(Nach Erkenntnissen der Gehirnforschung gehörte er eigentlich verboten, weil er selbst routinierte erwachsene Radfahrer ins Schwitzen bringt.

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1 PRIMARBEREICH Arbeitshilfen für den Unterricht 2/2006 Verlag Heinrich Vogel PRAXIS P VerkehrsErziehung Deutsch Sport Sachkunde Gisela Siems Es geht nicht immer geradeaus! 1. ZUM INHALT Für manche Grundschüler ist es schon schwer genug, auf dem Fahrrad das Gleichgewicht zu halten, andere zeigen sich dagegen sehr früh als reinste Akrobaten. Beide Gruppen sollen am Ende der Grundschulzeit die Radfahrprüfung ablegen und möglichst sicher und unfallfrei am Realverkehr teilnehmen können. Die Verantwortung für die Durchführung liegt bei den Schulen und damit bei den einzelnen Klassenlehrern. Leider geht es im Realverkehr nicht nur geradeaus, und beim Abbiegen werden die meisten Fehler gemacht. Jedes Jahr bringt der immer noch in den Richtlinien enthaltene Acht-Punkte-Weg beim Linksabbiegen Lehrer und Schüler zur Verzweiflung. (Nach Erkenntnissen der Gehirnforschung gehörte er eigentlich verboten, weil er selbst routinierte erwachsene Radfahrer ins Schwitzen bringt.) Man sollte es den Kindern nicht unnötig schwer machen, denn bis zur Prüfung müssen sie ohnehin eine ganze Reihe von Vorkenntnissen und Fertigkeiten aufweisen: Sie müssen sicher rechts und links unterscheiden, sie müssen Zeichen und Markierungen deuten, Vorfahrtregeln kennen, das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer beachten und einordnen, ihr Fahrrad sicher beherrschen und sich auf ständig wechselnde Situationen einstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, kann die Schule gar nicht früh genug Zeitschrift für VerkehrsErziehung 11

2 P PRAXIS VerkehrsErziehung anfangen, sowohl die entsprechenden theoretischen Kenntnisse zu vermitteln, als auch durch fahrpraktisches Training in Schonräumen das richtige Verhalten immer wieder zu üben. Bevor die Kinder in der Lage sind, sich sicher im Verkehr zu bewegen und ohne Angst nach links oder rechts abzubiegen, müssen folgende Übungen im Schonraum regelmäßig durchgeführt worden sein: Sicheres Aufsteigen von beiden Seiten Anfahren aus der 10 nach 8- Stellung Geradeausfahren und Spurhalten Kurven- und Slalomfahren Einhandfahren geradeaus und im Kreis Zielgenaues Bremsen Langsamfahren Umsehen Transportieren eines Gegenstandes Die Übungen können unter Einbeziehung der Eltern auf dem Schulhof, dem Sportplatz oder in der Turnhalle durchgeführt werden. In dem Fall muss auf saubere Reifen geachtet werden. Ideal wäre ein permanenter Parcours (z.b. auf dem Lehrerparkplatz). Zum Markieren der Übungsstationen eignen sich die Materialien aus der Radfahrkiste des Verlages Heinrich Vogel. RECHTSABBIEGEN Im Allgemeinen wird das Abbiegen nach rechts als relativ einfach angesehen, aber auch hierbei gibt es Gefahrenpunkte. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen mit Fußgängern, die die Straße überqueren wollen. Gefährlich ist auch der tote Winkel neben einem Lastkraftwagen. Hier kann man leicht gegen den Bordstein gedrängt werden und umkippen. Besser ist es, hinter dem Laster zu bleiben und genügend Abstand zu halten. Einzelschritte: 1. Umsehen 2. Abbremsen 3. Handzeichen geben 4. Vorfahrt achten 5. Abbiegen 6. Fußgänger beachten LINKSABBIEGEN Das Abbiegen nach links ist die schwierigste Disziplin (nicht nur für Radfahrer). Einzelschritte bei schmaler Fahrbahn ohne Einordnen: 1. Umsehen 2. Handzeichen geben 3. Vorfahrt gewähren 4. Nochmals umsehen 5. Abbiegen 6. Auf Fußgänger achten Es gibt nur wenige Erwachsene, die Der 8-Punkte-Weg zum Linksabbiegen 8 1 den Acht-Punkte-Weg fehlerfrei beherrschen. Er ist eigentlich nur bei sehr übersichtlicher Verkehrslage zu empfehlen. Einzelschritte: 1. Umsehen (auf evtl. überholende Fahrzeuge achten) 2. Handzeichen geben 3. Zur Fahrbahnmitte hin einordnen (auf der rechten Seite der Abbiegespur) 4. Vorfahrt achten 5. Gegenverkehr vorbeilassen (Er hat Vorfahrt) 6. Nochmals umsehen (damit schnellere Fahrzeuge nicht noch überholen 7. Abbiegen (Hände am Lenker) 8. Auf Fußgänger achten Wer hierbei die Nerven verliert, lebt gefährlich Zeitschrift für VerkehrsErziehung

3 PRAXIS VerkehrsErziehung P Oft werden Radfahrer von Autofahrern nicht für voll genommen oder gar übersehen. Besonders bei starkem Verkehr ist es deshalb besser, vor der Einmündung oder Kreuzung abzusteigen, das Fahrrad auf dem Gehweg zu schieben und beide Fahrbahnen als Fußgänger zu überqueren. Anschließend fährt man am rechten Fahrbahnrand weiter. Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte alternative Linksabbiegen, wobei man unter Beachtung der Vorfahrt die Kreuzung erst geradeaus überquert, zum Gehweg hin absteigt und sein Fahrrad als Fußgänger nach links über die Fahrbahn schiebt. Jede Richtungsänderung im Straßenverkehr beginnt mit dem rechtzeitigen Umsehen, wobei sich viele Radfahrer nicht sicher sind, was rechtzeitig bedeutet. Als Anhaltspunkt empfiehlt der ADFC Weyhe im Internet ca Meter vor der Seitenstraße. Ebenso weist er darauf hin, dass es keineswegs vorgeschrieben ist, während des gesamten Abbiegevorgangs den Arm auszustrecken. Hat man den Richtungswechsel vorschriftsmäßig angezeigt und sich eingeordnet, weiß der nachfolgende Verkehr, dass man abbiegen will, und man biegt mit beiden Händen am Lenker ab. 2. ZIELE Die Kinder sollen: mit Hilfe verschiedener Übungen ihre motorischen Fähigkeiten verbessern, ihr Vorwissen überprüfen, ihre theoretischen Kenntnisse über die Vorfahrtregeln auffrischen, die richtige Reihenfolge der Einzelschritte beim Abbiegen nach rechts und links kennen, Zwei Alternativen zum 8-Punkte-Weg (rote und grüne Linie) ihre Kenntnisse sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad im Schonraum und im Realverkehr anwenden. 3. METHODISCHE ANREGUNGEN Um das Rechts-Links-Gefühl und den Gleichgewichtssinn zu stärken, kann man im Sportunterricht oder auch zur Auflockerung zwischendurch kleine Bewegungsspiele einfügen. Dabei kann auch gleich das disziplinierte Freiräumen des Klassenzimmers geübt werden. Jedes Kind nimmt einen Bleistift in die rechte Hand. Alle bewegen sich frei im Raum, ohne einander zu berühren. Die Lehrkraft gibt den Rhythmus z.b. mit dem Tamburin an. Auf einen Doppelschlag gibt jedes Kind den Bleistift in die linke Hand eines anderen Kindes und geht weiter. Beim nächsten Doppelschlag wird der Bleistift aus der linken in die rechte Hand übergeben. In der Halle werden zusätzlich kleine Kästen möglichst gleichmäßig verteilt, um die die Kinder sich frei nach Tamburin-Rhythmus bewegen. Auf Zuruf Rechts oder Links gehen sie einen Rechts- bzw. Linkskreis um den nächstgelegenen Kasten. (Im Klassenraum können es auch Stühle sein) Wiederum auf Zuruf Rechts oder Links bleiben sie auf dem entsprechenden Bein stehen, bis das Tamburin wieder einsetzt. Für die Einzelschritte beim Rechts- oder Linksabbiegen werden große Pappschilder beschriftet und in der richtigen Reihenfolge auf eine mit Kreide aufgezeichnete Straßenkreuzung in der Halle oder auf dem Schulhof gelegt. Der Ablauf wird zuerst im Gehen, später immer schneller bis zum Laufen geübt. Zur Auflockerung kann Arbeitsblatt 1 Seite 1 bearbeitet werden. Für die Praktischen Fahrübungen werden die Kinder in Gruppen aufgeteilt. Die Gruppenstärke richtet sich nach der Anzahl der vorhandenen Übungsfahrräder. Wer gerade kein Fahrrad hat, wird als Helfer eingesetzt und kann beim Markieren der Übungsstrecken und der Kreuzungen bzw. Einmündungen oder als Beobachter tätig werden. Um Chaos und Disziplinprobleme zu vermeiden, muss jeder eine Aufgabe haben. Hier kann auch gern die Mitarbeit der Eltern zum Tragen kommen Zeitschrift für VerkehrsErziehung 13

4 P PRAXIS VerkehrsErziehung Man braucht ein gutes Gleichgewichtsgefühl, um die Spur zu halten. Dass kein Kind ohne Helm auf ein Fahrrad steigt, ist selbstverständlich. Die Schüler bilden mit ihren Fahrrädern eine Riege hinter einer Startlinie neben der Lehrkraft. Sie fahren nacheinander (auf Zeichen) durch eine 50 cm breite Spur (Kreide, Seile, Fähnchen) ohne zu schlenkern, steigen ab, schieben das Rad am Rand zurück und reihen sich wieder ein (mehrere Durchgänge). In der nächsten Runde fahren sie die gleiche Strecke einhändig (eine Hand auf dem Oberschenkel). Längs der Bahn stehen Helfer mit Wurfringen oder Bändern, die während der Fahrt eingesammelt und am Start wieder abgegeben werden. Auf Zuruf der Lehrkraft sieht sich der Schüler während der Fahrt nach links über die Schulter um und muss bei seiner Rückkehr einen Gegenstand nennen, den die Lehrkraft hochgehalten hat (evtl. ein Pappschild mit einer Zahl). Wieder sieht der Schüler auf Zuruf über die Schulter zurück. Die Lehrkraft zeigt nach rechts bzw. links. Daraufhin biegt der Schüler entsprechend ab, fährt an der Seite zurück und reiht sich wieder ein. Die Helfer verteilen die selbst erstellten Pappschilder mit den Einzelschritten der Abbiegevorgänge auf dem Boden des Übungsgeländes und beobachten und korrigieren das Fahrverhalten der Übenden. 4. INTEGRATIONS- UND ANKNÜPFUNGS- PUNKTE Deutsch: Selbsterstellte Silbenrätsel aus den Wörtern, die den Linksabbiegevorgang beschreiben als Rechtschreibübung Klassengespäch: Wovor ich mich beim Radfahren fürchte mit Stichwortsammlung an der Tafel. Sport: Gleichgewichtsübungen auf der langen Bank und dem Schwebebalken Sachkunde: Das verkehrssichere Fahrrad 5. LITERATUR/ MEDIEN 1) Dieter Hohenadel/Nicola Neumann-Opitz: Rad fahren im 1. und 2. Schuljahr. Verlag Heinrich Vogel, München ) Gisela Siems: Wenn...dann; Übungsmappe mit Kopiervorlagen. Verlag Heinrich Vogel, München ) Gisela Siems: Sehen-Malen-Lernen; Übungsmappe mit Kopier- vorlagen. Verlag Heinrich Vogel, München ) Deutsche Verkehrswacht; Radfahrer sichere dich. Verlag Heinrich Vogel, München ) Agnes Kuse: Radfahren aber sicher; Stöpselkarten zum Radfahrunterricht in der Grundschule. Verlag Heinrich Vogel, München ) Jugendwerk der Deutschen Shell: Radfahren in der Grundschule und Jugendverkehrsschule, Rot- Gelb-Grün Lehrmittel, Braunschweig ) Die Radfahrkiste. Verlag Heinrich Vogel, München Zur Autorin: Gisela Siems hat an der PH Braunschweig Kunst, Sport und Deutsch studiert, war von als Lehrerin an der Grundschule Vechelde/Vallstedt tätig. Foto: Verlag Heinrich Vogel Zeichnungen: Verlag Heinrich Vogel Gisela Siems 14 Zeitschrift für VerkehrsErziehung

5 Kopiervorlage P Rechts und links abbiegen 1. Du fährst von A nach B. Benutze einen farbigen Stift Wie oft musstest du auf deinem Weg nach links abbiegen? Wie oft musstest du nach rechts abbiegen? B A Arbeitsblatt 1 Seite 1 zu Praxis Verkehrserziehung Primarbereich Zeitschrift für VerkehrsErziehung 23

6 P Wer hat Vorfahrt? Kopiervorlage Male nur die Zeichen an, die die Vorfahrt regeln und erkläre ihre Bedeutung. 24 Arbeitsblatt 1 Seite 2 zu Praxis Verkehrserziehung Primarbereich Zeitschrift für VerkehrsErziehung

7 Kopiervorlage P Rechtsabbiegen Kreuze die richtige Antwort an und male das Bild an. Worauf muss der Radfahrer achten? auf gar nichts, weil die Ampel für ihn Grün zeigt. auf den Mann und das Mädchen. nur auf den Mann; das Mädchen ist zu langsam. Begründe deine Antwort! Arbeitsblatt 2 Seite 1 zu Praxis Verkehrserziehung Primarbereich Zeitschrift für VerkehrsErziehung 25

8 P Kopiervorlage Linksabbiegen Trage die richtigen Zahlen ein. sich nochmals umsehen sich einordnen auf Fußgänger achten 3 4 sich umsehen deutliches Handzeichen geben 2 abbiegen Vorfahrtregelung beachten 1 auf Gegenverkehr achten und Vorrang gewähren. Welche beiden anderen Möglichkeiten des Linksabbiegens kennst du noch? Zeichne mit verschiedenfarbigen Stiften. 26 Arbeitsblatt 2 Seite 2 zu Praxis Verkehrserziehung Primarbereich Zeitschrift für VerkehrsErziehung