Ein Herz für die blauen Lohzwerge

Transkript

1 Nicole Tresch und Ueli Käser aus Nunningen SO ein Züchterporträt Ein Herz für die blauen Lohzwerge Die Farbenzwergkaninchen lohfarbig wurden im Jahr 2004 definitiv in der Schweiz anerkannt, in den Farbenschlägen Schwarz, Braun und Blau. Während sich die Schwarzen seither prächtig entwickelt haben, hapert es bei den anderen beiden. Ueli Käser und Nicole Tresch aus dem solothurnischen Nunningen haben sich der Blauen angenommen. Bei Nicole Tresch und Ueli Käser aus Nunningen SO nimmt die Kaninchenzucht einen wichtigen Teil ein im Leben, Farbenzwerge lohfarbig und Schweizer Feh sind ihre Rassen. Käser ist zudem Präsident des KTZV Nunningen und Vize-Präsident der Gruppe Nord-West des Schweizer Feh-Züchterklubs. Ueli und Nicole, seit wie vielen Jahren züchten Sie Kaninchen? Ueli: Schon als fünfjähriger hielt ich meine ersten Kaninchen, das waren damals zwei Holländer auf der Terrasse. Mit etwa 10 Jahren hielt ich dann Schwarzloh und trat mit 14 dem Ortsverein bei. Kurze Zeit später startete ich meine erste richtige Zucht mit Schweizer Feh auf dem Hof der Grosseltern, mit Alois Borer und Oswald Romang als Lehrmeister. Heute haben wir für die Tiere ein Daheim auf der Sunfield Pferderanch in Zullwil SO gefunden, ohne

2 das freundliche Entgegenkommen von Urs und Marianne Strebel könnten wir heute wohl keine Kaninchen mehr halten. Nicole: Ich kenne die Kaninchenzucht noch von meinem Grossvater her, heute ist ein Onkel von mir immer noch aktiv. Selber habe ich etwa vor 2 Jahren mit den Farbenzwergen begonnen. Und die Farbenzwerge loh blau? Die Farbenzwerge sind neben den Schweizer Feh die Zweitrasse. Schliesslich war bei ihnen die Farbe ausschlaggebend, die gefiel einfach. Zudem erfüllen sie die weiteren Wünsche nach einer Zwergrasse wegen den Platzanforderungen und nach einem eher seltenen Farbenschlag mit einer grossen züchterischen Herausforderung. Interessanter Weise kam der erste Kontakt zu einem Züchter durch einen Schweizer Feh-Züchter zustande: Marius Steiner aus Naters VS ist Ehrenpräsident im Klub vermittelte uns ins Wallis an Erwin Hischier aus Oberems, der zeitgleich mit dem blauen Farbenschlag aufhörte und uns 4 Tiere abgab. Zum eigentlichen Lehrmeister für die Farbenzwerge wurde dann Franz-Josef Doppler, bis heute eine grosse Hilfe. Die Zucht von Zwergkaninchen wird erschwert durch die kleinen Würfe, hier wurde Jahrzehnte lang gesündigt. Würfe mit nur zwei Jungtieren sind daher keine Seltenheit.

3 Welche Verbesserungen streben Sie in Ihrer Zucht an? Bei den Schweizer Feh sind wir mit dem Typ eigentlich recht zufrieden, das Fell wünschen wir uns dafür etwas gröber und in der Länge an der oberen Grenze. Und bei den Rassemerkmalen wie Perlung und Unterfarbe besteht noch Verbesserungspotential. Dazu gesellen sich gelegentlich noch Flecken, die auf das Klima zurückzuführen sind; etwas mehr Stabilität und Resistenz in dieser Hinsicht ist sicher noch anzustreben. Bei den Farbenzwergen lohfarbig blau kann man noch nicht wirklich von Verbesserungen reden. Das Ziel lautet vorerst einmal, den Körperbau und Typ eines Zwergkaninchens zu erhalten. Die blaue Farbe ist erstaunlicherweise schon recht gut, die Lohfarbe und die farbenschlagtypischen Abzeichen werden uns später aber sicher noch beschäftigen. Mit diesen Zuchtvorhaben geht einher, dem Farbenschlag zu mehr Verbreitung zu verhelfen und mehr Züchter dafür zu begeistern. Denn gegenwärtig lassen sich die Züchter dieses Farbenschlages praktisch an einer Hand abzählen. Wie viele Jungtiere ziehen Sie pro Jahr gross? Bei den Schweizer Feh waren es in diesem Frühjahr 44 Junge, bei den Farbenzwergen leider nur 12. Da braucht es viel Geduld, die Würfe sind eher klein, teils noch mit Totgeburten. Auf dem Bild eine ausgewachsene Zibbe aus einer Paarung einer kleinrassigen Blaulohzibbe mit einem Farbenzwerg lohfarbig blau. Gewicht: ca. 1,7 kg.

4 Wie sieht Ihre Fütterungsmethode aus? Das Grundfutter besteht aus Heu und Wasser, wie wohl bei allen Züchtern. Wir vertrauen dabei auf Pferdeheu mit grober Struktur. Als Kraftfutter setzen wir ein Würfelfutter mit Fenchelbeigabe ein. Dazu kommen zahlreiche Leckerbissen aus Wald und Garten: Äste von Eichel und Hasel, die zugleich als Nageobjekt dienen, Wallwurz, Kräuter, Äpfel, Rüebli und Zuckerrüben. Züchten Sie mit anderen Züchtern zusammen? Bei den Schweizer Feh züchte ich heute eng mit Oswald Romang aus Gstaad BE zusammen, wir pflegen einen regelmässigen Kontakt. Auch Alois Borer aus Dornach BL ist hierbei zu erwähnen, aber grundsätzlich pflegen wir mit vielen Züchtern ein gutes Verhältnis, sogar nach Deutschland; dort sind es Perlfehzüchter aus dem Raum Freiburg im Breisgau. Bei den Farbenzwergen züchten wir wie gesagt mit Franz-Josef Doppler aus Biberist BL zusammen, aber wir stehen auch mit zahlreichen anderen Züchtern in Kontakt, die diesen Farbenschlag halten. Punkto Farbe sind die blauen Zwergloh erstaunlich gut, sowohl die blaue Deckfarbe als auch die Lohfarbe an Bauch und Brust wissen bereits zu gefallen.

5 Was bedeutet für Sie die Schweizerische Klubschau? Bei den Schweizer Feh bedeutet die Klubschau das wichtigste Ereignis vom Jahr, da sind wir wenn möglich stets mit zwei Kollektionen vertreten. Zugleich werden hier Kameradschaften übers ganze Land gepflegt. Bei den Farbenzwergen sind die Ziele um einiges bescheidener: Wenn möglich möchten wir einen Stamm ausstellen, wobei die Punktzahl (noch) keine Rolle spielt. Denn die Tiere sind noch nicht Spitze, obwohl, Verbesserungen hat es enorme gegeben. Ueli: Daneben habe ich bereits mehrere Male an der Europaschau teilgenommen, erstmals anno 2000 in Wels A, als ich von 22 Perlfeh- Kollektionen den 4. Rang belegte. Auch in diesem Jahr in Nitra sind wir wieder mit einer Kollektion dabei, obwohl das Mitkonkurrieren neuerdings bei den Perlfeh schwieriger ist, da nach einer Standardänderung die Anforderungen an die Unterfarbe in der Schweiz und in Europa auseinander gehen. Die Farbenzwerge lohfarbig blau sind in der Schweiz nur sehr selten anzutreffen, da ist auch der Zuchtstand nicht über alle Zweifel erhaben. Auf dem Bild eine sehr ansprechende Zibbe, zur Zeit der Aufnahme allerdings in Haarung.

6 Was macht Ihnen besonders Freude an der Kaninchenzucht? Das Hobby bringt einen idealen Ausgleich zum Alltag, zudem gibt einem der Umgang mit Tieren viel zurück. Und auch die Kameradschaft kommt zuweilen nicht zu kurz. Viele Wege führen nach Rom mm. Vor fünf Jahren wurden die lohfarbigen Farbenzwergkaninchen in den Farben Schwarz, Braun und Blau definitiv aufgenommen. Ein Blick in den Katalog der Schweizerischen Rammlerschau vom Januar 2009 in Basel zeigt die Verbreitung und den Zuchtstand auf. Die Zahlen sind in einer Tabelle zusammengefasst und unterstreichen, dass vor allem die Blauen sowohl qualitativ als auch quantitativ einen schweren Stand haben. Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit den in der Schweiz gezüchteten Kaninchenrassen und Farbenschlägen Farbenzwerge lohfarbig blau hervorzubringen und so diesem reizenden Farbenschlag unter die Arme zu greifen. So kann das Potential ausgeschöpft werden, das bei den Blaulohzwergen bereits vorhanden ist. Mit viel Nachwuchs und einer strengen Selektion lassen sich Fortschritte im Typ und der Farbe erzielen. Allerdings sind zurzeit nur wenige Tiere vorhanden, die punkto Farbe sowohl beim Blauton als auch bei der feurigen Lohfarbe und Typ einigermassen überzeugen können. Es braucht also viel Geduld und auch etwas Glück, um hier vom Fleck zu kommen. Zudem birgt die geringe Zuchtbasis das Risiko, dass bei jeder Paarung ein gewisser Grad an Inzucht mitschwingt. Und bei Zwergkaninchen sind grosse Wurfe mit 4 Jungen oder mehr doch eher die Ausnahme als die Regel, somit dürfte es schwer sein, viel Nachwuchs heranzuziehen, aus dem dann die Jungtiere für die Weiterzucht ausgewählt werden können. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, die gut heraus gezüchteten kleinrassigen Blaulohkaninchen heranzuziehen. Bei diesen ist die feurige Lohfarbe gut gefestigt, der Blauton ebenso, und beim Fell stimmt es auch. Diese Lohkaninchen können mit blauen Zwergloh gepaart werden, um so nach etwa 3 Generationen ein Zwergkaninchen mit verbessertem Fell und verbesserten Farben zu erhalten. Vorzugsweise werden kleinrassige Zibben

7 und Zwergrammler gepaart. Vom Gegenteil ist dringend abzuraten, da bei Zwergzibben wegen der grossen Jungtiere mit Komplikationen bei der Geburt zu rechnen ist. Zu guter letzt kann in Erinnerung gerufen werden, dass die schwarzen Zwerglohkaninchen in sehr guter Qualität vorhanden sind, ein Blick auf die Tabelle bestätigt dies. Darum ist es gut möglich, blaue Zwergloh mit schwarzen zu kreuzen. Sind beide Elterntiere reinerbig, so fallen in der 1. Generation ausschliesslich schwarze Jungtiere mit lohfarbigen Abzeichen, die aber für die Farbe mischerbig sind. Werden diese Mischlinge nun mit einem blauen Tier gekreuzt, fallen je 50% blaue respektive schwarze Jungtiere. Auch eine Geschwisterpaarung mit den Tieren der 1. Generation ist denkbar, dann sind 25% blaue Jungtiere zu erwarten. Allerdings ist es bei den kleinen Würfen der Zwergkaninchen gut möglich, dass es bei dieser Paarung mehrere Würfe braucht, um ein blaues Jungtier zu erhalten. Ein Einkreuzen mit braunen Zwergloh würde genau nach demselben Muster ablaufen, auch hier wären in der 1. Generation ausschliesslich schwarze Jungtiere zu erwarten. Nur sind bei den Braunen die hervorragenden Zuchttiere zurzeit noch sehr rar. Die Braunen könnten bei der Lohfarbe gar mehr Verbesserungen bringen als die Schwarzen, allerdings müsste bei der Weiterzucht vorsichtig vorgegangen werden. Denn bei Einkreuzungen mit braunen Zwergloh könnten in späteren Generation (2. und folgende) auch mauvefarbige Tiere fallen, blaue Tiere mit einem bräunlichen Schleier, die nicht dem Schweizer Standard entsprechen.

8 Wegen der geringen Anzahl Zuchttiere ist es durchaus ratsam, kleinrassige Blauloh in die Zucht einzusetzen und herunterzuzüchten, nicht zuletzt, um grössere Würfe zu erhalten. Farbenschlag Anzahl Tiere Durchschnitt Siegertier Blau 6 93,167 P. 95,5 P. Braun 7 94,643 P. 95,5 P. Schwarz 45 94,456 P. 96,5 P. Die Tabelle zeigt die Vertretung der drei Zwerglohfarbenschläge an der 21. Schweizerischen Rammlerschau vom Januar 2009 in Basel. Gezählt wurden nur die bewerteten Rammler. Interview und Bilder: Marco Mehr