UNSER KREIS Jahrbuch für den Kreis Steinfurt

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1 UNSER KREIS 2017 Jahrbuch für den Kreis Steinfurt

2 UNSER KREIS 2017 Jahrbuch für den Kreis Steinfurt Jahresthema Glaubenssache(n) Die Gesamtausgabe des Jahrbuches für den Kreis Steinfurt ist in den Buchhandlungen im Kreis Steinfurt und im Kreisarchiv erhältlich. ISBN Kreisheimatbund Steinfurt

3 UNSER KREIS 2017 Jahrbuch für den Kreis Steinfurt Titelbild Foto: Dorothea Böing, Kreis Steinfurt Das Titelbild zeigt ein Glasfenster der Katholischen Pfarrkirche St. Pankratius, das aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammt. Die Kirche steht im Herzen der Stadt Emsdetten und wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem gotischen Vorgängerbau nach Plänen des Berliner Baumeisters Friedrich August Stüler errichtet. Um 1900 wurden Chor und Westteil samt Turm nach Vorlagen des Architekten Hilger Hertel d. J. aus Münster angebaut. Inhalt I. Jahresthema Glaubenssache(n) Lieber Dr. Luther Editorial Dr. Albrecht Philipps Herausgeber Beratende Mitwirkung Textredaktion Bildredaktion Redaktionskreis Projektleitung Layout Satz Druck Kreis Steinfurt und Kreisheimatbund Steinfurt Arbeitskreis Jahrbuch Redaktionskreis Jahrbuch Angelika von Dewitz-Krebs Kreis Steinfurt Valerie Erben Michaela Bäcker Valerie Erben Stefan Heerdt Heinz Hölscher Hella Richter Bernd Tombült (Redaktion plattdeutscher Texte) Angelika von Dewitz-Krebs Kirsten Weßling Karl-Heinz Wilp Kreis Steinfurt Valerie Erben, Hella Richter Kreis Steinfurt Carina Afting Kreis Steinfurt Michaela Bäcker, Stefan Heerdt Druckhaus cramer Greven Hardcover ISBN Erscheinungsjahr 2016 Kontakt Angelika von Dewitz-Krebs Telefon: Alle Rechte, auch des auszugsweisen Nachdrucks von Bild und Text, liegen bei den jeweiligen Autorinnen und Autoren. Für den Inhalt der Textbeiträge sind die Verfasser innen und Verfasser verantwortlich. Ikonen des Nordens Bibelfliesen erzählen Geschichten des Alten und Neuen Testaments Kurt Perrey Kreis Steinfurt Festgeläut und salbungsvolle Worte Reformationsjubiläen vor 100 und 200 Jahren fielen in schwere Zeiten Dr. Christof Spannhoff Tecklenburger Land Fronleichnamsprozession Helma Freese Burgsteinfurt und Greven Plattdütske Andachten Heimatbund häw lange vögiätenen Bruuk wiër antochmakt Ludger Plugge Emsdetten Anna wer? Resi Borgmann Figur von byzantinischer Feierlichkeit Madonna in St. Maria Heimsuchung ähnelt Essener Skulptur Dr. Klaus Offenberg Hörstel-Bevergern Standort und Aussehen unbekannt Heutige Kirche muss mehrere Vorgängerbauten gehabt haben Sebastian Kreyenschulte Neuenkirchen Keine Ahnung von der Dreifaltigkeit Sendgerichte kontrollierten den Glauben und das Glaubenswissen Gebhard Aders Altenberge Woran ich glaube? Laura Meemann Provokante Prozession Fronleichnam 1927 war der Friede unter den Konfessionen in Gefahr Helmut Stroot und Gottfried Bercks Steinfurt-Burgsteinfurt

4 Erfolgreiche Gegenreformation Erst nach 1945 wuchs die Zahl der evangelischen Christen Dr. Anton Janßen Horstmar Glaiwenssaken Ludger Bügener Ochtrup Stichtag: 1. Januar Untertanen wurden zu den konfessionellen Strukturen verhört Rainer Menebröcker Steinfurt-Burgsteinfurt Reformation kam mit den Preußen Erster evangelischer Christ war 1836 der Amtmann Schowe Franz Lüttmann Saerbeck Fronleichnam Everhard Drees Lieber Heiland, sei so gut, Helma Freese Wie eine Heidenmission in Afrika Protestantische Identität bildete sich in der Diaspora nur mühsam aus Dr. Albrecht Philipps Ochtrup Raphael sorgt für gutes Geleit Bronze-Statue an der Hauptstraße stammt vom Künstler Werner Klink Werner Heukamp Recke Eine Kirche, aber ohne Turm und Glocken Preußischer König genehmigte 1750 den Bau von St. Dionysius Robert Herkenhoff Recke II. Ortsgeschichte Bibelquartette und Fleißkärtchen Der Verlag Bischof & Klein vertrieb ab 1892 viele christliche Produkte Friedhelm Hilge Lengerich Mantel voller Löcher und altes Bettzeug Nachlassinventare geben Auskunft über den Alltag auf dem Land Dr. Christof Spannhoff Lienen Taktisches Kalkül statt religiöser Toleranz In der Saline Gottesgabe durften auch Evangelische arbeiten Lothar Kurz Rheine-Bentlage Neue Form der Krankenpflege Ab 1850 gründeten die Kirchengemeinden eigene Hospitäler Dr. Stefan Schröder Kreis Steinfurt Der Inbegriff von Armut Das Heuerlingswesen prägte 400 Jahre lang das Leben auf dem Land Leon Holling Kreis Steinfurt Nah dran, aktuell, seriös und fair Krisenstab koordinierte Pressearbeit zum Busunglück im Jahr 2007 Josef Brinker Hopsten Befeuert von Schnaps und Bier Aufstand 1848 entzündete sich an erfolglosem Schmuggelversuch Werner Janning Wettringen Ein Wunder muss her logisch! Hermann Völkers Heimatkundeunterricht prägte Schülergenerationen Angelika Weide Laer Begehrte Schmuggelware: Salz Zollämter überwachten Grenze zwischen Preußen und Hannover Wolfgang Johanniemann Lotte Der Friedhof unter dem Friedhof Spätbronzezeitliches Urnengrab eines Kindes per Zufall entdeckt Dr. Jürgen Gaffrey Mettingen Katastrophe für die Ackerbürger Zwei verheerende Brände verwüsteten den Ortskern im 19. Jahrhundert Albert Tietmeyer Metelen Totale Vereinnahmung NSDAP stellte auch Kinder und Jugendliche in den Dienst der Partei Karl-Heinz Stening Altenberge Ein umzäunter Wohnplatz Ortsnamen sind immer auch eine wichtige Geschichtsquelle Dr. Christof Spannhoff Lengerich

5 III. Kultur Plattdeutsch für Lyrik und Prosa Autor Albert Rüschenschmidt erhält den Kulturpreis 2015 Valerie Erben Saerbeck Ein eigensinniger junger Maler Neues Museum präsentiert das Frühwerk von Otto Modersohn Werner Friedrich Tecklenburg O Choddechoddechott Otto Pötter Seltenes Kleinod aus großem Haus Bei den Waldgottesdiensten wird eine Prozessionsorgel gespielt Frank Bosse Tecklenburg Äs Nikolaus no bi Feldkamps tokeek Hermann Schmidt Schöne Müllerin am Originalschauplatz Die Wassermühle Görtemöller ist heute ein Kulturort Franz-Josef Schlie Westerkappeln Buchstäblich an den Rand gedrängt Kinder der evangelischen Bauerschaftsschulen hatten lange Wege Horst Michaelis Mettingen Westfälisch-ägyptische Weihnacht Koptische Familie sieht zum ersten Mal eine handgeschnitzte Krippe Günter Pfützenreuter Nordwalde Eenzigartig in t Mönsterland Waorüm dat Riesenbiëckske Platt wat ganz wat Besonderet is Rudolf Averbeck Hörstel-Riesenbeck Einhornpulver gegen Vergiftungen Das Apothekenmuseum zeigt Kurioses der letzten Jahrhunderte Monika Niesert Rheine Die Verwandlung des Alltäglichen Kristina Berning erhält den Sparkassen Nachwuchspreis Kultur 2015 Hella Richter Saerbeck IV. Natur Der Vogel mit dem blauen Umhang Eliana Sophie Kroll Laer Muntere Mäusejäger mit gelben Augen Über 140 Röhren im Kreisgebiet bieten Steinkäuzen Unterschlupf Bernhard Hölscher Kreis Steinfurt V. Menschen Publizist, Politiker, Heimatforscher Willi Untiet erhält für sein Engagement den Brauchtumspreis Victoria Britten Ladbergen De Apenköster Fritz Castelle un siene Unnerst Rainer Schepper Steinfurt-Burgsteinfurt Das rasende Wort Gottes Diakonisse Wilhelmine Schmittker war lange Gemeindeschwester Adelheid Zühlsdorf-Maeder Lengerich Begabter Mathematiker und Spitzel? Gymnasiallehrer Dr. Wilhelm Ackermann wurde von Kollegen entlastet Willi Feld Steinfurt-Burgsteinfurt Dat Begräffnis Karl Heinz Käller Mettingen Standhaft, schlitzohrig, zäh Pfarrer Josef Helmus überlebte seine Inhaftierung in Dachau Bernhard Brockötter Greven Dem Leben nah Ingrid Suhre Lienen und Emsdetten Usse Katrin Heinrich Hoffrogge Hörstel Gustchen kann t Mul nich haulen Hanna Schmedt Ein Mann der ersten Stunde Artur Anders stand lange an der Spitze der Gemeindeverwaltung Bernd Hammerschmidt Lengerich

6 Schwaore Drächt Ludger Plugge Das Plattdeutsche geliebt und gelebt Langjähriges Redaktionsmitglied Willi Kamp ist verstorben Ute Langkamp Kreis Steinfurt Dat Moderährenkrüs Willi Kamp Das zweite Gesicht Anke Hoge Trügge in den ollen Trott Theo Weischer Pionierpriester und Latein-Professor Amerika-Auswanderer ist in seiner Geburtsstadt fast unbekannt Herbert Brügge Ibbenbüren Junge Autorinnen und Autoren Woran ich glaube? Laura Meemann Der Inbegriff von Armut Das Heuerlingswesen prägte 400 Jahre lang das Leben auf dem Land Leon Holling Kreis Steinfurt Monitor Miriam Pott Metelen Der Vogel mit dem blauen Umhang Eliana Sophie Kroll Laer Publizist, Politiker, Heimatforscher Willi Untiet erhält für sein Engagement den Brauchtumspreis Victoria Britten Ladbergen Plattdeutsche Gedichte De Priägestohl Karlheinz Stapper De Bichtstohl Karlheinz Stapper Kiärkwiehdag in St. Konrad Hedwig Reckert Wiehnachten Elisabeth Wulf Sommergewitter in Venn Otto Pötter...dat kanns mi glaiwen Nikolaus Evers Dat glaiw ik, un dat weet ik Nikolaus Evers Dat Hus Albert Rüschenschmidt Stuorm Georg Reinermann Et is höchste Tiet! Helene Diekel Siälentraust Otto Pötter Vögiëwen, aober nich vögiäten Herbert Schürmann De guete olle Tiet Albert Rüschenschmidt Viärntükkers-Hiärm Bernhard Friedrich Frahling Hochdeutsche Gedichte Gelebte Geschichte Heidrun Beckmann Blick vom Balkon Siegfried Olms

7 Jahresthema Brigittenkirche Siegfried Olms Engel auf Erden Aleksandra Holtzmer Monitor Miriam Pott Metelen Der Abschied Joachim Lucas Mit Gott unterwegs Heidrun Beckmann Paradies Albert Rüschenschmidt Sein Weg oder Glaubenssache Hartmut Kubitza Glaube Nina Koch Verzeichnisse Autorinnen und Autoren, Fotografinnen und Fotografen Ortsindex Ein Politiker besuchte eine kirchlich organisierte Ausstellung. Im Foyer traf er auf den Pfarrer der Gemeinde und fragte ihn: Ich habe gerade in dem ausgelegten Flyer gelesen, dass hier eine Anna selbdritt ausgestellt wird. Was ist das eigentlich, eine Anna selbdritt? Der Pfarrer erklärte ihm, dass es sich um eine Darstellung der heiligen Mutter Anna, gemeinsam mit ihrer Tochter Maria und deren Sohn, dem Jesuskind, handelt. Nach einigen Tagen traf der Pfarrer den Direktor des Gymnasiums, der Mitglied des Stadtrates war. Auf die Frage, ob es in der Sitzung des Vorabends etwas Neues gegeben habe, berichtete der Direktor, dass der Politiker sich heftig über das mangelhafte Allgemeinwissen der jungen Leute heutzutage beklagt hatte mit den Worten: Fragen Sie mal einen Gymnasiasten oder Studenten, was zum Beispiel eine,anna selbdritt ist. Das wissen die heute nicht mehr! Diese Darstellung von Anna selbdritt in der Kirche St. Anna in Neuenkirchen stammt von der verstorbenen Horstmarer Künstlerin Gertrud Büscher-Eilert und entstand in den 70er Jahren. Foto: Karl-Heinz Wilp Foto: Karl-Heinz Wilp 29

8 Jahresthema Dr. Christof Spannhoff Tecklenburger Land Festgeläut und salbungsvolle Worte Reformationsjubiläen vor 100 und 200 Jahren fielen in schwere Zeiten Im Jahr 2017 wird ein bedeutendes Jubiläum gefeiert. Vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, schlug Martin Luther ( ) seine Thesen, in denen er sich vor allem gegen die Lehre des Fegefeuers und den Missbrauch des Ablasshandels aussprach, an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg. Luthers Thesen haben in der Folge eine Diskussion ausgelöst, die schließlich zur Reformation führte. Deshalb wird ihre Veröffentlichung als Auftakt zur Reformation betrachtet, deren religiöse, gesellschaftliche, politische und kulturelle Auswirkungen weltgeschichtliche Bedeutung erlangten. Die 500. Wiederkehr dieses besonderen Ereignisses wird bereits seit 2008 durch die sogenannte Luther- Dekade vorbereitet und mit zahlreichen Aktivitäten, Ausstellungen und Vorträgen begangen. Heute diskutiert die Reformationsforschung allerdings kontrovers, ob der Anschlag der Thesen Luthers an die Wittenberger Schlosskirchentür und an noch weitere Kirchentüren wirklich stattgefunden hat und ob dieses Ereignis zu seiner Zeit wirklich die derart enorme Bedeutung besaß, die ihm später zugeschrieben wurde. Denn zum Gründungsmythos der Reformation wurde der Thesenanschlag erst nach Luthers Tod 1546, vor allem aufgrund der Verbreitung durch Philipp Melanchthon ( ). 1 Wie dem auch sei: Luthers Thesenanschlag 1517 wurde bereits früh zum Anfang der Reformation stilisiert und damit zur Grundlage von Reformationsjubiläen in evangelisch geprägten Landschaften. Ausgehend von den zahlreichen aktuellen Veranstaltungen zum Jubiläum 500 Jahre Reformation stellt sich die Frage, wie die Jubiläen zum 400. und zum 300. Jahrestag des vermeintlichen Thesenanschlages Luthers eigentlich begangen wurden. Das Jahr 1817 ist als Jahr des Hungers in die Geschichtsbücher eingegangen. Dieser Hunger war eine Folge der Ernteausfälle, die das Vorjahr 1816 mit sich brachte, das das Jahr ohne Sommer genannt wird. Der Sommer blieb damals aus, weil wiederum ein Jahr zuvor der indonesische Vulkan Tambora explodiert war. Bei dieser Naturkatastrophe handelte es sich um einen der größten Vulkanausbrüche der menschlichen Geschichte, der weltweit das Klima beeinflusste und sich auch in Europa mit einem der kältesten Winter des Jahrtausends 1815/16 und einem verregneten Frühjahr und Sommer 1816 Foto: Karl-Heinz Wilp 21

9 Tecklenburger Land Dr. Christof Spannhoff bemerkbar machte. Ernteausfälle waren die Folge, und vor allem das Brotgetreide wurde knapp. 2 Dennoch wurde 1817 das Reformationsjubiläum begangen, in Tecklenburg sogar mit einem Festball. Die Chronik der Stadt Tecklenburg berichtet dazu: Am 31ten October und am 1sten November 1817 wurde zum Andenken der vor 300 Jahren stattgehabten Reformation durch Doctor Luther ein Kirchenfest unter Glocken-Geläute feierlich begangen. Die Masten waren mit Ehrenbogen und passenden Inschriften verziert, die Kirche mit Laubwerk und Gierlanden ausgeschmückt. Unter feierlichen [!] Gesang der Schüler mit ihren Lehrern unter Vortragung einer Folio-Biebel [Folio = großes Buchformat] und zweier Fahnen ging der Zug um 9 Uhr von der Prediger Wohnung, wo sich die Geistlichen und das Presbyterium versammelt, 22 zur Kirche wo der Pastor Essenbrügge über den vorgeschriebenen Text Ephes eine salbungsvolle Predigt hielt. Am 2ten Tage wurde abermals Gottesdienst gehalten und der Text zur Predigt aus 1sten Corrin genommen. Die Armen wurden beschenkt, und das Fest endigte am Abend des 2ten Tages mit einem Ball. 3 In Ibbenbüren wurde das Jubiläum folgendermaßen begangen: Den 31ten October und 1ten November dieses Jahres wurde von sämtlichen Protistantischen [!] Glaubens Genossen beyder Confession in sämtlichen Königlich Preußischen und anderen Staaten; so wie auch in hiesiger Gemeinde das Reformations-Fest der Protestantischen Confession gefeyert, und die Feierlichkeiten folgender Maaßen begangen: Am 31ten wurde des Morgens, Nachmittags und des Abends, folglich dreymahl, Gottesdienst gehalten, und bey dieser Gelegenheit durch den zweiten Prediger-Adjunkt an der hiesigen reformierten Kirche, Namens Hullmann, welcher jetzt als 2. Prediger in Cappeln [Westerkappeln] angestellt ist, eine feierliche und dem Zwecke entsprechende Rede gehalten; des Abends war die reformirte Kirche mit verschiedenen, darin zu diesem Zwecke angebrachten Verzierungen prächtig erleuchtet. Am andern Tage den 1ten November wurde von dem Prediger Hullmann in der Schule, in Gegenwart des reformierten Kirchen-Raths und sämtlicher protestantischer Kinder eine Predigt gehalten, welche mit einem Gesange von der Jugend beschlossen wurde: Dann ging [...] Ick göng alleene aobends dör de Felder, de Sönne sackte füerraut van de Erd. Et wör ganz still, bloß giennen uut de Wälder dao süngen Vüögel lichthen, ungestört. Sachten Sang klüng wiethen dör de Felder, as tröck den Klang, lück unbehuust, up Nimmerwierhörn dör de Wälder; doch bleef trügge wat an Siälentraust. Ja, trügge bleef wat Siälentraust. Ick bleef still staohn, keek, Hand üöwer Aog, in Wieden. Tweedunkel wör t all, violablao in Gries, nich mehr so raut; nich Dag, nich Nacht, so gar nich mehr verschieden - nich Liäben mehr un auk nich Daut. Otto Pötter Menschen Siälentraust Melodie: A paso lento va la caravana Sachten Sang, de klüng noch in de Felder, as tröck den Klang, lück unbehuust, up Nimmerwierhörn dör de Wälder; doch bleef trügge wat an Siälentraust. Ja, trügge bleef lück Siälentraust. Ick göng den Patt, sietto längs van de Brügge, un üöwer mi, dao blenkten all de Sterns. Nu reipen Nachtuhls mi nao Huuse trügge, ja, biätter hier, äs üöwerall un niärns. Nu klüng kien Sang mehr dör de Felder, still wör et, dimstrig, unbehuust. Doch wör, as ruunde achtern dör de Wälder von wiet her wat an Siälentraust - von wiet her wat an Siälentraust. Foto: Karl-Heinz 215 Wilp

10 Ortsgeschichte Dr. Stefan Schröder Kreis Steinfurt Dr. Stefan Schröder Kreis Steinfurt Neue Form der Krankenpflege Ab 1850 gründeten die Kirchengemeinden eigene Hospitäler Medizinische Versorgung ist seit jeher ein Grundbedürfnis des Menschen, und auch Krankenhäuser lassen sich schon seit der Antike nachweisen. Durch die Jahrhunderte entstanden verschiedene medizinische Berufe, neben Ärzten etwa auch Bader, Apotheker, Hebammen und Chirurgen (Wundärzte). Moderne Krankenhäuser entwickelten sich seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts, als die Medizin bedeutende Fortschritte machte. Mit dem in der preußischen Verfassung von 1848/1850 verankerten Recht für Religionsgemeinschaften, Wohltätigkeitsanstalten zu betreiben, setzte auch in Westfalen ein Prozess der Krankenhausgründungen ein. Fast immer waren die Träger die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden oder konfessionelle Stiftungen. Kommunen engagierten sich auf diesem Gebiet nur selten. Neben den männlichen Ärzten verrichteten Frauen die Krankenpflege, in der Regel die katholischen Clemensschwestern und Franziskanerinnen oder die evangelischen Diakonissen. 1 Im heutigen Kreisgebiet war nur das Krankenhaus in Lengerich eine kommunale Einrichtung. Aber auch dort gab es durch die Pflegetätigkeit der Diakonissen von Bethel einen religiösen Bezug. 2 Das erste moderne Krankenhaus im heutigen Kreisgebiet war das Mathias- Spital in Rheine 1851, dem bald weitere Gründungen folgten. Dies wurde auch durch die bismarcksche Sozialgesetzgebung wie die Einführung der Krankenversicherung im Jahr 1883 befördert, von der weite Teile der Bevölkerung profitierten. Dennoch zeigen Berichte noch um 1900, dass es einige Zeit brauchte, bis die hiesige Bevölkerung den Krankenhäusern als neuartige Form der Krankenpflege Vertrauen entgegenbrachte. 3 Mit der Eröffnung des St. Johannes- Hospitals in Altenberge 1914 besaß jede Gemeinde im Altkreis Steinfurt mindestens ein Krankenhaus. Bis auf das Evangelische Krankenhaus in Burgsteinfurt standen allesamt in Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinden. 4 Im Altkreis Tecklenburg war das 1853 gegründete Hopstener St. Anna-Hospital das älteste moderne Krankenhaus. Bis zum Ersten Weltkrieg kamen Einrichtungen in Ibbenbüren (St. Elisabeth-Hospital), Bevergern, Lengerich, Mettingen, Riesenbeck, Recke und zuletzt 1904 das Das Maria-Josef-Hospital in Greven wurde 1884 eröffnet. Dieses Luftbild stammt aus dem Jahr Quelle: Stadtarchiv Greven 108 Das Mathias-Spital in Rheine war 1851 das erste moderne Krankenhaus im Kreisgebiet. Quelle: Archiv Mathias-Spital, Rheine [...] 109

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