Erfahrungsbericht. 1 Cagliari

Transkript

1 Erfahrungsbericht Name: V e r e n a B e s c h i n s k y Austauschjahr: WS 2012/13 Gastuniversität: Università degli Studi di Cagliari Stadt: Cagliari Land: Italien 1 Cagliari Die Stadt an sich ist meiner Meinung nach sehr gut geeignet, um dort ein Auslandssemester zu verbringen. Cagliari ist nicht zu groß, sondern eher überschaubar, aber gerade das macht es leicht, neue Leute kennenzulernen. Die Stadt bietet viele Bars und Cafes, schöne öffentliche Plätze, den Hafen und natürlich den Stadtstrand Poetto. Man findet sich schnell zurecht und lernt, sich auf das italienische Leben einzustellen den Cafe und die Pasti zu genießen, aber auch die Mittagspause der Geschäfte von 13-17Uhr zu akzeptieren. Die meisten Cagliaritaner sprechen ein klares italienisch und so gut wie niemand spricht Englisch (gut zum Italienisch lernen!). Ich würde euch raten, von Anfang einem Sportverein/ Chor o.ä. beizutreten, da man somit automatisch mit Einheimischen in Kontakt kommt. In Cagliari verbringen pro Semester ca. 200 Studenten ihr Auslandssemester - der größte Teil davon stammt aus Deutschland und Spanien somit ist es oft nicht einfach mit Nicht- Erasmusstudenten in Kontakt zu kommen.

2 2 Wohnungssituation Die meisten Erasmusstudenten wohnen in der Innenstadt (also in der Nähe vom Piazza Yenne) und zahlen zwischen 250 und 320 Euro. Ich habe ca. 15min zu Fuß vom Piazza Yenne gewohnt meiner Meinung nach in der schönsten Straße Cagliaris, der Via San Giovanni- und war mit dieser Lage mehr als zufrieden, da ich somit nur 5 Minuten vom absolut fantastischen Mercato San Benedetto und mehreren Parks gewohnt habe, die man ab und zu als grünen Ruhepol (vor allem im Sommer auch zur Abkühlung) braucht. Generell kann man in Cagliari alles zu Fuß erledigen, es gibt aber auch Busse, die ich aber eigentlich nur benutzt habe, um zum Strand zu kommen. Achtung: Bustickets kann man nur am Automaten am Piazza Matteotti oder in den Tabacchi kaufen (die haben allerdings von 13-17uhr geschlossen!) 1 Busticket kostet 1,20 Euro und gilt 90 Minuten. (Es gibt auch 12er Karten für 12Euro oder ein Monatsabo für 26 Euro). Achtung: Falls ihr im Wintersemester nach Cagliari geht empfehle ich euch dringend eine Wohnung mit Heizung zu nehmen. Auch auf Sardinien wird es im Winter kalt und Heizstrahler kann man hier nicht benutzen, da Strom unglaublich teuer ist. Soweit ich weiß, war meine WG die einzige mit Heizung. Alle anderen Erasmusstudenten konnten sich nur im Bett aufhalten und haben teilweise ihren Atem im Zimmer gesehen. (Fenster und Türen sind nicht wie in Deutschland gedämmt) Achtung: Fragt bei der Wohnungsbesichtigung nach, ob die Wohnung über Internet verfügt! Viele WGs haben kein Internet und ein Internetstick ist mit hohen Kosten (& viel Ärger) verbunden und funktioniert nur sehr schlecht! Achtung: Fragt auch sofort beim Vermieter nach, ob es in Ordnung ist, wenn euch jemand besuchen kommt und bei euch im Zimmer schläft. Sehr viele Studenten mussten ihren Vermietern pro Nacht pro Person 5-15Euro zahlen!

3 3 Kosten Im Großen und Ganzen habe ich nicht mehr Geld benötigt als in Deutschland. Auf dem Mercato San Benedetto kann man regionales Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch zu guten Preisen und bester Qualität kaufen. Nur Pflegeprodukte wie Shampoo, Bodylotion usw. sind in Cagliari teurer als in Deutschland. In der Miete sind häufig die Nebenkosten nicht enthalten, da diese direkt von den Bewohnern der Wohnung bezahlt werden müssen. Hinzu kommen also Strom, Wasser, Müll, Internet und die Gasflasche (sogenannte Bombola), die man zum Kochen benötigt. Damit ihr einen Vergleich habt, ich habe in einer 6er WG ohne Internet monatlich ca. gezahlt: 170 Doppelzimmer/ 10 Heizung/ 15 Strom/ 6 Müll/ 3 Bombola/ 4 Wasser und bei uns wurde zusätzlich eine Liste geführt, wer wie oft gewaschen hat (wie gesagt, der Strom ist sehr teuer und erfahrungsgemäß haben die meisten Sarden nicht viel Geld). Das heißt für einen Waschgang musste man 0,50 bezahlen und davon wurde dann die Stromrechnung mitbezahlt. Achtung: Waschen sollte man erst ab 19Uhr, da der Strom dann günstiger ist. 4 Die Universität (Fakultät Scienze della Formazione) Vorlesungen finden meist von Anfang/ Mitte Oktober bis vor Weihnachten statt. Dafür finden die Vorlesungen aber mehrere Male in der Woche statt. Ich hatte z.b. Pädagogik Vorlesungen, die dreimal die Woche jeweils 2 Stunden waren. Anfangs fällt es einem ziemlich schwer, etwas zu verstehen, da die meisten Dozenten in Cagliari nichts von Mikrofonen und Bildern halten, im Laufe des Semesters wird dies jedoch immer besser. Die Vorlesungen sind auch nur aufs Zuhören und Mitschreiben ausgelegt. Es gibt keine Skripte. Man muss eine bestimmte Anzahl von Büchern lesen, die einem als Erasmusstudent aber meistens gekürzt wird, wenn man zum Dozenten in die Sprechstunde geht. Die Prüfungen sind zu 95% mündlich. Meine Erfahrung war, dass alle Dozenten sehr nett waren und eigentlich niemanden durchfallen haben lassen. Manche haben anscheinend auch zugestimmt die Prüfung auf Englisch machen zu können, wenn man auf Italienisch nicht mehr weiter kommt. Die Bestnote sind 30 Punkte und man braucht mindestens 18 zum Bestehen. Leider gibt es sehr wenig Auswahl bei den Kursen (für Pädagogik und Lehramt) und die Veröffentlichung der Lehrveranstaltungen erfolgt nur ein paar Tage vor Vorlesungsbeginn. Die Kurse die ich im Learning Agreement ausgesucht hatte, konnte ich leider nicht belegen, da es in Cagliari einen festen Plan für das Lehramtsstudium gibt und somit im Sommer- oder Wintersemester nur bestimmte Vorlesungen angeboten werden. Wichtig: Falls ihr eine Prüfung nicht machen wollt, könnt ich euch trotzdem die Anwesenheit im sogenannten Libretto bestätigen lassen! 5 Sprachkurs Vom Sprachenzentrum der Uni werden regelmäßig Sprachkurse mit verschiedenen Niveaus angeboten. Diese gab es im Umfang von 30 bis zu 60 Stunden und kosten umgerechnet pro Stunde 1. Sehr empfehlenswert sind die Intensivsprachkurse im Sommer ( Summerschool ), die jeden Tag stattfinden und einem zu Beginn sehr helfen können. Auch zu den Sprachkursen während des Semesters würde ich euch raten, da man dreimal die Woche intensiv zum Italienischsprechen gezwungen wird und sich somit sehr verbessern kann. Allerdings würde ich euch raten, schon in Deutschland Kurse zu belegen und mit einem (echten!) B1 Niveau hierher zu kommen. Ich habe in Deutschland drei Kurse gemacht, konnte aber eigentlich kein Wort sprechen, als ich angekommen bin, was es mir am Anfang schon sehr schwer gemacht hat. Leider wurde nach der Summerschool im September erst wieder Mitte November ein neuer Sprachkurs angeboten, was angesichts der Tatsache, dass die Vorlesungen Mitte Dezember schon wieder vorbei waren, sehr schade war und mich mindestens eine Sprachstufe gekostet hat, die ich noch erreichen hätte können.

4 Für diejenigen, die Italienisch auf Lehramt studieren, wäre es auch sicherlich interessant ein Praktikum bei einer Sprachlehrerin zu machen, um zu sehen, wie dort Italienisch unterrichtet wird. 6 Ismoka Office Das Ismoka Office ist ausschließlich für Erasmusstudenten zuständig. Bei der Planung meines Auslandsaufenthalts und bei meiner Ankunft in Cagliari schien zunächst alles sehr organisiert und alle waren sehr hilfsbereit, im Laufe des Semesters und mit dem Auslaufen des Vertrags des Hauptangestellten Gianni ist aber ziemliches Chaos ausgebrochen. Generell sollte man immer viel Zeit einplanen, wenn man ins Ismoka Office muss. Manchmal ist es auch möglich und von Vorteil sich einen Termin geben zu lassen. Leider wurde mir auch nicht bei der Suche eines Praktikum Platzes geholfen wie mir am Anfang versprochen wurde. Es sind vier Monate verstrichen, in denen weder s noch persönliches Nachfragen eine Antwort oder Absage erhielten. Im selben Gebäude findet man die Organisation ESN, die regelmäßig Erasmuspartys oder Ausflüge ins Landesinnere, an Strände oder auch in andere italienische Städte auf dem Festland organisiert. Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich für die Organisation und sind wirklich sehr bemüht den Erasmusstudenten zu helfen. Vor allem zu Beginn wird ein Abholservice vom Flughafen/ Bahnhof angeboten und einem wird geholfen eine Wohnung zu finden und sich mit den Vermietern zu verständigen sofern das eigenen italienisch noch nicht ausreicht. In den ersten Wochen findet meist die Welcome Week statt, bei der man z.b. bei einer Bar Tour, einem Sportsday am Strand oder einem Pizza Abend teilnehmen kann und sofort mit anderen Erasmusstudenten in Kontakt kommen kann. 7 Ereignisse/ Orte Ich empfehle euch sehr, euch die komplette Insel anzuschauen, denn sie ist wunderschön. Es gibt gelegentlich gute Angebote, um ein Auto zu mieten, aber auch ESN bietet am Anfang vom Semester Ausflüge ins Landesinnere an. Wunderschöne Strände findet man an der ganzen Küste der Insel. An der Costa Smeralda muss man jedoch vorsichtig sein, da dies eine sehr touristische Region ist und man dort für alles sehr viel Geld bezahlt (auch für Parkplätze am Strand, die sonst überall kostenlos sind). Meine Lieblingsstrände sind: Chia (nur 1 Stunde von Cagliari entfernt), Stintino und eigentlich die komplette Westküste. Sehr beeindruckend ist auch der Fasching in Oristano mit der berühmten Sartiglia, bei der Reiter versuchen mit einer Art Schwert einen aufgehängten Stern im Vollgalopp zu ergattern.

5 Die typischen Nuraghen, die aus der Zeit ca vor Chr. stammen, sollte man sich unbedingt ansehen. Die größte steht in Barumini - Eintritt 10, aber dafür mit Führung durch den Nuraghe. Auch ein Dorf im Landesinneren darf nicht fehlen, in dem man die sardischen Tänzen sowie die Tracht als auch die Wandmalereien und das typische Essen (meist Schaf) kennenlernen kann!