Erfahrungen mit dem Einsatz von Torymus sinensis bei der Bekämpfung der Kastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) in Südtirol
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- Friedrich Dittmar
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1 Abteilung 31 - Landwirtschaft Ripartizione 31 - Agricoltura Erfahrungen mit dem Einsatz von Torymus sinensis bei der Bekämpfung der Kastaniengallwespe (Dryocosmus kuriphilus) in Südtirol Silberberg 22. Jänner 2016
2 Torymus sinensis vs. Dryocosmus kuriphilus Torymus sinensis Dryocosmus kuriphilus Foto. Hans Laimer
3 Kastaniengallwespe: Herkunft und Verbreitung Stammt ursprünglich aus Süd-China Erstauftreten des Schädlings: Japan 1941, Korea 1961 USA 1974 Europa/Italien (Piemont/Cuneo) 2002 Slowenien 2005 Südtirol 2008 Schweiz (Tessin), Ungarn 2009 Österreich 2012, Steiermark 2013?
4 K.-Gallwespe - Biologie Es sind nur weibliche Tiere bekannt nur eine Generation pro Jahr Körperlänge von 2,5 bis 3 Millimeter befällt nur die Esskastanie Verschleppung über weite Distanzen v.a. durch befallenes Pflanzenmaterial
5 K.-Gallwespe - Biologie Foto: G. Bosio - SFR Piemonte Eiablage in Knospen (in Paketen von meist 3-5, selten bis zu 30 Eier) ein Weibchen kann insgesamt über 100 Eier legen stirbt kurz nach Eiablage (Lebensdauer der geflügelten Adulten ca. 10 Tage) Überwinterung als Larve in der Knospe Gallenbildung in nächsten Frühjahr Gallen mit meist mehreren Kammern, d.h. auch mehrere Larven
6 K.-Gallwespe - Schäden Zunächst fällt der Befall kaum auf, verstärkt sich aber innerhalb weniger Jahre massiv Durch die charakteristischen Verwachsungen (Gallen) an den Blättern reduziert sich die Blattfläche der Bäume, verringerter Fruchtansatz Kaum Zuwachs bei befallenen Bäumen, sogar Absterben einzelner Triebe und Äste Empfindliche Ertragseinbußen (Ernteeinbußen von mehr als 50% festgestellt bis zu 80% wenn auf 50 cm Astlänge mehr als 6 Gallen vorhanden) Durch Gallwespenbefall geschwächte Bäume sind anfälliger gegenüber dem Kastanienrindenkrebs
7 K.-Gallwespe - Biologie Foto: Hans Laimer Foto: Stol
8 K.Gallwespe - Biologie Larven von Dryocosmus kuriphilus
9 K.-Gallwespe - Biologie Schlüpfende Gallwespe Galle mit Ausschlupfloch
10 K.-Gallwespe - Biologie
11 Kastanienanbau in Südtirol Gebiet Fläche (ha) Bäume Anzahl % Eisacktal 100, ,2 Bozen 219,8 10,290 28,5 Burggrafenamt (Meran) 132, ,6 Vinschgau 33, ,7 Summe 485, Quelle: Dr. H. Scartezzini 2002 Abb.: Unibz.it/ecoralps Verbreitung Edelkastanien in Südtirol
12 Bekämpfungsmaßnahmen Vorbeugung gesundes Pflanzmaterial, resistente Sorten (Bouche de Bétizac?) Abschneiden befallener Äste (nur bei Neueinschleppung in ein Gebiet - kaum effizient) Pflanzenschutzmittel nicht zugelassen, kaum wirksam, Umweltbelastung Natürliche Gegenspieler: heimische Gegenspieler - unzureichend effizient Einsatz pathogener Pilze: Fusarium proliferatum Stamm 3? spezifischer Gegenspieler Torymus sinensis in Befallsgebieten zur Eindämmung des Schädlings
13 Bekämpfungsmaßnahmen Terlan erster Befalllsherd in Südtirol
14 Bekämpfungsmaßnahmen
15 Bekämpfungsamaßnahmen.
16 Biologische Bekämpfung der Gallwespe 2010: Der schließt Vertrag mit UNI Turin ab 3-Jahres-Programm beinhaltet: Untersuchung heimischer Gegenspieler der Gallwespe (Sammeln und Untersuchung von Sommergallen) Freisetzung von Torymus sinesis (insgesamt 11 Standorte "strategische" Punkte ausgewählt) Erfolgskontrolle (Sammeln und Untersuchung von Wintergallen auf T. sinensis)
17 Freisetzung von Torymus sinensis Probengläser mit mit je 10 weiblichen und 5 männlichen Adulten von Torymus sinensis Kärtchen mit Honigtropfen
18 Freisetzung von Torymus sinensis Freisetzung von Torymus sinensis pro Standort ca. 150 Exemplare Probeglas mit je 10 weiblichen und 5 männlichen Adulten von Torymus sinensis
19 Torymus sinensis - Biologie Ursprüngliche Heimat der Schlupfwespenart T. sinensis ist Süd-China Befällt nur die Kastaniengallwespe In Japan Mitte der 1970er Jahre zur Bekämpfung der K.-Gallwespe eingesetzt; ab 2003/2004 erstmals auch in Italien (Piemont) T. sinensis bildet eine Generation pro Jahr Ein Weibchen kann insgesamt bis zu 70 Eier ablegen Die Eier werden direkt an den Larven der Gallwespe in den Gallen abgelegt Die heranwachsenden Larven des Nützlings fressen die Gallwespenlarven
20 Freisetzung von Torymus sinensis Zu beachten: pro Standort ca. 150 Exemplare freisetzen ideal: 50 Männchen / 100 Weibchen (kommt es zu keiner Begattung, legen die Weibchen trotzdem Eier, es schlüpfen daraus aber nur Männchen und die Population bricht zusammen) Lebensdauer der Adulten von T. sinsensis: ca Tage das Gleichgewicht Nützling / Schädling wird erfahrungsgemäß erst ca. 8 Jahre nach der Freisetzung erreicht danach wellenartiger Befallsverlauf ein kleiner Prozentsatz von T. sinensis hat eine verlängerte Diapause, d.h. sie schlüpfen erst nach 2 Jahren
21 Freisetzung Torymus sinensis
22 Freisetzung Torymus : insgesamt 19 Standorte 10 Kauf Firma GreenWood Service S.r.l. Turin 3 für "Naturdenkmäler" 6 vom Landwirtschaftsministerium über ein staatliches Programm 2014: insgesamt 90 Standorte 41 Kauf Universität Turin 40 Kauf Firma GreenWood Service S.r.l. Turin 9 vom Landwirtschaftsministerium über ein staatliches Programm Finanzierung durch die Landesabteilung Landwirtschaft. Der administrative Teil und die Freisetzung des Nützlings erfolgte in den Jahren 2013 und 2014 durch den Landesforstdienst Kosten pro Standort (150 Expemplare T. sinensis): ca
23 Standorte Freisetzung Torymus Freisetzung Torymus sinensis Abb.: S. Minerbi - Abteilung Forstwirtschaft
24 Freisetzung Torymus - Erfolgskontrolle Foto: Uni Turin
25 Freisetzung Torymus - Erfolgskontrolle. Standort Freisetzung Freisetzung Jahr gesammelte Wintergallen Schlupf Aicha Meran Lana Aicha Erfolgskontrolle im Rahmen des Programmes mit der UNI Turin
26 Freisetzung Torymus - Erfolgskontrolle Foto: Hans Laimer Larve von Torymus sinensis Larve von Torymus sinensis
27 Freisetzung Torymus - Erfolgskontrolle Seit 2014 führen die Förster Erhebungen über den Parasitierungsgrad durch Untersuchungen von "Sommergallen" Ergebnisse im Jahr 2014: in insgesamt 57 Standorten 1745 Gallen entnommen und Zellen untersucht durchschnittliche Parasitierungsgrade von 26% In 19 Standorten Parasitierung unter 10% Ergebnisse im Jahr 2015: in insgesamt 63 Standorten 1940 Gallen entnommen und Zellen untersucht: teilweise Parasitierung von über 90% der landesweite Durchschnitt ist im Jahr 2015 von 26% auf 67% gestiegen Prozentwerte sind im Vinschgau und im Raum Meran geringer als in anderen Landesteilen, jedoch mit stark steigender Tendenz
28 Ausbreitung Torymus Jahr der Freisetzung: 300 m 2. Jahr: 600 m 3. Jahr: 1 km 4. Jahr: 2 km 5. Jahr: 4 km 6. Jahr: 7 km 7. Jahr: 10 km
29 Freisetzung Torymus - Erfolgskontrolle Foto: Hans Laimer Torymus sinensis Torymus sinensis
30 Schlussfolgerung Keine Insektizide ausbringen Falllaub / Äste nicht aus dem Kastanienhain entfernen, nicht verbrennen Nach den Erfahrungen aus Norditalien (Piemont) braucht es mehrere Jahre ( > 8 Jahre) und Parasitierungsraten von mehr als 90%, bis befallene Kastanienbäume wesentliche Erholungszeichen zeigen In Südtirol hat sich die Freisetzung von T. sinensis jedenfalls bewährt; der Erfolg ist schneller als erwartet eingetreten Weitere Freisetzungen sind vorerst nicht geplant und auch nicht erforderlich Nunmehr eine ausreichend natürliche Verbreitung des Nützlings Kritische Punkte: Freisetzung eines gebietsfremden Insekts Auswirkungen?
31 Vielen Dank Kastanienverein Universität Turin GreenWood Service S.r.l. Landesforstdienst Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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