Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 11

Transkript

1 Besonderheiten: Sayner Mücke Die Musterplatte enthält auch zwei Exemplare der sog. Sayner Mücke : Darstellung 1:1 (Originalmaß 10,1 x 7,5 mm) Vergrößerte Darstellungen Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 11

2 Besonderheiten: Signaturen: Abb. oben: Drei Eisen-, ein Messinggussteil, Vorderseite Abb. Mitte und unten: Diese vier Gussteile sind auf der Rückseite signiert. Sie tragen die Abkürzungen des Künstlers: Siméon Pierre Devaranne: D ev. A.K. A c. K ünst. Á B erlin: Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 10

3 Zustand nach der Restaurierung: Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 9

4 Restaurierungsmaßnahmen: Messinggussteile Die Musterplatte enthält neben den Eisengussteilen auch neun Messinggussteile. Sie waren vermutliche Modelle. Sie werden im Prinzip genauso bearbeitet, nur werden sie nicht tanniert oder sonst irgendwie gefärbt. Zustand nach der Restaurierung und Konservierung: Tannierte u. gewachste Eisengussteile unter dem Mikroskop bei 12,5facher Vergrößerung Festigung Korrosionsabnahme Verwendete Chemikalien Mit Skalpell unter dem Mikroskop. Anschließend mit rotierenden Nur die Eisengussteile mit Tannin behandelt Stahlbürstchen Arbeitsmethoden Ergänzungen Retuschen Mechanisch Überzüge Besonderheiten Trocknung/Klimatisierung Mikrokristalines Wachs Cosmoloid H 80 gelöst in Siedegrenzbenzin 140. Signaturen von Devaranne sieh Abb. Seite 10 Infrarotlicht Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 8

5 Markierung 1: 50fach vergr.: Ausblühungen von Bleiweiß Markierung 2: 50fach vergr.: Ausblühungen von Bleiweiß Markierung 3: 50fach vergr.: Ausblühungen von Bleiweiß Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 7

6 Restaurierungsmaßnahmen: Bleigussteile Bleigussteile vor Bleigussteile nach der Restaurierung Insgesamt sind auf der Musterplatte fünf Bleigussteile. Dies sind vermutlich ebenso wie die Messinggussteile im nächsten Kapitel Modelle gewesen. Bei den weißen Ablagerungen auf den Bleigussteilen handelt es sich um Bleiweiß. Es ist hoch giftig und erfordert entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen wie Abzug, Handschuhe, Mundschutz. Blei ist viel weicher als Eisen, es wurde entsprechend vorsichtig kaum mit Skalpell und verstärkt mit Holzstäbchen gearbeitet Bleigussteile vor der Restaurierung mit ausgeprägten Korrosionsausblühungen. Die nächsten Abbildungen zeigen vergrößert die hier rechts im Bild rot markierten Bereiche für die mikroskopische Betrachtung der Bleiweißausblühungen. Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 6

7 Konservierung mit Tannin: Die Eisengussteile waren ursprünglich mit einem schwarzen Lack dem sog. Berliner Lack gefasst worden. Aus den auf Seite 1 genannten Gründen wurde hier mit Tannin gearbeitet. Mit der sog. Tannierung werden zwei Effekte erzielt. 1. Die Eisenschmuckelemente erhalten wieder ihre schwarze Farbe. 2. Die restlichen Eisenkorrosionsprodukte werden in stabilere Verbindungen, sog. Tannate umgewandelt. Dies geschieht unter Sauerstoffaufnahme. Dazu müssen die Objekte auf 60 vorgewärmt worden sein. Tannin wird aus Gallussäure (Galläpfeln) gewonnen. Das als hellbraunes Pulver erhältliche Gerbsäureprodukt wird wie folgt angesetzt: Rezeptur: 150 g Ethanol und 1000ml destilliertem Wasser 200g Tannin unterrühren (ca. 1 Tag stehen lassen). Nach ca. 2 Tagen unter Infrarotlicht konnte überschüssiges Tannin in Alkohol abgespült und die Schmuckelemente mit mikrokristallinem Wachs konserviert werden. Zustand nach der Restaurierung: 12,5fache Vergr. 12,5fache Vergr. Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 5

8 1:1 Mikroskop: 12,5fach vergr. nach der Bearbeitung mit Stahlbürstchen Ein Teil der von Korrosion befreiten Eisenguss-Schmuckelemente vor der Tannierung. Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 4

9 Restaurierungsmaßnahmen: Eisengussteile Unter dem Mikroskop wurden bei allen Einzelteilen mit dem Skalpell die Korrosionsausblühungen entfernt. Danach wurde die Korrosion mit kleinen Edelstahlbürstchen am Hängebohrmotor reduziert. Darstellung 1:1 (Originalgröße: 10 x 8 mm) Mikr.: Rückseite vor der Bearbeitung Mikr.: während der Bearbeitung Vorderseite nach der Bearbeitung Vorderseite vor der Bearbeitung Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 3

10 Alle Schmuckelemente aus Eisenguss (Blei- und Messingguss) waren von einem Sammler auf eine stoffbezogene Platte aufgenäht bzw. verklebt worden. Diese Fixierungen mit Fäden (in denen sich Feuchtigkeit speichern konnte) und Klebstoff haben zu starken Korrosionen und Korrosionsausblühungen vor allem auf den Rückseiten der Kunstgussteile geführt. Der Eisenschmuck der KPEG wurde seiner Zeit nach Fertigstellung mit einem schwarzen Korrosionsschutzlack auf Leinölbasis, dem sog. Berliner Lack überzogen. Dieser wurde anschließend bis zu 250 erhitzt. Wegen des aufwendigen Verfahrens und der letztlich nicht vollständig erforschten Technologie, aber auch aufgrund der Giftigkeit verschiedener Zusätze des historischen Lacks wird er heute nicht mehr angewendet. Als Farb- und Korrosionsschutzersatz dient hier Tannin. Zustand vor der Restaurierung: Eisengussteile 1:1 Mikroskop: 12,5fach vergr. Mikroskop: 50fach vergr. 1:1 Mikroskop: 50fach vergr. Mikroskop: 12,5fach vergr. Mikroskop: 12,5fach vergr. Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 2

11 Restaurierungsbericht: 02/09 Objekt: Eisenkunstguss-Schmuck Eigentümer: Material: Stiftung Stadtmuseum Berlin Vorwiegend Eisen, wenige Teile auch aus Blei Schmuckelemente: Von H: 5 mm bis H 3,87cm (Medaille) Lupe: H: 7,27cm Maße: Gewicht: Dateiarchiv: Eigene Dateien/de Fümel/ Restaurierungsberichte Inventar-Nr: Datierung: Mustertafel 2, VI Anfang 19. Jh. Signatur: 4 Teile mit Signatur: Dev. für Devaranne Herstellung: Bearbeiterin: KPEG Marina de Fümel / J. Christians Zustand vor der Restaurierung: Überzüge schwarzer Lack, sog. Berliner Lack bei den Eisengussteilen Korrosion Gleichmäßig an den Oberflächen, massiv auf der ehemals mit Stoff verklebten Rückseite Ablagerungen Kleberückstände Rost auf den Eisenteilen Bleiweiß auf den Bleiteilen (Vorsicht: sehr giftig!) Beschädigungen Bei den kleinsten Teilchen haben sich manche Verbindungen gelöst Fehlstellen-/teile Von den ehemals 3 Lupen ist nur noch 1 komplett (mit Vergrößerungsglas) Materialkombination Restaurierungsbericht 02/09 Eisenschmuck Seite 1