Schadensfall des Monats (Ausgabe September 2014)
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- Paul Esser
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1 Dr. Sönke Borgwardt Diplom-Ingenieur Freischaffender Landschaftsarchitekt AIK SH Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Garten- und Landschaftsbau der IHK zu Lübeck Winsener Straße 9 D Kattendorf Tel.: Fax: Schadensfall des Monats (Ausgabe September 2014) Kategorie 1. Pflasterbau 1.1 Baustoffmängel Ausblühungen Titel Ausblühungen an gebunden verfugtem Klinkerpflaster Bild 1: Terrasse und Treppenanlage in Klinkerpflaster Sachverhalt Nach Aktenlage beauftragten die Antragsteller den Antragsgegner mit der Durchführung von unter anderem Pflaster- und Mauerbauarbeiten. Nach Fertigstellung behaupteten die Antragsteller Mängel aufgrund von erheblichen Salpeterausblühungen auf den gebunden befestigten Einfassungen und Treppenstufen (Bild 1).
2 2 Erhebungen Bei den örtlichen Erhebungen werden nachstehende Beobachtungen gemacht und Untersuchungen durchgeführt: Die fragliche Terrasse ist erhöht aufgebaut auf einem Stützmauerwerk aus Betonsteinen und Mauerziegeln. Sie ist befestigt mit Pflasterklinkern anthrazit mm in ungebundener Bauweise und eingefaßt mit denselben Klinkern in Rollschicht und vermörtelter, 8 mm breiter Fuge. Die zur Terrasse heraufführende Treppenanlage besteht aus Stufen in gebundener Klinker-Rollschicht. Sie sind beidseitig durch abgetreppte Wangen eingefaßt, die wie die Stützmauer aus Betonsteinen, abgedeckt mit einer Klinker-Rollschicht bestehen. Untersuchungsergebnisse Folgende Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen werden festgestellt: Alle gebunden (vermörtelt) ausgeführten Klinker-Rollschichten zeigen in verschiedener Ausprägung Ausblühungen (Bild 2). Die ungebunden verfugte Terrasse hingegen nicht. Bild 2: Ausblühungen an gebunden verfugtem Klinkerpflaster.
3 3 Zur weiteren Beurteilung der Art des verwendeten Fugenmörtels wird mit einem vereinfachten Versuchsaufbau die Wasserdurchlässigkeit in Anlehnung an [1] geprüft. Hierzu werden an drei Standorten Prüfzylinder mit einem Durchmesser von 100 mm auf der Pflasteroberfläche aufgesetzt und abgedichtet, mit einer Wassersäule von 50 mm beaufschlagt und die Zeit gemessen, bis die Prüfflüssigkeit vollständig versickert ist (Bild 3). Dies wird mehrfach wiederholt und die entsprechende Wasserdurchlässigkeit rechnerisch ermittelt. Als minimaler Endwert aller Untersuchungen ergibt sich ein k-wert von 6, m/s. Bild 3: Prüfung der Wasserdurchlässigkeit gebundener Fugen. Schlußfolgerungen Ausblühungen bei Pflasterklinkern können zum einen aufgrund von wasserlöslichen Salzeinlagerungen aus Natrium- Kalium- oder Magnesiumsulfat im Ton des Ziegels entstehen [2] und zum anderen aus der Verwendung von hydraulisch gebundenen Fugenund Bettungsmörteln resultieren. Hierbei kann es entweder zur Bildung von Kalziumhydroxyd aus dem Zement [3] oder von Alkalisilikat aus den Zuschlagstoffen (Auslaugung) [4] kommen. Insbesondere führt die Verwendung von wasserdurchlässigem Fugenmörtel auf undurchlässiger Unterlage dazu, daß eingedrungenes Niederschlagswasser in der Kon-
4 4 struktion verbleibt und zur vermehrten Reaktion mit Sulfaten, Kalziumhydroxyden und Alkalisilikaten und zur Ausfällung unter anderem als kristalline Kieselsäure (SiO2). Diese Art der Ausblühung ist nur sehr schwer wieder löslich, so daß sie über mehrere Jahre hinweg auf der Oberfläche verbleibt. Nach OSWALD und ABEL (2000) [5] [Sind] Ausblühungen [im gewissen Rahmen] als unvermeidbar hinzunehmen, da Sichtmauerwerk im Bereich der äußeren Mauerschale bzw. die Verblendmauerwerksschale nicht wasserundurchlässig ist [und] die im Mauerwerk unvermeidbar vorhandenen Stoffe gelöst werden und ausblühen [können]. (S. 63). Weiter wird hier aber festgestellt: Die bei weitem häufigste Ursache für störende Ausblühungen ist eine zu starke Wasserbelastung von Teilbereichen des Mauerwerks. Störende Ausblüherscheinungen, die in erster Linie auf eine vermeidbare, erhöhte Wasserbeanspruchung zurückzuführen sind, müssen nicht akzeptiert werden. Hier sind ggf. Veränderungen der konstruktiven Situation oder z.b. Neuverfugungen erforderlich. So wird beispielsweise für unmittelbar dem Regen ausgesetzte horizontale und geneigte Verblendflächen [in DIN 1053, ] gefordert, daß sie so abzudecken sind, daß Wasser nicht eindringen kann. Dies kann mit Rollschichten nur unter äußerst guten Rahmenbedingungen erreicht werden (richtige Mörtelzusammensetzung, höchste handwerkliche Sorgfalt), daher ist diese Konstruktionsform als besonders risikoreich zu bezeichnen. Ausblühungen im Bereich von feuchtetechnisch hochbeanspruchten Rollschichten sind nicht mehr hinnehmbar und erfordern eine konstruktive Veränderung. (S. 63). Nach dem Arbeitspapier Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung, Abschnitt 2.1 [1] ist der Einbau von wasserdurchlässiger Pflasterdecke auf undurchlässiger Unterlage handwerklich nicht fachgerecht und entspricht damit konstruktiv nicht dem Allgemein Anerkannten Stand der Technik. Maßnahmen Zur Beseitigung der Mängel ist die gesamte Einfassung sowie die Pflasterklinker der Treppenanlage einschließlich der Wangen zu entfernen und mit wasserundurchlässigem Fugenmörtel neu zu versetzen. Schadensvermeidung Zur Schadensvermeidung ist bei gebunden ausgeführten Pflasterflächen sowie bei vermörtelten Einfassungen und Treppenstufen auf den Grundsatz wasserdurchlässige Fugen nur auf wasserdurchlässiger Unterlage, damit in die Konstruktion eindringendes Wasser wieder abgeführt wird. Ansonsten ist auf undurchlässiger Unterlage stets undurchlässig zu verfugen.
5 5 Weiterführende Literatur [1] Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e.v. FGSV (Hrsg.): Arbeitspapier Flächenbefestigungen mit Pflasterdecken und Plattenbelägen in gebundener Ausführung. Ausgabe [2] Arbeitsgemeinschaft Pflasterklinker e.v. (Hrsg.): Technische Informationen Klinkerpflaster. 7., überarbeitete Auflage, Bonn [3] Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.v. BDZ (Hrsg.): Ausblühungen Entstehung, Vermeidung, Beseitigung. Zement-Merkblatt Bautechnik B 27, Fassung Dezember [4] Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau BMBau (Hrsg.): Leitfaden über hinzunehmende Unregelmäßigkeiten bei Neubauten. Bonn [5] OSWALD, R. und R. ABEL: Hinzunehmende Unregelmäßigkeiten bei Gebäuden. Bauverlag, Wiesbaden und Köln. 2. Auflage 2000.
Schadensfall des Monats (Ausgabe Oktober 2013)
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