Ines Tietz (Mobbingbeauftragte der Universität Regensburg ) Wie kann ich feststellen ob ich wirklich gemobbt werde? Was kann ich dagegen tun?
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- Kai Linus Pfeiffer
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1 Ines Tietz (Mobbingbeauftragte der Universität Regensburg ) Wie kann ich feststellen ob ich wirklich gemobbt werde? Was kann ich dagegen tun? Mobbing Definition Mobbing (nach Leymann 1990) Mobbing ist der Prozess konfliktbelasteter Kommunikation am Arbeitsplatz, der sowohl zwischen Kollegen als auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen stattfindet, wobei die angegriffene Person unterlegen ist und von den anderen mindestens einmal die Woche über die Dauer von wenigstens einem halben Jahr lang systematisch mit dem Ziel angegriffen wird, sie auszugrenzen. Die Folgen von Mobbing reichen von schweren psychischen und physischen Störungen bis hin zum Suizid beim Mobbing-Opfer. Gründe für Mobbing sind überwiegend ungelöste Konflikte am Arbeitsplatz, sowie die Suche nach Sündenböcken. Auch Mängel in der Personalführung wirken wie Katalysatoren auf die Entwicklung von Mobbing. Betroffene Personen erkennen sehr häufig den Anfang des Ausgrenzungsprozesses nicht und haben keine Erklärung, weshalb sie von Kollegen und Vorgesetzten so feindselig behandelt werden. Die in der Folge durch den fortwährenden Stress ausgelösten körperlichen Beschwerden, werden oft auch nicht mit dem Konflikt am Arbeitsplatz in Zusammenhang gebracht und können sich so im Lauf der Zeit zu manifesten Krankheiten ausbilden. Verfestigt sich Mobbing über den auslösenden Konflikt hinaus, hat der Betroffene kaum Chancen diesen Prozess aus eigener Kraft zu beenden. Demzufolge sollten körperliche Beschwerden bei anhaltenden Spannungen am Arbeitsplatz sehr ernstgenommen werden. Sollte Mobbing die Ursache sein und bereits in der Frühphase erkannt werden, bestehen größere Chancen diesen Konflikt aufzulösen. Die 45 Mobbing-Handlungen Leymann beschreibt 45 verschiedene Handlungen, die für das Mobbing typisch sind. Manche der Handlungen sind für sich genommen eher harmlos. Kritik an der Arbeit oder an dem Privatleben kann sehr verletzend sein, aber eine solche einmalige Verletzung ist noch kein Mobbing - die erdrückende Gewalt entwickeln solche Handlungen erst, wenn sie systematisch ausgeübt werden. Andere Mobbing-Handlungen sind schon für sich ein massiver Angriff auf die persönliche Würde oder die berufliche Identität. Wenn qualifizierte Mitarbeiter dazu abkommandiert werden, Akten im Archiv einzusortieren, hat diese einzelne Handlung schon das Ziel, zu verletzen. Mobbing ist es jedoch nur dann, wenn solche degradierenden oder beleidigenden Handlungen systematisch ausgeübt werden, eine einmalige "Strafaktion" ist noch kein Mobbing. (Wichtig zu unterscheiden!!!)
2 Leymann hat in seinen Forschungen insgesamt 45 verschiedene solcher Handlungen gefunden und sie in fünf Bereiche aufgeteilt: 1. Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen 2. Angriffe auf die sozialen Beziehungen 3. Auswirkungen auf das soziale Ansehen 4. Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation 5. Angriffe auf die Gesundheit Diese Bereiche werden hier näher aufgeschlüsselt: Angriffe auf die Möglichkeiten, sich mitzuteilen: Der Vorgesetzte schränkt die Möglichkeiten ein, sich zu äußern Man wird ständig unterbrochen Anschreien oder lautes Schimpfen Ständige Kritik an der Arbeit Ständige Kritik am Privatleben Telefonterror Mündliche Drohungen Schriftliche Drohungen Kontaktverweigerung durch abwertende Blicke oder Gesten Kontaktverweigerung durch Andeutungen, ohne dass man etwas direkt ausspricht Angriffe auf die sozialen Beziehungen: Man spricht nicht mehr mit dem/der Betroffenen Man lässt sich nicht ansprechen Versetzung in einen Raum weitab von den Kollegen Den Arbeitskollegen/innen wird verboten, den/die Betroffenen anzusprechen Man wird "wie Luft" behandelt Auswirkungen auf das soziale Ansehen: Hinter dem Rücken des Betroffenen wird schlecht über ihn gesprochen. Man verbreitet Gerüchte Man macht jemanden lächerlich Man verdächtigt jemanden, psychisch krank zu sein Man will jemanden zu einer psychiatrischen Untersuchung zwingen Man macht sich über eine Behinderung lustig Man imitiert den Gang, die Stimme oder Gesten, um jemanden lächerlich zu machen Man greift die politische oder religiöse Einstellung an Man macht sich über das Privatleben lustig Man macht sich über die Nationalität lustig Man zwingt jemanden, Arbeiten auszuführen, die das Selbstbewusstsein verletzen Man beurteilt den Arbeitseinsatz in falscher oder kränkender Weise Man stellt die Entscheidungen des/der Betroffenen in Frage Man ruft ihm/ihr obszöne Schimpfworte oder andere entwürdigende Ausdrücke nach Sexuelle Annäherungen oder verbale sexuelle Angebote
3 Angriffe auf die Qualität der Berufs- und Lebenssituation: Man weist dem Betroffenen keine Arbeitsaufgaben zu Man nimmt ihm jede Beschäftigung am Arbeitsplatz, so dass er sich nicht einmal selbst Aufgaben ausdenken kann Man gibt ihm sinnlose Arbeitsaufgaben Man gibt ihm Aufgaben weit unter seinem eigentlichen Können Man gibt ihm ständig neue Aufgaben Man gibt ihm "kränkende" Arbeitsaufgaben Man gibt dem Betroffenen Arbeitsaufgaben, die seine Qualifikation übersteigen, um ihn zu diskreditieren Angriffe auf die Gesundheit: Zwang zu gesundheitsschädlichen Arbeiten Androhung körperlicher Gewalt Anwendung leichter Gewalt, zum Beispiel um jemandem einen "Denkzettel" zu verpassen Körperliche Misshandlung Man verursacht Kosten für den/die Betroffene, um ihm/ihr zu schaden Man richtet physischen Schaden im Heim oder am Arbeitsplatz des/der Betroffenen an Sexuelle Handgreiflichkeiten Die häufigsten psychische Auswirkungen des Mobbings Konzentrationsprobleme Gedächtnisstörungen Selbstzweifel, Selbstunsicherheit Depressionen, Antriebslosigkeit Weinkrämpfe Gefühle der Verzweiflung Selbsttötungsgedanken paranoide Zustände, Verfolgungswahn Übersensibilität (Empfindlichkeit) gereizte, aggressive Stimmungen Hektik, Rastlosigkeit Häufige Folgen : Krankheit und Arbeitsunfähigkeit!!! Was tun bei Mobbing? Mobbingtagebuch Als erstes sollten Betroffene ein Mobbingtagebuch führen. Dieses Tagebuch erfüllt mehrere Funktionen: Indem man alle Mobbingsituationen aufschreibt, verarbeitet man das Erlebte besser und hat auch die Möglichkeit, auf das Mobbing besser zu reagieren. Man kann später eine lückenlose Dokumentation der Mobbing-Karriere vorweisen, und somit vor einem Anwalt den Leidensweg beschreiben und dessen Arbeit vor Gericht bedeutend erleichtern. Nebenbei ist es viel leichter, dem Mobbing ein Ende zu setzen, wenn man es Schwarz auf Weiß vor sich liegen hat und nicht auf darauf angewiesen ist, eine bestimmte Situation des gesamten Leidenswegs exakt aus dem Gedächtnis hervorrufen zu müssen. Verunsicherungen der Gegenpartei können somit von vorneherein ausgeschlossen werden!
4 Motiv des Mobbers erkunden Betroffene sollten versuchen, die Gründe für die an ihr/ihm durchgeführten Mobbinghandlungen zu erfahren. Manchmal kann ein Gespräch unter vier Augen Konflikte bereits klären, ohne dass es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen muss. Keine Angriffsfläche bieten Mobbingopfer sollten stets versuchen, den Angreifenden die Gründe für eine Mobbinghandlung zu nehmen. Damit wird dem Mobber der Wind aus den Segeln genommen. Da eine beliebte Mobbingmethode das Zurückhalten wichtiger, uternehmensinterner Informationen ist sollten sich die Betroffenen stets über alle wichtigen Geschehnisse auf dem Laufenden halten. Vertraute ansprechen Ein wichtiger Bezugspunkt für Mobbingopfer sind vertraute Personen, deren Unterstürzung man sich sicher sein kann. Idealerweise sollten solche Vertraute auch innerhalb der Firma gesucht werden. So kann man als Betroffene/Betroffener einer Isolation vorbeugen, und Gerüchte und üble Nachrede finden keinen Nährboden! Ausgleich schaffen Mobbingsituationen wirken sich auch stark auf die Psyche der Betroffenen aus. Um dem Psychoterror nicht einen übermäßigen Anteil am Leben zu geben, sollten Mobbingopfer ausgleichende Strategien entwickeln, die ihrem Körper und ihrer Seele gut tun. Auf keinen Fall sollten die Probleme mit Alkohol oder Tabletten bekämpf werden. Betroffene sollten weiterhin auf eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und viel Bewegung achten, um nicht zusätzlich zur psychischen Schwächung auch noch physisch geschwächt zu werden. Mentale Stärkung Mobbingopfer sollten immer daran, dass nicht sie ein Problem haben oder das Problem in der Firma sind, sondern dass eher der Mobber mit sich und seiner Position in der Firma unzufrieden ist, die er durch sein Mobbing ändern will. Mit Vorgesetzen sprechen Je nach Situation empfiehlt es sich, das persönliche Gespräch mit Vorgesetzten zu suchen. Auf dieses Gespräch sollten Betroffene sich gut vorbereiten, um gezielt und genau konkrete Vorkommnisse zu benennen und verallgemeinernden Vorwürfe zu vermeiden. Professionelle Unterstützung Es gibt für Betroffene auch vielfältige Möglichkeiten, Unterstützung bei Organisationen zu erhalten, die sich auf professionelle Weise mit dem Thema Mobbing auseinander setzen. Hier werden zum Teil Seminare angeboten, aber auch Anwälte vermittelt, die Mobbingopfer im Verfahren vor dem Arbeitsgericht vertreten. Diese Organisationen können sein: Betriebs-/Personalräte Gewerkschaften Mobbingline (01803/ ) Bildungswerke der christlichen Kirchen spezialisierte Psychologen Sozialnetze der Landesregierungen diverse Selbsthilfegruppen
5 Literatur DGB-Bundesvorstand, Dokumentation Workshop: Zwischen Klimaanlage, Toner und Elektrosmog Gesundes Büro oder Giftküche?, Eigenverlag, Düsseldorf 1996 Ducki, Antje u. a.: Büroalltag unter der Lupe, Hogrefe Verlag, Göttingen 1993 Leymann, Heinz, "Mobbing - Psychoterror am Arbeitsplatz", Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbeck bei Hamburg 1993 Oesterreich, Rainer/Volpert, Walter (Hrsg.): Psychologie gesundheitsgerechter Arbeitsbedingungen, Verlag Hans Huber, Bern 1999 Pullig, Karl-Klaus: Konfliktberatung in non-profit-organisationen, Rainer Hampp Verlag, München und Mering 1998 Resch, Martin: Mobbing und Konflikte am Arbeitsplatz, in: DGB-Informationen zur Angestelltenpolitik 03/97 vom , Eigendruck Redaktion Psychologie heute (Hrsg.): Arbeit: Die seelischen Kosten, Beltz-Verlag, Weinheim und Basel 1988 Schülerduden Die Psychologie ein Sachlexikon für die Schule Dudenverlag, Mannheim 1996 Zimbardo, Philip G. und Gerrig, Richard J., Psychologie Springer Verlag, Berlin 1999 Links Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Deutsches Medizin-Netz Gemeinschaftsinitiative Gesünder Arbeiten e. V. Kolping Akademie München Sozialnetz Hessen
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