Klimawandel Kritik und Fakten

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1 Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK Bundesamt für Umwelt BAFU Abteilung Klima Faktenblatt Donnerstag, 17. Juni 2010 Klimawandel Kritik und Fakten Die Erkenntnisse der Klimaforschung und die Berichte des Weltklimarats IPCC wurden in den letzten Monaten in den Medien wiederholt angezweifelt. Gestohlene s eines der führenden Klimaforschungsinstitute zeigten angeblich, dass die Klimaforscher ihre Daten manipuliert hätten. Zudem wurden einzelne Fehler in den IPCC-Berichten entdeckt, was zu Versuchen führte, die ganzen Berichte in Frage zu stellen. Umfangreiche Untersuchungen der Vorwürfe belegen, dass die Fehler in den IPCC-Berichten die grundlegenden Erkenntnisse nicht beeinflussen, und dass sich die Klimaforscher korrekt verhalten haben. Gestohlene s Vorwürfe nicht haltbar Im Vorfeld der Klimakonferenz in Kopenhagen wurden zahlreiche s von Klimawissenschaftern der Universität East Anglia (Grossbritannien) im Internet veröffentlicht. Einzelne Aussagen, meist aus dem Zusammenhang gerissen, wurden gezielt eingesetzt, um Verunsicherung und Zweifel zu schüren und die Klimaforschung zu diskreditieren. Unabhängige Gremien haben die Vorwürfe untersucht und kommen zum Schluss, dass keine Hinweise auf Fehlverhalten vorliegen und bekräftigen die wissenschaftliche Integrität der Forschungsarbeiten (House of Commons Science and Technology Committee, 2010; Oxburgh, 2010).

2 Fehler in IPCC-Bericht Grundlegende Erkenntnisse bleiben unverändert In den letzten Monaten wurden einzelne Fehler in den Berichten des IPCC publik gemacht. Es handelt sich hierbei um Aussagen zu den Auswirkungen des Klimawandels im Teilbericht der Arbeitsgruppe II Auswirkungen, Anpassung und Verwundbarkeiten, welche die tatsächlich zu erwartenden Auswirkungen überschätzen (z.b. das rasche Abschmelzen der Himalaya-Gletscher). Demgegenüber wurden Hinweise auf unterschätzte Auswirkungen in anderen Bereichen in der öffentlichen Debatte kaum beachtet. Dass Fehler durch die strikten Qualitätskontrollen des IPCC durchrutschen konnten, ist bedauerlich. Die Vorfälle werden aber zum Anlass genommen, die Qualitätssicherung noch weiter zu verbessern. Fest steht, dass die entdeckten Fehler nichts an den Aussagen der Arbeitsgruppe I Wissenschaftliche Grundlagen ändern, welche das Verständnis der Prozesse im Klimasystem, die beobachteten und projizierten künftigen Änderungen des Klimasystems und deren Ursachen darlegen. Die wichtigsten dieser Aussagen und deren Bedeutung für die Schweiz sind im folgenden Abschnitt dargestellt. Die Fakten Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre - insbesondere der Kohlendioxidgehalt (CO 2 ) - hat in den letzten 150 Jahren massiv zugenommen. Die Zunahme des CO 2 ist im Wesentlichen auf die stark gestiegene Nutzung fossiler Energieträger wie Erdöl und Erdgas zurückzuführen. Weltweit hat sich der Primärenergieverbrauch seit 1970 in etwa verdoppelt, mit nach wie vor steigender Tendenz. In geringerem Ausmass tragen auch Rodungen und andere Landnutzungsänderungen zur Zunahme von Treibhausgasen bei. Die Veränderung der Zusammensetzung der Atmosphäre beeinflusst die Strahlungsbilanz der Erde. Die Abstrahlung wird reduziert, was zu einem Anstieg der globalen Mitteltemperatur führt. Der Temperaturanstieg kann anhand von Datenreihen aus verschiedenen Regionen der Welt aufgezeigt werden. Die Erwärmung ist seit 1950 besonders deutlich sichtbar, wobei der Temperaturanstieg über Landregionen stärker ausgeprägt ist als über den Ozeanen. Im Einklang mit der beobachteten Erwärmung ist auch der Meeresspiegel angestiegen, was zum Teil auf die thermische Ausdehnung des Wassers und zum Teil auf das Abschmelzen von Gletschern und Eisschilden zurückgeführt werden kann. Die wärmeren Temperaturen führten auch zu einem Rückgang der Schneebedeckung, zu weniger Frosttagen und häufigeren Hitzewellen. In der Schweiz hat die Temperatur seit 1970 um ca. 1.5 C zugenommen; sechs der sieben wärmsten Jahre seit Beginn der Messreihe erfolgten in den letzten zehn Jahren (Abbildung 1). Verschiedene Klimaindikatoren belegen den Erwärmungstrend in der Schweiz: die Anzahl Hitze- oder Frosttage, die Schneebedeckung im Mittelland und in den Voralpen, die Temperaturvariationen in Permafrostgebieten oder die Blütezeit von Kirschbäumen. 2/5

3 Abbildung 1: Jahresmitteltemperatur der Schweiz - Abweichung vom Durchschnitt Aufgrund des gegenwärtigen Wissensstands und unter Annahmen zur Entwicklung der künftigen Treibhausgasemissionen (Emissionsszenarien) ist davon auszugehen, dass die globale Durchschnittstemperatur im 21. Jahrhundert weiter steigen wird. Der Temperaturanstieg ist stark vom jeweiligen Emissionsszenario abhängig. Für ein Szenario mit mittelfristig deutlich abnehmenden Emissionen (B1 in Abbildung 2) wird bis Ende des 21. Jahrhunderts ein Temperaturanstieg von 1.8 C (wahrscheinliche Bandbreite C), für ein Szenario mit weiterhin steigenden Emissionen (A2 in Abbildung 2) ein Anstieg von 3.4 C (wahrscheinlich Bandbreite C) abgeschätzt. Für die Schweiz dürfte die Erwärmung wesentlich höher ausfallen, denn die regionale Klimaentwicklung weicht beträchtlich von der Entwicklung der globalen Mitteltemperatur ab. Die Sommertemperaturen in der Schweiz könnten im Jahr 2100 um 3.5 bis 7 C über denjenigen im Jahr 1990 liegen (OcCC, 2008) die Temperaturen des extremen Sommers 2003 lagen 4 bis 5.5 C über dem langjährigen Mittel (Bader, 2004). Die Projektionen basieren auf Annahmen, welche beträchtliche Unsicherheiten aufweisen. Einen wesentlichen Teil der Unsicherheit liegt in der künftigen Emissionsentwicklung. Dieser Unsicherheit wird durch die Berücksichtigung verschiedener Emissionsszenarien Rechnung getragen. Die aktuellen Emissionen liegen im Bereich der wachstumsstärksten Emissionsszenarien (Abbildung 3). Weiter bestehen beträchtliche Unsicherheiten in Bezug auf den Einfluss der Klimaänderung auf Niederschlagsmuster und hinsichtlich der regionalen Entwicklung. Diese Unsicherheiten äussern sich in beträchtlichen Bandbreiten der voraussichtlichen Entwicklung. 3/5

4 Abbildung 2: Änderung der globalen Mitteltemperatur für verschiedene Emissions-Szenarien (aus IPCC AR4, WG1, Zusammenfassung für Entscheidungsträger, SPM.5). In Anbetracht der Tatsache, dass die Entwicklung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre einen grossen Einfluss auf die zu erwartende Erwärmung hat, sind Massnahmen zur Verminderung des weltweiten Ausstosses von Treibhausgasen dringend angezeigt. Die Schweiz hat das Kyoto Protokoll ratifiziert und sich verpflichtet, die Treibhausgasemissionen im Zeitraum um 8% unter das Niveau von 1990 zu senken. Für den Zeitraum bis 2020 sind derzeit Verhandlungen auf internationaler Ebene im Gang. Auf nationaler Ebene läuft momentan die Revision des CO 2 -Gesetzes, welche die schweizerische Klimapolitik für die Zeit ab 2012 festlegen wird. Die Klimaerwärmung hat weit reichende Folgen. Die aus heutiger Sicht zu erwartenden Änderungen machen Massnahmen zur Anpassung unverzichtbar. In der Schweiz wird z.b. damit gerechnet, dass Hitzetage und Hitzewellen in den kommenden Jahren deutlich häufiger auftreten werden, und die Schneesicherheit in tiefer gelegenen Wintersportorten mittelfristig abnehmen wird. Derzeit wird eine nationale Anpassungsstrategie entwickelt, die die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Bereiche untersucht und Handlungsoptionen aufzeigt. 4/5

5 A1FI A1B A2 A1T Fossile Emissionen (GtC/Jahr) Jahr B1 Emissionen B Jahr Abbildung 3: Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger im Vergleich zu verschiedenen Emissionsszenarien (Figur nach Manning et al., 2010). Literatur Bader, S., 2004: Die extreme Sommerhitze im aussergewöhnlichen Witterungsjahr Arbeitsberichte der MeteoSchweiz Nr. 200, Zürich. Climate Change, 2009: Synthesis report of Climate Change Global risks, challenges and decisions, March 2009, Copenhagen ( House of Commons Science and Technology Committee, 2010: The disclosure of climate data from the Climatic Research Unit at the University of East Anglia, Eighth Report of Session Report published 31 March Available at Manning et al., 2010: Misrepresentation of the IPCC CO 2 emission scenarios, Nature Geoscience, 3, OcCC, 2008: Das Klima ändert was nun? Der neue UN-Klimabericht (IPCC 2007) und die wichtigsten Ergebnisse aus Sicht der Schweiz. Bern. Oxburgh, 2010: Report of the International Panel set up by the University of East Anglia to examine the research of the Climatic Research Unit. Panel chaired by Lord Oxburgh. Report published in April Available at Links Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz ProClim- Forum der schweizerischen Akademien der Naturwissenschaften Faktenblatt der Swiss Re (englisch) Umweltbundesamt Deutschland Skeptical science (deutsche Übersetzung) 5/5