Germanische Schilde des 1. Jhd. Bemalungs- und Gestaltungshinweise

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1 Germanische Schilde des 1. Jhd. Bemalungs- und Gestaltungshinweise Zur Bemalung der Schilde gibt es einige wenige Abbildungen aus der römischen (provinzial-) Kunst und noch weniger literarische Hinweise. Die archäologischen Quellen belegen bisher die Verwendung von Ägyptischblau Und Krapprot. Mit einem Schildfund aus Nydam gelang zum ersten Mal die Rekonstruktion einer kompletten Schildbemalung aus dem Jhd. In Tacitus Germania und Annalen werden verschiedene Schildfarben einzelnen Stämmen zugeordnet (z.b. Schwarz für die Harier, Weiß für die Franken, Gelb für die Chatten (?) etc.). In jedem Fall ist davon auszugehen, daß es sich um die vorherrschende Grundfarbe handelt auf der die individuelle Gestaltung aufgetragen wurde. Bei Tacitus wird außerdem deutlich, daß das Schild die Fläche der umfangreichsten Verzierung darstellte während die Germanen sonst auf weiteres Prunken mit den Waffen verzichten. Es sollte weitgehend auf figürliche Darstellungen verzichtet werden, da sie selbst bei den Kelten offenbar nicht beobachtet wurden. Der Buckel oder Spina scheint nach den Abbildungen immer das Zentrum der Schildgestaltung gewesen zu sein, wie es bei anderen antiken Völkern in Europa ebenfalls der Fall war. Ein beliebtes germanisches Thema war offensichtlich die Darstellung der Spina, die mit der Einführung des runden Schildbuckels einige Zeit vor unserer Darstellung nach und nach verschwand. Dies stellte wohl eine beträchtliche Technische Errungenschaft dar, die aber der bedeutenden Tradition des germanischen Schildes zunächst vereinbart werden mußte. Einzelne Schildelemente wie Oberfläche, Ränder und Buckel/Spina scheinen bei der Bemalung deutlich hervorzutreten. Florale Muster scheinen durchaus aufzutauchen und sogar plastisch dargestellt worden zu sein. Insgesamt scheint auch bei den Germanen ein horror vacui, die Panik vor einer leeren, ungestaltenen Fläche vorzuherschen. Da alle Darstelungen von germanischen Waffen aus der Hand (porvinzial-) römischer Künstler zu stammen scheinen muß auch davon auszugehen werden, daß eine gewisse Darstellungskonvention von Barbaren und ihrer Ausrüstung gerade bei Reitergrabsteinen vorliegen kann. Die Ausgewählten Abbildungen streuen stak vom Ende des ersten bis ins 3. Jahrhundert. Sie stellen z.z. aber m. Einschränkung die einzig verfügbaren dar. Robert Ghandi Brosch, Göttingen Mai 03 Abbildungen: Abb.1 Trophaion, interessanter Weise mit Fellkappe und Umhang. Alle Schilde sind 6-eckig und weisen die Spina auf, deren Fortsätze in die Gestaltung einfließen. Schildränder sind genauso wie die Verzierung als reliefartig dargestellt, werden aber wohl aufgemalt worden sein. Der Schildrand wird entweder durch Metall oder Rohhautbeschläge gebildet werden, was aber eine zusätzliche Randbemalung nicht ausschließen muß. Die floralen Ranken könnten dreidimensional gestaltet worden sein. Möglicherweise hat der Künstler sich von römischen oder dakischen Motiven beeinflußen lassen. Abb.2 Bruchstück einer Trophaiondarstellung. Das gladiusartige Schwert hängt vor dem Schild. Eine dünne Spina läßt sich vermuten und durch Gravierung sind kurvige Strahlen vom Zentrum ausgehend dargestellt. Diese könnten in verschiedenen Farben aufgemalt worden sein. Das fast rechteckige Schild weißt einen erhabenen Schildrand auf.

2 Abb.3 Ein Haufen Schilde in einer Trophaiondarstellung. Es sind scutafömige, rund und sechseckige Schilde zu sehen. Wenn auch ohne Bemalungshinweise, so sieht man hier neben den Schildrändern und Schildbuckeln auch mal die Schildrückseite. Abb. 4 Ein zugehöriges Bruchstück der selben Darstellung. Die Schildbuckel sind hier etwas deutlicher und die breiten Ränder fallen auf. Abb. 5 Trophaion. Wieder runde Schildbuckel und breite Ränder. Das mittlere Schild weist radiale Streifen, vom Buckel ausgehend, auf. Abb. 6 Fries mit Kampfdarstellung. Die ovalen Schilde haben eine dünne Spina, die über die ganze Schildlänge geht. Im Zentrum quer dazu sind zwei Ranken zu erkennen, welche zweiarmig auslaufen. Abb. 7 Friesbruchstück. Ein rechteckig, leicht kurviges Schild mit runden Schildbuckel und wegen des Donnerkeils in der Mitte einer römisch anmutenden Gestaltung.

3 Abb. 8. Trophaion auf Terra Sigilata. Die bisher einzige Darstellung mit Schilden mit Kreisaugendekoration. Ansonsten sind hier wieder Spina dargestellt. Abb. 9 Germanen in römischen Diensten. Trajansäule. Die Verzierung mit Stern und Halbmond wird scheinbar auf dem Schild de römischen Soldaten im Hintergrund wiederholt. Hier liegt wieder ein runder Schildbuckel vor. Abb. 10 Hier sind kaum Gestaltungshinweise zu entnehmen, aber die Trageweise von Blankwaffen auf der rechten Seite und von Langwaffen in der Schildhand ist ersichtlich.

4 Abb. 11 Bronzefigur. Neben dem Schildbuckel ist auf rechteckigem Schild eine etwas athrophierte Spina zu sehen. Abb.12 und Abb. 13. Zwei Umzeichnungen von römischen Reitergrabsteinen. Auf den Schilden sind bei den Buckel die Stange bzw. die konische Spitze angedeutet. Der Rest der Verzierung muß als Bemalung angesehen werden. Abb. 14 und Abb. 15. Auch auf diesen beiden Grabsteinen sind runde Buckel zu sehen. Bei Abb. 14 wurde offenbar versucht die Stange des Buckels darzustellen.

5 Abb. 16 Reitergrabstein. Der umgerittene Germane trägt ein ovales Schild mit Spina und einem Beschlag darauf. Auf Grund der provinzial-römischen Provenienz (Mainz?) ist zu überlegen in wie weit der Künstler Vorbilder zur Verfügung hatte oder sich bewährten Darstellungskonventionen (übliche Barbarndarstellungen) bediente. Abb. 17 Rekonstruktion eines Schildes aus Nydam mit Bemalungsresten. Das Original stammt zwar aus dem Jhd. ist aber das bisher einzig publizierte mit Spuren der Oberflächengestaltung. Auffällig ist die Filigranität der konzentrischen Ringe und die fehlende Grundfarbe. Diese Schild sollte als Orientierung dienen wie fein die Bemalung ausgeführt werden kann. Ein römischer Einfluß ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Abb Rekonstruierte Schilde aus Hjortspring, hauptsächlich Eichenholz. Teilweise wurden sie aus einem Stück gehauen oder die kurze Spina wurde nachträglich aufgesetzt. Abgesehen vom hohen Gewicht düften diese Schildformen ohne runden Metallbuckel im Norden der Germania libera bis um Chr. Geb. getragen worden sein.

6 Abb. 23 Bemalungen dakischer Schilde nach der Trajansäule. Es überwiegen florale Muster, die sich auf das Schildzentrum beziehen. Die angedeutete Spina ist kaum noch Thema. Da der dakische Kulturkreis eine Mischung aus keltischen, sarmatischen und germanischen Elementen bestand, eine eindrucksvolle Hochkultur bildete und die Kunstfertigkeit demnach eine andere ist als die der Bewohner der Germania libera, sollen diese Vorlagen nur als Anregung oder Gestaltungsobergrenze dienen.