Xixuaú, eine moderne Vision von Bewahrung und Erhaltung durch Technologie

Transkript

1 Xixuaú, eine moderne Vision von Bewahrung und Erhaltung durch Technologie Autor(en): Objekttyp: Locatelli, Luca Article Zeitschrift: Du : die Zeitschrift der Kultur Band (Jahr): 75 (2015) Heft 855: Die Welt retten PDF erstellt am: Persistenter Link: Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz,

2 Xixuaû, eine moderne Vision von Bewahrung und Erhaltung durch Technologie Bilder LUCA LOCATELLI Der Amazonas-Regenwald ist der grösste tropische Wald der Erde und erstreckt sich über eine Fläche von 5,5 Millionen Quadratkilometern. Er ist von entscheidender Bedeutung für die Stabilität des globalen Klimas und spielt eine zentrale Rolle für die Umwelt, beispielsweise als Kohlendioxidspeicher sowie zur Bewahrung des Klima- systems in Lateinamerika und darüber hinaus, und er enthält zwanzig Prozent des gesamten Frischwassers der Erde. Xixuaû im Amazonasgebiet ist eine Siedlung der Ribeirinhos, also der Menschen, die an den Flussufern des Amazonaswaldes leben. Multinationale Unternehmen nutzen sie immer als billige Helfer für ihre Geschäfte im Wald. Nach zwanzig Jahren Kampf und Auseinandersetzungen kann anderen Ribeirinhos gezeigt werden, dass es möglich ist, die Umwelt zu schützen und gleichzeitig die positivsten Aspekte von Technologie zu nutzen und durch die Bewahrung und Erhaltung mehr Geld zu verdienen. Sie verteidigen ihren Wald durch die Überwachung von kommerzieller Fischerei, illegaler Jagd, Brand- rodung und Holzausbeutung. Im Jahr 2002 wurde im Rahmen des Xixuaü-Projektes eine mit Solarenergie betriebene Satellitenverbindung ins Internet eingerichtet. Es war das erste System dieser Art im Amazonasgebiet. Die Satelli- tenverbindung befreite das Reservat aus seiner Isolation und brachte es in Kontakt mit dem Rest der Welt. Zudem wurden durch ein Solarenergiesystem im Dorf die Ökotourismus-Gebäude sowie die Schule und ein Büro, in dem die Einheimischen ihre Aktivitäten mit verschiedenen Partnern in der ganzen Welt verwalten, mit Strom versorgt. Um die Artenvielfalt zu erhalten, wurden im Xixuaü-Reservat in Zusammenarbeit mit den führenden Forschungsinstitutionen aus Brasilien und der ganzen Welt verschiedene wissenschaftliche Forschungsprojekte durchgeführt. Diese haben das brasilianische UmWeitministerium nun aufgefordert, das Gebiet Xixuaü-Xiparinä in ein sehr viel grösseres Schutzgebiet einzubetten, das rechtlich als extrativistisches Reservat für insgesamt Hektar unberührten Wald bezeichnet würde. Sie warten nun auf die letzte Unterschrift dieser Vereinbarung durch die brasilianische Präsidentin. Wenn dies geschieht, dann bedeutet das, dass ihr Modell auf andere Bereiche im Amazonasgebiet übertragen werden kann und viele andere Siedlungen und Bereiche sich ihnen zur Umsetzung eines grossen Wandels in diesem Gebiet anschliessen werden. Aus dem Englischen von Marcel Ditté. Farinha ist ein Stärkemehl, das typischerweise von den Ribeirinhos verwendet wird. 22 I 23

3 Joäo ist der älteste Mann in der Sied- lung Xixuaü-Xiparinä. Er lebt tief im Norden des Gebietes und bewacht die Grenze des Reservats. Dabei beobachtet er insbesondere, ob auf dem Fluss illegale Fischer unterwegs sind. Eine der unmittelbarsten Gefahren für die Umwelt und das Volk der Jauaperi entsteht durch die illegale Fischerei.

4 Direkt am Fluss stehen die Häuser. Die Gruppe von Frauen aus der XixuauSiedlung, in der derzeit etwa zwanzig Familien leben, arbeitet zusammen, um ihre Lebensqualität zu verbessern, um den Amazonas-Regenwald zu erhalten und die lokale traditionelle Kultur zu bewahren

5 Im Jahr 2002 wurde im Rahmen des Xixuaü-Projekts ein Solarenergiesystem im Dorf Xixuaü installiert, um die Ökotourismus-Gebäude, die Schule und das Büro mit Strom zu versorgen. Gleichzeitig startete ein ehr- geiziges Projekt zur Errichtung einer mit Solarenergie betriebenen Sateliitenverbindung ins Internet. Es war das erste System dieser Art im Amazonasgebiet. Die Satellitenverbindung befreite das Reservat aus seiner Isolation und brachte es in Kontakt mit dem Rest der Welt. Mit der Hilfe von Freiwilligen haben Erwachsene und Kinder gelernt, das Internet zu nutzen und auf Ressourcen zuzugreifen, die bei der schulischen und beruflichen Bildung helfen. Zudem gibt es in allen Holzhütten am Fluss Fernsehempfang. Durch ein Programm mit dem Namen Luz para todos [Licht für aile] der brasilianischen Regierung, mit dem Elektrizität mit oder ohne Finanzierung kostenlos zur ländlichen Bevölkerung gebracht werden soll, gelangt Strom in aile entfernt gelegenen Dörfer im Amazonaswald.

6

7 Vorhergehende Doppelseite: Francisco, 38, ist ein gehurtiger Ribeirinho aus der Xixuaü-Siedlung. Sein Grossvater wurde dort geboren. Im Igapö-Gebiet ist er einer der besten und erfahrensten traditionellen Fischer. Igapö ist ein Wort, das im Brasilianischen für die Bezeichnung der Schwarzwasser-Überschwemmungswälder am Amazonas verwendet wird. Diese Wälder und ähnliche Sumpfwälder werden saisonal mit Frischwasser überschwemmt. Sie sind typischerweise entlang der flacheren Flussufer und um Frischwasserseen herum gelegen. Rechts oben: Elinho ist der Bürgermeister und Leiter der Xixuaü-Xiparinä-Siedlung und wurde 2012 gewählt. Das Xixuaü-Projekt wurde 1992 gestartet, um der zunehmenden Landflucht in die Urbanen Zentren aufgrund fehlender Möglichkeiten und Perspektiven in der Amazonasregion zu begegnen. Das Projekt erwies sich von Beginn an als Magnet für die örtliche Bevölkerung, derzeit leben etwa zwanzig Familien in diesem Gebiet. Sie arbeiten gemeinsam, um ihre Lebensqualität zu verbessern, den Amazonas-Regenwald zu erhalten und ihre lokale traditionelle Kultur zu bewahren. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des Projekts Schulen sowie ein IT-Zentrum, artesische Brunnen, kommunale Gärten und eine Klinik errichtet. Rechts unten: In einem typischen Ribeirinho-Holzhaus. Piranhas haben den Ruf von gefürchteten Raubfischen. Flier sind sie als ausgestopfte Trophäen zu sehen. Unten: Der Fluss ist für die Ribeirinhos lebenswichtig, und sein Wasser wird als Trinkwasser sowie zum Duschen und Wäschewaschen genutzt. 28 I 29

8 Luca Locatelli, 1979 in San Giovanni Bianco geboren, liebt seit seiner Kindheit das Geschichtenerzähien, Nach einer Karriere im IT- und Kommunikationsbereich entdeckte er 2006 die Welt der Fotografie, Er ist der Gewinner des Aftermath Grant Locatellis Arbeiten wurden häufig ausgestellt und gezeigt: Festival für Fotojournalismus Visa pour l'image 2019 in Perpignan, FotoausStellung Les Rencontres d'arles in Frankreich, Cortona on The Move und Foto Leggendo in Italien.