Am Anfang begegnet es uns auf der S. 4 oben, in dem, was die graue Frau sagt.
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- Hartmut Förstner
- vor 7 Jahren
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1 S. 4 Das gottesdienstliche WIR Jedes Jahr ist es wieder neu interessant, wie die Frauen die Besucherinnen und Besucher des Gottesdienstes beteiligen. Sei es durch Stille in der sie aufgefordert sind, etwas zu bedenken oder eigenen Anliegen vor Gott zu bringen. Sei es durch Aktionen, an denen sie beteiligt werden. Sei es als Austausch über das Gehörte. Und immer auch durch Gesang und Gebet. In diesem Jahr ist es nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Wir finden ein gottesdienstliches WIR. Bei diesem WIR bekommen die Gottesdienstbesucher/innen eine ROLLE, eine Zuschreibung. Das WIR macht eine ENTWICKLUNG durch, die am Ende zu einer freundlichen Aufnahme und Begegnung mit Fremden motivieren soll. Ganz hintergründig und grundlegend. Am Anfang begegnet es uns auf der S. 4 oben, in dem, was die graue Frau sagt. Wir sind Gottes Kinder. (Plakat 1) Wir werden nicht gefragt, wer wir sind. Wir brauchen uns nicht vorzustellen. Es wird uns gesagt Wir sind Gottes Kinder. All das, was wir hervorbringen, um uns vorzustellen: Herkunft Geschlecht sozialer Status Beruf, tritt in den Hintergrund. Wir werden durch unsere Beziehung zu Gott zu dem, was wir sind. Es ist so, als ob etwas, was im Alltag verschwommen ist, wieder auf die Füße gestellt wird. Die Grundlage unseres Handelns und Tuns ist unser herkommen von Gott. Alles andere lässt sich auf dieser Basis wieder entwirren und klären. Damit verbunden ist das Zweite das Verhältnis zu unserem Lebensumfeld. Wir leben und verweilen nur eine kurze Zeit auf der Erde.
2 Wir können nichts festhalten. Alle Bindungen, alles Engagement sind Teil unserer Lebensreise mehr nicht. Dieses Schicksal teilen wir mit allen Anderen. Wir sind alle fremd. Das ist eine sehr nüchterne Einschätzung. Alle falschen Vertröstungen fallen ab. Und doch mag sie uns Ruhe und Konzentration auf das Wesentliche zu geben. Vorschlag für den Gottesdienst (S. 4 oben): Wir wir alle sind Gottes Kinder. Ich bin ein Kind Gottes. Du bist ein Kind Gottes. Ihr seid Kinder Gottes. Wir sind alle Kinder Gottes Wer mag, kann auch ein Schild mit den Worten zeigen, dann können die Worte am Ende von allen gesprochen werden. Das zweite gottesdienstliche WIR finden wir auf der S. 5 im Lobpreis: Wir sind nach Gottes Bild geschaffen. Wir sind einzigartig und unterschiedlich. (Plakat 2) Den entscheidenden Plan für unser Leben machen wir nicht selbst. Er ist längst gemacht. Es ist Gottes Bild von uns. Das entlastet uns von allem Druck, uns selbst entwerfen zu müssen. Wir brauchen uns nicht anzupassen oder etwas leisten, um Anerkennung zu bekommen. Wir können einfach so sein, wie wir sind. Jede von uns ist einzigartig. Einmalig. Das macht Lust, anderen zu begegnen. Alles Fremde ist relativiert. Auch wenn wir einander unbekannt sind, haben wir alle gleiche Wünsche: nach Freundschaft,
3 nach Liebe, wollen unseren Lebensunterhalt bestreiten, suchen nach Glück. Vor Gott sind wir Geschwister. Das sind so einfache, schlichte Sätze. Sie ins Leben zu übersetzen und umzusetzen ist eine große Herausforderung, vor die wir mit diesen Worten gestellt werden und vor die wir im Leben immer schon gestellt sind. Wir wir alle sind einzigartig und Geschwister. Ich bin einzigartig. Du bist mein Geschwister. Ihr seid einzigartig. Wir sind einzigartig. Genauso wie vorher kann auch ein Schild gezeigt und die Worte von allen gesprochen werden. Das dritte gottesdienstliche WIR findet sich auf der S. 8 unten (Frau 4) im Kyrie: Wir gewähren keine Zuflucht. Wir verletzen mit Worten. Wir demütigen mit unserem Verhalten. (Plakat 3) Und wie könnte es anders sein. Es ist uns (noch) nicht gelungen. Wir sind mit uns selbst beschäftigt und die Nöte der Anderen stoßen auf taube Ohren. Wir gewähren keinen Platz, weder in unseren Herzen, noch an unserer Seite, noch in unserem Leben. Doch das ist nicht alles, wir grenzen aus und grenzen uns mit Worten und Gesten ab. Das sind steile Aussagen und wir sind aufgefordert, sie zu überprüfen. Ehrlich zu sein, die Spannung zwischen dem Ideal und der Wirklichkeit
4 wahrzunehmen. Es wird uns ein Spiegel vorgehalten mit einem Spiegelbild, das uns traurig macht, aber auch die Sehnsucht weckt, dass es (wieder) anders wird. Wir wir grenzen andere aus. Ich habe dich verletzt. Du hast mir wehgetan. Ihr habt uns weggeschickt. Wir verstehen uns nicht. Wir grenzen andere aus. Wir verletzen einander. Auch hier kann wieder ein Schild zum Einsatz kommen und diese Worte können von allen gesprochen werden. Vor dieser Stelle uns danach erfolgt die Auseinandersetzung mit den Bibeltexten und mit Erfahrungen, die wir bereits angeschaut haben. Das vierte Mal begegnet uns das gottesdienstliche Wir auf der S. 15 (Frau im grauen Schal). Nach der Auseinandersetzung mit dem Weltgericht bezieht sich das gehörte nun auf uns. Wir fühlen uns fremd. Wir haben die Erfahrung, angenommen zu sein. Deshalb können wir Beziehungen aufbauen. (Plakat 4) So wie wir vertrauten Boden verlassen, sind wir unsicher, zögerlich, aggressiv. Wie gut ist es, wenn jemand da ist, der die Arme öffnet, uns an der Hand nimmt, Stütze und Hilfe ist, damit wir uns orientieren und zurechtfinden können. Ein wertvolles und kostbares Erleben. Aus der Erfahrung wird eine Aufforderung. Wir wissen, wie es ist, fremd zu sein. Wir wissen, wie wohl es tut, aufgenommen zu werden. So werden aus Fremden Fremdenfreundliche. Beziehungen, Partnerschaften, Freundschaften entwickeln sich.
5 Wir halten das ein, was uns zunächst zugesagt wurde. Wir sind Gottes Kinder und als Menschen Geschwister vor Gott. Wir haben gelernt und lernen entsprechend miteinander umzugehen. Mit offenen Armen und weiten Herzen. Einige Stimmen aus dem Hintergrund rufen. Wir wir waren fremd. Ich habe kein Wort verstanden. Du hast mir zugelächelt. Ihr habt uns zu Essen gegeben. Wir haben einander kennengelernt. Hier lässt sich das vierte Schild einsetzen. Auf den Seite20 kann man die Aussagen der Frau mit dem grauen Schal zusammenfassen: Wir können unsere Arme weit öffnen. Wir können Andere annehmen. (Plakat5) Und damit hat sich der Kreis geschlossen. Mit dem Wissen, dass wir Gottes Kinder und alle Fremde auf der Erde sind, erwächst die Fähigkeit, Andere mit offenen Armen und Herzen willkommen zu heißen. Allerdings wird diese 5. Aussage nicht mehr besonders betont.
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