Erfahrungsbericht LLP/ERASMUS Freie Universität Bozen/Bolzano WS 2010/2011

Transkript

1 Erfahrungsbericht LLP/ERASMUS Freie Universität Bozen/Bolzano WS 2010/2011

2 Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes Den Gedanken ein Semester im Ausland zu studieren hatte ich schon während meines Bachelorstudiums. Da ich währenddessen jedoch keine Gelegenheit hatte diese Option wahrzunehmen, habe ich das dritte Semester meines anschließenden Masterstudiums als letzte Chance gesehen im Rahmen des ERASMUS-Programms Erfahrungen, an einer Universität im Ausland, zu sammeln. Zunächst habe ich mich auf der Seite des FB7 unter der Rubrik Internationales über Fristen, Termine und Bewerbungsanforderungen informiert und mich anschließend auf die Suche nach einer geeigneten Partneruniversität der Uni Bremen gemacht. Nachdem ich mehrer Erfahrungsberichte von ehemaligen Erasmus-Studenten gelesen hatte, habe ich mich für eine Bewerbung an der Free University of Bolzano/ Freie Universität Bozen entschieden. Ein wichtiger Aspekt dabei war, dass mein Masterstudiengang in Bremen dem in Bozen sehr ähnlich war und ich insbesondere die Dreisprachigkeit (Italienisch, Deutsch, Englisch) der Universität sehr interessant fand. Auch der Internetauftritt und das Kursangebot der Universität haben mich davon überzeugt mein Auslandssemster in Bozen verbringen zu wollen. Der Anmeldeschluss für das Wintersemester ist der 15.2, des jeweiligen Jahres. Da bis dahin jedoch alle Unterlagen vollständig vorliegen sollten (Motivationsschreiben, englischsprachiger Lebenslauf, Learning-Agreement etc.), wäre es ratsam mit der Vorbereitung mindestens 3 Monate vor Bewerbungsschluss zu beginnen. Im Rahmen der Vorbereitung sollte man sich vorher auch ein internationales Konto anlegen um Gebührenfrei Geld abheben zu können. Anreise nach Bozen Für die Anreise nach Bozen würde ich entweder den Zug oder die Anreise mit dem Auto empfehlen, da es keine direkte Flugverbindung dorthin gibt. Die Anreise mit dem Zug ist zudem sehr unproblematisch und günstig, wenn man sein Ticket rechtzeitig bucht. Ist man in Bozen angekommen, sind die meisten Studentenwohnheime zu Fuß oder mit dem Bus zu erreichen. Man sollte sich aber vorher genau über den Weg dorthin informieren. Zudem sollte man sicherstellen, dass im Studentenheim jemand über die Ankunft bescheid weiß. Ich musste beispielsweise bei meiner Ankunft noch 1 ½ Stunden warten bis mein Wohnheim wieder geöffnet wurde. Unterkünfte in Bozen In Bozen gibt es viele Studentenwohnheime in direkter Nähe der Universität. Ich würde jedem das Wohnen dort empfehlen, da die Mietpreise für private Zimmer in Bozen relativ hoch sind und man zudem in Studentenwohnheimen viel schneller Kontakte knüpfen kann.

3 Die Zuteilung eines Wohnheimplatzes erfolgt über die Universität Bozen. Es wird einem per ein Formular zugeschickt und Mitte August bekommt man die Nachricht in welchem Wohnheim man untergebracht wird. Im Allgemeinen sind die Studentenwohnheime in Ordnung, obwohl in manchen ziemlich strenge Regeln herrschen. Ich habe im Kolpinghaus gewohnt welches sich direkt gegenüber der Universität befand. Das Kolpinghaus ist auch gleichzeitig ein Hotel weshalb sehr darauf geachtet wurde wenn man mit hineinbringt. Besuch am Tag musste man immer erst anmelden und jemanden bei sich spontan übernachten zu lassen, war verboten. Wenn man jedoch Besuch von Freunden oder Familie aus Deutschland bekommen möchte, kann man diesen gegen eine Gebühr von 5 Euro pro Nacht in seinem Zimmer übernachten lassen.vorausgesetzt man meldet diesen früh genug beim Heimleiter an, da es sonst zu Problemen kommen kann. Mit meinem Zimmer war ich sehr zufrieden. Es war mit Fernseher, Internetanschluss und einem eigenem Badezimmer ausgestattet. Auch von der Größe war es mehr als ausreichend und es war genügend Stauraum für die eigenen Sachen vorhanden. Eine eigene Küche hatte man allerdings nicht sondern nur eine Gemeinschaftsküche, die man sich mit ca. 20 anderen Studenten teilen musste. Teller, Töpfe, etc. gab es dort nicht, so dass man sich alles das was man braucht selber mitbringen oder dort kaufen musste. Das ist jedoch bei jedem Wohnheim unterschiedlich, so dass Ihr euch darüber auf jeden Fall im Vornhinein informieren solltet. Die Kosten für ein Einzelzimmer (das sind die meisten dort) in Bozen liegen bei 325 (bis 4 Monate Aufenthalt) oder 260 Euro pro Monat. Waschräume mit Waschmaschinen, usw. die gegen eine Gebühr von 3-6 Euro benutzt werden können, gibt es auch in jedem Wohnheim. Die Freie Universität Bozen Free University of Bozen/Bolzano Da es die Universität in Bozen noch nicht so lange gibt ist sie sehr modern eingerichtet und technisch sehr gut ausgestattet. Sie liegt direkt im Stadtzentrum von Bozen und ist von jedem Studentenwohnheim sehr gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus zu erreichen. Es gibt eine Bibliothek im Gebäude, die sehr übersichtlich ist und außer Sonntags jeden Tag geöffnet hat. Auf Anfrage können dort auch eigene Räume zum Lernen gemietet werden. In der Bibliothek befinden sich außerdem einige Computerräume, in denen man jeder Zeit ins Internet gehen kann, falls man seinen eigenen PC nicht mitnehmen möchte. Die Uni ist relativ klein, so dass es einen Campus wie man ihn aus Bremen kennt nicht gibt. Dafür ist die Atmosphäre sehr gut und man lernt sehr schnell andere Studenten kennen. Die Mensa in Bozen ist auch gut und relativ günstig (2-3 Euro für ein Essen) und sie hat sogar auch am Abend und am Samstag geöffnet. Wie in Bremen bezahlt man dort mit einer

4 Studentenkarte, die einem zu Beginn vom IO der Uni Bozen ausgehändigt wird. Diese sollte man nicht verlieren, denn eine neue Karte bekommt man nur gegen eine Gebühr von 20 Euro. Die Uni Bozen bietet zudem, im Rahmen des Hochschulsports, Kurse wie Yoga, Klettern oder Fußball an, die nicht teuer sind und einen gute Freizeitalternative darstellen. Studieren an der Freien Universität Bozen Bezüglich der Kurse, die an der Uni Bozen angeboten werden, kann zwischen deutsch-, englisch- und italienischsprachigen Lehrveranstaltungen gewählt werden. Die Kurse gehen jedoch nicht über das gesamte Semester, sondern werden in Blöcken abgehalten, so dass es nach der ersten Hälfte des Semesters eine Klausurenphase gibt und noch eine am Ende des Semesters. Manche Veranstaltungen gehen auch nur über wenige Wochen. Dies liegt daran, dass ein Semester in Bozen nur über einen Zeitraum von drei Monaten geht. Das Kursangebot in Bozen ist relativ groß und man kann dort sehr viele Veranstaltungen finden die denen in Bremen, in Hinblick auf den Inhalt, sehr ähnlich sind. Ein weiterer positiver Aspekt an der Uni Bozen ist vor allem die Anzahl der Studenten pro Dozent. Im Durchschnitt ist das Verhältnis dort 5:1, welches eine wesentlich bessere Lernatmosphäre schafft und eine direkte Interaktion mit den Dozenten ermöglicht. Mit den Professoren dort habe ich auch nur gute Erfahrungen gemacht. Die meisten waren freundlich, motiviert aber auch anspruchsvoll. Die Prüfungen waren zwar nicht überdurchschnittlich schwer aber wenn man an der Uni Bozen gute Noten bekommen möchte, muss man auch wirklich etwas dafür tun. Die Betreuung der Studenten, insbesondere der ERASMUS- Studenten an der Uni Bozen, habe ich auch als sehr gut empfunden und immer wenn ich eine Frage hatte gab es jemanden an den man sich diesbezüglich wenden konnte. Es gibt dort ein International Office, das eine Einführungsveranstaltung für alle Erasmus-Studenten am Anfang des Semesters anbietet. In dieser erhält man alle wichtigen Informationen, wie z. B eine Liste mit den Kursangeboten der Universität. Freizeitangebote in Bozen und Umgebung Wenn man gerne Ski fährt oder Wandern geht ist Bozen auf jeden Fall die richtige Wahl für ein Auslandssemester. Berge und Skigebiete, wie beispielsweise die Dolomiten, sind in unmittelbarer Nähe und gut zu erreichen. Aber auch sonst gibt es in Bozen und Umgebung viele Sehenswürdigkeiten und kulturelle Angebote. Zum Beispiel wird ca. einmal im Monat eine Lange Nacht der Museen veranstaltet, in der man kostenlos bis in die Nacht alle Museen (u. a. auch das Ötzi Museum) in Bozen besichtigen kann. Auch andere Städte in

5 Italien, wie z.b. Verona oder Venedig, sind mit dem Zug gut und schell zu erreichen, so dass man dorthin gut einen Wochenendtrip machen kann. Das Angebot an Clubs und Bars in Bozen ist zwar nicht mit dem in einer Großstadt zu vergleichen aber in der Innenstadt gibt es auch viele nette Lokale und Cafes sowie zwei Clubs, in denen sich die Studenten an den Wochenenden treffen. Zudem gibt es fast jede Woche ein oder zwei Uni-Partys mit vergünstigten Getränken für Studenten. Verbesserung der Sprachkompetenzen Italienisch lernen und sprechen ist in Bozen auf jeden Fall möglich aber auch schwierig, da fast jeder dort auch Deutsch kann oder Englisch spricht. Ich hatte zweimal in der Woche einen Anfängerkurs in Italienisch, der für Erasmus-Studenten kostenlos ist und mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Wirklich Italienisch kann man dort in einem Semester aber nicht lernen, denke ich. Dadurch, dass man jedoch mit vielen anderen Erasmusstudenten aus unterschiedlichen Ländern zusammen ist und man sich meist auf Englisch unterhält und auch viele Vorlesungen und Unterrichtsmaterialien auf Englisch waren, würde ich sagen, dass sich meine Sprachkompetenzen diesbezüglich schon deutlich verbessert haben. Abschließende Gedanken Insgesamt hat mir mein Aufenthalt in Bozen sehr gut gefallen und ich würde mich immer wieder für diese Stadt entscheiden, da schon allein die Landschaft einfach traumhaft dort ist. Auch das studieren an der Universität dort hat mir sehr gut gefallen. Ich habe dort viele neue und wichtige Erfahrungen für mich und mein späteres Leben sammeln können und ich denke, dass jeder der die Möglichkeit hat ein Semester im Ausland zu verbringen, diese wahrnehmen sollte.