Reiseziele & Luxushotels

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1 destination test: KRETA Golf auf Gut Ising Französisch-polynesien Thailand MS Europa 2 Specials: Türkei, Portugal, Kroatien, Karibik, Hongkong, hawaii connoisseur circle sommer 2013 Die hohe kunst des reisens Reiseziele & Luxushotels im qualitätstest Kreta sommer CHF Mit Grossem Türkei, kroatien PoRtugal, karibik & Hongkong Special Inselperlen Sommerfrische Connoisseur Selection Schatzkiste Französisch- Polynesien: Wo Muscheln und Menschen bezaubernd sind Alpenglück für kenner Genuss pur in den schönsten Hotels der Schweiz und Österreichs Jetzt mit Luxus- immobilien- Guide ab Seite 187 Punktlandung in Deutschland Die 100 besten Stadt-, Genießer-, Wellness- und Designoasen

2 EDITORIAL Impressum Medieneigentümer Connoisseur Circle Reiseservice GmbH Deutschland Knesebeckstraße 11, D Berlin Tel. +43/676/ Österreich A-1010 Wien, Hegelgasse 8/22 Tel. +43/1/ Redaktion: A-1010 Wien, Mariahilfer Straße 51 / Tür 32 office@ccircle.cc Schweiz Kaiserstrasse 5b 4310 Rheinfelden Tel. +41/61/ rene.niehoff@ccircle.cc Herausgeber Andreas Dressler, Andreas Schwabe, Klaus Buttenhauser Chefredakteurin Simone Dressler Chef vom Dienst Anja Junker-Eger Art-Direktorin Mag. art. Angelika Kratzig Assistenz & Fotoredaktion Norbert Jekeli Redaktionsmanagement Melanie Gattermayer, m.gattermayer@ccircle.cc Mitarbeiter Text Kiki Baron, Klaus Buttenhauser, Claudia Bette-Wenngatz, Manuela Blisse, Stephan Burianek, Susanne Dressler, Kurt Hofmann, Elsa- Maria Honecker, Anja Junker-Eger, Ines Kasparek, Uwe Lehmann, Carlos Oberlerchner, Rudolf Preyer, Sylvia Sedlnitzky, Helge Sobik, Karl Wild Fotografie alle Fotos, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Hersteller, Hotels, Restaurants und Fremdenverkehrsämter Anzeigenleitung Deutschland Katja Ohm, katja.ohm@ccircle.cc Tel.: +49/151/ Anzeigen Österreich und Schweiz Andreas Dressler, Tel.: +43/676/ andreas.dressler@ccircle.cc Agentur Consulting Monika Athanasiadis, Tel.: +43/2735/ , office@ccircle.cc Anzeigen Tourismus Schweiz Réne Niehoff, Tel:. +41/61/ rene.niehoff@ccircle.cc Anzeigenpreise lt. Mediadaten 2013 Produktionsleitung und Druckunterlagen Sigrid Raditschnig, s.raditschnig@ccircle.cc Copypreis 15, / CHF 15. Bankverbindung Erste Bank, Blz: 20111, Kto.-Nr: /00 Connoisseur Circle informiert eine kosmopolitische Traveller Community über die exklusivsten Destinationen der Welt und berich tet über News aus der Welt der Hotel lerie, des Luxus und der Mode. Druck Berger, Horn, Österreich HRB-Nr.: d Liebe LeserInnen, geschätzte Connoisseure! Genussfaktor Sommer! Die vielfältige Schönheit und Kultur zwischen Mittelmeer und den Alpen rückt jetzt Reiseziele in Europa in den Interes sensmittelpunkt. Auch der Bergsommer als klassische Sommerfrische erlebt eine Renaissance. Denn Berghotels und Chalets bieten ihren Gästen heute eine äußerst luxuriöse Alternative zum Badeurlaub: Wellness- und Sportprogramme, Natur- und Kulturerlebnisse der besonderen Art erklären die Berge zum neuen Sehnsuchtsziel. Ab Seite 70 berichtet Connoisseur Circle über die innovativsten Ideen erlesener Hotels für einen Genussurlaub in der Bergwelt Österreichs und der Schweiz. Ein ganz anderes, aber nicht weniger luxuriöses Europa-Erlebnis bietet die größte griechische Insel Kreta. Seit vielen Jahren wird hier Hotellerie auf höchstem Niveau betrieben. Sogar in der Vorsaison im Mai freuten sich die Hoteliers über steigende Buchungsanfragen und optimale Auslastung. Krise, welche Krise? Auf Kreta scheint sie jedenfalls nicht mehr stattzufinden, stellen Uwe Lehmann und Manuela Blisse ab Seite 110 erleichtert fest. Europas Schönheit ist auf vielen Seiten dieser Ausgabe Thema Nummer eins: Europa 2 lautet der Name des neuesten Flaggschiffs der Reederei Hapag Lloyd. Claudia Bette-Wenngatz ging als einer der ersten Passagiere an Bord und ließ sich von dem mit Spannung erwarteten Kreuzfahrtschiff, das durch eine ausgewogene Mischung von Eleganz, perfektem Service und angenehmer Lässigkeit besticht, überzeugen. Ebenfalls mit Spannung erwartet: die Eröffnung des Aman Canal Grande in einem alten venezianischen Palazzo. Erstmals öffnen die renommierten Amanhotels, die sonst eher als Pioniere bei der Erschließung neuer Destinationen wirken, ihre Pforten an einem touristischen Hotspot. Ob das funktioniert, berichtet Kiki Baron, die gleich nach der offiziellen Eröffnung am 1. Juni dort eingecheckt hat. Gastfreundschaft ist unseren Connoisseuren ein großes Anliegen: Anfang März verliehen wir deshalb zum ersten Mal die Connoisseur Circle Hospitality Awards, um diejenigen Hoteliers zu ehren, die ihre Gäste mit dem besonderen Extra zu verwöhnen wissen. Ab Seite 12 finden Sie nochmals die Gewinner der Connoisseur Circle Awards 2013 und die Einladung an Spitzenhotels, ihre Manager und Eigentümer, sich für eine Nominierung im Jahr 2014 zu bewerben. Einer der Nominierten 2013 Schloss Elmau in Bayern ist ein Paradebeispiel dafür, dass anspruchsvolle Reisende nicht unbedingt über viele Landesgrenzen fahren müssen, um Gastfreundschaft auf höchs tem Niveau zu erleben. Für Connoisseur Circle ein willkommener Anlass, einmal jene Hotels vor den Vorhang zu bitten, die nicht ständig die Covers diverser Hochglanzreisemagazine schmücken, obwohl sie es durchaus verdient hätten. Lesen Sie deshalb ab Seite 132, welche Häuser Connoisseur Circle unter die besten 100 Hotels Deutschlands gewählt hat, und unternehmen Sie mit unserer Autorin Claudia Bette-Wenngatz einen Streifzug durch die schönsten Stadt-, Design-, Wellness- und Genießeroasen des Landes. Viel Vergnügen beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen Ihre Simone Dressler Chefredakteurin Alle Rechte vorbehalten, Reproduktionen, Übersetzungen und Vervielfältigungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. connoisseur circle 6

3 inhalt DIE HOHE KUNST DES REISENS REISEZIELE & LUXUSHOTELS IM QUALITÄTSTEST Kreta Jetzt mit Luxus- immobilien- Guide ab Seite 187 SOMMER CHF MIT GROSSEM TÜRKEI, KROATIEN PORTUGAL, KARIBIK & HONGKONG SPECIAL 10 Experten Connoisseur Circle stellt vor: Die Besten für die Besten Cover: Foto: Dreamstime Artwork: Angelika Kratzig INSELPERLEN SOMMERFRISCHE CONNOISSEUR SELECTION SCHATZKISTE FRANZÖSISCH- POLYNESIEN: Wo Muscheln und Menschen bezaubernd sind ALPENGLÜCK FÜR KENNER Genuss pur in den schönsten Hotels der Schweiz und Österreichs PUNKTLANDUNG IN DEUTSCHLAND Die 100 besten Stadt-, Genießer-, Wellness- und Designoasen Connoisseur Circle hospitality Awards 2013 Das waren die Gewinner in den Kategorien Businesshotel, Designhotel, Boutiquehotel, Grandhotel und Hideaway 14 Entrée Travel News: Neuigkeiten und Trends aus der Welt des anspruchsvollen Reisens Boutique 24 Herren: Zeitmesser im Härtetest 28 Interior: Designklassiker neu entdeckt 34 Kosmetik: Sonne satt 35 Mode & Gadgets: Cool Summer 26 Gewinnspiel Gewinnen Sie ein Wochenende in Salzburg inklusive Festspielkarten 32 Gourmet & Lifestyle Neues aus der Genusswelt Connoisseur Explorer Französisch-Polynesien: Im Farbenrausch der Meeresschönheiten 44 Kosmopoliten Gut Ising am Chiemsee: In drei Tagen zur Golfplatzreife ein Selbstversuch 50 Luxus Weekend Tessin: Wo die Schweiz Italienisch spricht, findet man Bilderbuchszenerien zwischen Bergen und Seen 56 Trip Tipp Oman und Abu Dhabi: Der Zauber des alten Arabien neu interpretiert Columns 6 Impressum 25 Zeit für Luxus / Luxuriös vernetzt 48 Kosmopoliten / Best Business bei Air Berlin / Lust auf Bella Italia / Die Kiwis kommen 55 Vorausgereist / Nach Port-Cros, Südfrankreich 64 connoisseur Circle stellt vor Tophotels im Fokus: Frasanelle Veneto, Ca s Xorc Mallorca, Renaissance Zürich Tower Hotel, The Westin Excelsior Rom, The St. Regis Rom, Arcotel Kaiserwasser Wien, Le Château de Bagnols, Languedoc-Roussillon 70 Connoisseur Circle sommer tipp 70 Bergsommer in der Schweiz 86 Sommerfrische in den Alpen connoisseur circle 8

4 Connoisseur Explorer Französisch-Polynesien Die menschliche Fantasie hätte es nicht besser erfinden können: In Französisch-Polynesien glänzen 118 Inseln, ihre Bewohner und die berühmten Tahiti- Perlen um die Wette. Eine Reise dorthin ist ein Ausflug in eine natürliche Schatzkiste mit gro ßem Suchtpotenzial. text: Kiki Baron Im Farbenrausch der Meeresschönheiten connoisseur circle 36

5 FOTOS: TAHITI TOURISM Tahiti, Bora Bora, Moorea, Raiatea Inselnamen, die über die Zunge rollen und Südseeromantik im Geist explodieren lassen. Palmenkronen über türkis leuchtenden Lagunen, Mädchen mit buntem Blütenkranz auf langem, schwarzem Haar, kernige Burschen mit kunstvollen Tattoos, wirbelnde Baströckchen beim Tamuree-Tanz. Bereits die alten Seefahrer wie James Cook und Louis Antoine de Bougainville oder Maler wie Paul Gauguin verhalfen Polynesien mit solchen Bildern zum unauslöschlichen Mythos. Unglaublich, aber wahr: Die Realität stellt sich dem Besucher genau so dar. Okay, zur Erfüllung des Traums muss er tief in die Tasche greifen, braucht dafür aber weder Massentourismus noch grellen Kommerz zu fürchten. Weniger als Touristen verzeichnet das Land pro Jahr, in etwa genauso viel wie Einwohner. Zudem ist eines sicher: Französisch-Polynesien besitzt die reizvollsten Archipele im südlichen Pazifik. Heimat von liebenswerten und fröhlichen Menschen, die relaxed im täglichen Leben stehen. Und nicht zuletzt sind sie Habitat des einzigen Tiers, das in der Lage ist, ein Juwel im Wert von einer halben Million Euro zu produzieren. Tahiti und Französisch-Polynesien so stellt sich die Nation dem Rest der Welt vor. Ein Land mit 118 Inseln, die sich im Südpazifik über eine Fläche von halb Europa verteilen, aber nur Quadratkilometer Landmasse besitzen. Das ist viermal die Ausdehnung von Berlin. Es sind menschenleere Atolle aus platten Korallenringen mit Palmen darauf und einer Lagune dazwischen sowie spärlich bevölkerte Inseln mit üppig bewachsener Bergszenerie und schützendem Riff drumherum. Tahiti mit der Hauptstadt Papeete ist unter letzteren die größte, Bora Bora die berühmteste. Ein Grund, weshalb sich gerade dort die meisten Luxushotels ans glasklar leuchtende Wasser reihen. Keines ohne Overwater Bungalows. Das reizvolle Konzept, Gäste direkt übers lauwarme Meer zu betten, also Hütten auf Pfählen in die Lagune zu pflanzen, stammt ursprünglich aus Raiatea: eine zündende Idee von drei American Guys. In den 60er Jahren legten sie damit im Bali Hai den Grundstein für exklusiven Barfußtourismus. Das legendäre Bora Bora Hotel der Amanresorts (zurzeit geschlossen) Funkelnde Kostbarkeiten aus dem Meer: Die Tahiti- Perle schimmert in den verschiedensten Farbnuancen. 37 connoisseur circle

6 Connoisseur Explorer Französisch-Polynesien Auch schön anzusehen: die Perlenernte im Tuamotu-Archipel übernahm kurz darauf einen weiteren verrückten Einfall der vergnügten Jungs. Eine Glasplatte zwischen den Holzplanken. In Bali-Hai-Prospekten hörte sich das so an: Den schönsten Ausblick haben Sie bei uns durch ein Loch im Boden. 50 Jahre später genießt der Gast in allen Überwasserhäusern der Tophotellerie den Aquariumblick in die Korallen welt, abends mit Unterwasserbeleuchtung. Die bunten Fischlein allerdings, die früher das Motiv so hübsch belebten, sind inzwischen leider weitgehend verschwunden. Dafür hat sich ein anderer Meeresbewohner gewissermaßen in den Vordergrund gedrängt. Sein magisch glänzender Output verführt in vielfacher Form, Farbe und Design in Hotel- und Inselboutiquen sowie auf für Besucher geöffneten Overwater-Farmen in den Lagunen von Taha a und Fakarava. Vom Kaiser und seinen Untertanen Gemeint ist die Pinctada Margaritifera oder Schwarzlippenauster. Sie produziert in polynesischen Gewässern etwas, das man anderswo in dieser Qualität nicht ernten kann: schwarze Perlen. Aufgrund ihrer verbürgten Herkunft finden sie als Tahiti-Zuchtperlen den Weg auf globale Märkte. Geboren in den lupenreinen Lagunen der Gesellschaftsinseln, Tuamotu- und Gambier-Archipelen ist der Handel mit den einzigartigen Pretiosen nach dem Tourismus das zweite Standbein polynesischer Wirtschaft. 16,7 Tonnen zertifizierte Zuchtperlen gingen 2010 in den Export. Mit einem Durchmesser von 8 bis 16 Millimeter gehören sie zu den größten Salzwasserperlen der Welt. Und zu den seltensten, obwohl die ausgeführte Menge anderes vermuten lässt. Auf einer gut gemanagten Farm gelten höchstens fünf Prozent der Ernte als Qualitätsperlen, sagt Robert Wan, weniger als ein Prozent schafft es mit makelloser Schönheit in die hohe Joaillerie. Der Nachfahre chinesischer Einwanderer gehört zu den Pionieren der Schwarzenperlenzucht. Sein Name bürgt für Topqualität. Seit connoisseur circle 38

7 Der Kaiser der Tahiti-Perle, Robert Wan, liebt seine Perlen wie Untertanen. knapp 40 Jahren kultiviert er Austern; analysiert, selektiert, entwickelt und bestückt aus seinen vier abgelegenen Farmen in den südlichen Tuamotu- Atollen und Gambier-Inseln Prominente aus Showbiz, Geld- und Blutadel und die angesehensten Juwelie re der Welt wie die Perlenspezialisten Gellner und Schoeffel. In der Südsee spricht man von Robert Wan als Kaiser der Tahiti-Perle. Wir treffen ihn im Le Village, seinem privaten Hideaway in Papeete direkt am Pazifikufer. Auf dem Tisch dient eine Riesen muschel in Waschbeckenformat als Eyecatcher. Hunderte fetter schwarzer Perlen glänzen darin still vor sich hin. Nicht gut genug für den Handel, sagt er. Aber als passende Deko für das Anwesen des Südseekaisers genau richtig. Weil er seine Perlen wie Untertanen liebt, denn jede ist wie ein Mensch einzigartig. Woran bemisst man nun die Qualität einer Perle? Wichtigster Faktor ist der Lüster, Größenwert von Brillanz und Reflektion. Er ist abhängig von Anzahl und Stärke der Perlmuttschichten, die sich um den implantierten Nukleus gebildet haben, und davon, ob sie sich gegenseitig überlagern oder nicht. Sind sie ideal angeordnet, fungie ren sie wie eine Linse und lassen Licht tief in die Oberfläche eindringen. Es wird dann sowohl von der äußeren Schicht als auch von den inneren mit irisierendem Glanz reflektiert, weswegen die Oberflächenbeschaffenheit als Bewertungskriterium noch mehr zählt als Größe. Rundum glatt, fehlerfrei und wie ein Spiegel glänzend macht sie die Perle zur erlesenen Kostbarkeit. Aber laut Wan ist das fast so selten wie der Jackpot beim Lotto. Winzigste Unregelmäßigkeiten sind auch bei Topqualitäten vorhanden. Immerhin beweist so ein Wachstumsmerkmal, dass es sich um ein Naturprodukt und keinen Fake handelt. Das gibt es nämlich auch, allerdings nicht in Tahiti, wo Perlenhandel staatlich kontrolliert wird. Bei Fakes, so Wan, handelt sich meistens um schwarz gefärbte Perlen. Im Prinzip sind sie leicht als solche zu erkennen. Ein Perlenstrang mit identisch großen und einheitlich fehlerlosen Kugeln unter Euro stammt mit Sicherheit aus der Fabrik und nicht aus Südseegewässern. Flecken, Dellen, Einschlüsse und/oder Unreinheiten verringern je nach Auffälligkeit und Anzahl den Preis, beweisen 39 connoisseur circle

8 Aragonit ummantelt den Kern und verfestigt sich. Nach dieser ersten Prozedur wird, vorausgesetzt, das Ergebnis entspricht den Vorstellungen, die Perle entnommen und im gleichen Arbeitszug ein noch größerer Nukleus zusammen mit einem winzigen Stück Austernlippe implantiert. Das streichholzkopfgroße Teilchen sorgt im besten Fall für eine gleichmäßige Schichtung des Aragonits und hat zudem Einfluss auf die Farbe des angehenden Juwels. In Tahiti werden sie als Black Pearls angepriesen. Etwas irreführend ist das. Vor 20 Jahren noch galten tiefdunkle Perlen mit flaschengrünem Orient als Nonplusultra. Inzwischen kommen sie in vielfachen Grundfarben und Glanz auf den Markt, von dunklem Anthrazit mit rosa Glimmer über rötlich mit Gold bis zu Himmelblau mit Silber. Manche changieren in hellen Tönen des Regenbogens oder in dunklen wie die von Pfauenfedern. Am seltensten sind dunkelblaue Perlen. In der Boutique von Robert Wan, Musée de la Perle, entdecken wir so eine Toprarität. Beim Entziffern des Preisschildes an dem Collier mit 73 murmelgroßen schwarzblauen Perlen wird einem etwas schwindlig Euro werden dafür aufgerufen. Staunen, anfassen, umhängen und man fühlt sich wie die Königin von Saba. Ein Paar Ohrstecker, A-Qualität, Peacock- Lüster, kichererbsengroß; sie passen sicherlich für ein Tausendstel des Preises noch auf die Kreditkarte. Robert Wans kostbarste Meeresschönheit funkelt hinter Glas und ist unverkäuflich. Wer würde den höchsten Erfolg seines Schaffens auch fremden Händen überlassen? Die größte schwarze Zuchtperle der Welt, 1996 geerntet in seinem privaten Atoll Nengo Nengo, ist in einer Vitrine des Perlenmuseums zu bewundern. Durchmesser: 22,5 mm, Gewicht: 16,5 Gramm; planetarisch rund, makellos und so blank, dass man sich darin spiegeln kann. Wie viel mag La Robert Wan wohl wert sein? Die Verkäuferin im Laden lächelt sanft, mag sich jedoch nicht festlegen. Eine halbe Million Euro wohl. Vielleicht mehr, vielleicht weniger. Tahititräume für zu Hause Wer sich im größten Glanz von Tahitis Top-Perlen sonnen möchte, sollte also einen Aufenthalt in Papeete einplanen. Monsieur Wan hat seine edlen Juwelen aber wohlweislich auch in die Nachbarschaft von Overwater Bungalows platziert. Im Flagship Store auf Bora Bora, in den Boutiquen der InterContinental Hotels und im St. Regis lauern sie verführerisch wie der Käse in der Mausefalle. Von lauer Brise eingelullt, vom türkisfarbenen Meer betört und von säuselnden Palmen berauscht; wer ließe sich in dieser beschwingten Laune nicht gern verlocken? Der Traum vom Paradies erfüllt, die Rückkehr in düstere Wintertage vorm geistigen Auge. Was wäre reizvoller als ein magisches Mitbringsel, um die Erinnerung wach und die Sinne warm zu halten? Eine Perle für sich: das Four Seasons Bora Bora 41 connoisseur circle

9 Connoisseur Explorer Französisch-Polynesien Tahiti und Französisch-Polynesien auf einen Blick Anreise Der schnellste Weg insgesamt zirka 20 Flugstunden führt über Paris und Los Angeles nach Papeete. Ab Paris fliegt Air Tahiti Nui (Eco, Business und First Class) mit zweistündigem Zwischenstopp in L. A. Vor dem Abflug muss eine Einreisegenehmigung (ESTA) für die USA beantragt werden. Weiterreise Zu den Gesellschaftsinseln wie Bora Bora und Raiatea sowie zum Tuamotu-Atoll und Fakarava verkehren regelmäßig Turboprops von Air Tahiti. Die Hotels holen ihre Gäste in der Regel mit eigenen Booten bzw. Kleinbussen ab. Wenn nicht mit dem Helikopter ( ist Moorea am besten vom Hafen in Papeete mit der Fähre MS Aremiti zu erreichen. Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde. Tahiti Aufgrund spätabendlicher Ankunft in Papeete muss man vor dem Weiterflug zu anderen Inseln übernachten. Lohnenswert auf Tahiti ist der Besuch des Robert Wan Musée de la Perle, vom Markt in der Hauptstadt und Gauguin Museum nebst bezauberndem Garten sowie Vaipahi- Wasserfall in Paea. Surfer und Fans dürften im Sommerhalbjahr ihre Freude in Teahupoo haben, wo hin und wieder Monsterwellen brechen. Hotels InterContinental Resort Tahiti Feinste Adresse auf der Haupt - insel. Das Resort mit großem Pool und Overwater Bungalows liegt in der Nähe des Flughafens und ist nicht zuletzt berühmt für die beste polynesische Tanzshow. Manava Suite Resort Modern-charmantes Design, Pool und Privatstrand sowie kostenloser Internetzugang machen das Hotel ideal für den kurzen Erholungsaufenthalt nach langem Bora bora taha a Gesellschaftsinseln Südpazifischer Ozean Flug. Moorea Mit dramatischer Berglandschaft und großem Action-Angebot wie Whale Watching, Wandern, Kiten, Tauchen und Kayaking ist Moorea die abwechslungsreichste unter den Gesellschaftsinseln. Hotels Sofitel Moorea Ia ora Unlängst renoviert und mit 114 Overwater Bungalows bestückt, versinkt das Resort geradezu in einem zauberhaften Park am schönsten Strand der Insel. Für italienische Honeymooner gehört es zu den begehrtesten Adressen in Polynesien. Intercontinental Resort & Spa Moorea Verteilt auf sieben Hektar sorgen das üppig bewachsene fakarava Tuamotu-Atoll mo0rea Tahiti Grundstück, Bungalows am Korallenriff und mit Plantschpool im Garten für tolle Südseeoptik. Zum umfangreichen Acitivity- Angebot gehört neben Jeeptouren und Wasserski hautnaher Kontakt mit Delfinen im hoteleigenen Moorea Dolphin Centre. Moorea Pearl Resort Ob über Wasser oder an Land, alle Bungalows sind reetgedeckt und verströmen reizvolles Tropenflair. Aufmerksamer Service, gute Küche und ein opulentes Frühstücksbuffet addieren sich zum angenehmen Aufenthalt. Taha a Berge, Buchten und üppige Natur vermengen sich auf dieser wenig bevölkerten Insel zum stillen Paradies. Womöglich ist es die einzige Insel auf Erden, wo sich die einzige Straße 70 Kilometer connoisseur circle 42

10 rundherum direkt am Meer entlang schlängelt. Berühmt ist Taha a für die weltbeste Vanille. Hotel Relais & ChÂteaux Le Taha a Private Island Einziges Refugium der Ver einigung in der Südsee und einziges Tophotel im traditionellen polynesischen Stil. Jedes Haus aus Holz, jedes Dach, jede Wand aus geflochtenen Kokospalmenblättern; die pure Romantik, umspült von glasklarer Lagune mit Korallengärten. Yachting Die Lagunen von Taha a und Raiatea, gemeinsam vom schützenden Riff umringt, gehören zu den besten und abwechslungsreichsten Segelrevieren Polynesiens. Ideal für den Törn sind luxuriöse Katamarane, die auch durch flache Gewässer gleiten. Mit Kabinen, Salon und viel Freiraum bestückt, können sie inklusive Skipper und Koch gebucht werden über Dream Yacht Charter. Bora Bora Schriftsteller James Michener setzte sie als schönste Insel der Welt auf die touristische Landkarte. Und wirklich: Keine andere kann es mit der fabelhaften Leuchtkraft der flachen Lagune um bizarre Vulkanspitzen aufnehmen. Die meisten Hotels reihen sich auf den palmenbesetzten Motus (Korallenkalkinseln) im Osten von Bora Bora. Das heißt: Sunset View ist inklusive. Four Seasons 2008 als letztes Hotel des Landes nach dreijähriger Bauzeit eröffnet, besticht es durch die Großzügigkeit und Eleganz seiner Bungalows, zum Teil mit eigenem Strand, zum Teil überm Wasser, dazu mit erlesener Küche, grandiosem Spa und ausgefeiltem Service. Sofitel Private Island Ein intimes Juwel im aquamarinblauen Meer: Vom Hügel genießt man einen 360-Grad- Blick, vom Bett aus die Sicht auf Bora Boras Mont Otemanu, am Tisch delikate Kost polynesischfranzösischer Provenienz. Und wer auf Schnorcheltour geht, findet direkt vorm Hotel unberührte Korallengärten. St. Regis 151 Quadratmeter misst die Fläche der kleinsten Villa in diesem Nobelresort der Extra klasse. Geschmackvoll eingerichtet und bis ins Detail durchdacht, vom Butler umsorgt und von Palmen beschattet, schotten sich die meisten Gäste von der Außenwelt ab. Zehnmal so groß ist das Royal Estate mit eigenem Spa, ideales Hideaway für die Großfamilie oder gute Freunde. Fakarava Ein menschenleerer Südsee traum, wie er im Buche steht. Das zauberhafte Atoll liegt eineinhalb Flugstunden von Tahiti entfernt und gehört mit 60 Kilometer Länge und 25 Kilometer Breite zu den größten Riffringen Polynesiens, gilt zudem als attraktivstes Tauchrevier. Auf Luxus muss man verzichten, dafür kann man sich man cherorts auf Deutsch verständigen. Im charmanten Dreisternehotel White Sands ( unter Schweizer Leitung beispielsweise wie auch in der soeben eröffneten, dem Hotel angeschlossenen Tauchschule Werner Lau ( Und wer sein Wissen über Tahiti-Perlen vertiefen möchte, meldet sich bei Gunter Hellberg an, einziger deutschstämmiger Besitzer unter den knapp 500 Perlenfarmern des Landes. Tel./Fax: +689/ , Mobil: +689/ , gunterhellberg@mail.pf Perlen-Shopping Robert Wan Musée de la Perle Rue Jeanne d Arc, Centre Vaima Papeete, Tahiti Robert Wan Vaitape, Bora Bora Weitere Boutiquen der Marke sind in den InterContinental Hotels auf Moorea und Bora Bora zu finden sowie im St. Regis Bora Bora, zudem unter Tahiti Pearls im Relais & Châteaux Taha a Private Island. Dominique Pétras Die Schmuckdesignerin hat sich mit außergewöhnlichen Perlenkreationen im Four Seasons Bora Bora etabliert. Sofitel Moorea Ia Ora St. Regis Bora Bora Le Taha a Private Island Ein Prachtstück aus der Robert- Wan-Kollektion 43 connoisseur circle

11 ò LUXUSWEEKEND TESSIN TESSIN Bilderbuchszenerien zwischen S Wo die Schweiz Italienisch spricht, ist wieder Dolce Vita angesagt: vom Lago Maggiore bis zum Lago Lugano, von Ascona bis Locarno locken unwiederstehliche Natur- und Kulturschätze. TEXT: KIKI BARON, FOTOS: PAUL SPIERENBURG M an fühlt sich wie auf einer Rutschbahn. Vom Gotthard-Tunnel wird der Autofahrer fast geradewegs durchs Tessin hinunter auf Seehöhe katapultiert. Grüne Berghänge, tosende Wasserfälle, Felsen, Wachtürme und Dörfer flutschen vorbei, zum Schluss die mächtigen Burgen der Kantonshauptstadt Bellinzona. In der Magadinoebene heißt dann es slow down von Ampel zu Rondell, als ob sich die steilen Ufer des Lago Maggiore dem Reisenden nicht auf die Schnelle entblättern wollten. Der Luganer See kann es dagegen gar nicht abwarten, Besucher zu empfangen. Ein neuer Tunnel leitet direkt von der Autobahn ins Zentrum von Lugano. So oder so, die Anfahrt in die südlichste Ecke der Schweiz braucht Zeit, nicht zuletzt wegen sommerlicher Staus vor dem Berg des Heiligen Godehard. Wer dem entfliehen will und über das nötige Budget verfügt, lässt sich einfliegen. Mit Fly Giardino. Die private Airline der gleichnamigen Hotelgruppe verfügt über kleine Beechcrafts und zwei größere Flieger mit 32 bzw. 72 Plätzen. Das Verwöhnprogramm funktioniert bereits in der Luft: Die Snacks sind von 2-Sterne-Chef Rolf Fliegauf kreiert. Seine kulinarische Heimat ist Ecco im luxuriösen Refugium Giardino Ascona. Womit wir uns bereits im reizvollsten Städtchen des Ticino befinden, einziges Kanton der Schweiz mit Italienisch als Hauptsprache. Betulich hat man Ascona in Erinnerung, irgendwie würdig und pastellfarbig in Reichtum versunken. 70 Millionäre zählt die Seelen- Gemeinde. Dabei war der Ort schon mehrfach schwer angesagt, etwa Ende des 19. Jahrhunderts als Platz für skurrile Aussteiger auf dem Monte Verità, später als Mekka von Schriftstellern und Künstlern, in den 70ern als Saint-Tropez der Schweiz. Doch als die letzte Partygesellschaft weiterzog, fiel das ehemalige Fischerdorf in Schönheitsschlaf. Jetzt ist es wieder putzmunter. Frisch leuchten die Farben der ehrwürdigen Patrizierhäuser, Plastikmöbel in Terrassenlokalen auf der Piazza wurden gegen Holz und Bambus getauscht, szenige Lokale sind da und locken wieder mehr High Heels als Gesundheitslatschen über das Kopfsteinpflaster. Zudem: Womöglich gibt es keinen anderen Flecken, wo sich auf weniger Quadratmetern mehr hochkarätige Mode ballt. Ob nach italienischen, französischen, belgischen, deutschen oder Schweizer NobelLabeln, in den Mini-Boutiquen an den verwinkelten Gassen lohnt sich für Fashion Victims emsiges Stöbern. NEUES ANTLITZ MIT ALTEM GELD Asconas Dornröschenkuss ist vornehmlich Initiativen von Bankern und Schwerindustriellen zu verdanken. Das Hotel Giardino, Domizil der deutschen Nationalmannschaft während der Fußball-EM, bekam vor einigen Jahren ein erfrischendes Interieur verpasst. Ein formschöner Neubau mitten im Zentrum beherbergt ein anderes Kind der Gruppe, die coole Giardino Lounge e Ristorante. Ex-Frankfurter Stefan Breuers galoppierte bereits 2007 in puncto Lifestyle und zeitgemäßer Optik voran. Unter seinen kulinarische Oasen punktet Seven am höchsten: Designergestühl mit Blick auf See und Uferpromenade, auf dem Teller verspielte Tessiner Kreationen von Kochweltmeister und connoisseur circle _luxusweekend_tessin_SIM_XXXa!_SEITE_1.indd :51

12 luxusweekend tessin Das spektakulärste Panorama am Lago Maggiore gibt s von der Terrasse des Hotels Eden Roc in Ascona. Designoase direkt am See: das Giardino Lago Wakeboard-Spezialist Ivo Adam. Auch Karl-Heinz Kipp, Vorstand der Tschuggen Hotel Group, ließ sich nicht lumpen. 32 Millionen Schweizer Franken pumpte das Unternehmen unlängst ins Hotel Eden Roc. Ein Quadratmeter großer Wellnessbereich wurde modern konzipiert, Zimmer im neuen Annex farbenfroh gestaltet, im Restaurant Marina am hauseigenen Yachthafen fiel Traditionsplüsch angesagtem Retrostil zum Opfer. Das Panorama vor seiner Open-Air-Lounge ist das imposanteste von allen. Man sitzt wie mitten im See, beiderseits dunkelgrüne Berghänge und ganz hinten, wo sich die Wespentaille des Lago in die Kurve legt, spiegeln sich die Brissagoinseln im Wasser. Der Hamburger Kauf- und Lebemann Max von Emden kaufte das Inselreich 1920, setzte einen neoklassischen Palazzo auf und vergnügte sich mit illustren Damen. Es war dies der zweite Schock für die braven Ufergemeinden, nachdem der herrschaftslose Lebensentwurf der nackten Vegetarier und Tänzer, der Anarchisten und Pazifisten, Schriftsteller und Maler auf dem Monte Verità im finanziellen Fiasko geendet hatte. reich an Schönheit und Kontrasten Im Hinterland sorgen Täler für ein spektakuläres Kontrastprogramm. Flüsse wie Maggia oder Verzasca haben sich aus dem St.-Gotthard-Massiv in abgrundtiefen Schneisen bis zum Lago Maggiore gegraben. Wald und Feld bestimmen das Bild, hier und dort von malerischen Dörfern unterbrochen, die Häuser aus Granitplatten aufgeschichtet und von schlanken Kirchtürmen überragt. Felsenfest kleben sie seit hunderten Jahren zwischen alten Eichen und Kastanien am Steilhang. Angst vor Hochwasser, Felsstürzen und Überfällen trieb die Menschen seit keltischer Zeit auf diese Höhen. Armut und Hungersnöte ließ sie aber auch wieder in die Ferne schweifen. Manche Siedlung wird heutzutage nur noch von alten Leuten bewohnt. Rustici, wie die Tessiner Bauernhäuser heißen, verfielen oder wurden von Fremden als Feriendomi zil aufgerüstet. Umso überraschender, in dieser Mischung von Mittelalter und melodramatischer Natur doch ein Denkmal der Moderne zu entdecken. Die Kir - che von Mogna, ein Werk des Tes siner Architekten Mario Botta. San Giovanni Battista, zylindrisch, sachlich und kühl in hellen und dunkelgrauen Granitschichten 1995 errichtet, symbolisiert eine aufstrebende Himmelsleiter. Sie steht für den Überlebenswillen der frommen Dorfbewohner, nachdem der Ort von einer Lawine fast gänzlich zerstört und wieder aufgebaut wurde. Eines der reizvollsten Täler ist das Valle Onsernone. Eng und kurvenreich windet sich die Straße hoch über dem Flussbett bergauf, verbindet sieben Ge - meinden am Sonnenhang. Jenseits der Schlucht nichts als Wald. Ein paar Kilometer Luftlinie nur vom Lago Maggiore entfernt, fühlt man sich von der Außenwelt abgeschlossen. Hier haben Schriftsteller wie Golo Mann, Alfred Andersch oder Max Frisch ihren Geist vom Stadtmüll freigeschaufelt und Inspiration gefunden. Oder waren wie Kurt Tucholsky in Sachen Liebe unterwegs. Freundin Hedwig spielte großzügige Gastgeberin in Comolognos Palazzo della Barca. Nicht die einzige Nobel - Denkmal der Moderne in melodramatischer Natur: die Kirche von Mogna von Mario Botta connoisseur circle 52

13 Fotos: Paul Spierenburg, Schweiz Tourismus, Tschuggen Hotels, Giardino Hotel Group residenz in diesem abgeschiedenen Ort. Wohlhabende Kaufleute, im 18. Jahrhundert aus Frank - reich in die Heimat zurückgekehrt, haben die Paläste erbaut. Der alte Geldadel ist längst in wirt - schaftlich interessantere Regionen abgetaucht. Manche hinterließen Haus samt Inhalt der Gemein - de. Wie die Gambonis. Ihr gleichnamiger Palazzo ist heute ein romantisches Gästehaus mit knarzenden Betten und Holzfußbo den. Ob Goldrahmenspiegel, Waschschüssel oder Kupferpfannen, alles noch original vorhanden. Ein Paradies für nostalgische Gemüter. Nur das Läuten der Kirchenglocken unterbricht hin und wieder die Stille. Luxus zwischen Lago maggiore und lugano Zurück an den See nach Locarno. Wenn es Nacht wird im August, klingt unwillkürlich der Soundtrack von Henry Mancinis Pink Panther im Ohr. Mit samtweichen Tatzen vermisst die Großkatze die Fassaden der barocken Arkadenhäuser, und man vermeint das kehlige Schnurren zu hören. Bei Cineasten verlagert es sich als rollendes R auf die Zunge: Pardo d Oro, Goldener Leopard begehrte Trophäe des Filmfestivals Locarno ins Leben gerufen, gehört es neben Cannes und Venedig zu den glamourösesten Großevents in Sachen Kino. Das Einzi ge von Weltbedeutung, das sein Publikum elf Tage lang unter freiem Himmel vor einer Riesenleinwand versammelt und sie als Jury einbindet. Noch nie, staunte Regisseur Sydney Pollack einmal, habe er eine derart große Zahl von Menschen gesehen, die sich nachts einen Film anschauen. Dieses Jahr wiederholt es sich zum 66. Mal. Nicht das einzige grandiose Open- Air-Festival im Tessin. JazzAscona mit mehr als 400 Stunden Livemusik oder Luganos Long Lake Festival mit 200 Veranstaltungen sorgen für magische Sommernächte am See. Im Gegensatz zum Lago Maggiore liegt der größte Teil des Lago Lugano auf Schweizer Territorium. Wie ein Riesenhaken windet er sich um unbebaute grüne Steilhänge und urbanisierte Flächen. Geo grafischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt ist Lugano, drittgrößtes Finanzzentrum der Schweiz. In Zahlen: Einwohner, 72 Banken, mehr als verwandte Dienstleistungsfirmen und 172 Versicherungsgesellschaften. Der Wohlstand spiegelt sich in manikürten Villenvierteln und schickem Publikum in gepflegten Altstadtgassen und Grand Cafés, in üppig beladenen Schaufenstern mit Goldschmuck und einem Überangebot verlockender Delikatessen. Es lässt sich gut leben in Lugano, wenn man das nötige Geld hat. Reichster Mann am Platz dürfte einst Heinrich Thyssen gewesen sein, der Anfang der 30er Jahre die Villa Favorita bezog und seine umfangreiche Kunstsammlung dort unterbrachte. Sie füllt jetzt Madrids Museo Thyssen-Bornemisza, zweitwichtigstes nach dem Prado. Das schlossartige Bauwerk am Ufer unterhalb des Monte Brè steht seit Jahren zum Verkauf. Daran vorbei führt der lauschige Olivenbaumpfad mit dem pittoresken Terrassendorf Gandria als Endstation und Aussichtsplatz. Die Häuser auf einen Vorsprung geschichtet, hat man von dort 180-Grad-Panoramablick über den See und einsame Bergwälder, bis das Auge in der Ferne vor Schreck an einem Giganten hängenbleibt: Das größte Spielcasino Europas mit 13 Stockwerken ist ein Entwurf von Mario Botta, für 120 Millionen Euro aufgetürmt in der einen Quadratkilometer großen Enklave Campione d Italia. Nachts protzt es in lila Illumination. Von der Villa Principe Leopoldo aus betrachtet, entpuppt sich der Gigant nur im Kleinformat. Das zauberhafte Hotel brilliert mit historischer Größe. Auf dem Goldenen Hügel errichtet, war es einst Sommerresidenz derer von Hohenzollern, benannt nach dem Bruder Kaiser Wilhelms II. Generaloberst Friedrich Leopold bewohnte die prunkvollen Räumlichkeiten bis zu seinem Tod Mit seiner kostbaren Einrichtung ist die Villa das Juwel der hiesigen Hotellerie. Architektur und Ambiente sind es freilich nicht allein, die zum Wohlgefühl beitragen. Auch am Herd wird aufs Feinste gezaubert. Schwer zu sagen also, ob man lieber in Lugano oder Ascona in Luxus schwelgt. Idyllische Szenerie im Verzascatal: Abkühlung am Fluss und pittoreske alte Dörfer mit Kirchturm 53 connoisseur circle

14 luxusweekend tessin Beste Adresse in Lugano: die Villa Principe Leopoldo Anreise Swiss bietet von Großflughäfen in Deutschland und Österreich mehrere Verbindungen pro Tag nach Zürich, Mit Darwin Airline bestehen Verbindungen nach Lugano, Alternativ in drei Stunden mit der Schweizer Bahn nach Ascona bzw. Lugano, Flugtaxiservice mit Fly Giardino, Hotels Lago Maggiore Eden Roc Der Klassiker von Ascona hat mit einem tollen Wellnessbereich aufgerüstet und den Yachtclub ins moderne Konzept integriert. Die großzügigen Zimmer und Suiten bekamen einen erfrischenden Retro- Touch. Unbedingt mit Seeblick buchen! Raffiniert die Küche im La Brezza, für Fisch und Krustentierfans ins La Casseta. Am Seeufer, Tel.: +41/ 91/ , Esplanade Mondän ja, aber nicht steif: Das hundert Jahre alte Grandhotel punktet mit 4 Hektar Park, m² Spa im ehemaligen Kurhaus sowie grandiosem Blick von zwei Dritteln der Zimmer auf See und Berge. Via delle Vigne 149, Locarno-Minusio, Tel.: +41/ 91/ , Giardino Knallige Farbakzente lockern die Atmosphäre in den hell gestalteten Räumen auf. Davor grünt es üppig. Im großen Garten mit Goldfischbassin, am Pool, im Spa und in den Restaurants (s.u.) schwelgen: Hier passt alles zusammen. Auch für Kids wird speziell gesorgt. Via del Segnale 10, Ascona, Tel.: +41/91/ , Giardino Lago Die Zimmer mögen bis auf die Suite kleinformatig sein, dafür sind sie optimal aufgeteilt. Das Konzept setzt auf Geselligkeit. Toll die Roof Lounge, wo man mit Seeblick in Dedon schwelgt. Spezialität der Küche: Black Angus Steaks aus dem 800-Grad-Ofen. Via alla Riva 2, Locarno- Minusio, Tel.: +41/91/ , Palazzo Gamboni Verwunschenes Gästehaus am Ende des Tales im Bergpalast: Unbedingt die original erhaltenen Zimmer reservieren. Co mologno, Tel.: +41/91/ , Yachtsport Resort Das intime Hotel mit wertvoller Einrichtung im maritimen Stil und eigenem Hafen verlockt auch eingefleischte Landratten zu einem Törn über den Lago Maggiore. Al Lago, Brissago, Tel.: +41/91/ , Hotel Lugano Villa Principe Leopoldo Wo einst Kaiser Wilhelms II. Bruder Friedrich Leopold wohnte, bettet man sich fürstlich. Nicht weniger stilvoll die angeschlossene Residence. Modern, luxuriös mit japanischem Touch das Kiso SPA, exquisit die Küche von Dario Ranza. Hotel Gabbani Für Designfreaks: Im Herzen der Altstadt wurden über schicken Delikatessenläden und der Weinbar 14 Räume vom Luganer Architekten Swen Panzera eingerichtet. Jedes anders, jedes mit Custom-made- Möbeln in Farben, die zum Zimmerthema passen, wie Champagne, Rosa oder Noce. Restaurants Lago Maggiore Ecco Rolf Fliegauf darf sich für seine hochkarätige Erlebnisküche mit zwei Sternen rühmen. Fra gile Optik und subtile Geschmacks harmonien sind spitzenmäßig und immer wieder überraschend. Im Giardino, s. o. Da Enzo Lauschiger Garten mit Tessiner Granitmöbeln, drinnen elegante Gemütlichkeit, auf dem Teller Köstliches, im Glas edle Tropfen. Und wer im Zirkel Sylt, Mallorca, Zermatt verkehrt, trifft bei Enzo sicherlich Bekannte. Ponte Brolla, Tel.: +41/91/ , Seven Ob Schaumwein-Risotto mit Pilzen oder Berglammschulter mit Birne: Ivo Adams Kreationen sind top, und mit Seeblick sitzt man sowieso immer richtig. Ascona, Piazza, Tel.: +41/91/ , Grotto Baldori Auch das gibt s: typische Tessiner Kost und Geselligkeit zum klei nen Preis. Das unkomplizierte 7-Gang-Menü, an langen Tischen serviert, ist groß portioniert, schmeckt lecker und kostet 16 Schweizer Franken. Vicolo S. Omobono, Ascona, Tel.: +41/91/ , Tentazioni Ein Kleinod im historischen Haus mit einer Handvoll stylisher Zimmer und Kräutergarten. Aus dem bedient sich die Küche für höchste Gaumenfreuden, seit diesem Jahr unter der Ägide von Dario Pancaldi und Andrea Schwab. Via Cantonale, Cavigliano, Tel.: +41/91/ , Osteria Al Palazign Geheimtipp: Vor dem Ausflug ins Onsernonetal Patrone Franco anrufen und nach Tagesgerichten fragen. Für Reh- oder Wildschweinbraten aus eigener Jagd mit feinem Tessiner Roten dazu lohnt sich die Fahrt allemal. Comologno, Tel.: +41/91/ Ristorante Stazione Mit der spannenden Centovalli (100 Täler) Bahn fahren, in Intragna aussteigen und sich bei Agnese und Adriana Broggini niederlassen. Unschlagbar die Polenta aus dem Kupferkessel oder Kalbsbäckchen mit Pfifferlingen. Bahnhof, Intragna, Tel.: +41/91/ , Restaurants Lago Lugano Grand Café Al Porto Allein des Belle-Epoque-Dekors wegen sollte man sich niederlassen. Kuchen und Gebäck sind aus Meisterhand wie auch die Lunch-Spezialitäten. Zum Feiern in größerer Gruppe ist das ehemalige Refektorium, Original aus dem 16. Jahrhundert, der schönste Raum. Via Pessina 3, Tel.: +41/91/ , Principe Leopoldo Chef Dario Lanza wird als Risot to- König der Schweiz gerühmt, die Reisspezialität beispielswei se mit Kürbis, Talleggio und Pil zen. Aber auch alle anderen Leckerbissen überzeugen hundertprozentig. Im gleichnamigen Hotel. Grotto Santa Margherita Geheimtipp: durch Industriebrache ein paradiesisches Versteck an der italienischen Grenze urig mit Steintischen im Garten, handfest mit Kick die Küche. Da gibt es honigglasiertes Zicklein mit Kräutern oder Papardelle aus Kastanienmehl mit Bracatosauce. Via S. Margherita 31, Stabio, Tel.: +41/91/ connoisseur circle 54