Kurs Traditionelle japanische Putztechniken

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1 Kurs Traditionelle japanische Putztechniken Vom 10. bis 12. November 2014 fand am Lehrbauhof der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg der Kurs Traditionelle japanische Putztechniken statt. In dem dreitägigen Theorie- und Praxiskurs arbeiteten die Teilnehmer mit traditionell japanischen Werkzeugen und Materialen. Angeleitet wurden die Teilnehmer vom dem US-Amerikaner Dr. Kyle Holzhueter. Kyle Holzhueter lebt und arbeitet seit über 10 Jahren in Japan. Er ist Fellow-Researcher an der Nihon- Universität in Kanagawa, Japan, und Generaldirektor des KIWADO Ateliers in Hiroshima, Japan. Er hat über mehrere Jahre diese überlieferte Bautechnik eingehend studiert und praktiziert. 1) Kursvorbereitung: 1.1 Herstellen eines Aufziehbretts

2 1.2 Übergabe der traditionellen japanischen Putzkellen Jeder Kursteilnehmer musste zunächst ein Aufziehbrett aus Holz herstellen. Im Anschluss erhielt jeder Kursteilnehmer zwei traditionelle japanische Putzkellen. Diese anwendungsspezifischen Werkzeuge werden in höchster Qualität hergestellt. Die Jigane-Putzkelle (Jigane Application and Evening Trowel) wird kaltgeschmiedet und besteht aus unflexiblem, weichen Stahl. Sie wird zum Aufziehen verwendet. Die Namikeshi-Putzkelle (Namikeshi Trowel) besteht aus flexiblem, rostfreien Stahl und wird zum Glätten verwendet. Diese Putzkellen werden in Japan seit Jahrhunderten bei Lehm- und Kalkputztechniken eingesetzt. 2) Die einzelnen Arbeitsschritte Traditionelle japanische Häuser sind Fachwerkhäuser. In die Zwischenräume des Fachwerkes wird ein Bambusgitter eingefügt und mit Lehm und Stroh ausgedrückt. Darüber wird ein weiterer Lehmunterputz aufgetragen. Als Finishing wird nun entweder Kalkputz oder ein weiterer Lehmputz aufgetragen. Der Putz kann geglättet werden oder auch ein Strukturputz sein. 2.1 Herstellung eines Lehmputzes: Materialien: - Stroh - Sand + Ton (Lehm) - Wasser

3 2.1.1 Stroh sieben: Anrühren von Lehm, Wasser und Stroh Verhältnis: Jeweils zu gleichen Teilen werden - Sand - Stroh - Ton mit Wasser angerührt bis sich eine geeignete Konsistenz ergibt.

4 2.1.3 Der Lehmputz wird als Unterputz aufgetragen:

5 2.1.4 Glätten des Lehmputzes:

6 2.1.5 Herstellen eines traditionellen japanischen Kalkputzes (Shikkui): Der Shikkui-Kalkputz wurde erstmalig im 6. Jahrhundert in Japan eingesetzt und stammte von der koreanischen Halbinsel. Ursprünglich wurde der Shikkui-Kalkputz bei religiösen Malereien auf Leinwänden eingesetzt. Traditionell war die Herstellung von Kalk sehr energieintensiv und Kalk war ein wertvolles Gut im vorindustriellen Japan. Er wurde daher immer sehr sparsam eingesetzt. Noch heute wird er als dünner Oberputz aufgetragen. Der Lehmputz wird durch den Kalkputz vor Umwelteinflüssen geschützt. Der Shikkui-Kalkputz dient als Opferschicht und sollte alle 20 Jahre erneuert werden. Das Mischungsverhältnis variiert je nach Jahreszeit (Temperatur und Luftfeuchtigkeit) und Handwerker. Das folgende ist ein Grundrezept für einen Shikkui: - 20 kg hydraulischer Kalk g Hanffasern g getrocknetes Seegraspulver

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8 Das Seegras fungiert als Leim. Es bewirkt, dass der Putz langsam trocknet. So lässt sich der Shikkui- Kalkputz besser verarbeiten und es werden Schwundrisse vermieden. Die Hanffasern dienen als Bewehrung und werden mit der Hand gezupft oder mit der Schere klein geschnitten. Feine Hanffasern reduzieren die Rissbildung und ermöglichen so ein dünnes Auftragen des Putzes. Das entstandene Gemisch aus Hanffaser, Wasser und Seegras muss sorgfältig durchgerührt werden, bevor der Kalk dazu gegeben wird.

9 Dem Shikkui-Kalkputz können verschiedene Zuschlagstoffe beigemischt werden, zum Beispiel Eierschalen, Farben, Stroh oder verschiedene Sande, wie beispielsweise Vulkansand. Vulkansand besitzt extrem feine Kapillaren und kann dadurch sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und abgeben (1 m² / 100 ml Wasser). Deshalb wird er vorzugsweise in Feuchträumen verwendet. Kalkputz mit Stroh (links); Kalkputz ohne Zuschlag (Mitte); Kalkputz mit Sand (rechts) Rot eingefärbter Shikkui-Kalkputz.

10 Nach dem Auftragen können Shikkui-Kalkputze entweder geglättet oder mit Struktur versehen werden. In Japan werden geglättete Kalkputze am nächsten Tag häufig mit bloßen Händen poliert. Dazu cremen sich die Arbeiter am Tag zuvor abends die Hände ein und tragen über Nacht Baumwollhandschuhe. Durch dieses Polieren mit den Händen entstehen spiegelglatte Oberflächen.

11 Jeder Kursteilnehmer durfte einen Kalkputz seiner Wahl (Eierschalen, Sand, Stroh usw.) als Finish über seinen Lehmputz aufbringen. Kursleiter Kyle Holzhueter zeigte sich sehr beeindruckt vom Arbeitstempo der Mitarbeiter der Firma Rogge beim Erstellen eines ebenen Putzuntergrundes als Kalkgipsmörtel. Er selbst hatte sehr viel Spaß beim Üben der deutschen Anwurftechnik.

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