FRIEDL VOM GRÖLLER Paris Filme und Fotografien

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1 LENTOS Kunstmuseum Linz Pressemappe FRIEDL VOM GRÖLLER Paris Filme und Fotografien 29. April bis 10. Juli 2011 DVR-Nummer LENTOS Kunstmuseum Linz, A-4021 Linz, Ernst-Koref-Promenade 1 Tel: +43 (0) Fax: +43 (0)

2 Inhaltsverzeichnis Ausstellungsdaten 3 Pressetext zur Ausstellung 4 Veranstaltungen 5 Biografie Friedl vom Gröller (= Friedl Kubelka) 6 Katalogbeitrag Brigitte Reutner 8 Pressebilder und Bildlegenden 10 Seite 2

3 Ausstellungsdaten Ausstellungstitel: FRIEDL VOM GRÖLLER. Paris Filme und Fotografien Ausstellungsdauer 29. April bis 10. Juli 2011 Pressekonferenz Freitag, 29. April 2011, 10 Uhr Ausstellungsort LENTOS Kunstmuseum Linz Exponate 8 Kurzfilme und diverse Fotoserien Kuratorin Dr. in Brigitte Reutner Publikation in deutscher und englischer Sprache, 48 Seiten, mit Textbeiträgen von Brigitte Reutner und Harry Tomicek, 12,- ISBN Kontakt Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz, Tel. +43(0)732/ ; info@lentos.at, Öffnungszeiten Di So Uhr, Do Uhr, Mo geschlossen Eintritt 6,50, ermäßigt 4,50 Pressekontakt Mag. a Nina Kirsch, Tel. +43(0)732/ , nina.kirsch@lentos.at Gesprächspartnerinnen bei der Pressekonferenz: Brigitte Reutner, Kuratorin Friedl vom Gröller, Künstlerin Seite 3

4 Pressetext Lapidar und rätselhaft zugleich: Die kurzen Filme von Friedl vom Gröller strahlen eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Im Zentrum des Werks steht das Bild des Menschen. Ist die Kamera nur ein technisches Auge zur Aufzeichnung von Wirklichkeitsausschnitten, oder kann sie mehr? Verändert sich die Selbstwahrnehmung sowie die Selbstdarstellung im Bewusstsein der Aufzeichnung, der Reproduzierbarkeit? Friedl vom Gröller untersucht mit Hilfe der Medien Fotografie und Film die Rollen der Filmemacherin und ihres Modells. Die Fotografin Friedl Kubelka (* 1946 in London), nennt sich als Filmkünstlerin Friedl vom Gröller gründete sie in Wien die Schule für Künstlerische Fotografie, Wien die sie bis 2010 leitete. Heute leitet sie die ebenfalls von ihr gegründete Schule für Unabhängigen Film, Wien. Seit den 1970er Jahren fokussiert Kubelka = vom Gröller, mittlerweile auch psychoanalytisch ausgebildet, in ihrem fotografischen und filmischen Werk auf das Porträt. In den Filmen, die an Traditionen des französischen Autorenkinos und des Avantgardefilms anknüpfen, bittet vom Gröller den/die ProtagonistIn lediglich, in die Kamera zu blicken. Die Akteure sind Menschen ohne schauspielerische Ausbildung, oft aus dem persönlichen Umfeld der Künstlerin Familie und Freunde. Sie setzen sich der Kamera aus wie einem Spiegel. Der Filmapparat zeichnet jede Regung, jedes Indiz einer Befindlichkeit auf und offenbart so das Wesen der gefilmten Person. Die Ausstellung im LENTOS ist eine der raren Präsentationen des bereits Kultstatus genießenden Oeuvres. Sie zeigt acht Kurzfilme (u.a. Graf Zokan / Franz West, 1969, Gutes Ende, 2010) und mehrere Fotoserien, darunter Nationalratsdebatte, 2002, als Bild der Mutter sowie einige der renommierten Selbstporträts aus den frühen 1970er Jahren. Seite 4

5 Begleitprogramm VERANSTALTUNGEN 5. Mai, 19 Uhr Filmabend mit Friedl vom Gröller Dauer ca. 1,5 Stunden, Beitrag 3,- zuzügl. Eintritt (für Studierende und Los TaLENTOS frei) Anmeldung erbeten Die Künstlerin präsentiert und kommentiert eigene Filme. Öffentliche Führungen (kombiniert mit der Ausstellung DIE SAMMLUNG ) Dauer jeweils 1 Stunde, Führungsbeitrag jeweils 3,- zuzügl. Eintritt. Keine Anmeldung erforderlich. Immer donnerstags, 19 Uhr Gruppenführungen in deutscher Sprache, gegen Voranmeldung für Erwachsene Dauer 1 Stunde, 65,- zuzügl. Eintritt für Studierende Dauer 1 Stunde, 45,- zuzügl. ermäßigter Eintritt für Schulklassen (freier Eintritt im Klassenverband) Dauer 1 Stunde, 30,- Anmeldung: Teleservice Center der Stadt Linz unter Tel Buchungen der Gruppenführungen sollen nach Möglichkeit mindestens eine Woche vor dem gewünschten Termin eingehen. Seite 5

6 Biografie Friedl vom Gröller (= Friedl Kubelka) Geb in London Lebt in Wien Kindheit in Wien und Berlin Grafische Lehr- und Versuchsanstalt, Fotografie Meisterprüfung und kommerzielles Fotoatelier Österreichischer Staatspreis für Fotografie Gründung und Leitung der Schule für Künstlerische Photographie, Wien (bis 2010) Gründung und Leitung der Schule für Unabhängigen Film, Wien. Erste Filme 1968, Filmaufführungen u. a. Generali Foundation, Wien, Anthology Filmarchives, N.Y., documenta 12, Österreichisches Filmmuseum, Toronto Filmfestival (2009, 2010), Hong-Kong-Filmfestival (2010, 2011), Diagonale (2009, 2010, 2011), Berlin Biennale 2010, Retrospektive MEDIA-CITY, Kanada Filme (Auswahl): Erwin, Toni, Ilse, 1968/69 Eingreifen, 2001/2005 Spucken, 2000 Le Barometre, 2004 Vue Tactile, 2006 Polterabend, 2009 Passage Briare, 2009 Boston Steamer, 2009 Hochzeit, 2009 Delphine de Oliveira, 2009 Seite 6

7 Katalogbeitrag Brigitte Reutner Zum filmischen Schaffen Friedl vom Gröllers Für meinen Film brauche ich Leute, die mir ihre Wahrheiten sagen, die dabei jedoch völlig für mich in meiner Fiktion bestehen bleiben. Ich verlange von ihnen, daß ihre Wahrheit meine Fiktion stützt. (Jean-Luc Godard) 1 Die Fotografin Friedl Kubelka nennt sich als Filmkünstlerin Friedl vom Gröller. In ihren künstlerischen Arbeiten bittet sie den/die ProtagonistInnen, lediglich in die Kamera zu blicken. Die Akteure sind Menschen ohne spezifische schauspielerische Ausbildung aus einem von der Künstlerin gewählten Umfeld. Sie setzen sich der Kamera aus wie einem Spiegel. Der Apparat zeichnet jedoch jede menschliche Regung, jedes Indiz einer Befindlichkeit als Aussage über das Wesen der gefilmten Person auf. Im Gegensatz zu Narziss 2, der seines Antlitzes im Spiegel einer Quelle unmittelbar gewahr wurde, sieht der Protagonist seine Reflexion im Spiegel der Künstlerin zeitverzögert. Wie sich seine Reaktionen zum Zeitpunkt der Aufzeichnung darstellen erfährt er erst, wenn ihm das fertige Werk als Film oder Foto vorgeführt wird. Sein direktes Gegenüber ist ein ungleicher Partner, ein emotionsloses Pendant das technische Kameraauge. Der Protagonist ist daher auf jene Person angewiesen, die die Kamera bedient. Er vertraut sich ihr entsprechend der von ihm dargebrachten Bereitschaft und Offenheit für das Geschehen an. Er setzt sich der Aufzeichnung einer Begebenheit aus, die er erst nach deren Beendigung wenn er die Rolle des Betrachtenden einnimmt kommentieren, akzeptieren oder ablehnen kann. Die Kamera als Gegenüber im filmischen Schaffen Die Kamera der Künstlerin transformiert das sich ständig ändernde Spiegelbild wenn wir beim Bild des Narzissmythos bleiben in eine Aneinanderreihung einzelner Kader, parallel zum Lebensfilm, der sich in der Wirklichkeit ereignet. Die dadurch entstandene Aufzeichnung macht das Geschehen reproduzierbar und hebt es aus dem natürlichen Fluss der Zeit heraus, der Vergangenes unwiederbringlich entschwunden und Zukünftiges scheinbar in greifbarer Nähe sein lässt, ohne dass wir es je erhaschen werden. 1 Godard, Jean-Luc: Liebe, Arbeit, Kino. Rette sich wer kann (Das Leben). (Sauve qui peut (la vie)). Aus dem Französischen übers. v. Lothar Kurzawa u. Volker Schäfer. (= Internationaler Merve Diskurs Nr. 99). Berlin 1981, S Vgl. Ovid, Metamorphosen III, Seite 7

8 Der Film zeichnet einen Realitätsausschnitt auf. Er widerspiegelt Handlungen, Erlebnisse, ohne dass wir es sind, die auf der physischen Ebene das Erlebte erneut vollziehen. Er schafft damit eine Parallelwirklichkeit, indem er die Vergangenheit immer wieder aufleben und gegenwärtig werden lässt. 3 Diese kann beliebig oft und in verschiedenen Kontexten wieder betrachtet werden. Ist die Kamera nur ein technisches Auge zur Aufzeichnung von Wirklichkeitsausschnitten, oder kann sie mehr? Als André Bazin Malerei und Photographie einem abwägenden Vergleich unterzog, hielt er der technischen Reproduktion zugute: Nur das Objektiv gibt uns ein Bild von dem Gegenstand, das imstande ist, jenes Bedürfnis in der Tiefe unseres Unterbewusstseins auszutoben, den Gegenstand durch etwas zu ersetzen, das besser ist als eine annähernde Kopie: diesen Gegenstand selbst, doch befreit von den Zufällen seiner Zeitlichkeit. 4 In welchem Grad verändert sich die Selbstwahrnehmung sowie die Selbstdarstellung im Bewusstsein ihrer Aufzeichenbarkeit, ihrer beliebigen Reproduzierbarkeit? Und welche Rolle spielt das Wissen im Bewusstsein des Dargestellten, dass sein Bild auch bei seiner physischen Absenz wiedergegeben werden kann? Das sind Fragen, denen sich die Künstlerin auf subtile Art und Weise widmet. Sie führen zu einer bewussten Hinterfragung des Mediums Film. Interaktionen Im künstlerischen Schaffen Friedl vom Gröllers kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu, der die Beziehung der Kamerafrau zu ihrem Protagonisten betrifft. Friedl vom Gröller lässt es in manchen Filmen nicht dabei bewenden, das technische Auge zu führen. Als Künstlerin setzt sie bewusst gesteuerte Interventionen hinter der Kamera oder tritt sogar als zusätzliche Protagonistin in das Kamerabild. Friedl vom Gröller überschreitet damit absichtlich eine unsichtbare Grenze: jene der lenkenden Kamerafrau, die mit der Kamera verbunden ist, die letztere zu ihrem Auge werden lässt. Die Überraschung ist groß. Der Protagonist erhält ein zusätzliches Gegenüber. Dieses löst sich aus der Kameraauge-Kamerafrau-Identität. Es spaltet sich ab und bringt nun eine zusätzliche Dynamik in den Prozess ein. 3 Vgl. dazu Bazin, André: Ontologie des photographischen Bildes, (1945), in: Bazin, André: Was ist Film? Hg. v. R. Fischer. 2. Aufl. Berlin 2009, S. 37: Die automatische Entstehung hat die Psychologie des Bildes radikal erschüttert. Die Objektivität der Photographie verleiht ihr eine Überzeugungsmacht, die allen anderen Bildwerken fehlt. Welche kritischen Enwände wir auch haben mögen, wir sind gezwungen, an die Existenz des wiedergegebenen Gegenstandes zu glauben, der ja tatsächlich wiedergegeben, das heißt in Raum und Zeit wieder gegenwärtig gemacht wird. 4 ebd. Seite 8

9 Die Auswirkungen dieser erweiterten Szenerie werden in der Aufzeichnung deutlich wahrnehmbar. Der Gesichtsausdruck der gefilmten Person verändert sich merklich, sobald eine solche unerwartete Interaktion eintritt. Erstaunen blitzt für einen kurzen Moment auf und zugleich eine Hundertstelsekunde des Ungewappnetseins, der Offenheit und des direkten Einblicks in die Seele. Das Leben setzt sich scheinbar aus einem Fluss ineinanderlaufender, momenthafter Bilder zusammen. Man mag den Eindruck erhalten, eine Sequenz folge auf die nächste, die nächste und wiederum die nächste. Daher eignet sich das zeitimmanente Medium Film so gut, dem pulsierenden Fluktuieren des Seins auf die Spur zu kommen. Das Erscheinungsbild eines Menschen zeigt die im Visuellen verankerten Prägungen durch seine Lebensgeschichte, jene Erfahrungen, die sich in seinen physischen Körper eingeschrieben haben. Mimiken, Gesten, Regungen, Fältungen der Haut, Ausprägungen der Muskeln, die Art des Blicks, der Ausdruck des Mundes, die Körperhaltung, der Gang eines Menschen etc. als Indikatoren des Vergangenen und gleichermaßen als Antizipatoren des Künftigen. Die filmischen Umsetzungen Friedl vom Gröllers, die an die Traditionen des französischen Autorenkinos und des Avantgardefilms anknüpfen, erlauben uns in dieser Hinsicht Einblicke in das Mysterium des Menschseins ebenso wie in die Möglichkeiten filmischer Repräsentanz. Oder mit den Worten Jean-Luc Godards: Dabei hat der Film so etwas Interessantes an sich, was sich sonst nirgendwoanders wiederfinden lässt: er erlaubt einem nämlich, nicht zu wissen / savoir /, aber zu sehen / voir /, um dann im Nachhinein vielleicht zu wissen. 5 5 wie Anm. 1, S. 79. Seite 9

10 Pressebilder Die Pressebilder stehen auch auf zum Download bereit. 1. Friedl vom Gröller Foto: Maria Ziegelböck, Friedl Kubelka Selbstporträt aus der Serie der Jahresporträts Eine reichlich humorlose Angelegenheit, SW-Foto Friedl Kubelka 3. Friedl Kubelka Selbstporträt aus der Serie der Jahresporträts Eine reichlich humorlose Angelegenheit, SW-Foto Friedl Kubelka Foto: Reinhard Haider 4. Friedl Kubelka Venzone, 1975 SW-Foto Friedl Kubelka Foto: Reinhard Haider 5. Friedl Kubelka Toni mit Statue, 1970 SW-Foto Friedl Kubelka Foto: Reinhard Haider 6. Friedl vom Gröller Delphine de Oliveira, 2009 Friedl vom Gröller mit Unterstützung des bm:ukk 7. Friedl Kubelka Parthenon, Mischtechniken auf Karton (SW-Fotos, Deckweiß) Friedl Kubelka Foto: Reinhard Haider 8. Friedl vom Gröller Graf Zokan / Franz West, 1969 Filmstill Friedl vom Gröller Courtesy sixpackfilm 9. Friedl vom Gröller in ihrer Ausstellung im LENTOS Foto: mascheks Seite Ausstellungsansicht LENTOS Kunstmuseum Linz Foto: mascheks. 2011