Kinderlieder begleiten lernen

Transkript

1 Kinderlieder begleiten lernen für Gitarre (inkl. CD) Bearbeitet von Norbert Roschauer 1. Auflage Buch. 92 S. ISBN Format (B x L): 21 x 29,7 cm Gewicht: 315 g schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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5 Norbert Roschauer Kinderlieder begleiten lernen

6 Erste Auflage 2011 ISBN ISMN M by Norbert Roschauer und artist ahead Musikverlag Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des artist ahead Musikverlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Recording / Mastering : Norbert Roschauer Umschlagentwurf: Ron Marsman, FEUERWASSER. gestaltungsbüro, Grafik Happy Kids Richard Laschon - Fotolia.com Photos: Norbert Roschauer Notensatz und Layout: Regina Fischer-Kleist, Norbert Roschauer & Hans-Jörg Fischer Hergestellt in der EU artist ahead GmbH Wiesenstraße Walldorf Germany

7 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis... 5 Vorbemerkungen... 7 Der Umgang mit diesem Buch... 8 Voraussetzungen Die Gitarre Zubehör Die Haltung der Gitarre Wie man übt Jetzt geht es los! Das Entziffern ägyptischer Hieroglyphen oder wie man Griffbilder liest Bruder Jakob...20 Der Griffwechsel von A-Dur nach E-Dur Der Einsatz des Kapodasters Der Auftakt...24 Ich kenne einen Cowboy...24 Hänsel und Gretel...25 Ein Vogel wollte Hochzeit machen...27 Der Kuckuck und der Esel...29 Der dritte Griff: Der D-Dur-Griff...30 Wir sind zwei Musikanten...32 Kuckuck...34 Es war eine Mutter...35 Bruder Jakob mit Rhythmus...37 Ich kenne einen Cowboy mit Rhythmus...38 Hänsel und Gretel mit Rhythmus...39 Hab'ne Tante aus Marokko...41 Die Affen rasen durch den Wald...42 Old Mac Donald...45 Der vierte Finger greift ein: Der H7-Griff...46 Ein kleines graues Eselchen...48 Schlaf, Kindlein, schlaf!...49 Wer will fleißige Handwerker seh'n?...51 Ein neuer Rhythmus Drei Chinesen mit dem Kontrabass...53 Auf der Mauer...54 Der nächste Akkord: Der C-Dur-Griff...55 Und gleich noch ein Griff: Der G7-Akkord...56 Jetzt fahr'n wir über'n See...58 Kennt ihr schon Avignon? Kommt ein Vogel geflogen...61 Neben Dur gibt es auch Moll: Der A-Moll-Griff Aller guten Dinge sind zwei: Der E-Moll-Griff He Ho...64 Sascha...66 Im Märzen der Bauer...67 Der einfache G-Dur-Griff...68 Der vollständige G-Dur-Griff...69 artist ahead 5

8 Auf einem Baum ein Kuckuck...72 Zum Geburtstag viel Glück...73 Summ, summ, summ...75 Grün, grün, grün sind alle meine Kleider...77 Der F-Dur-Griff Auf de schwäb'sche Eisebahne Morgens früh um sechs...81 Häschen in der Grube...82 Müde bin ich, geh zur Ruh'...83 Wie es weitergehen könnte...84 Das Stimmen der Gitarre...85 Grifftabelle

9 Vorbemerkungen Kinder singen sehr gern! Dieses Buch wendet sich an Mütter, Väter, Kindergärtnerinnen, Grundschullehrer/innen, Sozialarbeiter, also an alle, die privat oder beruflich mit Kindern zu tun haben und mit ihnen gemeinsam singen wollen. Das stärkt die soziale Kompetenz und macht überdies viel Freude! Oft fehlt es aber am nötigen Know-How oder an der Zeit, das Gitarrenspiel zu erlernen. Man muss aber kein Virtuose sein, um zusammen mit Kindern Lieder zu singen, man kann durchaus in relativ kurzer Zeit dazu ausreichende Kenntnisse erwerben. Man muss nur wollen! Hier setzt dieses Buch an. Es werden die wichtigsten Griffe vorgestellt, mit denen man schon eine Vielzahl an Kinderliedern begleiten kann. Das geht nämlich mit einfachen Griffen und wenigen Rhythmen! Die Tonarten der Lieder habe ich so gewählt, dass die Lieder gut spielbar und vor allem gut singbar sind. Technische Schwierigkeiten wie Griffe und Griffwechsel werden erst in Übungen trainiert, bevor sie in Liedern angewandt werden. Wichtige Übungen sind überdies als kleine Filme unter der Adresse abrufbar. Manche Problemstellungen werden so sicherlich anschaulicher als in reiner Textform dargestellt. Die beiliegende CD ist zum Anhören und Mitspielen gedacht. Sie wird ebenso manche Unklarheiten aus dem Weg räumen können. Ich habe vor allem klassische Kinderlieder ausgewählt. Beim Verwenden aktueller Songs sind zum einen Urheberrechte zu beachten, zum anderen ist das verwendete Liederrepertoire an den unterschiedlichen Einrichtungen gänzlich unterschiedlich. Was in dem einen Kindergarten gern und oft gesungen wird, ist in dem anderen vielleicht vollkommen unbekannt. Deshalb habe ich solche Lieder in dem Buch aufgenommen, von denen ich annehme, dass sie allgemein bekannt und verbreitet sind und schnell mitgesungen werden können. Nach dem Durcharbeiten des Buches kann man die erworbenen Fähigkeiten auf die Songs übertragen, die man selbst benötigt. Dazu sind viele Liederbücher erhältlich. Dies gilt sowohl für die Klassiker, als auch für modernere Songs zeitgenössischer Komponisten. Zum leichteren Verwenden in der Praxis findet man bei jedem Lied die Angabe des ersten Melodietones, so dass man leicht den Einstieg in das Singen schafft. Zum Nachschlagen befindet sich am Ende des Buches eine Tabelle mit allen im Buch vorkommenden Griffen. Wer Wünsche zu weiteren Kinderliedern hat, möge mir diese bitte kundtun. Unter der oben genannten Internet-Adresse kann ich zusätzliches Material zur Verfügung stellen, sofern dies nicht gegen Urheberrechte verstößt Viel Spaß und Erfolg wünscht Norbert Roschauer Oktober 2011 Kritik und Anregungen bitte an: Norbert Roschauer Tel./Fax: (06204) artist ahead 7

10 Der Umgang mit diesem Buch Im Buch tauchen des öfteren folgende Zeichen auf: 01 Unter dieser Tracknummer findet man das entsprechende Hörbeispiel zu dem jeweiligen Lied oder zur zugehörigen Übung. Hier kann man sich anhören, wie das Lied oder die Übung klingen sollen. Melodie und Begleitstimme der Lieder sind auf unterschiedliche Kanäle links und rechts verteilt, so dass man beim Üben eine der beiden Stimmen mit dem Balanceregler entfernen kann. Die Tempi sind zu Übezwecken relativ langsam gehalten. Wem dies immer noch zu schnell ist, kann die Übungen auf einen Computer überspielen. Es gibt kostenlose Software, mit der man Audiodateien langsamer machen kann, ohne die Tonhöhe zu verändern. Damit man weiß, wie die Lieder im Originaltempo klingen, habe ich sie auch in schnellerem Tempo aufgenommen. Allerdings passten so viele Stücke nicht mehr auf die CD. Sie stehen auf zum Herunterladen bereit. Bei Übungen mit diesem Zeichen kann man sich unter einen Film anschauen, der die jeweilige Übung in bewegten Bildern zeigt. Dieses Zeichen weist auf besonders wichtige Dinge hin. 2. Bund Dieses Zeichen zeigt dir in welchen Bund man den Kapodaster setzt. Die Lieder dieses Buches sind systematisch nach ansteigendem Schwierigkeitsgrad der verwendeten Griffe angeordnet. Die Gestaltung der Seiten soll bei der Bewältigung der Aufgaben helfen. Zunächst finden wir die technischen Anleitungen. Bei jedem Lied geht man nämlich nach einem ähnlichen Schema vor. Zuerst wird ein neuer Griff vorgestellt. Dieser wird dann im Wechsel mit einem schon bekannten Griff oder mit einem neuen Rhythmus geübt. Die Griffe und Griffwechsel werden anschließend anhand von Liedern geübt. Diese Lieder sind mit Noten aufgezeichnet, wie man sie auch in den meisten Liederbüchern findet. Allerdings muss man keine Noten lesen können, um die Lieder begleiten zu können. Sie enthalten aber wichtige Informationen, die auch ein Nichtnotenleser entziffern kann. Wichtig sind beispielsweise die Taktangaben am Liedanfang, die uns Aufschluss über den Rhythmus des Liedes geben. Über den Takten stehen die Akkordsymbole. Damit wissen wir, welchen Akkord wir in den jeweiligen Takten greifen müssen. Die Noten können uns außerdem den Verlauf der Melodie verdeutlichen. Überdies kann ein instrumental fortgeschrittener Mitmensch diese auf einem Instrument spielen und wir können ihn begleiten. Das funktioniert! Noch besser ist aber, wir singen und begleiten uns selbst. Tipps zum Singen und gleichzeitigem Gitarrenspiel findet man in meinem Buch Singen zur Gitarre, das wie das vorliegende

11 Buch bei artist ahead erschienen ist. Wer mal einen Griff nicht weiß, kann am Ende des Buches in der Grifftabelle nachschauen. Die Noten der Lieder enthalten immer die erste Strophe eines Liedes. Die weiteren Strophen werden in den meisten Liederbüchern nicht mehr mit Noten, sondern nur noch als Text aufgeschrieben. Damit man aber weiß, wie viele Takte immer für die einzelnen Griffe benötigt werden, habe ich die Texte dieser Strophen mit Taktstrichen versehen. Vor dem jeweiligen Lied findet man den Anfangston der Melodie. Wenn man diese Töne spielt und nachsingt, kann man mit diesem Ton beginnen, das jeweilige Lied zu singen. Diese Töne sind in Standardnotation und der so genannten Tabulatur aufgeschrieben. Wer keine Noten lesen kann, dem ist es dennoch möglich, den richtigen Ton zu treffen. Die Tabulatur ist eine Griffschrift. Sie zeigt an, wo ein Ton gegriffen werden soll. Das Liniensystem der unten stehenden Tabulatur steht für die sechs Saiten der Gitarre. Die tiefste Linie stellt die tiefe E-Saite dar, das ist die sechste und dickste Saite, die oberste Linie ist die hohe E-Saite, das ist die erste und dünnste Saite. Die Ziffer in der Tabulatur zeigt, in welchem Bund gegriffen werden soll. Eine O auf einer Linie der Tabulatur hieße, hier wird nicht gegriffen, sondern die leere Saite angezupft. 1 würde bedeuten, dass auf dieser Saite im ersten Bund gegriffen wird. Im nebenstehenden oberen Beispiel wird also die vierte Saite im zweiten Bund (wegen der 2 auf der Linie für die vierte Saite) gegriffen, im unteren Beispiel wird der Ton c im dritten Bund der fünften Saite (wegen der 3 auf der Linie für die fünfte Saite)gegriffen. Internetunterstützung Die modernen Zeiten gehen auch an den Gitarrenpielern und lehrern nicht spurlos vorbei! Unter der Internetadresse findet man mehrere kleine Filme, die manche Sachverhalte anschaulicher machen sollen. Außerdem werde ich dort ergänzende Informationen bereitstellen, sollten zu den einzelnen Liedern Fragen auftauchen. Vorgesehen habe ich auch, künftig hier zusätzliches Songmaterial veröffentlichen. Wer Wünsche hierzu äußern möchte, möge dies bitte tun! Schicken Sie (auch bei Fragen und Unklarheiten!) einfach eine Mail an: info@gitarrenschule-roschauer.de artist ahead 9

12 Voraussetzungen Die Gitarre In diesem Kapitel wollen wir klären, welche Gitarre für unsere Zwecke geeignet ist. Steelstring-Gitarre oder auch Westerngitarre Nylonstring-Gitarre oder auch Konzertgitarre Es gibt zwei grundsätzlich unterschiedliche Gitarretypen, nämlich die mit Nylonsaiten bespannte Konzertgitarre und die mit Stahlsaiten versehene Folk- oder Westerngitarre. Beide Typen kommen für uns grundsätzlich in Frage. Der Vorteil der Konzertgitarre ist, dass ihre Nylonsaiten dem Anfänger bis zum Erwerb von Hornhaut an den Fingern zunächst weniger Schmerzen bereiten. Stahlsaiten sind dünner, etwas härter gespannt und verursachen anfangs eher Fingerkuppenweh. Brauchbare Instrumente gibt es im guten Fachhandel ab etwa Wichtig ist bei der Auswahl weniger das Aussehen als vielmehr die Bespielbarkeit des Instruments. Die Saitenlage sollte nicht zu hoch sein, der Hals darf nicht verzogen sein. Letzteres gilt vor allem für gebrauchte Instrumente. Man sollte darauf achten, dass das Instrument eine massive Decke hat (das ist die Oberseite mit dem Schallloch), was aber im Jahre 2011 in der Regel der Fall ist. Gitarren mit matt klingender Sperrholzdecke sind heutzutage zum Glück nur noch selten zu finden. Einen Preis- und Qualitätssprung gibt es bei den so genannten vollmassiven Instrumenten. Bei diesen Gitarren besteht nicht nur die Decke aus massivem Holz, auch die Zargen (die Seitenteile) und der Boden (die Unterseite) bestehen nicht mehr aus Sperrholz. Hier befinden wir uns schon in der unteren Mittelklasse bei Preisen ab ca Eine Empfehlung für eine bestimmte Marke gibt es an dieser Stelle nicht, da dies zu stark vom Geschmack des Einzelnen abhängt. Außerdem spielt der Geldbeutel ebenfalls eine Rolle. Vor dem Kauf sollte man erst mehrere Instrumente testen bzw. sich vorspielen lassen. Wer ein möglichst billiges Instrument kaufen will, kauft teuer! Solche Gitarren sind meist nur schlecht spielbar, abgesehen von oft schlechtem Klang und miserabler Verarbeitungsqualität. Erfolgserlebnisse können sich bei solch einem schlechten Instrument nicht einstellen

13 Vom Gebrauch zwölfsaitiger Gitarren (die gibt es auch!) rate ich einem Anfänger ab. Diese Instrumente klingen zwar sehr schön, es müssen aber immer zwei Saiten statt einer heruntergedrückt werden. Dies benötigt Kraft, die ein Anfänger in der regel (noch) nicht hat. Solche Instrumente sind eine Option für später, wenn man erst mal Blut geleckt hat Auch Elektro-Gitarren wären zwar möglich, für den mobilen Gebrauch im Unterricht oder in Kindergruppen sind sie eher unpraktisch, da für den dann notwendigen Verstärker ein Stromanschluss benötigt wird. Zubehör Es gibt mehrere Dinge, die das Gitarrenspielen etwas erleichtern und deren Anschaffung das Budget nicht überfordern. Einen Notenständer benötigt man zwar nicht unbedingt, es ist aber durchaus sinnvoll, einen solchen zu benutzen. Beim Üben kann man dann beispielsweise dieses Buch oder auch ein Liederbuch so positionieren, dass man ohne Kopf- und Körperverrenkungen mitlesen kann. Wichtig ist vor allem für Anfänger ein Stimmgerät. Das Stimmen nach Gehör sollte man zwar auch irgendwann beherrschen, gerade zu Anfang funktioniert das noch nicht, da man hierfür eine gewisse Zeit des Ohrentrainings benötigt. Bevor man das verstimmte Instrument entnervt beiseite legt und frustriert aufgibt, kann das Gerät für die richtige Stimmung sorgen. Ein weiteres nützliches Hilfsmittel, ohne das wir auch in diesem Buch nicht auskommen, ist der so genannte Kapodaster. Es gibt diese in unterschiedlichen Qualitäten und Formen. Allen gemeinsam ist, dass man mit ihnen die Saiten verkürzen kann. Wenn ein Lied zum Singen zu tief erscheint, setzt man einen Kapodaster auf das Griffbrett und spielt die gleichen Griffe wie vorher. Sie klingen dann entsprechend höher und das Singen wird erleichtert. Der Einsatz des Kapodasters wird später noch in diesem Buch beschrieben. Ein Fußbänkchen für das linke Bein benötigt man nur, wenn man in der klassischen Haltung spielt. artist ahead 11

14 Die Haltung der Gitarre Es gibt unterschiedliche Arten, die Gitarre so zu halten, dass wir ohne Probleme spielen können. Am weitesten verbreitet für das Lieder begleiten ist folgende: Wir schlagen das rechte Bein über das linke und nehmen die Gitarre auf den rechten Oberschenkel. Zwischen Instrument und Bein sollte kein Freiraum bleiben. Den rechten Arm legen wir mit der Armbeuge auf die Zarge (das ist die schmale Seite des Instruments) und drücken damit das Instrument leicht an den Oberkörper. Die Gitarre wird somit an drei Stellen gehalten. Die Verwendung eines Gurtes ist bei dieser Haltung überflüssig. Sinnvoll kann ein Gurt dennoch sein, wenn man beispielsweise vor einer Schulklasse steht und mit den Schülern singen will. Für Konzertgitarren gibt es Umhängemöglichkeiten, bei der ein Haken vorn ins Schallloch eingehängt wird. Dies kann für das Instrument gefährlich werden, da es hierbei zum Kippen nach vorne neigt. Es gibt auch noch die klassische Haltung. Man kann so zwar am besten die Saiten greifen, für die Liedbegleitung ist diese Haltung aber eher ungebräuchlich. Die Haltung der rechten Hand Die Haltung der rechten Hand sollte sich an der eben beschriebenen Haltung orientieren, auch wenn hierfür keine verbindlichen Vorschriften existieren. Die Finger der rechten Hand schlagen die Saiten direkt über dem Schallloch an, wobei der Daumen eher in Richtung des Griffbretts platziert wird. Sie bewegen sich möglichst in rechtem Winkel zu den Saiten. Beim Lieder begleiten ist der rechte Arm im Idealfall fast bewegungslos. Nur der Unterarm wird in einer Drehung bewegt. Diese Bewegung sieht aus wie das Eindrehen einer Glühbirne oder das Betätigen eines Schraubendrehers. Ganz am Anfang kann man sich auf die Benutzung des Daumens beschränken. Wichtiger als technische Feinheiten ist, dass wir Klänge erzeugen. Das Wie spielt zu Beginn noch keine große Rolle

15 Die Haltung der linken Hand Die Haltung der Greifhand orientiert sich am besten am klassischen Vorbild. Alle Finger schweben leicht gekrümmt über dem Griffbrett und werden senkrecht von oben auf die Saiten gesetzt, damit sie die Nachbarsaiten nicht berühren. Man greift möglichst direkt hinter dem Bundstäbchen. An dieser Stelle benötigt man nämlich die geringste Kraft, um die Saite so herunter zu drücken, dass sie nicht scheppert. Überhaupt ist das Greifen keine Sache der Kraft. Wir benötigen für das Gitarrenspiel kein Bodybuilding! Es ist viel wichtiger, an der richtigen Stelle zu greifen, auch wenn dies dem Anfänger zunächst schwer fällt. Der Daumen befindet sich in der Mitte des Gitarrenhalses gegenüber dem Mittelfinger und übt so einen leichten Gegendruck zu den Greiffingern aus. Die Handfläche soll den Gitarrenhals nicht berühren, dies dürfen nur die Fingerkuppen der Greiffinger und der Daumen. Wir stellen uns vor, in der linken Hand eine Orange zu halten. Wenn wir anstatt der Orange jetzt den Gitarrenhals nehmen, haben wir genau die richtige Stellung der linken Hand. Die Fingernägel der Greifhand müssen so weit zurückgefeilt werden, dass sie nicht oder nur wenig über die Fingerkuppe hinaus stehen, damit sie beim Greifen das Holz des Griffbrettes nicht berühren. Anfangs werden wir wenig Kraft in den Fingern der linken Hand haben. Es gibt Möglichkeiten des Bodybuildings für Finger, die dem abhelfen können. Es gibt Geräte, mit denen man Krafttraining machen kann. Es geht auch einfacher. Wir stellen alle Finger der linken Hand auf die dritte Saite ab dem fünften Bund auf. Anschließend pochen wir mit jedem Finger nacheinander mehrmals kräftig auf das Griffbrett, so dass ein Klopfgeräusch hörbar wird. Anfangs werden wir durchaus daneben treffen, das gibt sich aber im Laufe der Zeit. Die anderen Finger sollen auf dem Griffbrett aufgesetzt bleiben. Diese Übung kann man in abgewandelter Form überall machen, indem man die Finger beispielsweise auf einer Tischplatte aufsetzt und nacheinander klopft. Die anderen Finger müssen aber immer aufgesetzt bleiben! artist ahead 13

16 Wie man übt Eines vorweg: Ohne Üben geht überhaupt nichts! Bewegungsabläufe sind Muskelbewegungen und müssen wie bei einem Sportler regelmäßig trainiert werden, damit sie immer wieder abrufbar sind. Langsam ist schneller! Es klingt paradox, entspricht aber der Wirklichkeit. Wir beginnen alle Griffwechsel und Übungen langsam, auch wenn man sich dazu zwingen muss! Das Gehirn muss nämlich den Bewegungsablauf richtig abspeichern und was nicht richtig gespeichert ist, kann auch nicht richtig abgerufen werden. Korrektes Spielen funktioniert aber nur langsam! Schneller werden wir später automatisch, wenn wir vom Gehirn die abgespeicherten Abläufe aufrufen können. Das olympische Schneller-Höher-Weiter ist beim Gitarrenspiel vollkommen uninteressant. Wir machen Musik und keinen Hochleistungssport. Alle Übungen und Griffwechsel sollen so oft gespielt werden, bis sie fehlerfrei und im richtigen Timing (d.h. mit gleichmäßig durchlaufendem Taktschlag) gespielt werden können. Regelmäßiges Üben erzielt bessere Erfolge als nur gelegentliche Übeexzesse. Wichtig ist auch häufigeres Wiederholen. So merkt man, was man schon beherrscht und woran man vielleicht noch etwas arbeiten sollte. Pausen machen! Bevor wir mit schmerzenden Fingern total verkrampft vom Hocker kippen: aufhören, entspannen, Schultern kreisen lassen, Hände und Arme ausschütteln, durchatmen, später weiter machen

17 Jetzt geht es los! Wir beginnen mit einfachen Griffen, mit denen wir die Gitarre schnell zum Klingen bringen können. Es soll sich schließlich in absehbarer Zeit ein Erfolgserlebnis einstellen! Diese werden als Griffbilder und in Fotos dargestellt. Zuerst müssen wir aber lernen, wie man diese Griffbilder liest. Es handelt sich dabei um bildliche Darstellungen dessen, an welcher Stelle die Finger der linken Hand auf dem Griffbrett greifen sollen. Das Entziffern ägyptischer Hieroglyphen oder wie man Griffbilder liest Griffbilder sind verkleinerte Darstellungen des Griffbretts. Sie zeigen, wie wir von oben auf das Griffbrett sehen. Die waagrechten Linien bedeuten die sechs Saiten der Gitarre, die senkrechten bzw. leicht nach rechts geneigten Linien stellen die Bünde dar. So heißen die Metallstäbchen auf dem Griffbrett. Sattel 1. Bund 2. Bund 1. Saite: e 2. Saite: h 3. Saite: g 4. Saite: D 5. Saite: A 6. Saite: E Die grafische Darstellung (links) entspricht dem Bildausschnitt der Gitarre (rechts). Die sechste Saite ist die dickste Saite mit dem tiefsten Ton, die erste Saite ist die dünnste Saite mit dem höchsten Ton. Hoch" und Tief" sind Bezeichnungen für die Tonhöhe und keine geografischen Begriffe. Die tiefste Saite liegt räumlich gesehen zwar oben", erzeugt aber die tiefsten Töne. artist ahead 15

18 Das war natürlich noch nicht alles. Jetzt müssen wir lernen, wohin die Finger zu setzen sind. In den Griffbildern, wie beispielsweise diesem, sehen wir dicke schwarze Punkte auf den Saiten und Zahlen rechts neben den Saiten. Die Punkte zeigen die Stellen, an denen Finger aufgesetzt werden müssen. Die Zahlen rechts stehen für die verwendeten Finger der linken Hand. Im Einzelnen bedeuten die rechts zu findenden Ziffern 1: Der Zeigefinger greift die Saite im angegebenen Bund. 2: Der Mittelfinger greift die Saite im angegebenen Bund. 3: Der Ringfinger greift die Saite im angegebenen Bund. 4: Der kleine Finger greift die Saite im angegebenen Bund. Es gibt noch zwei weitere wichtige Zeichen, die ebenfalls in dem oben stehenden Griffbild zu sehen sind: O links an der Saite: Die leere Saite wird gespielt. X links an der Saite: Diese Saite soll nicht angeschlagen oder gezupft werden. Dieser Ton gehört nicht zum Akkord, er würde falsch klingen. Der erste Griff: E-Dur Nun wollen wir unseren ersten Griff lernen. Er hört auf den schönen Namen E-Dur und sieht wie folgt aus: Grafische Darstellung Bildausschnitt Das Griffbild ist wie folgt zu lesen: Der Zeigefinger (1) greift im ersten Bund der dritten Saite. Der Mittelfinger (2) greift im zweiten Bund der fünften Saite. Der Ringfinger (3) greift im zweiten Bund der vierten Saite. Alle drei Saiten, auf denen sich kein Finger befindet, dürfen leer klingen (O)

19 Die Finger sollen möglichst senkrecht auf das Griffbrett aufgesetzt werden, damit sie nicht andere Saiten berühren und diese abdämpfen. Der Daumen befindet sich auf der gegenüber liegenden Seite des Halses ungefähr gegenüber dem Mittelfinger. Die Handfläche darf das Holz des Instrumentes nicht berühren. Das ist nur den Fingerkuppen und dem Daumenendglied erlaubt! Wenn eine Saite eher ein Plopp anstelle eines Tones von sich gibt, liegt das meist an der linken Hand. Wir müssen etwas experimentieren, bis alle Saiten richtig klingen. Wir achten darauf, dass die Finger immer senkrecht auf die Saiten aufgesetzt werden, damit die anderen Saiten nicht versehentlich berührt und abgedämpft werden. Außerdem sollen die Finger immer möglichst nahe am Bundstäbchen aufgesetzt werden. Je näher man am Bund greift, umso weniger Kraft benötigt man und umso sauberer klingt der Ton. Die breite Klammer über den Noten in der folgenden Übung steht für Abschläge. Wir schlagen die Saiten von den tiefen Saiten in Richtung der höheren Saiten an. Diese Bewegung erfolgt mit einer Drehung des Unterarmes, ähnlich dem Ein- und Ausdrehen einer Schraube oder einer Glühbirne. Der gesamte Arm darf nicht als Pendel verwendet werden! Wir achten auf möglichst kleine Bewegungen. Ob wir diese Bewegung nur mit dem Daumen oder mit den Fingern der rechten Hand machen, ist am Anfang unerheblich. Später machen wir die Abschläge allerdings nur noch mit den Fingern. Wer eine Gitarre mit Stahlsaiten verwendet, kann auch ein so genanntes Plektrum verwenden. Bei einer Konzertgitarre rate ich von dessen Gebrauch eher ab, da die Konzertgitarre damit zum einen nicht besonders gut klingt und zum anderen auch beschädigt werden kann. Stahlsaitengitarren haben meist einen Schlagschutz unter dem Schallloch. Abschlagsübung 4/4-Takt mit E-Dur Wir greifen den E-Dur-Griff und streichen mit dem Daumen der rechten Hand langsam (das sehen wir an dem Arpeggio-Zeichen, der Schlangenlinie links neben dem Notenkopf) über alle sechs Saiten, auf dass Wohlklang unsere Hütte erfülle. Natürlich kann man den Abschlag auch mit den Fingern der rechten Hand machen. Diese Anschlagsweise benötigen wir später, wenn wir mit Ab- und Aufschlägen Rhythmen spielen 01 artist ahead 17

20 Jetzt lassen wir den Akkord vier Zählzeiten lang klingen. Es handelt sich nämlich um einen so genannten 4/4-Takt, wie man an der Bruchzahl am Anfang der Notenlinie erkennen kann. Diese vier Schläge sind das Metrum, der Grundschlag, der in allen Takten gleich ist. Das viereckige Zeichen auf der Notenlinie ist eine ganze Note, die genau vier Schläge dauert. Ganze Noten bestehen nur aus einem leeren Notenkopf. Wir zählen also bis vier. Die Zählzeiten sind unter der Notenlinie aufgeschrieben. Solche eckigen Noten werden für das Aufschreiben von Rhythmen benutzt. Am Ende der Zeile steht ein Wiederholungszeichen. Wir erkennen es an dem dicken Strich und den beiden links davon befindlichen Punkten. Dieses Zeichen besagt, dass diese Notenzeile zweimal gespielt wird. Es ist übrigens eine gute Übung, das Metrum mit einem Fuß mitzumachen! Bei jeder Zählzeit tippen wir mit einer Fußspitze auf den Boden. Abschlagsübung E-Dur mit Viertelnoten Jetzt machen wir zu jedem Schlag des Metrums einen Abschlag. 02 Wir üben langsam und achten auf Treffsicherheit und Klang. Wichtiger aber ist es, immer im Metrum mitzuspielen. Die Abschläge erfolgen genau auf den Zählzeiten. Die kurzen schrägen Striche mit dem Notenhals nach unten stehen für Viertelnoten. Diese dauern jeweils eine Zählzeit lang, also genau einen Schlag. Solche Strichnoten werden für das Aufschreiben von Rhythmen benutzt. Mit dem gelernten Griff können wir sogar schon ein einfaches Lied begleiten! Für das Lied Bruder Jakob benötigen wir nämlich nur den E-Dur-Griff. In Liederbüchern findet man Lieder meist in der auch in diesem Buch verwendeten Darstellungsweise. In einem Notensystem stehen Noten, darunter ist der Text notiert. Die Buchstaben über den Noten sind für uns wichtig, denn sie sagen uns, welchen Akkord wir greifen müssen. Es gibt noch ein paar Angaben in diesem Notenbild, die für uns von Bedeutung sind. Die Noten selbst sind zum Begleiten unwesentlich, wir müssen also nicht Noten lesen können. Im folgenden Lied sind zusätzlich die Abschläge unter den Noten aufgeschrieben. Dies sucht man in Liederbüchern natürlich vergeblich

21 Neben dem Notenschlüssel am Anfang der Zeile finden wir die so genannte Taktangabe. Bei Bruder Jakob finden wir die Bruchzahl 4/4, es handelt sich also wie bei den vorangegangenen Übungen um einen 4/4-Takt. In jedem Abschnitt zwischen den Taktstrichen müssen wir also wieder bis 4 zählen. Das ist zum Glück ja nicht mathematisch anspruchsvoll. Den Raum zwischen zwei Taktstrichen bezeichnet man als Takt. Jeder Takt ist gleich lang, auch wenn die Abstände zwischen den Taktstrichen unterschiedlich groß sind und in jedem Takt unterschiedlich viele Noten stehen! Alle Takte enthalten also jeweils vier Abschläge. Zur Begleitung von Bruder Jakob : In jedem Takt machen wir also vier Abschläge. Zunächst kommt zu jeder Wortsilbe je ein Abschlag. Das Wort noch in der ersten Zeile erhält zwei Abschläge und in den Takten 5 und 6 müssen wir zu jedem Abschlag zwei Worte singen. Der Anfangston von Bruder Jakob befindet sich auf der vierten Saite im zweiten Bund. Bevor wir anfangen zu spielen, greifen wir diesen Ton und singen ihn nach. Dann können wir mit dem Lied beginnen. Wir singen und begleiten uns dazu. Nur Mut, wenn dies nicht gleich gelingen will! Im folgenden Stück, wie auch im weiteren Verlauf des Buches werden bei allen Liedern die Dur-Akkorde mit einem Großbuchstaben abgekürzt. E E-Dur Moll-Akkorde die ewas später im Buch behandelt werden, kürzt man mit einem Großbuchstaben und einem kleinen m ab. Em E-Moll artist ahead 19