Das Bregenzer Kunstdepot ist prall gefüllt
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- Jesko Fuhrmann
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1 VN-SERIE: Zweiter Anlauf für die Vorarlberger Landesgalerie (Teil 1/5) Das Bregenzer Kunstdepot ist prall gefüllt Wenn das Land auf die Stadt zukommt, wäre man in Sachen Kunst spendabel. Bregenz (VN) Mit 5800 Euro pro Jahr ist das aktuelle Ankaufsbudget der Stadt Bregenz für bildende Kunst so knapp bemessen, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die Sammlung herzeigbar ist. Und dennoch steht fest, dass man über Jahrzehnte Schätze angehäuft hat, die an sich nur einen, dafür aber markanten Schwachpunkt haben - die Sammlung der Landeshauptstadt ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Selbst bei der Aufzählung der an sich einsehbaren Teile gibt sich Kulturamtsleiter Wolfgang Fetz bedeckt. Verständlich, was in Amtsstuben hängt, soll - obwohl gut versichert - nicht unbedingt hinausposaunt werden. Dabei erachtet Fetz die Einsehbarkeit als Recht der Bevö lkerung. Fragt sich nur, wie man sie bewe rk - stelligt. Vor dem Ausbau des Bregenzer Festspielhauses gab es dort die so genannte Österreichische Galerie. Hauptwerke der Vorarlberger Albert Bechtold, Heinz Greissing oder Gottfried Bechtold waren dort etwa neben Bildern von Arnulf Rainer und Hermann Nitsch ausgestellt. Ein Teil gehört der Stadt, ein Teil kam als Dauerleihgabe vom Bund und ein kleinerer Teil aus Privatbesitz an die Wände des Foyers oder der Stiegenaufgänge. Was man in den frühen Achtzigerjahren für gut befand, habe sich, so Fetz, inzwischen auch aus restauratorischer Sicht als nicht mehr praktikabel erwiesen. So forderte der Bund sogar einige Werke zurück, würde sie - bei fachgerechter Präsentation - aber wieder in den Westen versenden. Die Kunst-am-Bau beim Festspielhaus besteht nun aus einer Skulptur von Gottfried Bechtold vor dem Haus und einer des Engländers Cerith Wyn Evans auf dem Dach. Die Bregenzer Teile der einstigen Österreichischen Galerie kamen ins Depot. Dort bewahrt man sie neben wesentlichen Stücken des großen Vertreters der österreichischen Zwischenkriegszeit, Rudolf Wacker sowie neben Werken von Hubert Berchtold, Tone Fink, Martin Häusle, Armin Pramstaller usw. erst einmal auf. Künstlerinnen sind nicht viele präsent. Aber freilich besitzt die Stadt auch Hauptwerke des Aushängeschildes Angelika Kauffmann (1741Ö1807). Mit der Hängung derselben im obersten Stockwerk des Vorarlberger Landesmuseums ist man aber derart unzufrieden, dass man nicht alles hergab. Was nach den Gedenkausstellungen zum 200. Todestag der Künstlerin im Jahr 2007 geschieht, wird weitgehend vom Ausbaukonzept des Landesmuseums abhängen. Das ist, so Fetz, nun am Zug. In ein weiteres Kunsthaus zu investieren, wäre ja absurd. Was klipp und klar heißt, dass die Stadt ihre Kunstsammlung in den Depots und Büros lässt, wenn es nicht doch eine wie auch immer geartete Landesgalerie gibt. Da wären wir zu Leihgaben bereit, reicht Fetz schon einmal die Hand.
2 VN-SERIE: Zweiter Anlauf für die Vorarlberger Landesgalerie (Teil 2/5) Ein Info-Pool für Kunst, keine Galerie Das Jahrhundertprojekt Vorarlberger Landesmuseum erhält langsam ein Konzept. Bregenz (VN) Angelika Kauffmann, die große Malerin mit Wurzeln im Bregenzerwald und internationaler Bekanntheit, wird noch vor dem ab nächstem Jahr in Angriff zu nehmenden Ausbau des Vorarlberger Landesmuseums würdiger berücksichtigt, als das bislang der Fall war. Der neue Museumsdirektor Tobias Natter nennt die im Besitz des Landes befindlichen Arbeiten der Künstlerin (1741Ö1807), deren Werke sich zudem in Sammlungen von London bis St. Petersburg befinden, als einen der Schwerpunkte der Sammlung. Und er zählt auf Leihgaben von der Stadt Bregenz, wenn es darum geht, die Präsentation auszugestalten. Kulturamtsleiter Wolfgang Fetz hat ( VN -Bericht vom 21. Oktober) ja bereits Unterstützung signalisiert. Überhaupt setzt Natter - zuvor an der Österreichischen Galerie im Belvedere in Wien tätig - auf den Aufbau von Kontakten und Netzwerken. Die sollen dem Museum, das von den Steinzeit- und Römerzeitfunden bis zur Textilkunst so ziemlich alles bewahrt und präsentiert, was Vorarlbergs Geschichte hergibt, über Leihgaben und Schenkungen zu einer noch umfangreicheren Kunst-Abteilung verhelfen. Das in Vorarlberg lange diskutierte Thema Landesgalerie (die Aufarbeitung und Präsentation des Kunstschaffens im Bundesland) ist für Natter vor allem deshalb kein Klacks, weil die bildende Kunst im obersten Geschoss des Hauses bislang eher ein Schattendasein führte. Von der Tatsache ausgehend, dass man in Vorarlberg - wie auch in anderen Ländern - aber nicht von einer kontinuierlichen Entwicklung in der Kunst sprechen kann, hält er nichts von einer wie auch immer gearteten chronologischen Präsentation. Der Begriff Landesgalerie ist mit Dingen besetzt, die es heute so nicht mehr gibt. Obwohl er die Schwerpunkte der Sammlung bei den Barockbaumeistern, bei Kauffmann oder Rudolf Wacker ausmacht, hält er auch nichts von der Einrichtung von Künstlerräumen. Was vom Land angekauft wurde, vielfach noch in den Depots lagert und als herzeigbar eingestuft wird, soll im neuen Landesmuseum z. B. Kunstinseln erhalten. Angegliedert an die Aufarbeitung bestimmter Themenbereiche der Vorarlberger Geschichte. Was heißt, dass das Landesmuseum nicht nur um- und ausgebaut, sondern in seinem Inhalt auch völlig umgekrempelt wird. Sollte sich jemand vorgestellt haben, dass dem Museum eine Art Landesgalerie in Form eines Kunstflügels angegliedert wird, dann wird auch dieser enttäuscht. Das erachtet Natter nämlich auch nicht für gut.
3 Fest stehe jedoch, dass das Kompetenzzentrum, als das er das Landesmuseum grundsätzlich charakterisiert, auch ein Info-Pool für bildende Kunst werden soll. Das soll heißen, dass nicht nur ein Künstlerarchiv aufgebaut und auch über moderne Medien zugänglich gemacht wird, sondern dass man die Serviceleistungen auch generell ausbaut. Natter denkt dabei aber nicht nur an Informationsleistungen für die Besucher, sondern auch für Ausstellungsmacher und benachbarte Häuser. Entgrenzung heißt sein Schlagwort. Und das bedeutet, dass er seine Aufgabe auch darin sieht, Vorarlberger Künstler über die Grenzen des Landes hinaus bekannt zu machen. Ein gutes Beispiel ist der Bregenzer Rudolf Wacker. Der Vertreter der Neuen Sachlichkeit kann sich mit deutschen Protagonisten des Stils vergleichen, ist in Deutschland aber noch weniger bekannt. Ausstellungsmacher, die sich dieser Epoche annehmen, werden in Hinkunft am Landesmuseum in Bregenz kaum vorbeikommen. VN-SERIE: Zweiter Anlauf für die Vorarlberger Landesgalerie (Teil 3/5) Als Blinddarm völlig sinnlos Sammlungen gehören öffentlich gemacht, meint KUB-Direktor Schneider. Bregenz (VN) Beim Kunsthaus Bregenz würde sich der Kreis schließen. Was als Landesgalerie und damit Heim für regionale Sammlungen gedacht war, ist zwar eine Halle für internationale Gegenwartskunst geworden, gesammelt hat man am Unternehmen aber schon vor Baueröffnung. Namen wie Maria Lassnig, Cornelius Kolig, Hubert Schmalix, Bruno Gironcoli oder Herbert Brandl belegen die Blickrichtung auf die großen Vertreter der österreichischen Kunst des 20. Jahrhunderts. Die Arbeiten zeigt man aber nicht, man verleiht sie bestenfalls ab und zu an andere Häuser. Um wirklich Trümpfe in der Hand zu haben, also im Gegenzug Arbeiten einzufordern, die man für eine Ausstellung braucht, ist die KUB-Sammlung aber wiederum zu klein. Ein Sammlungskonzept, das KUB-Direktor Eckhard Schneider als damals dennoch sehr kluge Entscheidung erachtet, wurde nun geändert. Nach gestrafften Vorgaben kauft man von Künstlern, mit denen man zusammenarbeitet und fürs Architekturarchiv (das man von Anfang an als Auftrag verstand). Schenkungen - etwa der Nachlass des Vorarlbergers Edwin Neyer oder jene Rudolf-Wacker-Objekte (u. a. persönliche Gegenstände und die Staffelei des Bregenzer Malers), die Experte und Kunsthaus-Kurator Rudolf Sagmeister einst für das Land sicherte - schlummern seit Jahren im Depot. Und warten auf Hebung, wie Sagmeister betont, während er in Richtung Landesmuseum deutet, das nun ausgebaut wird.
4 Kunsthausdirektor Eckhard Schneider macht zum Thema Sammlungen (das für ihn konsequenterweise kein großes mehr ist), klare Ansagen. Es macht keinen Sinn, sie nicht öffentlich zu zeigen, und es stellt sich dabei immer die Frage, ob man mit Sammlungen den eigentlichen Auftrag erfüllt. Sammlungen quasi als Wurmfortsatz bzw. Blinddarm eines Hauses zu betreuen, die jeder hat, aber kaum jemandem etwas nützen, seien ja kein Beleg für das Bekenntnis zur bildenden Kunst. Sammeln steht für Eckhard Schneider auch im Zusammenhang mit Sichern von Kunstwerken. So wurde vom Vorarlberger Gottfried Bechtold etwa das Werk Signatur 02 angekauft. Es befindet sich an der Silvretta-Staumauer, ist von dort gar nicht wegzubekommen, markiert aber so etwas wie einen Nebenstandort des Kunsthauses Bregenz. VN-SERIE: Zweiter Anlauf für die Vorarlberger Landesgalerie (Teil 4/5) Kunstankäufe auch einfach verabsäumt Christoph Bertsch hat einst ein Konzept für eine Landesgalerie erstellt. Bregenz (VN) Im Hinblick auf den Ausbau des Vorarlberger Landesmuseums nun Zurufe zu machen, davon hält der Kunsthistoriker Christoph Bertsch nichts. Ich kenne die früheren Projekte des neuen Direktors Tobias Natter und glaube, dass er eine gute Lösung umsetzen wird. Dennoch, der aus Bregenz stammende Universitätsprofessor in Innsbruck hat nicht nur eine enorme Zahl an Publikationen vorzuweisen, er kuratiert nach wie vor - und vor allem im Ausland - Ausstellungen mit aktuellen Arbeiten von österreichischen Künstlern und er hat einst im Auftrag des Landes ein Konzept für eine Landesgalerie bzw. eine Auflistung mit dem Herzeigenswerten erstellt. Dass man später dann doch keine Landesgalerie, sondern ein Kunsthaus baute, erachtet er für völlig richtig. Es ist gut, dass man in Bregenz einen Ort hat, an dem man sich mit internationaler Kunst auseinandersetzen kann. Dass qualitätsvolle Arbeiten von Vorarlbergern in der Öffentlichkeit aber nach wie vor kaum vertreten sind, hält er wiederum für weniger gut. Man brauche dafür keine Museumssituation zu schaffen, verdeutlicht Bertsch seine Sicht, könne aber durchaus innerhalb des Landesmuseums damit bewegliche Präsentationen und ein vernünftiges Vermittlungsprogramm aufbauen. Und spannende Geschichten erzählen. Ein Schwerpunkt der Kunst nach 1945 liege sicher bei Gottfried Bechtold. Und gerade bei der Frage nach jenen Künstlern, die man zeigen sollte, erinnert sich Bertsch an unangenehme Vorgänge im Zuge der ersten Kunsthaus-Landesgalerie-Diskussion Ende der Achtzigerjahre.
5 Die gleichen Leute, die die Präsenz der Vorarlberger vehement forderten, meinten dann, dass das eh alles nur Provinz sei. Ich würde sagen, gerade dieses Denken ist eines, das man nur in der Provinz antrifft - und es ist einfach absurd. Kritik übt Bertsch auch an der Ankaufspolitik des Landesmuseums. Dass der Bregenzer Rudolf Wacker (1893Ö 1939) repräsentativ neben Edmund Kalb und Albert Bechtold gezeigt gehört, stehe außer Frage. Dass das Museum gute Werke von Wacker nicht kaufte, obwohl man Sondersubventionen dafür bekommen hätte, erachtet er als großes Versäumnis. Es müsste doch klar sein, dass man, um Wackers Werk zu begegnen, eben ins Vorarlberger Landesmuseum kommt. Da könnte man eine Forschungsstätte einrichten, Bezüge zu Vertretern außerhalb des Landes herstellen usw. Es gelte, so Bertsch, einiges nachzuholen, unter anderem, indem man sich nun um Leihgaben bemüht. Der Universitätsprofessor hat sich auch um die kritische Auseinandersetzung mit Herbert von Reyl-Hanisch (1898Ö 1937) verdient gemacht. Schlüsselwerke des Malers hat sich allerdings der Bauunternehmer Alwin Rohner für seine Privatsammlung in Lauterach gesichert und nicht die Verantwortlichen in den öffentlichen Institutionen.
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