Mitwachsende Baumscheibe (und auch Obstbaum-Lebens-Gemeinschaft nach Kleber)

Transkript

1 Mitwachsende Baumscheibe (und auch Obstbaum-Lebens-Gemeinschaft nach Kleber) Ein Permakultur-Design von Jonas Gampe im Zuge der Ausbildung zum PK-Designer Erstellt im Oktober 2011 Wie kam es zur Idee der mitwachsenden Baumscheibe? Im Herbst 2009 haben wir auf unserem entstehenden Permakultur-Park in Bischbrunn eine Streuobstwiese gepflanzt. Hauptsächlich Äpfel und Birnen sowie einige Zwetschgen, jeweils robuste und starkwüchsige Sorten kamen zum Einsatz. Es wurde in die bestehende Wiese gepflanzt, was bedeutet, dass die Konkurrenz durch Gräser sehr hoch ist (Gräser sondern über ihre Wurzeln Stoffe ab, welche für junge Bäume/Sträucher wachstumshemmend sind). Da wir die Wiese zwei Mal im Jahr mähen, haben wir damit begonnen, aus einem Teil des anfallenden Heus kleine Baumscheiben zu mulchen, um die Gräser im Wurzelbereich der jungen Obstbäume einzudämmen. Das restliche Heu (der Großteil) wurde mit einem Hänger 300 Meter weiter weg zu den Gemüse-Feldern transportiert. Als ich beim Lesen des Buches Gärtnern im Biotop mit Mensch (von Kleber und Kleber) auf die Obstbaum-Lebensgemeinschaft gestoßen bin, kam mir sofort die Idee einer mitwachsenden Baumscheibe aus Heu, Stauden, Kräutern, Gemüse und Sträuchern. Die Vorteile einer solchen Baumscheibe: Das Prinzip der kleinen Baumscheibe aus Heu würde erweitert werden durch eine Pflanzengemeinschaft. Somit könnte der Gemüse- und Kräuteranbau teilweise von den Feldern zur Streuobstwiese verlagert werden, bzw. könnten neue Anbauflächen geschaffen werden. Dadurch entstünden folgende Vorteile: Das Heu könnte direkt vor Ort sinnvoll verwendet werden und müsste nicht mehr transportiert werden Die Pflanzengemeinschaft würde den Obstbaum im Wachstum, in der Bestäubung und in der Abwehr von Krankheiten unterstützen Im Schutze des Obstbaumes könnte sich eine vielfältige Pflanzengemeinschaft entwickeln (unterschiedliche Licht- und Wasserverhältnisse) Das Gräserwachstum würde weiterhin effektiv eingedämmt werden Es entstünde eine produktive Baumscheibe mit Erträgen für Pflanzen-, Tier- und Menschen- Welt Welche Probleme könnten auftreten? Die Ernte des Obstes könnte, durch die üppige Vegetation um den Baum, erschwert werden. Deshalb ist ab dem achten Jahr, wenn die meisten Obstbäume im Ertragsstadium sein sollten, ein Weg aus Heu geplant. Dieser soll den Zugang zum Stamm gewährleisten. Zusätzlich können kleinere Wege z.b. zwischen Kräuterring und Gemüsestreifen entstehen. Außerdem soll die gesamte Fläche leicht mit Heu abgemulcht werden, wodurch sich Druckstellen am Fallobst verringern würden und das Obst wäre auf dem Heu auch gut zu sehen.

2 Der sukzessive Aufbau der Baumscheibe Jahr 1 und 2 Da die Obstbäume schon 2009 gepflanzt wurden, sind Jahr 1 und 2 bereits vergangen. Es wurde eine kleine Baumscheibe aus Heu um den Baum gemulcht. Jahr 3 Im dritten Jahr wird die Mulchung weiter nach außen ausgedehnt und wächst quasi mit dem Baum mit. Zusätzlich ist im inneren Kreis eine Fläche aus bodendeckenden Wildstauden angedacht. Im Idealfall entwickeln sich diese dort automatisch, sobald die Grasnarbe verdrängt wurde. Alternativ kann Winterpostelein und Kapuzinerkresse eingesät werden.

3 Jahr 4 und 5 Wieder wird die Mulchung aus Heu weiter nach außen gezogen. Auf der Mulchung des letzen Jahres wird ein Kräuter-Ring angepflanzt. Vor allem im 4. Jahr soll dieser auch von bodenverbessernden Pflanzen wie Lupine, Dicke Bohne und Erbse bewohnt werden. Diese werden im 5. Jahr von Pflanzen wie Beinwell, Reinfarn, Meerrettich, Löwenzahn, Fingerhut und Knoblauch abgelöst, welche die Gesundheit des Baumes fördern sollen. Zur Förderung der Insekten werden Blütenstauden wie Taubnesseln, Wiesen-Salbei, Wegwarte, Schafgarbe etc. eingebracht. Im Lauf der Zeit soll sich auf dem Kräuter-Ring aber auch eine feste Gemeinschaft von Nutzkräutern wie Pfefferminze, Zitronenmelisse, Schnittlauch, Salbei, Thymian, Oregano, Lavendel etc. etablieren.

4 Jahr 6 und 7 Der innere Ring aus bodendeckenden Wildstauden wird wohl durch den Druck des Stammes von der einen Seite und den Druck des Kräuter-Rings von der anderen Seite verdrängt werden. Falls sich Wildkräuter in anderen Regionen der Baumscheibe ansiedeln könne diese natürlich weiterhin gerne geduldet und genutzt werden. In Richtung Norden mit Hang zur Hauptwindrichtung, wird ein Halbkreis aus Beerensträuchern gepflanzt. Bei Apfelbäumen bietet sich hier eine Hecke aus Brombeeren an, da dies gute Pflanzpartner sind. In Richtung Süden entsteht ein Gemüse-Streifen, ähnlich einem gewöhnlichen Gemüsebeet. Dieser Bereich kann in dem Jahr zuvor auch noch mit bodenverbessernden Pflanzen besät werden. Allerdings sollte eine dicke Mulchschicht aus Heu eine ausreichende Bodenvorbereitung sein.

5 Ab Jahr 8 Der Obstbaum sollte nun im Ertragsstadium sein. Ein Weg aus Heu führt direkt zum Stamm um Pflege und Ernte zu erleichtern. Der Halbkreis aus Beerensträuchern ist nun schon so groß, dass er Schutz vor Wind und Kälte bietet und für ein waldrandähnliches Klima, zwischen dem Bereich zum Stamm hin, sorgt. Die gesamte Fläche wird leicht mit Heu abgemulcht, um das Pflanzenwachstum und Bodenleben weiter zu fördern und die Ernte zu erleichtern. Nur bei Steinobst (Kirsche, Pflaume, Zwetschge etc.) sollte wegen der Gefahr von Schößlingsentwicklung, vorsichtig und aufmerksam gemulcht werden. Die Baumscheiben haben nun einiges an Wiesenfläche eingenommen, wodurch weniger Heu zur Verfügung steht. Dies sollte sich aber mit dem nun geringeren Bedarf an Heu in der Waage halten. Die Jahresangaben sind nur Schätzwerte und können auf Grund von unterschiedlichsten Faktoren teilweise stark abweichen. Eine aufmerksame Beobachtung und gegebenenfalls eine überlegte Reaktion sind also weiterhin gefragt. Bei der Pflanzenauswahl haben die Bücher Gärtnern im Biotop mit Mensch (Kleber und Kleber) und Auf gute Nachbarschaft (Faßmann) sehr geholfen und werden auch in Zukunft noch wertvolle Dienste leisten.