Inhalt. Vorwort zur 2. Auflage Abkürzungen I. Einführung: Alexander und das Problem der historischen Größe... 9

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2 Inhalt Vorwort zur 2. Auflage Abkürzungen I. Einführung: Alexander und das Problem der historischen Größe II. Die Quellen Einführung Die erhaltenen Darstellungen aus zweiter Hand Die im Original verlorenen Berichte von Zeitgenossen Andere Quellen III. Das Reich der Achaimeniden Der Aufstieg der Achaimeniden Legitimation und Organisation der Herrschaft Grenzen imperialer Integration IV. Das makedonische Königreich Der Aufstieg Makedoniens unter Philipp II Politische und militärische Strukturen in Makedonien Vom Ende des 3. Heiligen Krieges zur Begründung des Korinthischen Bundes V. Jugend und Regierungsantritt Alexanders ( ) Der junge Alexander Kindheit und Jugend Regierungsantritt und Herrschaftssicherung VI. Der Alexanderzug I ( ): Von der Überquerung des Hellespont bis zum Brand von Persepolis Von Pella nach Troja: Die Überquerung des Hellespont Von Troja nach Gordion: Die Eroberung Westkleinasiens Von Gordion nach Gaza: Die Eroberung der Levante-Küste Memphis und Siwa: Alexander in Ägypten

3 6 inhalt 5. Von Tyros nach Persepolis: Die Eroberung der achaimenidischen Kernländer VII. Der Alexanderzug II ( ): Vom Aufbruch aus Persepolis bis zur Ankunft an der Mündung des Indus Vom Rächer der Griechen zum Rächer des Dareios Guerilla und Terror: Die Unterwerfung des östlichen Iran Opposition und Repression: Die «großen Katastrophen» Die Vertrautheit des Fremden: Alexander in Indien VIII. Der Alexanderzug III ( ): Vom Zug durch die Wüste Gedrosien bis zum Ende in Babylon Strapazen und Strafen: Die Rückkehr ins Zweistromland «Menschheitsverbrüderung» oder «Verschmelzungspolitik»? Alexander und die Griechen: Rückkehr der Verbannten und Vergöttlichung Letzte Taten und letzte Pläne IX. Versuch einer Bilanz Alexanders Ziele Die Städtegründungen Alexanders Förderung von Handel und Verkehr Förderung der Wissenschaften Zeitgenössische Wirkungen und Reaktionen X. Das Nachleben Alexanders: Geschichte eines Mythos Alexander im Hellenismus Der römische Alexander Der Alexanderroman Alexander im westeuropäischen Mittelalter Alexander im orientalischen Mittelalter XI. Alexander in der modernen Geschichtswissenschaft Vor dem Ersten Weltkrieg Nach dem Zweiten Weltkrieg XII. Anhang Ausgewählte Literatur Karten Stammbäume Namen und geographische Begriffe Sachregister Abbildungsnachweis

4 Vorwort zur 2.Auflage Dieses Studienbuch zu Alexander dem Großen erscheint nach 10 Jahren in überarbeiteter Form. An seiner Zielsetzung hat sich nichts geändert: Es soll als Leitfaden beim Studium dienen. Seine Absicht beschränkt sich nicht auf die Vermittlung von abfragbarem Lernstoff; es möchte zugleich in die vielfältigen und vielschichtigen Probleme einführen, mit denen sich jeder konfrontiert sieht, der wissen möchte, was es mit Alexander, dem dritten makedonischen König dieses Namens, auf sich hatte. Aus diesem Grund wird großer Wert darauf gelegt, einen Eindruck von den Quellen zu vermitteln, aus denen wir unser Wissen über Alexander schöpfen. Ebensowenig sollte unterschlagen werden, daß sehr vieles, was sich über Alexander sagen läßt, umstritten ist und wohl auch bleiben wird bis in den äußeren Ablauf der Ereignisse hinein. Und schließlich gilt es, das ungeheuerliche Wirken Alexanders aus seiner Zeit heraus verständlich zu machen, ohne es zu verklären oder zu verteufeln, und zugleich sein einzigartiges Nachleben wenigstens zu skizzieren. Inwieweit es gelungen ist, so hochgesteckte Ziele auf so knappem Raum zu erreichen, müssen die Leser entscheiden. Aus seiner Anlage als Studienbuch erklären sich auch einige äußere Merkmale dieses Buchs. Um die Aussprache zu erleichtern, wurde auf griechische Eigennamen und Begriffe, soweit sie nicht in eingedeutschter Form geläufig sind, ein Akzent gesetzt (bei Doppellauten stets auf den zweiten Buchstaben). Auf Fußnoten wurde verzichtet, doch sind Quellenzitate im Text nachgewiesen. Dabei ist zu beachten, daß alle Zitate aus Arrian, die nicht eigens gekennzeichnet sind, aus der «Anábasis» stammen. Alle Plutarch-Zitate ohne Angabe eines Titels beziehen sich auf das «Leben Alexanders». Die Abkürzung FGrHist bezieht sich stets auf Band IIB der «Fragmente der griechischen Historiker»; auf den Namen des Verfassers folgt das Kürzel F und die Nummer des Fragments. Für alle anderen Abkürzungen sei auf die unten angefügte Liste verwiesen. Die knappe Bibliographie am Ende enthält nur einen Bruchteil der wissenschaftlichen Literatur über Alexander, die mehrere tausend Titel umfaßt, und trägt empfehlenden Charakter. Ausgewählt Hinweise zur Benutzung

5 8 Danksagung abkürzungen wurden grundlegende Werke, neuere Titel, die einen Einstieg ermöglichen, und einige ältere Arbeiten, die eine Auseinandersetzung noch immer lohnen. Wie schon bei der ersten Auflage habe ich auch diesmal von vielen Seiten Unterstützung erfahren: Alexander Demandt, Kay Ehling, Ralf von den Hoff, Erich Kettenhofen, Florian Kragl, Andreas Luther, Robert Rollinger, Stefan Pfeiffer, Stefan Rebenich, Michael Zahrnt haben mich auf Versehen hingewiesen, auf wichtige Neuerscheinungen aufmerksam gemacht und sachkundigen Rat erteilt; dafür möchte ich mich auch an dieser Stelle noch einmal bedanken. Bernhard Kremer hat Teile des Manuskripts gelesen und kommentiert, Sabine Held, David Koppert und Felix Schmutterer haben mich bei der Beschaffung von Literatur und Abbildungen unterstützt. Agnes Luk hat die Fahnen mit gewohnter Zuverlässigkeit korrigiert. Die Herstellung des Buchs lag bei Bettina Seng in guten Händen. Andrea Morgan koordinierte den Korrektur- und Herstellungsprozeß umsichtig und gelassen. Mein Freund und Lektor Stefan von der Lahr hat es möglich gemacht, daß dieses Buch erneut im Verlag C. H.Beck erscheinen kann. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank! Gewidmet sei diese zweite Auflage meinen aufmerksamen Lesern in der Titanic-Redaktion. Abkürzungen FGrHist = Die Fragmente der griechischen Historiker GHI = Greek Historical Inscriptions HGIÜ = Historische griechische Inschriften in Übersetzung ISE = Iscrizioni storiche ellenistiche P. Oxy. = The Oxyrhynchus Papyri SEG = Supplementum Epigraphicum Graecum

6 I. Einführung: Alexander und das Problem der historischen Größe Alexander der Große schon der Name beschwört unweigerlich das Bild eines jugendlichen Eroberers herauf, der innerhalb von nur 10 Jahren, von 334 bis 324, den gesamten Vorderen Orient und Teile Zentralasiens seiner Herrschaft unterwarf. Geboren im Sommer des Jahres 356 in Pélla, der Residenz seines Vaters, Philipps II. von Makedonien, trat er im Sommer 336 im Alter von nur 20 Jahren die Herrschaft an, nachdem Philipp in Aigaí einem Attentat zum Opfer gefallen war. Zwei Jahre später, im Frühjahr 334, nahm Alexander den Krieg gegen das Perserreich wieder auf, den sein Vater im Jahre 336 eröffnet hatte. Bereits im Winter 331/330 fiel die Hauptresidenz der Achaimeniden, Persépolis im Westen Irans, in seine Hände, im Sommer 330 wurde der letzte Achaimenide ermordet. Die folgenden Jahre führten Alexander und sein Heer im Norden bis ins heutige Tadschikistan und im Osten bis an die Grenze der Bundesrepublik Indien. Am 10. Juni 323 starb er im Alter von lediglich 32 Jahren in Babylon im Herzen Iraks. Ein Blick auf die Karte zeigt, daß die räumlichen Dimensionen dieses Eroberungszuges schlechthin außerordentlich sind: Kleinasien (Türkei), Syrien, Phönizien (Libanon), Palästina (Israel), Ägypten (Karte 3), das Zweistromland (Irak), Iran, Afghanistan, Turkmenistan, Tadschikistan und Pakistan (Karte 4) alle diese Länder fielen unter die Herrschaft des makedonischen Eroberers. Und damit war der Eroberungsdrang Alexanders noch lange nicht gestillt. Als der König starb, standen Heer und Flotte bereit, die arabische Halbinsel zu unterwerfen. Auch danach hätte Alexander sich keineswegs etwa zur Ruhe setzen wollen, um sein riesiges Reich in Frieden zu regieren. Auf die Eroberung Südarabiens sollte diejenige der afrikanischen Mittelmeerküste folgen. Wo immer der Umfang von Eroberungen für den Beweis historischer Größe genommen wird, gilt Alexander mit Recht als einer der Größten, wenn nicht der Größte der Sterblichen. Die griechisch-römische Antike hat in Alexander vor allem den jugendlichen Eroberer gesehen, dessen Ruhm den jedes anderen Feldherrn und Erobe- Lebenslauf Räumliche Dimensionen Alexander als Eroberer

7 10 Alexander als Wegbereiter des Hellenismus i. alexander und das problem der historischen größe rers übertraf. Hellenistische Könige und römische Kaiser maßen sich an der unerreichbaren Gestalt des Welteroberers; in Rom war Alexander «der Große» schlechthin. Diese Sichtweise war und ist keineswegs auf die griechisch-römische Antike beschränkt: Auch der osmanische Sultan Mehmed II., der Eroberer Konstantinopels (1453), hörte es gerne, wenn man ihn mit Alexander verglich, und noch Napoleon I. zollte dem makedonischen Welteroberer seine Bewunderung. Aber ist der Umfang von Eroberungen wirklich ein geeigneter Maßstab zur Beurteilung historischer Persönlichkeiten? Hätten dann nicht auch der Hunnenkönig Attila oder der mongolische Chan Timur Leng den Beinamen der Große verdient? Jede Beschäftigung mit Alexander führt darum unweigerlich auf das Problem der historischen Größe. Kaum eine Gestalt der Weltgeschichte führt diesen Beinamen so unbestritten wie Alexander, der Sohn Philipps II. von Makedonien, der Mann, der das Reich der Achaimeniden das erste Weltreich des Vorderen Orients zerstörte und damit eine neue Geschichtsepoche, den Hellenismus, heraufführte. Betrachtet man Alexander als den Wegbereiter einer neuen Geschichtsepoche, dann bemißt man seine historische Bedeutung nicht mehr in erster Linie nach dem Umfang seiner Eroberungen, sondern nach den Wirkungen, die von seinen Taten ausgingen, und zwar nach Wirkungen auf eine Weltgeschichte, deren Verlauf und Ziel von Europa aus gedacht sind. Man nennt ihn dann nicht mehr deswegen den Großen, weil er größere Eroberungen machte als andere Feldherren, sondern deswegen, weil man glaubt, daß er der Weltgeschichte eine neue Richtung gegeben habe. Unter Weltgeschichte wird dabei ein in der griechisch-römischen Antike wurzelnder, historischer Prozeß verstanden, der zur Entstehung der modernen, bis tief ins 20. Jahrhundert hinein von Europa und in der Gegenwart von den USA (und China) dominierten Welt führte. Wer in dieser Weise Fernwirkungen zum Maßstab der historischen Urteilsbildung macht, wird nicht viele Gestalten der Weltgeschichte finden können, die dem Vergleich mit Alexander standhalten. Zwar ist der modernen Forschung die Überzeugung, die Ausbreitung der griechischen Kultur im Zeitalter des Hellenismus habe die Völker des Vorderen Orients auf eine höhere Kulturstufe gehoben, seit längerem abhanden gekommen. Die naive Identifikation mit der «Mission des weißen Mannes» ist im Zuge der Dekolonisierung zumindest in Europa einer Relativierung «westlicher Werte»

8 i. alexander und das problem der historischen größe 11 gewichen, und die «Hellenisierung» des Vorderen Orients wird heute allgemein als ein Phänomen der sozialen Oberfläche eingeschätzt. Dies ändert aber nichts daran, daß von Alexander außerordentliche Wirkungen ausgingen: 1) Die Eroberung des Achaimenidenreiches sprengte den Rahmen der politischen Konzeptionen, die bis dahin in Griechenland denkbar gewesen waren. Der Gedanke der Weltherrschaft hatte für die Griechen vordem keine Rolle gespielt; seit Alexander ist er aus dem politischen Denken der griechisch-römischen Antike nie mehr völlig verschwunden. Damit einher ging eine beträchtliche Erweiterung des geographischen Horizontes. Die Berichte, die von Teilnehmern des Alexanderzuges verfaßt wurden, vermittelten eine Fülle von teils richtigen, teils falschen Informationen über die Länder im Osten Irans. Über diesen Kenntnisstand ist die griechisch-römische Antike dann nicht mehr wesentlich hinausgekommen. Auch die kultische Verehrung lebender Herrscher wurde in der griechisch-römischen Welt erst durch Alexander heimisch. Zwar waren die Grenzen zwischen Menschlichem und Göttlichem bei den Griechen niemals undurchlässig gewesen; der Vergöttlichung lebender Herrscher hatten jedoch erhebliche Widerstände entgegengestanden, die auf breiter Front erst überwunden wurden, als griechische Stadtstaaten Kulte für Alexander einrichteten. 2) Die Staatenwelt des östlichen Mittelmeerraumes erhielt infolge des Alexanderzuges ein völlig neues Gesicht. Bis zum Alexanderzug war sie geprägt gewesen von dem Nebeneinander eines weite Teile des Vorderen Orients und Zentralasiens umspannenden multiethnischen Großreiches, regiert von der persischen Dynastie der Achaimeniden, einerseits und vielen Hunderten kleiner griechischer Stadtstaaten andererseits. Erst Philipp II. war es gelungen, zumindest den Großteil der im griechischen Mutterland gelegenen Staaten in ein Militärbündnis zu zwingen, das ihm und Alexander als Instrument der Beherrschung Griechenlands und der Kriegführung gegen das Perserreich dienen konnte. Durch Alexanders Wirken veränderte sich die politische Szenerie grundlegend: Das Reich der Achaimeniden verschwand von der Bühne, die es für rund anderthalb Jahrhunderte beherrscht hatte. An seine Stelle trat nach Alexanders Tod eine Pluralität absoluter Monarchien, die sich fortwährend bekämpften, bis sie schließlich, eine nach der anderen, der römischen Expansion zum Opfer fielen. Universalmonarchie und Vergöttlichung Revolution der Staatenwelt