Der Ball ist rund. theaterboerse.de. Norbert Brandl LESEPROBE. Sketche, Szenen, Lieder und Monologe rund um den Fußball

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1 theaterboerse.de D THEATVLAG FÜR SCHULTHEAT, LAIENTHEAT UND AUTOREN Norbert Brandl Sketche, Szenen, Lieder und Monologe rund um den Fußball Alle Rechte zur Vervielfältigung, anderweitige Nutzung und die Aufführungsrechte liegen bei der: theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D Braunschweig, THEATSTÜCKE UND AUTOREN IM VLAG theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D Braunschweig

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3 Sketch Sketch Gedicht Lied Steinzeitfußball Fußball in der Ehe Fußball von Heinz Erhardt Der Theodor/Der Olli Kahn Szene Monolog Gespielte legendäre Zitate Monolog Lied Gedicht Das 3:2 Siegtor der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn Die Trapattoni-Rede Warum man seinem Kind nicht erlauben sollte, Fan des FC Bayern zu werden Holland Fußball von Joachim Ringelnatz theaterbörse GmbH 3

4 Zwei Sprecher betreten die Bühne und begrüßen das Publikum. SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 Der Mensch ist eine Spezies für sich. Das Ereignis in seiner Geschichte, das regelmäßig die größten Zuschauermengen vor die Fernsehapparate lockt, ist nicht etwa ein wichtiger politischer Vorgang oder die feierliche Begehung einer hervorragenden Leistung in Kunst und Wissenschaft, sondern ein schlichtes Ballspiel. Was würde wohl die Besatzung eines UFOs dazu sagen, wenn sie den Vorgang auf dem Monitor verfolgte? Was würden sie ins Logbuch ihres Raumschiffes eintragen? Stammestanz? Ritueller Kampf? Oder vielleicht auch religiöse Zeremonie? Und wenn sie sich, einmal neugierig geworden, auf den Weg gemacht und die Städte der Menschen rund um den Globus anschauten und feststellten, dass nahezu jede größere Siedung sich mit mindestens einem großen Gebäude mit einem grünen Flecken Rasen in der Mitte brüstet und darin in festgelegten Abständen ähnliche Rituale abhielte, müsste sie daraus nicht auf eine ganz besondere Bedeutung dieser Tätigkeit für die Menschen schließen? Ja, lieber (Name Sprecher 1), vor allem die Funktion dieses sonderbaren Treibens dürfte die verwunderten Extraterrestrier beschäftigen. Warum betätigen sich Hunderttausende von Menschen auf diese Weise und warum schauen ihnen Millionen anderer dabei zu? Was ist das für ein Spiel, das sich im Gegensatz zu anderen jugendlichen Beschäftigungen ins Erwachsenenalter hinüberzieht? Ja das sogar zu einem verlockenden Gewerbe avanciert und von Schreien und Gebrüll aus Männerkehlen begleitet wird? Welche symbolische Bedeutung steckt hinter dem Fußball? Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass er viele von uns umtreibt und nicht loslässt. Oder wie es ein englischer Trainer einmal sagte: Viele glauben, Fußball ist eine Sache zwischen Leben und Tod. Sie irren. Es ist viel mehr als das. Und dabei war der Anfang des Spieles alles andere als vielversprechend. Aber sehen sie selbst. Drei in Fell gekleidete Steinzeitmenschen (Männer) kommen auf die Bühne und setzen sich in einen Halbkreis. Eine Frau geht mit einem Schild über die Bühne. Auf dem Schild steht: Ca v.chr., Samstagnachmittag, kurz vor Uhr. Steinzeitmann1 stöhnt gelangweilt. Steinzeitmann 2 stöhnt gelangweilt. Steinzeitmann 3 stöhnt gelangweilt. + 3 Oh man, ist das langweilig. Ja ejh, echt langweilig. Ja, immer wenn die Jagd vorbei ist und die Frauen die Höhle sauber machen, sitzen wir nur blöd rum. Man müsste mal was erfinden, was Spaß macht. Aber nicht so etwas wie dieser Bohlen, der mit Stöcken rumklopft und auf Knochen pfeift und das ganze Musik nennt. Das nervt! Ja, noch dazu, wo sich alles immer gleich anhört. Männer, wir brauchen etwas, das unsere Jagdsinne schärft, das unsere Körper stählt, sie zu Kampfmaschinen macht. gleichzeitig, erfreut Ja! Steinzeitmann1 stöhnt gelangweilt. Steinzeitmann 2 stöhnt gelangweilt. Steinzeitmann 3 stöhnt gelangweilt. theaterbörse GmbH 4

5 springt auf und ruft Ich hab s gefunden! Er rennt hinter die Bühne und kommt mit einem großen Stein zurück Was soll das? Ich habe ein Spiel erfunden. Ach was, ich habe das Spielen überhaupt erfunden. Was ist das: Spielen? Also, ich erkläre es euch. Seht ihr diesen Stein? Steinzeitmann nicken. Also, ihr müsst diesen Stein in einen Höhleneingang befördern. Das ist langweilig. Ja, wo ist denn da der Kick? nachdenklich Kick, Kick? Euphorisch Das ist es! Ihr müsst ihn mit euren Füßen kicken, und zwar jeder für sich in eine andere Richtung. Du in seine Höhle und du in seine Höhle. Darf man auch hauen? Nein! Dann mach ich nicht mit. Ich auch nicht. Also gut, ein bisschen hauen ist erlaubt, aber nur wenn es der Schiedsrichter nicht sieht. Was ist das: Schiedsrichter? Na ich, ich bin der Schiedsrichter. Ich passe auf, dass alles nach den Regeln abläuft. Und wie sind die Regeln? Der Stein muss mit dem Fuß gekickt und so in den Höhleneingang des Gegners befördert werden. Mit hauen! Wenn es der Schiedsrichter nicht sieht. Ja, meinetwegen. Können wir anfangen? Steinzeitmann nicken Wunderbar, ich nenne das Spiel Kickstein! Steinzeitmann 1 legt den Stein zwischen die beiden anderen und pfeift mit den Fingern zum Anstoß. Beide treten gleichzeitig gegen den Stein und schreien vor Schmerzen laut auf. Scheißspiel! Ja, aber die Regel erlaubt ja noch was anderes. Was denn? Na hauen! Steinzeitmann kloppen sich. Steinzeitmann 1 macht den Schiedsrichter. SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 SPRECH 2 Sie sehen liebes Publikum, die Idee zum Fußballspiel war erfunden. Leider gab es jedoch noch nicht das geeignete Spielgerät, denn bis zur Erfindung des Balles dauerte es noch gut Jahre. Dabei hat es ein Steinzeitmensch im Fußball doch ziemlich weit gebracht. Ja, bis ins Tor der deutschen Nationalmannschaft. Lässt die Arme baumeln und bewegt sich hin und her wie ein Gorilla. Womit wir elegant den Bogen wieder in die heutige Zeit gespannt hätten. Heute ist der Fußball, wie schon erwähnt, das populärste Spiel der Menschheit. theaterbörse GmbH 5

6 SPRECH 1 SPRECH 2 Aber dennoch gibt es Menschen, denen ist Fußball egal. Er ist für sie eine blödsinnige Zeitverschwendung, über die auch nur ein Wort zu verlieren sich nicht lohnt. Und leider treffen oft Fußballbegeisterte und Desinteressierte in einer Familie aufeinander. Ein Mann und eine Frau kommen auf die Bühne und setzen sich nebeneinander auf ein Sofa (o.ä.). Es ist offensichtlich, dass sie vor einem Fernseher sitzen. Sie strickt oder blättert in einer Frauenzeitschrift. Was schaltest du denn ein? Bayern gegen Schalke. Wie, schon wieder Fußball? Können die denn nichts anderes bringen? Das ist ein wichtiges Spiel. Es ist vorentscheidend für die Meisterschaft. Ich dachte, es ist schon im letzten Sommer entschieden worden, wer Meister ist. Oh man, du hast ja wirklich keine Ahnung von Fußball. Das wird jedes Jahr neu ausgespielt. Und immer zwischen Bayern und Schalke? Nein, auch Bremen und der HSV haben Chancen. Und die spielen da auch mit? Ja! Aber ich denke es spielen immer nur zwei Mannschaften gegeneinander. genervt Das tun sie ja auch. Die anderen sind aber auch in der Liga. Es sind insgesamt 18 Vereine in der Bundesliga. Die spielen alle gegeneinander und wer am Ende der Saison die meisten Punkte hat, der ist Meister. Und die anderen haben keine Chance? Nein. Und warum spielen die dann überhaupt mit? Das ist halt so. Lass mich jetzt bitte in Ruhe das Spiel schauen. Sei doch nicht gleich so aggressiv. aggressiv Ich bin nicht aggressiv. Beide schauen kurz schweigend auf den Bildschirm. Wer ist denn dieser kleine dicke Mann, den sie da interviewen? Das ist Gerd Müller, ein ehemaliger Spieler von Bayern und früherer Nationalstürmer. Der Bomber der Nation! Ah, den kenne ich: Gerd Müller Vorfelder. Nein, du meinst Gerhard-Meier-Vorfelder. Das war der-dfb Präsident und der ist alles andere als bombig. Und jetzt Ruhe, es ist Anstoß. Ach? kurze Pause Du kannst mir das ja ruhig auch mal erklären, das Spiel und alles so. Also gut. Weißt du überhaupt etwas über Fußball? Also, wenn ich es recht verstehe, soll der Ball in das Tor hinein. Ja. Und warum lässt ihn der eine da nicht? Das ist der Torwart. theaterbörse GmbH 6

7 Er springt auf. Also soll der Ball doch nicht ins Tor hinein? Doch, aber in das andere. Ja, aber warum schießen sie denn alle unentwegt auf das falsche Tor? Das sind doch die anderen. Das verstehe ich nicht. Dann steht der Torwart im falschen Tor? Das darf doch nicht wahr sein. Es ist doch nicht möglich, dass jemand so wenig Ahnung von Fußball hat. Das ist doch unser Torwart und unser Tor. Ach so. kurze Pause Und wo ist dann euer Ball? Was ist denn los, wo willst du hin? Das ist ja nicht zum Aushalten. Ich gehe in die Kneipe und sehe mir das Spiel dort in Ruhe an. Er verlässt die Bühne. Sie nimmt sich die Fernbedienung, grinst über das ganze Gesicht und schaltet genüsslich um. SPRECH 1 SPRECH 2 Sollten nach diesem Sketch bei einigen Zuschauern Zweifel aufgekommen sein, ob sie genau verstehen, worum es beim Fußball geht, nun denen kann geholfen werden. Hören sie nun ein Gedicht von Heinz Erhardt. Vorgetragen von unserem Rezitatormann. Rezitatormann kommt auf die Bühne. Gekleidet in ein Tormanntrikot mit Handschuhen usw. REZITATORMANN SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 SPRECH 2 Fußball Vierundvierzig Beine rasen durch die Gegend ohne Ziel und weil sie so rasen müssen, nennt man das ein Rasenspiel. Rechts und links stehn zwei Gestelle, je ein Spieler steht davor. Hält den Ball er, ist ein Held er, hält er nicht, schreit man: Du Toooor! Fußball spielt man meistens immer mit der unteren Figur. Mit dem Kopf, obwohl s erlaubt ist, spielt man ihn ganz selten nur. Heinz Erhardt Das war unser Rezitatormann. Apropos Tormann. Er ist doch verzeihen sie den Ausdruck die ärmste Sau auf dem Platz. Er kann ein Spiel nie gewinnen, aber er kann es verlieren. Er ist der Außenseiter, der als einzigster Hand nehmen darf. Seine Bewegungen sehen aus, wie die von Steinzeitmenschen. lässt die Arme baumeln und bewegt sich hin und her wie ein Gorilla. Er ist beleidigt, wenn er mal nicht im Tor der Nationalelf spielen darf. Darum wollen wir unsere Torleute nun mit einem kleinen Lied ehren. Sänger kommen auf die Bühne und singen folgendes Lied theaterbörse GmbH 7

8 Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor, der Theodor der hält! Die Männeraugen werden wach, die Mädchenaugen werden schwach, der Theodor, der hält! Und rollt der Angriff in unsren Strafraum, dann kommt die Flanke und Schuss hinein! Aber nein, aber nein, aber nein Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor, der Theodor der hält, der hält, ja unser Theodor, der hält, der hält! Der Olli Kahn, der Olli Kahn, der kommt an jeden Ball heran Der Olli Kahn, der hält! Der Lehmann kriegt eins auf das Dach. Die Discomiezen legt er flach. Der Olli Kahn, der hält! Und sagt der Klinsmann in seinen Strafraum, beim nächsten Topspiel bleibst du daheim! Aber nein, aber nein, aber nein Der Olli Kahn, der Olli Kahn, der kommt an jeden Ball heran In unserm Tor Pause steht Siggi Held! Die Sänger sehen sich gegenseitig an, zeigen sich den Vogel und sagen so Dinge wie Was für ein Schwachsinn. theaterbörse GmbH 8

9 SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 SPRECH 2 SPRECH 1 SPRECH 2 Na ja, so nahm das Lied dann ja doch noch ein ganz überraschendes Ende. Genau wie das Europapokalendspiel zwischen Bayern München und Manchester United. Ein Spiel, das man nie vergessen wird. Sicher! Bis zur 89 Minute steht es 1:0 für die Bayern, dann gelingt den Engländern der Ausgleich. Und direkt nach dem Ausgleich bekommt United einen Eckstoß. Der Rest ist bekannt: 2:1 für Manchester. Ja, Olli Kahn ließ ganz schön die Arme hängen. lässt die Arme baumeln und bewegt sich hin und her wie ein Gorilla. Aber das wohl bekannteste Tor der deutschen Fußballgeschichte ist sicher der Siegtreffer von Helmut Rahn im WM Endspiel 1954 gegen Ungarn. Sehen Sie nun: Das 3:2 Siegtor der Nationalelf Deutschlands gegen Ungarn, dargestellt durch die Altherrenmannschaft des FC Kickers 09, unter Anleitung ihres Trainers. Einige Schauspieler betreten die Bühne. Einer stellt sich an den vorderen Rand und spricht den Originalkommentar von Herbert Zimmermann. Die andern schieben sich den Ball zu. Als der entscheidende Schuss fällt, hält ihn der Tormann. Die anderen Schauspieler meckern. Der Tormann hält sich vor Scham und Entsetzen die Hände vor das Gesicht. Dann schießt der Schütze noch einmal und der Tormann lässt ihn passieren. Die Truppe verlässt die Bühne. SPRECH 1 Tja, immer wieder gern gesehen. Wer bekommt da keine Gänsehaut? theaterbörse GmbH 9

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