Überblick über die Deutsche Systematik sowie über die Bezeichnungsweise aus USA, Frankreich und Russland mit den Normen DIN EN, SAE/AISI, AFNOR und GOST. Die Abkürzungen der Normen: SAE: Society of Automotive Engineers AISI: American Iron and Steel Institute AFNOR: Association Francaise de Normalisation GOST: Gosudarstvenny Standart Diese Abkürzungen stehen auf Seiten 179 bis 182 im Stahlschlüssel Taschenbuch. Wir müssen uns hier auf einige beschränken, und zwar auf die US-Bezeichnungen, die russischen Stahlbezeichnungen und in geringem Umfang mit Japanischen Systemen für Werkzeugstähle (Kaltarbeit). Wenn mehr Informationen vorliegen, werden wir das erweitern. 2. Systematiken der Stahleinordnung Grundsätzlich gibt es fast überall nebeneinander drei Methoden der Ordnung bzw. drei Systematiken der Bezeichnung: 1. Nummernsysteme 2. System der Ordnung nach Verwendung 3. Kurzbezeichnungen nach chemischer Zusammensetzung Diese Methoden werden mehr oder weniger gleichzeitig angewendet, wobei sich immer auch die beiden anderen Methoden parallel dazu behaupten. Die Kurzbezeichnung nach chemischer Zusammensetzung ist anschaulicher und führt durchaus zu vernünftigen Rückschlüssen auf die anzuwendende Wärmebehandlung (was ja die Messermacher besonders interessiert) bzw. auf die beim Schmieden zu erwartenden Schwierigkeiten (Warmfestigkeit, schlechte/gute Verschweißbarkeit)
2 Seite Kurze Wiederholung: Aufbau des deutschen Systems Man kann die ausländischen Systeme nicht richtig bewerten, wenn man sich nicht ein wenig mit der deutschen Systematik befasst hat. Wir hatten das in einem früheren Kapitel schon einmal durchgenommen, allerdings mit einer etwas anderen Zielsetzung. Das waren die Beiträge mit den Dateinamen "bezeichnungen c60.pdf, kennbuchstaben.pdf und erläuterungen1.pdf". Dieses wird im Taschenbuch Stahlschlüssel auf den Seiten 112 ff erklärt. Übergeordnet ist das System der Werkstoffnummern (nach EN ), aus dem sich der Stahlkurzname ableitet. Die Werkstoffnummer ist die feinste und individuellste Etikettierung eines Stahls. Denn unabhängig da, wie er sich zusammensetzt, kann der Stahl durchaus je nach Verwendungszweck in unterschiedlichen Nummern vorkommen. Das oft herangezogene Beispiel und , bei dem Stähle (fast) gleicher Zusammensetzung unterschieden werden, da sie unterschiedliche Anwendungen finden und mit unterschiedlicher Zielsetzung hergestellt werden, ist nur eines vielen, die uns im Laufe des Lehrgangs (auch und insbesondere bei den Vergütungsstählen und Federstählen) begegnet sind. Die Stahlnamen setzen sich ihrerseits wiederum aus Hauptsymbolen und Zusatzsymbolen zusammen, die jeweils der Gruppe 1 (Ordnung nach Verwendung) oder 2 (Ordnung nach chemischer Zusammensetzung) spezifisch zugeordnet sind. Hört sich kompliziert an. Aber: Hauptsymbole S, P, L, E, B, Y, R, T(H), H(T), D, M.gehören zu der Sortierung nach Verwendung C, X, G, HS gehören zu der Sortierung nach chemischer Zusammensetzung Die Bedeutung der weiteren Symbole ergibt sich nach den Tabellen auf Seiten 112 ff. 4. Vergleich internationaler Konventionen/Bezeichnungsweisen Grundsätzlich gibt es fast überall ein Nummernsystem und daneben ähnlich wie in Deutschland spezielle Systeme, die sich nach der Verwendung richten. Nicht immer ist wie auch in Deutschland - das System reinrassig: Das deutsche Nummernsystem ist sowohl nach Zusammensetzung als auch nach Verwendungszweck und sogar nach speziellen Eigenschaften geordnet. Eigentlich ist das die interessanteste Methode (ich bin, das hat ja inzwischen wohl jeder gemerkt, ein Fan des Deutschen Nummernsystems). Spezielles deutsches Beispiel: Werkzeugstähle: hier findet sich die Zusammensetzung wieder in den Nummern (1.20, 1.23 ) und über die Zusammensetzung ergibt sich zwangsläufig auch eine gewisse Sortierung nach der Verwendung innerhalb der Werkzeugstähle (Kaltarbeit, Warmarbeit). Kugellagerstähle könnten als Werkzeugstähle in die eingeordnet werden (100Cr6 als und ) oder eben in die Gruppe Wälzlagerwerkstoffe). Und vielfach sind auch Kurznamen im Spiel mit Haupt- und Nebensymbolen.
3 Seite Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass in manchen Ländern die Elementsymbole sich den international üblichen unterscheiden. Während man sich in D und USA (unter anderen natürlich) weitestgehend an die Bezeichnungen hält, die nach dem Periodensystem der Elemente (PSE) üblich sind, finden sich in russischen und französischen Normen starke Unterschiede, die sprachlich bedingt sind und auch auf der Notwendigkeit der Transliteration, d.h. der "Übersetzung" Zeichen, aus dem kyrillischen Alphabet herrühren. Aber das nur nebenbei. Die folgende Tabelle verschafft einen Überblick über die internationalen Normen abweichenden Bezeichnungen für Legierungselemente und auch (in Auswahl) über die Sonderbezeichnungen für legierte Stähle und Sondergruppen). Im Kleinen Stahlschlüssel stehen sie verteilt ab S. 112ff). Tabelle 1: Bezeichnung der Legierungselemente im Vergleich Element Int. Bez. (z.b. nach dem Periodensystem der Elemente) D und USA F (AFNOR) Deutscher Name Chem. Symbol Symbol Russische Normierung Abgeleitet vom kyrillischen Alphabet Aluminium Al Al A Ju Ю Blei Pb Pb Pb Bor B B B R Р Chrom Cr Cr C Ch Х Kobalt Co Co K K К Kupfer Cu Cu U D Д Magnesium Mg Mg G Mangan Mn Mn M G г Molybdän Mo Mo D M м Nickel Ni Ni N N Н Niob/Columbium Nb Nb Nb B Б Silizim Si Si S S С Schwefel S S F Titan Ti Ti T T Т Vanadium Va Va V F Ф Wolfram W W W V(W) В Stickstoff N N Az A А Kohlenstoff C C Legierungen mit >5% Gehalt eines Bestandteils X CC, ZC, XC Z R (für HS) Р (für HS) Vorsatzbuchstaben X C,X,Z U (unleg. Wz- Stähle) Sch (Wälzlagerstähle) У (unleg. Wz- Stähle) Ш (Wälzlagerstähle)
4 Seite Vergleich Nummernsystemen Mit Nummernsystemen arbeiten hauptsächlich Deutschland (sowie innerhalb der Europäischen Harmonisierung wohl auch demnächst Frankreich und andere) und USA. In Grossbritannien (UK) bezieht man sich auf das amerikanische System und schreibt eigentlich nur B (British Standard) davor. Die Nummern selbst sind die gleichen wie die der amerikanischen Normen Das Nummernsystem der USA Das Nummernsystem der USA ist auf den Seiten 122 und 123 dargestellt, und eigentlich ist es sehr einfach. Es ist sogar sehr logisch, wenn auch diese Logik für höher legierte Stähle wieder verlassen wird. Die Nummernfolge richtet sich wie bei dem Deutschen System nach der Zusammensetzung. Dargestellt ist dies auf den Seiten 122 und 123. Hier finden sich Nummern nach der Norm SAE (kennen wir bereits, Society of Automotive Engineers) und UNS (kennen wir noch nicht, laut Verzeichnis auf Seite 182 bedeutet dies "Unified Numbering System"). Zunächst die nichtrostenden Stähle: Dabei gilt nach dem SAE-System: SAE-Nummer = abcd Grundsätzlich gilt: UNS = Gab cd e = G SAE e es kommt also noch ein G davor und eine weitere Zahl (e) dahinter. Bedeutung der Zahlen: ab kennzeichnet die Legierung, steht also für die (ausser C) sortentypischen Legierungslemente, und zwar a für den Legierungstyp (Cr-Stahl, Ni-Stahl.) und b für den Gehalt des vorherrschenden Legierungselements (in %) cd gibt für diese Stähle den C-Gehalt in 1/100 % an. Nach dem UNS die letzten drei Zahlen. Und es gibt Zusatzsymbole. Dazu jedoch später mehr. UNS kennt auch Werkstoffgruppen, z.b. steht das "G" für unlegierte und legiert Stähle SAE oder AISI. Weitere Gruppen, die für Messermacher interessant sind (nach der Aufstellung auf Seite 123) sind in der Tabelle 2 dargestellt: Tabelle 2: Werkstoffhauptgruppen nach UNS Bezeichnung nach UNS Beschreibung Bemerkungen D Stähle mit gewährleisteten Würde also im UNS aussehen mechanischen Eigenschaften wie: Dabcde F, J Gusseisen, Stahlguss Weniger interessant, nur der Vollständigkeit halber G Unlegierte SAE und AISI-Stähle Fast alles, was Messermacher glücklich macht S T Hitzebeständige und nichtrostende Stähle Werkzeugstähle Also sind für uns D, G, (S), T interessant. Noch einmal schematisch: Auch hier viele taugliche Messerstähle, ähnlich wie in D
5 Seite SAE = ab cd Gehalt in % des vorherrschenden Leg. Bestandteils c und d stehen für 1/100 % des C-Gehaltes UNS = G SAE e = G a b c d e unlegierter oder legierter SAE- Stahl oder AISI- Stahl Legierungstyp (Cr.Stahl, Ni- Stahl etc.) Gehalt in % des vorherrschenden Leg. Bestandteils cde stehen für 1/100 % des C- Gehaltes Bild 1. Schematische Darstellung der UNS- und SAE-Numerierung Es wird klar, dass z.b. nach SAE ein Stahl wie nicht einfach zu beschreiben ist. Nach UNS und der Auflistung hieße (G wurde weggelassen). a) ab= 51: Cr-Stahl, wobei 5 für Cr-Stahl allgemein steht, und die 1 für etwa 1% Cr. b) cde = 100: bedeuten 1,00 % C Daraus folgt: 1%C, 1 % Cr, in D hat Cr den Faktor 4, und da die US-Bezeichnung mittlere Gehalte meint, ist es wohl der 100Cr6, ein Wälzlagerstahl halt würde also ein Cr-Stahl sein, mit Cr < 1% und C etwa im Mittel 1%. Also ähnlich in D (100Cr2). Im Folgenden eine Zusammenstellung mit dem Versuch, das alles mit deutschen Bezeichnungen zu vergleichen, und danach einige Beispiele (ausgehend der US-Systematik)
6 Seite Kohlenstoffstähle Tabelle 3: Vergleich US-Nummernsystematik (nach Zusammensetzung) mit der deutschen (ungefähr) Stahltyp SAE UNS Werkstoff-Nr. Bemerkungen Unlegierte (Mn<1%) 10.. G Gruppen 11.., 12.. sind nicht gelistet, werden als Unlegierte "rückgeschwefelte" (mit S 15.. G ,0%<Mn<1,65% legierte) Automatenstähle hier nicht weiter verfolgt Legierte Stähle rostfrei Mn-Stähle 13.. G (1,7% Mn) Ni-Stähle 23.. G , Ni-Stähle 25.. G , Ni-Cr-Stähle 31.. G31..0 Ni-Cr-Stähle 32.. G32..0 Ni-Cr-Stähle 33.. G Ni-Cr-Stähle 34.. G34..0 Mo-Stähle 40.. G wenn mit V Cr-Mo-Stähle 41.. G Ni-Cr-Mo-Stähle 43.. G43..0 Mo-Stähle 44.. G44..0 (0,2 oder 0,25% Mo oder 0,25%Mo und 0,042 %S) 0,5%, 0,8%,oder 0,95% Cr und 0,12%, 0,20% oder 0,30% Mo 1,83%Ni, 0,5-0,8% Cr, und 0,3%Mo Ni-Mo-Stähle 46.. G ,85 oder 1,83% Ni, und 0,2 bis 0,25% Mo Ni-Cr-Mo-Stähle 47.. G ,05%Ni, 0,45%Cr, 0,2 oder 0,35% Mo Ni-Mo-Stähle 48.. G ,5%Ni und 0,2% Mo Cr-Stähle 50.. G ,8/0,88/0,93/0,95 oder 1% Cr Cr-Stähle 51.. G ,45%Cr Cr-Stähle 50B.. G , ,28% oder 0,55% Cr Cr-Stähle 51B.. G ,03% Cr Cr-Stähle 52.. G ,8%Cr Cr-V-Stähle 61.. G ,1.75.., ,6% oder 0,95%Cr, und mindestens 0,13 oder 0,15% V W-Cr-Stähle 71.. G71..0 W-Cr-Stähle 72.. G ,1.25.., Ni-Cr-Mo-Stähle 81.. G ,30% Ni, 0,45%Cr, 0,12% Mo Ni-Cr-Mo-Stähle 86.. G ,55%Ni, 0,50%Cr, 0,20% Mo Ni-Cr-Mo-Stähle 87.. G ,55%Ni, 0,50%Cr, 0,25% Mo Ni-Cr-Mo-Stähle 88.. G ,55%Ni, 0,50%Cr, 0,35% Mo Si-Mn-Stähle 92.. G % oder 1,4% Si und 0,7% Cr Ni-Cr-Mo-Stähle 93.. G93..0 Ni-Cr-Mo-Stähle 94.. G ,45%Ni, 0,40%Cr, 0,12%Mo Ni-Cr-Mo-Stähle 97.. G97..0 Ni-Cr-Mo-Stähle 98.. G98..0 Cr-Mn-Ni-Stähle S2. Cr-Ni-Stähle S3. Cr-Stähle S4. Cr-Stähle S5. Die 5. Stelle bei der UNS-Klassifizierung wird auch für besondere Kennzeichnung benutzt, so ist z.b. die Zulegierung Blei (L) und Bor (B) bei SAE indiziert nach..b.. bzw...l, wohingegen bei UNS gilt: wenn mit Bor legiert: 5. Stelle = 1, und wenn mit Blei legiert: 5. Stelle = 4
7 Seite Das gilt für Kohlenstoffstähle und legierte Stähle. Die oben stehende Tabelle steht so ähnlich auch im Taschenbuch Stahlschlüssel, aber eine Reihe Erläuterungen wurden mir hinzugefügt. Insofern lohnt es sich schon, sich damit zu beschäftigen. Andere Nationen nutzen auch Nummernsysteme, z.b. die Schweden. Da sind mir aber keine Unterlagen zugänglich. Darauf komme ich dann später einmal zurück. Das wird auch nicht im Kleinen Stahlschlüssel behandelt, insofern würde es auch den Rahmen sprengen. 4.2 Kurznamenvergleiche Kurznamen kommen dem menschlichen Denken näher als Nummernsysteme, und so verwundert es nicht, dass diese Kurznamen überall existieren. Natürlich ist der Kleine Stahlschlüssel da nicht erschöpfend, und eine universelle Zusammenstellung aller Normen und alle Bezeichnungsweisen steht noch aus, kann aber oft im Internet nachgesehen werden für Teilbereiche. 5. Umwertungen und Problematik Der Vergleich verschiedener Stahlsorten aus verschiedenen Ländern ist keine exakte Wissenschaft. Es spielen zu viele Faktoren eine Roll, Stähle können ähnlich sein, aber oft sind sie nicht gleich oder noch nicht einmal äquivalent. Bei aller Ähnlichkeit in Bezeichnung sind die Zusammensetzungen in der Feinabstimmung, die Eigenschaften, vor allem aber das jeweils für den Verwendungszweck eingestellte Gefüge mitunter deutlich unterschiedlich. Deshalb gibt es auch keine universelle Tabelle, wo alle deutschen und alle ausländischen Stähle nebeneinander stehen. Leider. Oft wird danach gefragt, eine solche Tabelle zu erstellen. Das gibt es nur teilweise, für spezielle Stähle, und dann noch unvollständig. Es gibt allerdings ein paar Beispiele, wo es ganz gut geht. Für die Messerherstellung interessieren ja vor allen Dingen die Werkzeugstähle. Glücklicherweise kann man hier eine gewisse Systematik aufgrund Gemeinsamkeiten entwickeln. Oder zumindest ein einfaches System. Wegen der enormen Bedeutung gerade dieser Stahlgruppen haben sich einfach handhabbare Begriffssysteme in fast allen Ländern eingebürgert. Schauen wir uns das einmal an Beispielen an. 6. Werkzeugstähle: 6.1 Deutsches System Wir gehen zum besseren Verständnis der deutschen Nomenklatur aus. Die Nummernsystematik haben wir ja schon häufiger behandelt. Weniger ausführlich jedoch haben wir uns mit den "handelsüblichen" Namen beschäftigt. Vielfach ist die Rede "Werkzeugstahl 1. Güte, 2. Güte.) Das habe ich noch nicht behandelt. Wenn man die Nummernsystematik auf Seite 118 aufschlägt, dann sieht man bei den unlegierten Edelstählen die Gruppennummern 15.. bis 18.., und die sind als Werkzeugstähle definiert.
8 Seite Hier findet man in den Gruppen 15,16 und 17 Stähle gleicher Zusammensetzung, die man etwa nach folgendem Schema ordnen und zusammenstellen kann: Tabelle 4. Systematik der Werkzeugstähle einfacher Güten Gruppe Werkzeugstahl Kennung Beispiel: Abschreck- Härteannahme (neu) W-Nr. (Bez.) mittel HRC 1.15xx 1. Güte W1 (U) (C80 W1) Wasser xx 2. Güte W2 (U) (C80 W2) Wasser xx 3. Güte W (U) (C75 W) Öl xx Sonderanforderung W (U) (C85 W) Öl 60 Anmerkung: Es macht Sinn, die Spalte 2 in die Tabelle des kleinen Stahlschlüssels auf Seite 118 einzutragen. Dann hat man es da, wo man es braucht. Und der einzige Unterschied wäre nur das Abschrecken? Schauen wir uns die Einzelheiten der Zusammensetzung einmal genauer an. Tabelle 5. Zusammensetzungen der Werkzeugstähle unterschiedlicher Güten im Vergleich Werkstoff- Nr. Kurzname C [%] Si [%] Mn [%] P [%max] S [%max] C 80 W1 (C80 U) 0,75-0,85 0,10-0,30 0,10-0,25 0,020 0, C 80 W2 (C80 U) 0,75-0,85 0,10-0,30 0,10-0,35 0,030 0, C 75 W (C75 U) 0,72-0,82 0,15-0,40 0,60-0,80 0,035 0, C 85 W (C85 U) 0,80-0,90 0,25-0,40 0,50-0,70 0,025 0,020 Hier sieht man wieder die Schwierigkeiten beim Vergleichen schon allein bei deutschen Stählen, geschweige ausländischen. Die erste und zweite Güte erreichen durch Wasserabschrecken höchste Härten, die 3. Güte und die 18er Gruppe können aufgrund ihres höheren Mn-Gehaltes in Öl abgeschreckt werden (Mn senkt die kritische Abkühlgeschwindigkeit). Bei den Güten 1 und 2 müssen die Gehalte an P und S stärker beschränkt werden. Folgerung: zum Erreichen höchster Härten wähle man einen Wasserhärter aus den Güten 1 und 2, will man keine Risse und keinen Verzug riskieren, muß man Stähle der Güte 3 und Sondergüten verwenden bei Verzicht auf etwas (Höchst-)Härte. Zu den anderen Werkzeugstählen und zu den Werkzeugstählen im Allgemeinen ist ja früher bereits ausführlich berichtet worden. Daher wenden wir uns jetzt direkt den US-Systemen zu. 6.2 Werkzeugstähle USA/UK Die Werkzeugstähle sind aufgrund ihrer Bedeutung auch wie könnte es anders sein in den USA ein eigenes Kapitel. Da ist die Sache mit der Nummernkonsistenz auch nicht mehr so einfach. Die Briten lehnen sich im Wesentlichen an das US-System an und schreiben vor die US-Kennung einfach ein B (British Standard), also BW1=W1 z.b.
9 Seite Im Folgenden sind die gängigsten Bezeichnungen für US-Werkzeugstähle zusammengestellt, soweit sie zugänglich waren. Das alle steht nicht im kleinen Stahlschlüssel, hier muß mühsam im Internet recherchiert werden, sofern man keine (teure) Datenbank kaufen möchte. USA AISI-Code W: Water-Hardening S: Shock-Resisting O: Cold-Work (Oil-Hardening) A: Cold-Work (Medium-Alloy, Air-Hardening) D: Cold-Work (High-Carbon, High-Chromium) D hat eigentlich keine Bedeutung, wird oft als Direct hardening intepretiert L: Low-Alloy F: Carbon-Tungsten P: P1-P19 Low-Carbon Mold Steels P20-P39 Other Mold Steels H: H1-H19: Chromium-Base Hot Work H20-H29: Tungsten-Base Hot Work H40-H59: Molybdenum-Base Hot Work T: High-Speed (Tungsten-Base) M: High-Speed (Molybdenum-Base) 6.3 Japanisches System (JIS) Japanische Stähle folgen anderen Systemen als wir sie normalerweise kennen, doch haben auch hier die Werkzeugstähle eine Sonderstellung. Die Auflistung ist nicht vollständig und erweiterungsbedürftig, möge jedoch für einen ersten Überblick genügen Werkzeugstähle Unlegierte Werkzeugstähle: SK1 bis SK7 mit SK 1 mit dem höchsten C-Gehalt (1,3-1,5%) und SK 7 mit dem niedrigsten, nämlich 0,6-0,7 Legierte Werkzeugstähle: SKD 1,4,5,6,7,8,11,12,61 und 62 mit Cr über 1%, SKS mit Cr bis 1%. SKC sind Hohlbohrstähle. Rostfreie Stähle haben die Kennung SUK mit Numerierung. Weitere Bezeichnungen und Entsprechungen: SKH sind die Schnellarbeitsstähle SKS sind niedrig legierte Werkzeugstähle SKT entsprechen weitgehend der deutschen Gruppe (nickellegiert) SLN entsprechen weitgehend den deutschen Gruppen und 1.63 SNC ähnelt der Gruppe 1.57 SQV ähnelt der Gruppe STBA, STFA gehören nach deutscher Normung in die Gruppen STKS entspricht dem Werkstoff SUJ 4 = SUS 3.. = SUS 316 L = und , also die US-Bezeichung mit einem SUS davor ebenso SUS 420 = 420er US-Stahl SUS 440C = oder TC xxx sind C-Stähle mit xxx mittlerer C-Gehalt (TC 105 =C105 =
10 Seite Russisches System (GOST) Dieses System ist auf Seite 125 im Kleinen Stahlschlüssel erklärt, man kann wie im deutschen System Werkstoffkurznamen aus den Legierungssymbolen und den Prozentgehalten bilden, wobei einige Regeln zu beachten sind. A kann einerseits Stickstoff bedeuten, aber wenn es am Ende steht, heißt es Edelstahl bzw. hohe Reinheit. Regel für den Kurznamen: Nach einer Zahl für den C-Gehalt (in 1/100% wie in D) kommen die Legierungszeichen plus Zahl, die den mittleren Gehalt bzw. den nach oben gerundeten in % angibt. Steht keine Zahl dahinter, ist der Gehalt etwa 1% oder knapp darunter. Beispiel: Ein Stahl etwa 30CrMoV5-1-1 würde lauten: 30Ch2MF (30Х2MФ) Man beachte die Zeichenfolge aus der Transliteration Werkzeugstähle und Wälzlagerstähle Schnellarbeitsstähle, Wälzlagerstähle und Werkzeugstähle nehmen auch im GOST-System eine Sonderstellung ein. Kennbuchstabe (Vorsatzbuchstabe) Regeln Besonderheiten Bespiel Kyrillisch In lat. Schrift Ungefähre Entsprechung Werkzeugstähle Unlegiert Werkzeugstähle legiert Schnellarbeitsstähle Wälzlagerstähle U (У) R Sch Die erste Zahl hinter dem U steht für C in 1/10% Erste Zahl kann entfallen, wenn C 1% У8ГA U8GA Ck80 Mit 0,5 Mn (das G), nachgestelltes A bedeutet Edelstahl Die ersten Ziffern hinter R geben den W-Gehalt an Diese Tabelle ist nicht vollständig, kann aber bei Bedarf selbst weiter ausgefüllt werden.
11 Seite Erkennen, Finden und Vergleichen ausländischen mit verwandten deutschen Stählen 7.1 Einführende Bemerkungen In diesem Kapitel soll versucht werden, zumindest die wichtigsten Informationen für die Belange Messerbauern aus den Bezeichnungen der Stähle in unterschiedlichen ausländischen Normen zu verwerten und systematisch zu ordnen. In einem zweiten Teil werde ich vielleicht noch den Versuch machen, ausgehend dem deutschen Nummernsystem als dem Feinstauflösenden Systematischen Ordnungsschema, eine Auflistung aller mir bekannten Stähle zu machen, und die freien Felder kann man dann nachträglich noch weiter ausfüllen. Zu beachten ist, dass die Normensysteme sich grundsätzlich nach den Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Länder richten, bzw. nach der Struktur der stahlverarbeitenden Industrie. Keineswegs ist das alles so zu sehen, dass man "einfach umwerten" kann. Dies ist grundsätzlich nur begrenzt möglich, es können hier nur Entsprechungen aufgezeigt werden, und die Logik, wie man aus ausländischen Systemen Information gewinnen kann. Internationale Normenvergleiche finden sich sehr häufig im Internet und auch in einschlägigen Werken, hier soll jedoch der Versuch gemacht werden, die Logik der Systeme einander gegenüberzustellen. Es ist nicht einfach, und es fehlen viele Einträge in der Tabelle. Die meisten wird man wohl nie ausfüllen können. Es ist eine fast nicht zu bewältigende Aufgabe, alle Stähle einander gegenüberzustellen, möglichst auch noch mit den Werksnamen, und Umschlüsselungen jedem Land in das System eines anderen zu finden. Die "Überstahltabelle" gewissermassen. Das macht Sinn in einer übergeordneten Datenbank. Eine Möglichkeit ist der Stahlschlüssel auf CD- ROM, der bietet diese Option der Umwertung. Wer Zugriff auf die große Ausgabe hat, der findet unter Register 10 (grün, für die Werkzeugstähle) auf den letzten Blättern dieses Kapitels eine Gegenüberstellung Werkzeugstählen, die zu vergleichen sind. Wie geht man vor, wenn man einen ausländischen Stahl findet (per Namen bzw. der im jeweiligen Ausland üblichen und gültigen Kennung? 7.2 Praktische Anwendungen Herkunftsland bestimmen. Das sollte eigentlich die einfachste Aufgabe sein. Aber ich weiß noch, was ich auf schwedischen Webseiten nach VG10 gesucht habe ("Überlebensmesser der schwedischen Luftwaffe."), ehe mir klar wurde, dass es ein Japanischer Stahl ist Kategorie suchen Hier arbeitet man am besten nach einer Frageliste Sind Kennbuchstaben vorhanden? Endbuchstaben (Zustandsbezeichnungen) Zuordnung der Kennbuchstaben zu den Gruppen, Abtrennung der Endbuchstaben Identifizierung der Elementsymbole und der Gehalte Nach welchen Regeln werden die Namen gebildet Wie ist die Konvention bei den Gehalten C? Faktor 10, 100? Kein Faktor?
12 Seite Notierung aller Elemente in der in Deutschland üblichen Schreibweise, und Anhängen der Zahlen in der gleichen Reihenfolge Umwertung der Zahlen mit der in D üblichen Faktorenwertung für die einzelnen Elemente Bildung eines Kurznamens Streichung aller nicht mindestens auf 1 rundbaren Zahlen Nachsehen in der Liste S183 bis 197- (wohlgemerkt: wir arbeiten mit dem kleinen Stahlschlüssel) Es sind keine Kurznamen gegeben, sondern Nummern, vielleicht noch mit Buchstaben davor. Dann handelt es sich vermutlich um einen Stahl, der nach der US AISI-Codifizierung bezeichnet ist. Die Kennbuchstaben findet man oben in der Tabelle, Meist sind das die 5-stelligen UNS-Nummern. Die Entschlüsselung erfolgt über die ersten zwei Ziffern zur Bestimmung der Legierungsgruppe (oft sagen die Vorbuchstaben wie T oder A schon etwas aus. Bei A muß jedenfalls Cr im Spiel sein, damit der Stahl wirklich lufthärtend, also umwandlungsträge, wird. Und T sagt etwas über den C-Gehalt aus, der ist im Allgemeinen hoch, für Werkzeugstähle gedacht. die Zusammensetzung der vorherrschenden Elemente geht aus den restlichen Zahlen hervor, und dann wird ein provisorischer Kurzname nach deutschem Muster gebildet wie oben (Multiplikatoren beachten) Man will ausgehend einem deutschen Stahl einen ausländischen suchen: Umgekehrt vorgehen: anwendungsbezogene Buchstaben suchen im jeweiligen Land Elemente buchstabieren Gehalte in Reihenfolge bringen beim US Nummernsystem die ersten beiden Zahlen festlegen, dann entsprechend der Zusammensetzung die restlichen. 8. Ausblick Ein zweiter Teil erscheint schon zwingend, da noch andere Länder unberücksichtigt sind, z.b. Österreich mit den immer beliebter werdenden Böhler-Stählen sowie weitere Länder. Die weiter oben erwähnte Tabelle (ausgehend dem deutschen Nummersystem), die Besonderheiten der französischen Norm, nähere Einzelheiten zu den British Standards und auch japanische Besonderheiten sind erwähnenswert. Und dann noch die Sondernamen, ich nenne sie immer "magic names", wie ATS xx, Niolox, RWL, GINxx, CPM, Vascowear, S60V etc., und was da noch für Namen sind. Ich werde versuchen, die Namen alle zu entschlüsseln bzw. die deutschen Entsprechungen dahinter zu schreiben. Wie gesagt, Teil 2. Demnächst.
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