Das gleißende Licht. Richard Mösslinger Stubenberg am See 191 Austria Tel.: (+43) 3176 / 8700
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1 003 Das gleißende Licht Richard Mösslinger 8223 Stubenberg am See 191 Austria Tel.: (+43) 3176 / 8700 verlag@unda.at
2 Inhalt Fünf Hasen spüren, dass in dieser Nacht, es ist die Weihnachtsnacht, etwas anders ist als sonst. Tiere, die normalerweise ihren Winterschlaf halten, sind wach, verfeindete Tiere, die sonst einander jagen, gehen behutsam miteinander um. Gemeinsam spüren sie den Drang gleißenden Licht zu folgen. Personen Erzähler... 9 Einsätze 1. Hase... 5 Einsätze 2. Hase... 5 Einsätze 3. Hase... 4 Einsätze 4. Hase... 4 Einsätze 5. Hase... 3 Einsätze Adler... 3 Einsätze Eule... 2 Einsätze Murmeltier... 2 Einsätze Frosch... 2 Einsätze weitere beliebige Tiere (ohne Text) Die Schauspieler können maskiert oder auch nur mit für die Rollen typischen Merkmalen ausgestattet auftreten. Die Anzahl der Spieler kann beliebig erhöht werden, da im Stück weitere Tiere vorkommen, die keinen Text zu sprechen haben. Im Spiel ist es wichtig, dass alle Tiere in die Richtung des gleißenden Lichts abgehen. Dieses lässt sich leicht durch einen schwarzen Doppelvorhang darstellen, hinter dem ein starker Scheinwerfer montiert ist. Wenn die Schauspieler durch diesen Vorhang gehen, schimmert dann das Licht heraus. 3
3 Ein Erzähler kommt auf die Bühne, schlägt ein dickes Geschichtenbuch auf und beginnt seinen Text vorzulesen. Eine alte Geschichte besagt, dass in der Heiligen Nacht die Tierwelt, egal wo, zu eigenem Leben erwacht. Sie sprechen und handeln wie Menschen, die Feindschaften schweigen, nur wer in sich einkehrt, dem kann sich dies zeigen. Kurze Pause, dann kommen fünf als Hasen verkleidete Kinder auf die Bühne. Ein paar Hasen stehen hellwach auf dem Feld, sie verstehen sich selbst nicht, die Nacht und die Welt. 1. Hase: Sag, Bruder, verstehst du, warum sind wir erwacht? Es ist bitterkalt und stockdunkel die Nacht. 2. Hase: Ich kann s auch nicht sagen, mir geht es gleich. Ich hör sogar Frösche quaken dort drunten am Teich. 3. Hase: Ich höre es auch, doch das kann es nicht geben; Frösche können bei dieser Kälte im Freien nicht leben! 4. Hase: Und dort auf dem Ast hüpft ein Eichkätzchen schnell. Dass es nicht erfriert in seinem hauchdünnen Fell! 4
4 5. Hase: Seht ihr auch den Schatten dort neben dem Ameisenhügel? Nein, ich kann es nicht glauben, dort läuft ein Igel! Aber der müsste doch im Laub seinen Winterschlaf halten, hier heraußen wird er erkalten! Alle Hasen: Es ist eine sonderbare Nacht, irgendetwas hat über uns Macht. Wir spüren ein Verlangen, hier wegzugeh n. Wohin, können wir nicht sagen, kommt mit, dann werden wir's seh'n. Die Hasen hoppeln auf der Bühne hin und her und bleiben dann, mit dem Rücken zum Publikum gedreht, starr stehen, so als ob sie in der Ferne etwas sehen würden. So hoppeln die Häslein einig dahin, sind voller Erwartung, haben nichts Böses im Sinn. Da kommen, o Schreck, ein paar Füchse daher und noch weiter hinten ein Marder, ein Bär! Die Hasen fürchten sich riesig, sie stehen starr vor Schreck, aber die andern ziehen friedvoll vorbei, die Häslein stehen am Fleck. 1. Hase: Ich verstehe die Welt und die Nacht nimmermehr 2. Hase: sie zogen friedlich vorüber, die Füchse, der Marder, der Bär! 5
5 Da fliegt über die Löffel der Hasen ein Adler hinweg. Er ruft ihnen zu: Ein Kind kommt mit schwingenden Armen, einem Vogel gleich, auf die Bühne. Adler: Rührt euch endlich vom Fleck! Habt ihr das Rufen nicht vernommen, ist es nicht bis hierher zu euch gekommen? Das Rufen, das weithin laut erschallt über Felder und Wiesen, über Berge und Wald? 3. Hase: Herr Adler, erzähl uns, was der Ruf wohl besagt, denn wir wissen nicht weiter, sind schon sehr verzagt. 4. Hase: Irgendetwas ist los in dieser Nacht, es ist stärker als wir, es hat über uns Macht. Adler: Was es bedeutet? Auch ich weiß es nicht, aber ich spür in mir drinnen ein wärmendes Licht. Ich kenn nicht das Ziel, es zieht mich nur fort, auch wenn der Rufer nicht genannt hat den Ort. Der Adler verlässt wieder Flügelschlagend die Bühne. Der Adler fliegt lautlos in Richtung Ziel, zu dem es ihn drängt hinter ihm ein Gewühl. Es folgen ihm Spechte, viele Finken und Krähen, einige Kauze und Auerhähne, so weit man kann sehen. 6
6 Freund und Feind beieinander, keiner denkt an Gewalt. Und wie in den Lüften, so passiert s auch im Wald. Die verschiedenen Tiere kommen auf die Bühne und machen zum Text passende Bewegungen. Alles grüßt sich, bewegt sich oder krabbelt und springt in ein und dieselbe Richtung, keiner weiß, was es bringt. Wie eine Lawine drängt man zu dem Ort jenseits des Waldes was finden sie dort? Auch wenn sie alle in die Ungewissheit laufen, nehmen sie Rücksicht, man sieht niemanden raufen. Vergessen scheinen Zwietracht, Feindschaft und Hass, waren sie noch so verwurzelt, unauslöschlich und krass. Die Eule, die weise, kratzt sich verlegen und spricht: Eule taucht auf einer Seite der Bühne im Halbdunkel auf. Eule: Ich kann es drehen und wenden, ich verstehe das nicht! Seit Urzeit gab es Feindschaft zwischen den einzelnen Arten, man konnte nie und nimmer solch ein Wunder erwarten, dass alle in Eintracht nebeneinander herzieh'n, ohne dass auch nur irgendwer wüsste, warum und wohin! Sonderbar ist die Nacht, die dies Wunder bescherte, von dem noch kein Wesen bis heute je hörte. Das ganze Stück hat 11 Seiten 7
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