Sehende Roboter. Bild 1. Roboter Adept Quattro s650 für das Verpacken mit Hochgeschwindigkeit. (Foto: Adept)
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- Norbert Klein
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1 A R T I K E L Kamerageführte Robotik in der Verpackungsindustrie von Joachim Melis, Vice President International Sales & Marketing Adept Technology GmbH Adept Technology GmbH
2 2 Seit der Einführung von Robotern zur Automatisierung arbeits- und kostenintensiver, sich wiederholender Aufgaben in der Automobilindustrie in den 60er und 70er Jahren, haben sich Roboter insbesondere während der letzten zwei Jahrzehnte zu immer intelligenteren, schnelleren und kostengünstigeren Werkzeugen weiterentwickelt. Moderne Roboter sind in der Lage zu sehen und können daher beliebige Teile intelligent handhaben. Sie sind deshalb ideal für die Lösung anspruchsvoller Aufgaben geeignet. Ein Marktsegment, das von diesen Entwicklungen besonders profitiert, ist die Verpackungsindustrie. Der nachfolgende Beitrag beschreibt typische Anwendungen kamerageführter Roboter (Bild 1) für diesen Industriezweig. Bild 1. Roboter Adept Quattro s650 für das Verpacken mit Hochgeschwindigkeit. (Foto: Adept) Sehende Roboter Typische kamerageführte Verpackungsanwendungen erfordern, dass der Roboter durcheinander liegende Teile aussortiert. Um diese Aufgabe erledigen zu können, muss der Roboter sich das Durcheinander anschauen und die Lage und Ausrichtung der zu handhabenden Produkte erkennen. Dies erfordert intelligente Bildverarbeitungssysteme, die idealerweise in die Bewegungssteuerung des Roboters fest integriert sind. Adept Technology war in den 80er Jahren Wegbereiter dieser Integration von Bildverarbeitung und Bewegungssteuerung. Der Roboter mit eingebauter Bildverarbeitung benutzt entweder Zeilenkameras oder flächenabtastende Kameras, um die Produkte auf einem sich bewegenden Förderband zu erkennen. Er verfolgt die Position des Transportbands mit Hilfe eines Förderband- Drehgebers. Anhand der Position der Produkte auf dem Förderband, die durch das
3 3 Bildverarbeitungssystem und die Position des Förderbands im Raum bestimmt wird, weiß der Roboter zu jedem Zeitpunkt, wo sich die Produkte im Raum befinden, und kann sie somit am Förderband positionsgenau abgreifen. Einer der Hauptaspekte, um den Robotern das 'Sehen' zu ermöglichen, ist eine genaue Objekterkennung. In der Vergangenheit verwendete man eine einfache Blob-Erkennung, um die Position und Ausrichtung eines Produkts zu bestimmen. Diese hat natürlich den Nachteil, dass sie eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung des Bildobjekts erfordert und die Erkennung sich berührender Teile schwierig macht. Daher war eine gewisse Vorab-Ausrichtung und Vereinzelung der Produkte erforderlich. Zur Teile- Erkennung benutzt das Bildverarbeitungssystem AdeptSight (Bild 2) ein Verfahren zur geometrischen Objekterkennung. Bild 2. Das Bildverarbeitungssystem AdeptSight benutzt zur Teile-Erkennung einen Positionsgeber für geometrische Gegenstände. (Foto: Adept) Moderne Bildverarbeitungssysteme verwenden meist das Konzept der geometrischen Objekterkennung, das auf einem Graustufen- oder Farbbild basiert und bestimmte Objektmerkmale für Erkennungszwecke benutzt. Dies macht den Erkennungsprozess weitestgehend unabhängig von Ausleuchtungsschwankungen und ermöglicht die Erkennung sich berührender Objekte. Ein interessanter Nebeneffekt beim Benutzen der Bildverarbeitung zum Führen des Roboters ist die Möglichkeit, die ankommenden Produkte visuell zu überprüfen und eine Qualitätskontrolle direkt am Förderband durchzuführen. Bei Verwendung spezifischer Bildverarbeitungs-Werkzeuge nach dem Erkennen der Produkte kann eine Gut/Schlecht-Entscheidung getroffen werden, und der Roboter greift nur die Produkte ab, die bestimmte Kriterien erfüllen.
4 4 Integration von Bewegungssteuerung und Bildverarbeitung Verpackungsanwendungen können sehr dynamisch sein. Zahlreiche Anlagen erfordern, dass jeder Roboter bis zu 140 Produkte pro Minute handhabt, wobei eine komplette Verpackungslinie für einen Durchsatz von beispielsweise 1000 Produkten pro Minute sorgt. Da die Rohprodukte und fertigen Verpackungen durch die Linie fließen müssen, sind hohe Förderband-Geschwindigkeiten erforderlich. Recht häufig benötigt man Geschwindigkeiten von 20 bis 30 m/min. Es wurden auch schon Anwendungen mit Bandgeschwindigkeiten von 60 m/min realisiert. Daher muss die Bilderfassung mit der Robotersteuerung, welche die Position des Förderbands verfolgt, fest synchronisiert sein. Der Roboter muss die genaue Position des Bands zu dem Zeitpunkt kennen, an dem das Bild von der Kamera aufgenommen wird. Ein Jitter von beispielsweise nur 1 Millisekunde während der Bilderfassung würde bei einer Bandgeschwindigkeit von 1 m/s zu einer Ungenauigkeit von 1 mm führen. Typischerweise muss jedoch die Gesamtgenauigkeit des Systems im Bereich von 1 bis 2 mm liegen, so dass bei der Synchronisation Latenzzeiten im Bereich von mehreren Mikrosekunden nötig sind, um die Genauigkeitsanforderungen zu erfüllen. Wie bei jeder anderen kamerageführten Robotikanwendung müssen die Kameras auf den Roboter kalibriert werden. In Verpackungsanwendungen, bei denen Objekte von den sich bewegenden Förderbändern aufgenommen werden, müssen auch die Bänder selbst auf den Roboter kalibriert werden. Eine integrierte Bildverarbeitungs-/Bewegungssteuerung-Lösung bietet bereits fertig abrufbereite Kalibriermethoden. Dies macht es dem Maschinenbauer natürlich leicht, eine Anlage schnell und mühelos aufzustellen. Typische Anwendungsbeispiele Die oben beschriebene Technologie lässt sich für einen weiten Anwendungsbereich in der Verpackungsindustrie nutzen. Wohlbekannt ist der Einsatz von Robotern zum Verpacken von Pralinen oder Keksen. In Bild 3 sind vier Adept SCARA-Roboter beim Verpacken von Pralinen zu sehen. Diese besondere Linie wurde um 1990 herum installiert und ist immer noch im Betrieb. Der typische Durchsatz pro Roboter beträgt zirka 45 Teile pro Minute. Die Pralinen werden von einem Zuführband abgegriffen, an dem sie durcheinander liegend ankommen. Das Bildverarbeitungssystem ermittelt die Position und
5 5 Ausrichtung, der Roboter greift die Praline vom Förderband ab und legt sie in die Blisterpackung auf dem Hauptförderband in der Mitte. Hier kommt es auf Flexibilität an, denn der Pralinenhersteller kann auf ein und derselben Produktionslinie eine Vielfalt an verschiedenen Mischungen fahren, mit nur wenigen Änderungen an Software und Greifer. Das gleiche Konzept wurde in der folgenden Anwendung eingesetzt: (Bild 4) Shampoo-Flaschen mit unterschiedlicher Form und Größe sollten einer Flaschenabfüllanlage zugeführt werden. Da eine eigene Zuführvorrichtung für jeden Flaschentyp nicht wirtschaftlich wäre, beschloss man, kamerageführte Roboter einzusetzen, um ein flexibles Zuführsystem zu bauen. Die leeren Flaschen werden einem Förderband zugeführt, und das Bildverarbeitungssystem erkennt die Position und Ausrichtung. Bild 4. Adept Scara Roboter beim Sortieren von Flaschen. (Foto: Adept) Das Bildverarbeitungssystem prüft außerdem, ob die richtigen Flaschen zugeführt werden, und nur die richtigen Flaschen werden vom Band abgegriffen. Die Flaschen werden anschließend um 90 Grad gekippt und senkrecht in einen Becherkettenförderer gestellt. Die tadellos ausgerichteten Flaschen werden dann zur weiteren Verarbeitung zur Abfüllstation transportiert. Auch hier ist Flexibilität ein Schlüsselwort. Einige Software-Änderungen sowie eine geringfügige Greifer-Modifikation erlauben eine schnelle Anpassung des Systems an neue Flaschentypen.
6 6 Roboter-Kinematik Im Laufe ihrer Geschichte wurden Mehrzweck-SCARA-Roboter häufig in Verpackungsanwendungen eingesetzt. Während der letzten Jahre verschob sich die Entwicklung hin zum Einsatz von Robotern mit Kinematiken, die speziell für Hochgeschwindigkeits-Anwendungen mit geringem Arbeitsaufwand maßgeschneidert wurden. Überall, wo Mehrzweck-SCARA-Roboter beim Greifen und Ablegen einzelner Produkte auf eine Durchsatzleistung von etwa 60 bis 80 Teile pro Minute begrenzt sind, eignen sich parallele Roboter-Architekturen wesentlich besser für Anwendungen mit geringem Teilegewicht. Delta- Roboter benutzen beispielsweise drei parallele Arme, um eine Plattform im XYZ-Koordinatensystem zu bewegen, und verwenden eine Teleskopwelle, um eine Theta-Drehung durchzuführen. Diese Robotertypen können etwa 120 Teile pro Minute handhaben und ermöglichen dadurch eine wirtschaftlichere Lösung bei Hochgeschwindigkeits-Anwendungen. Der wohl bekannteste Roboter ist der ABB Flexpicker. Außerdem bietet Bosch mit seinen SIGPack Delta- Robotern dem Markt entsprechende Delta-Roboter-Lösungen. Das Konzept der Delta-Roboter ist heute in der Verpackungsindustrie bestens etabliert. Für bestimmte Hochgeschwindigkeits-Anwendungen wurden mehrere hundert der obengenannten Delta-Roboter installiert, wobei man die integrierte Motion/Vision-Technologie von Adept einsetzte, um von der Leistungsfähigkeit der festen Integration des Bewegungssteuerungs- und Bildverarbeitungssystems in einer gemeinsamen Steuerungsarchitektur zu profitieren. Adept Quattro Um den Durchsatz beim Hochgeschwindigkeits-Verpacken auf rund 140 bis 150 Teile pro Minute zu erhöhen und wirtschaftlichere Lösungen anzubieten, führten Adepts neueste Entwicklungen zu einem neuen Typ von Roboterkinematik, der einem Delta-Roboter ähnelt, aber anstelle von drei parallelen Armen und einer Teleskopwelle vier parallele Arme benutzt (daher die Bezeichnung Adept Quattro), um eine mit Gelenken versehene Plattform im Raum zu bewegen. Der Quattro Roboter, wie auch der Delta-Roboter, bietet vier Freiheitsgrade, um ein Teil in XYZ- Richtung zu bewegen und es um seine Theta-Achse zu drehen. Durch den Einsatz von vier parallelen Armen ist die Leistungsfähigkeit des Quattro um zirka 20 % höher als bei einem Delta-Roboter und bietet
7 7 daher eine bessere Wirtschaftlichkeit in Verpackungslinien, bei denen mehrere Roboter (Bild 5) im Einsatz sind. Bild 5. Adept Quattro und Adept Cobra Roboter beim Sortieren von Pralinen. (Foto: Adept) Mit seinen vier Armen erreicht der Adept Quattro s650 ein besseres Kräfteverhältnis und Beschleunigungsverhalten und vermeidet die sonst übliche und limitierende, mittige Teleskopdrehachse üblicher Deltaroboter. Der zusätzliche Arm bewirkt nicht nur ein höheres mögliches Moment sondern auch ein verbessertes geometrisches Design und eine gegenüber ähnlichen Produkten verbesserte Stabilität des Gesamtsystems. Eine Beschleunigung von bis zu 15 G und extreme Verfahrgeschwindigkeiten des gegriffenen Produktes erlauben gegenüber bereits existierenden Lösungen aus dem Bereich Nahrungsmittel, Verpackungstechnik, pharmazeutische Industrie oder Elektronik eine bis zu 20% höhere Produktivität. Zur weiteren Steigerung der Wirtschaftlichkeit wurden die Servoverstärker für die Motoren vollkommen in den Roboter integriert. Dies ermöglicht es, einen beachtlichen Anteil an der teuren Grundfläche für den Schaltschrank der Verpackungslinie einzusparen, da man dort nur die äußerst kompakte Robotersteuerung einzubauen braucht. Software Für den Betrieb einer kompletten Verpackungslinie mit einem Durchsatz von 1000 Produkten in der Minute sind effiziente Software-Entwicklungswerkzeuge besonders wichtig. Vorzugsweise wird die Last für die gesamte Produktionslinie gleichmäßig auf alle Roboter verteilt. Zur Maximierung der
8 8 Durchsatzleistung muss jeder Roboter nahe der Höchstgeschwindigkeit arbeiten, ohne dass Teile unabgegriffen an den Robotern vorbeiziehen. Anschließend muss man sicherstellen, dass jede vom Roboter gefüllte Packung die gleiche Anzahl von Produkten enthält. Alle Roboter müssen als Team zusammenarbeiten, und das Schreiben von solider und effizienter Software ist kein Zuckerlecken. Speziell für diese Aufgabe wird Adept eine Verpackungssoftware (Bild 6) einführen. Bild 6. Die neue Adept Verpackungssoftware erhöht die Effizienz. (Foto: Adept) Einstein sagte schon: "Alles sollte so einfach wie möglich gemacht werden, aber nicht einfacher." Dies trifft für Verpackungslinien mit mehreren Robotern voll und ganz zu. Eine Lösung besteht darin, ein vollständiges System zu standardisieren. Das Problem bei dieser Lösung ist die Tatsache, dass es, obwohl sich die Anwendungen sehr oft ähneln, von Linie zu Linie Unterschiede gibt. Diese Abweichungen betreffen die Greifer-Konstruktion, die Sichtprüfung, die Bandkonfigurationen, die Mensch-Maschine- Schnittstelle, den Bericht an die ERP-Systeme und vieles mehr. Das Einschließen all dieser Abweichungen in einer Standardanwendung führt zu einem komplexen System mit vielen Parametern und Sollwerten, die eingestellt werden müssen. Oder es entsteht ein System, das sich den Kundenwünschen nicht anpassen lässt. Adept Technology wählte eine andere Lösung. Sie besteht in der Standardisierung auf einer unteren Ebene und einem Botton-Up Ansatz. Dies macht es möglich, sich auf die Elemente zu konzentrieren, die viele Verpackungslinien gemeinsam haben, und verhindert das Entstehen eines zu komplexen Systems. Beispiele für diese Elemente sind Förderbänder, Bildverarbeitungssysteme, Roboter, Sauggreifer, Kommunikation mit speicherprogrammierbaren Steuerungen oder Industrie-PCs, Feldbussen und dergleichen. Die Elemente, die nicht gemeinsam sind, können programmiert werden, oder man kann das Programm des Standardelements ändern.
9 9 Ausblick Die weitere Miniaturisierung der Steuerungen ist einer der reizvollsten Bereiche heutiger Entwicklungen. Das Endziel besteht darin, die externe Robotersteuerung abzuschaffen und sie stattdessen, mitsamt der zugehörigen Bildverarbeitung, im Roboter selbst zu integrieren. Schließlich führt dies zu intelligenten, vernetzbaren Handhabungsgeräten, die eine leichte Integration und eine äußerst kostengünstige Art ermöglichen, Verpackungslinien zu bauen. * Dipl.-Ing. Joachim Melis ist Vice President International Sales bei Adept Technology in Dortmund. Pressekontakt: Adept Technology GmbH Tel.: (0231) Heike Heinzel Fax: (0231) Otto-Hahn-Straße 23 heike.heinzel@adept.com D Dortmund
positionsgenau abgreifen. 9.500 der bislang 25.000 installierten Adept Systeme sind mit Adept- Bildverarbeitung ausgestattet.
A R T I K E L Anwendungsbeispiele moderner Robotersysteme mit integrierter Bildverarbeitung von Dipl. Ing. Rüdiger Winter, Adept Technology GmbH, Dortmund Adept Technology GmbH www.adept.de 2 Seit der
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