Atemschutznotfallrettung. Notwendigkeit der Notfallrettung. unterstützt von. Lehrgespräch
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- Kerstin Roth
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1 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeit der Notfallrettung unterstützt von Lehrgespräch
2 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 2 Zielgruppe Atemschutzgeräteträger Zeit 2 x 45 Minuten Lernziel Die Auszubildenden sollen wissen, welche Ursachen zu Maßnahmen der Atemschutznotfallrettung (ASNR) führen können, wie sie als Kameradenrettung im Trupp durchgeführt werden kann und welche Aufgaben der Sicherheitstrupp hat. Sie sollen wissen, wie sie bei Einsätzen zur ASNR als Sicherheitstrupp vorzugehen haben, was an der Stelle der Notsituation zu tun ist und wie sie in Not geratene Atemschutzgeräteträger retten können. Dafür erforderlichen bzw. in der Feuerwehr vorhandenen Ausrüstungen und Geräte sollen sie anwenden können. Lernzielstufe LZS 2 (verstehen, im Sinne von mit eigenen Worten beschreiben bzw. erklären können) Teilnehmer Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr, möglichst nicht mehr als 20 Teilnehmer Materielle Absicherung - Präsentation und Gerät zum Vorführen - Tafelschreiber wie Kreide und Stifte - in der Feuerwehr verwendete Ausrüstungen und Geräte der ASNR zum Vorzeigen - in der Feuerwehr verwendete Atemschutzgeräte zum Vorzeigen - Lehrunterlage Lehrgespräch für den Ausbilder - je Teilnehmer ein Arbeitsmaterial Inhaltliche Schwerpunkte 1. Unfallursachen und Analyse Notsituationen 2. Standardeinsätze, Grundtaktiken und Standardeinsatzregeln zu den Standartunfallszenarien Allgemeine Hinweise Der Inhalt dieses Lehrgespräches sollte wenigstens jährlich gelehrt werden.
3 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 3 Weiter führende Literatur FwDV 7, Feuerwehr-Dienstvorschrift 7 Atemschutz W. Gabler, D. Hesse, U. Cimolino u.a. "Atemschutzlexikon Dräger-Verlag 2002 W. Gabler u.a., Schulungsbausteine Atemschutz - Atemschutzgeräteträger Weka media GmbH, Kissingen 2006 W. Gabler u.a., Schulungsbausteine Atemschutz - Atemschutznotfallrettungr Weka media GmbH, Kissingen 2008 U. Cimolino, Atemschutz, Ecomed, 2004 Arbeitsmaterial der Arbeitsgruppe Atemschutz im Freistaat Sachsen, 2008 Inhaltsverzeichnis 1 Unfallursachen und Analyse Notsituationen - Atemschutzunfälle seit Analyse der Ursachen von Atemschutzunfällen - Schlussfolgerungen 2 Möglichkeiten der ASNR - Begriffe: Atemschutznotfall, Atemschutzunfall, Atemschutznotfallrettung, Atemschutznotfallset, Atemschutznotfalltraining, Notruf, Rettung, Crashrettung - Vorbereitung auf die ASNR mittels Atemschutznotfalltraining zu den Standardeinsatzregeln zu den Standartunfallszenarien o Ausfall Luftversorgung gerätetechnisch o Luftvorrat zu gering o Ausfall ASGT o Bewusstlosigkeit o Absturz o Trennung o Orientierungslos
4 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 4 Zeit Lehrtext Didaktische und methodische Hinweise 1 Atemschutzunfällen Beispiele und Analyse aktuelle Beispiele verdeutlichen den Bedarf der ASNR, Beispiele 10 Min 1.1 Statistik unter In Deutschland kam es allein seit 1995 zu vielen Unfällen mit zahlreichen verletzten und leider auch mit - workshop ASNR über 15 getöteten Atemschutzgeräteträgern (ASGT). Von Durchzündungen, Explosionen, Einstürzen, - Abstürze, Ausfällen von Atemschutzgeräten, taktischen Fehlern beim Vorgehen unter - aktuelle Fachpresse Atemschutzgeräteträgern u.ä. wurden nach Tabelle1 betroffen: Tabelle1: Verunfallte Atemschutzgeräteträger (ASGT) europäischer Feuerwehren seit 1995 Jahr Anzahl verletzter ASGT Anzahl getöteter ASGT Beispiele aus deutschen Feuerwehren Quelle für die aktuellen Beispiele: Folie 1 nutzen Atemschutzunfällen Begrüßung, Inhalt Tabelle zur Unterstützung der Argumentation Bedeutung ASNR nutzen, foliengestützt mittels Präsentation Brand einer Boutique mit Durchzündung im März - ein getöteter und ein verletzter ASGT Kellerbrand Großbrand in mit einem Durchzündung Kölner Hochhaus am 28. am April 6. März - vier 1996 verletzte - ein getöteter ASGT Einatmung von Löschschaum am 13. Februar zwei Einsatzkräfte verletzt Kellerbrand Januar ein getöteter und drei verletzte A SGT Wohnhausbrand mit Durchzündung am 22. Dezember
5 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 5 vier verletzte ASGT Verpuffung mit nachfolgendem Großbrand am 11. Januar drei verletzte ASGT Zimmerbrand am 17. Februar ein getöteter ASGT Wohnhausbrand mit Durchzündung am 28. September fünf verletzte ASGT Staubexplosion in einem Getreidesilo 15. August zwei getötete und drei verletzte ASGT Wohnungsbrand mit Rauchdurchzündung am 02. April 2004 zwei ASGT retteten ihr Leben durch einen Sprung aus dem 4. Obergeschoss in ein Sprungpolster ASGT mit nicht ordnungsgemäß aufgesetzter Flammschutzhaube durch Durchzündung bei Brandbekämpfung verletzt Toter ASGT bei Brandbekämpfung in einer großen Industriehalle in Ibbenbüren Verschüttung durch abbrechende Zimmerdecke verletzter ASGT bei Brandbekämpfung in einem Saunabereich als folge einer verrutschten Vollmaske Beinaheunfall Bad Harzburg bei Brandbekämpfung Wohnhaus Folie 2 nutzen Atemschutzunfälle Beispiele ) Ausgewählte Beispiele zur Unterstreichung der Bedeutung ASNR, Empfehlung: nur bei Nachfrage einzelne Beispiele näher erläutern Absturz eines ASGT während der Bekämpfung eines Wohnungsbrandes 15 Min Beispiel 1995: Brand einer Boutique mit Durchzündung im März ein getöteter und ein verletzter ASGT Lüdinghausen (NRW) - Brand einer Boutique. Der erste Angriffstrupp wird von einem flashover überrascht. Ein Feuerwehrmann (27 Jahre) stirbt, ein zweiter (23 Jahre) überlebt schwerstbrandverletzt.
6 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 6 Beispiel 1995: Großbrand mit Durchzündung am 28. April vier verletzte ASGT Marburg (Hessen) - Brand eines Squash-Center. Zwei Trupps werden im 1. OG vom Flash Over überrascht, wobei zwei ASGT schwerstbrandverletzt werden (Bilder) zwei ASGT leichte Verletzungen erleiden. Beispiel 1996: Kellerbrand in einem Kölner Hochhaus am 6. März ein getöteter ASGT Köln (NRW) - Kellerbrand. Ein ASGT der Berufsfeuerwehr Köln erstickt, nachdem der Trupp nicht mehr rechtzeitig den Keller verlassen konnte. Originalauszug aus dem Schlussbericht der Unfallkommission: `Innerhalb der Unfallkommission kam die Frage auf, ob die heutige Schutzkleidung u.a. mit Flammschutzhaube die ASGT so weit von der Umgebung abschirmen, dass Gefahren nicht mehr rechtzeitig erkannt werden können und dadurch unbewusst das Risiko steigt. Die zum Einsatz befragten Kollegen sind jedoch einheitlich und nachdrücklich der Auffassung, dass ein maximaler Schutz, insbesondere in Verbindung mit der Flammschutzhaube, alle Nachteile gerade bei unvorhergesehenen Ereignissen aufwiegt. Ohne die Schutzkleidung wäre es den Kollegen überhaupt nicht möglich gewesen, sich bei dem bewegungsunfähigen ASGT ÿ auch nur kurze Zeit aufzuhalten. ÿ Ein Messer als Teil der persönlichen Ausrüstung wird allgemein vermisst. Es ist Standard bei vielen Feuerwehren. Beispiel 1997: Einatmung von Löschschaum am 13. Februar zwei Einsatzkräfte verletzt Düsseldorf (NRW) - In Düsseldorf verletzten sich zwei Einsatzkräfte durch Schaumaspiration während eines Glimmbrandes im Braunkohlekraftwerk Lausward. Dieser Einsatz unterstreicht u.a. die Notwendigkeit einer konsequenten Atemschutzanwendung und Atemschutzüberwachung.
7 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 7 Beispiel 1998: Kellerbrand Januar ein getöteter und drei verletzte A SGT Donaustauf (Bayern) - Während der Suche nach dem Brandherd eines Kellerbrandes werden zwei Trupps von einer Durchzündung überrascht. Ein ASGT stirbt sofort. Drei weitere Feuerwehrmänner erlitten zum Teil schwere Verbrennungen. Am wurde in "stern TV" (RTL) betroffene ASGT interviewt (Auszug): Als der Truppführer seine Feuerwehrleute zum Rückzug aufforderte, war es bereits zu spät. In Sekundenschnelle rollte eine riesige Flammenwalze über die Feuerwehrmänner hinweg. Einer von ihnen starb. Drei andere überlebten das Inferno mit zum Teil schweren Verbrennungen. Sie sagten: Wir waren völlig unvorbereitet auf so eine Situation.A Sind Deutschlands Feuerwehrleute zu schlecht ausgebildet? Wird der Ernstfall zu wenig geübt? Was tun beim Flash-Over, wenn Gasflaschen brennen, die Friteuse explodiert? Im Live-Experiment trainierte Günther Jauch zusammen mit Feuerwehrleuten das richtige Verhalten im Ernstfall. Beispiel 1999: Wohnhausbrand mit Durchzündung am 22. Dezember vier verletzte FA Rückersdorf (Bayern) B Bei einem Wohnhausbrand in Rückersdorf stellte der Angriffstrupp bereits an der Haustüre von außen eine starke Wärmeentwicklung fest. Er zertrümmerte die Scheibe der Haustür und drang mit einem C-Rohr in das Innere des Hauses vor. Zeitgleich fand im Keller ein flashover statt, durch den einem ASGT des Angriffstrupp etwa vier Meter durch die Luft geschleudert wurde. Dabei wurde einem von ihnen die Vollmaske heruntergerissen und dem anderem die Vollmaske und sein Feuerwehrschutzhelm verdrückt. Beispiel 2000: Verpuffung mit nachfolgendem Großbrand am 11. Januar drei verletzte ASGT Langenhagen-Godshorn (Niedersachsen) - Während eines Großbrandes erlitten am drei Kameraden z. T. schwere Verbrennungen. Auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma kam es zu einer Verpuffung, ein mit Aluminiumspäne gefülltes Silo geriet in Brand. Alarmiert wurde die Feuerwehr um 22:08 Uhr, um 23:30 Uhr wurde `Feuer ausa gemeldet. Das Silo sollte nun entleert werden, bei diesen Arbeiten kam es um 0:38 Uhr zu einer Durchzündung.
8 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 8 Beispiel 2001: Zimmerbrand am 17. Februar ein getöteter ASGT Bad Soden/Taunus (Hessen) - Während eines Zimmerbrandes im Erdgeschoss einer 4-Zimmer- Wohnung erstickte ein 19-jähriger ASGT. Beispiel 2002: Wohnhausbrand mit Durchzündung am 28. September fünf verletzte ASGT Sonneberg (TH) - Ein getöteter Mieter und fünf verletzte Feuerwehrleute ist die Bilanz eines Wohnhausbrandes im thüringischen Sonneberg. Es hätte noch schlimmer kommen können, denn bei der Suche nach zwei Vermissten gerieten die Atemschutztrupps plötzlich in akute Lebensgefahr. Kurz nach acht Uhr war die Feuerwehr Sonneberg-Mitte über den Brand in dem dreistöckigen Fachwerkhaus informiert worden. Vier der sechs Bewohner konnte die Feuerwehr ins Freie retten. Auf der Suche nach den andern beiden drangen die Feuerwehrleute ins Dachgeschoss vor. Dort fanden sie einen schwerverletzten Mann. Der wurde mit der Drehleiter ins Freie gerettet. Nur Sekunden darauf kam es zu einer Durchzündung. Die Druckwelle war so stark, dass einem Kamerad der Pressluftatmer vom Rücken gerissen wurde und durch ein Fenster in den Hof flog. Insgesamt fünf Feuerwehrleute wurden durch die Explosion verletzt. Die Verletzungen reichten von einem verstauchten Fuß bis hin zur Rauchgasvergiftungen in Verbindung mit Verbrennungen und Verbrühungen. Zwei Feuerwehrleute klammerten sich im dichten Rauch auf dem Dach des Hauses fest. Der Rettungshubschrauber "Christoph 60" versuchte die Männer zu retten, doch drei Anflüge scheiterten wegen des dichten Rauches. Schließlich konnten mehrere Freileitungen gekappt und so die Drehleiter zur Rettung der Kameraden in Stellung gebracht werden. Wie sich später herausstellte, war die sechste Bewohnerin zur Brandzeit nicht zu Hause. Der schwer verletzte Mieter wurde in eine Spezialklinik nach Halle geflogen. Die Haut des 39-jährigen war zu 90 Prozent verbrannt. Er starb am folgenden Tag. Beispiel 2003: Staubexplosion in einem Getreidesilo 15. August zwei getötete und drei verletzte ASGT Niederpöllnitz (TH) - Aufgrund der heißen Witterung hatte sich Getreide in einem Silo gefährlich erhitzt. Daraufhin war am mit der Leerung begonnen worden. Dabei hatte die Feuerwehr mehrere kleine Brände entdeckt, die sie mit Schaum abdeckte. Die Arbeiten verliefen den Angaben zufolge zunächst völlig normal. Eine Stunde nach Mitternacht kam es zu der Staubexplosion. Dabei stürzten die Betondecken der 11. und 12. Etage des Silos ein und verschütteten fünf Feuerwehrleute. Zwei ASGT
9 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 9 konnten nach 20 Minuten gerettet werden, ein dritter erst nach mehrere Stunden. Alle drei wurden mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Ein 22jähriger und ein 52jähriger ASGT starben. Sie wurden später geborgen. Beispiel 2004: Wohnungsbrand mit Rauchdurchzündung am 02. April 2004 zwei ASGT retteten ihr Leben durch einen Sprung aus dem 4. Obergeschoss in ein Sprungpolster Berlin - Bei Eintreffen der Feuerwehr wurde ein Vollbrand in einer Wohnung im 1. Obergeschoss eines 5- geschossigen Wohngebäudes festgestellt. Während die Bewohner in Sicherheit gebracht wurden, breitete sich der Brand schlagartig von der Wohnung in den Treppenraum aus. Dabei wurden die beiden Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr vom Feuer eingeschlossen, so dass sie sich nur durch einen Sprung aus dem 4. Obergeschoss in ein Sprungpolster retten konnten. Dabei erlitt einer der ASGT Frakturen an Becken und Lendenwirbeln, sowie Verbrennungen an etwa 10 % der Hautoberfläche. Der andere ASGT erlitt an etwa 30 % der Hautoberfläche Verbrennungen unterschiedlicher Stärke und Tiefe. Beide wurden noch vor Ort von Notärzten versorgt und anschließend in Krankenhäuser gebracht. Die ASGT waren ansprechbar. Der Heilungsprozess wird aller Voraussicht nach aber aufwändig und langwierig sein. Beispiel 2005 ASGT mit nicht ordnungsgemäß aufgesetzter Flammschutzhaube durch Durchzündung bei Brandbekämpfung verletzt Am erlitt der Angriffstruppführer bei der Bekämpfung eines Saunabrandes in Geroldsgrün eine Verbrühung am rechten Ohr als Folge der nicht ordnungsgemäß aufgesetzten Flammenschutzhaube. Beispiel Toter ASGT bei Brandbekämpfung in einer großen Industriehalle in Ibbenbüren - 1 toter Kamerad - Hauptprobleme: Trupp trennte sich beim Rückzug, 1 Truppangehöriger verirrte sich und lief vom Ausgang weg, Missachtung Einsatztaktik hinsichtlich Grundsatz truppweises Vorgehen und truppweiser Rückzug auch in komplizierter Lage, z. B. bei großer Hitze
10 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 10 Beispiel 2007 Verschüttung durch abbrechende Zimmerdecke Am brannte in Osnabrück ein Dachstuhl. Zur Brandbekämpfung wurden zwei Trupps unter Atemschutz im Innenangriff mit Hohlstrahlrohren eingesetzt. Der Brand war innerhalb von 10 Minuten unter Kontrolle. Zu Beginn des Einsatzes wurde ein Atemschutzgeräteträger von einer herabstürzenden, brennenden Zimmerdecke im Dachgeschoss verschüttet. Er konnte nach zwei Minuten gerettet werden. Infolge seiner guten Schutzkleidung und der schnellen Reaktion seiner Kameraden hat er den Unfall ohne größere Verletzung überstanden. Beispiel verletzter ASGT bei Brandbekämpfung in einem Saunabereich als folge einer verrutschten Vollmaske Am brannte die Sauna eines Freizeitbades in Herten. Infolge extrem geringer Sicht stieß ein Truppführer gegen einen Gegenstand. Seine Vollmaske Normaldruck, bebändert, verrutschte und es drang Brandrauch ein. Der Trupp rettete sich selbst aus dem Gefahrenbereich. Beispiel 2009 Beinaheunfall Bad Harzburg bei Brandbekämpfung Wohnhaus Am brannte ein Holzwohnhaus. Dabei wurde 1 ASGT zeitweise im Brandraum eingeschlossen und vermisst, Hauptprobleme: Einsatztaktik, vor allem truppweises Vorgehen auch in komplizierter Lage, z. B. bei Menschenrettung, Begünstigend für Rettung waren die sehr aufmerksame und exakt durchgeführte Atemschutzüberwachung, die Verwendung eines mobilen Rauchverschluss und die vorsorglich angeleiterte Drehleiter 10 Min Beispiel 2010 Absturz eines ASGT während der Bekämpfung eines Wohnungsbrandes Bei einer Brandbekämpfung am in Warendorf in einem leerstehenden Wohnhaus brach ein ASGT in einem Zimmer im ersten Obergeschoß durch den Fußboden und stürzte knapp 2 Meter in einen darunter liegenden Hohlraum. Der Sicherheitstrupp rette den an einem Knie verletzten ASGT. Zusammenfassung Gesamtübersicht zu Unfällen im Atemschutz: - Anzahl in Europa stark steigend o 1990 bis 1999: 61 verletzte und 13 getötete ASGT o 2000 bis 2009: 526 verletzte und 75getötete ASGT Folie 3 nutzen Atemschutzunfälle Zusammenfassung
11 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten Min - Anzahl in Deutschland stark steigend o 1990 bis 1999: 53 verletzte und 6 getötete ASGT o 2000 bis 2009: 198 verletzte und 12getötete ASGT - Unfallauswirkungen zunehmend schwerer 1.2 Ursachenanalyse: Atemschutznotfälle haben viele Ursachen. Um die Atemschutzgeräteträger (ASGT) darauf vorzubereiten, lassen sich die Ursachen auf folgende 6 Ursachengruppen zusammenfassen: o Ausfall Luftversorgung: teilweises oder komplettes Versagen der Atemschutztechnik auf Grund eines technischen Defektes oder ein zu geringer Luftvorrat um selbstständig zurück in einen sicheren Bereich zu gelangen o Ausfall Bewegungsfähigkeit: Ausfall durch physische oder psychische Probleme; Verletzter ist bei Bewusstsein, hat Eigenatmung, aber Bewegungseinschränkungen o Bewusstlosigkeit: Ausfall durch physische oder psychische Probleme; Verletzter ist nicht bei Bewusstsein und hat keine Eigenatmung o Absturz: Gemeinsamer oder einzelner unbeabsichtigter Geschosswechsel, bei der der Rettungsbzw. Fluchtweg nicht über den Angriffsweg des verunfallten Trupps erfolgen kann o Orientierungslos: Trupp ist zusammen, aber hat durch Verlust der Rückzugssicherung (Schlauchleitung, Leinensystem usw.) die Orientierung verloren. o Trennung: Trennen des Trupps und Orientierungsverlust. Zum Entstehen und Eskalieren dieser Ursachen von Atemschutzunfällen können ASGT, Führungskräfte, Einsatzbedingungen und Atemschutzgeräte folgendermaßen beitragen: 1 Atemschutzgeräteträger: o psychische Ursachen: Versagensangst, Platzangst, Panik, mangelndes Anlage- und Handhabungstraining o physische Ursachen: Atemkrise, Schwächeanfall, Verletzungen, Vollbartträger, nicht gesund o Verletzung Einsatzgrundsätze: u.a. Atemluftvorrat erschöpft- Rückzug zu spät, fehlender Sicherheitstrupp, keine oder fehlende Atemschutzüberwachung, unter Einfluss von Alkohol, Umfeld im Gefahrenbereich nicht ausreichend beobachtet o Handhabungsfehler: VM verrutscht, Lungenautomat nicht ausreichend befestigt und Folie 4 nutzen Atemschutzunfälle Ursachenanalyse (Quelle: Folie 5 nutzen Atemschutzunfälle Beitrag ASGT zum Entstehen und Eskalieren Quelle:
12 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 12 abgefallen, Befestigung Druckluftflasche am Pressluftatmer gelockert, Druckluftflasche am Handrad getragen, Gewalteinwirkung auf Ventil von Druckluftflaschen PA o Atemschutznotfallrettung unzureichend, Missachtung Voraussetzungen für ASGT- u.a. mangelnde Fortbildung o Schließen der Ventile beim Wandkontakt durch Handrad Insgesamt etwa 65 % aller Unfälle haben die Atemschutzgeräteträger (ASGT) selbst verursacht. 2 Auswirkungen der Örtlichkeit im Gefahrenbereich o Explosion, o Durchzündung (Flash-over) thermische Überlastung PA o Absturz, Einsturz, Verschüttung, Einquetschung Bei insgesamt etwa 5 % aller Unfälle haben sich die Bedingungen der Örtlichkeit im Gefahrenbereich negativ auf die ASGT ausgewirkt. 3 Fehlverhalten Führungskräfte o Vollbart geduldet o Atemschutzüberwachung vernachlässigt bzw. nicht geführt o Gefahrenlage unzureichend oder falsch beurteilt, Führungsvorgang nicht beherrscht Insgesamt etwa 25 % aller Unfälle wurden durch Fehlverhalten von Führungskräften provoziert oder begünstigt 4 Atemschutzgeräte o Einatemwiderstand in Lungenautomaten PA deutlich zu hoch o Abblasen von Lungenautomaten o Versagen Lungenautomat o Mitteldruckleitung am Lungenautomat gebrochen, undicht, gebläht und geplatzt o Ausatemventil Vollmaske heraus gefallen o Inliner CFK-Flaschen gelöst Insgesamt etwa 5 % aller Unfälle wurden durch defekte oder teildefekte Atemschutzgeräte verursacht Folie 6 nutzen Atemschutzunfälle Beitrag der Örtlichkeit im Gefahrenbereich zum Entstehen und Eskalieren Folie 7 nutzen Atemschutzunfälle Entstehung und Eskalation durch Fehlverhalten der Führungskräfte Folie 8 nutzen Atemschutzunfälle Beitrag der Atemschutzgeräte zum Entstehen und Eskalieren Folie 9 nutzen Atemschutzunfälle Schlussfolgerungen für Vermeidungsstrategien 1.3 Schlussfolgerungen Die Analyse der Unfälle und Beinahe-Unfälle unter Atemschutz ergibt, dass die Sicherheit bei Einsätzen
13 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 13 und Ausbildung unter Atemschutz verbesserungswürdig ist. Dafür erforderlich ist vor allem: - Einsatztaktik Atemschutz beherrschen o unter Atemschutz einsatztaktisch richtig vorgehen o Handlungsfähigkeit bei nicht vorhersehbarer Eskalation der Einsatzsituation sichern o Eingreifbereitschaft der Sicherheitstrupps sichern o Pflichten bei der Unfallverhütung wahrnehmen - Persönliche Verantwortung o Atemschutzgeräteträger ist für seine Sicherheit selbst verantwortlich: selbst auf Einhaltung Fristen für Atemschutzfortbildung und ärztliche Untersuchung G 26 achten, nur Einsatz bei völliger Gesundheit antreten o Voraussetzungen für Einsatz als ASGT durchsetzen, z. B. keinen behindernden Körperschmuck und keinen Vollbart oder lange Koteletten tragen o Einsatzgrundsätze durchsetzen o Kameradenrettung und Aufgaben Sicherheitstrupp ausführen können o Sprechfunk, vor allem Notruf, beherrschen o eigene Leistungsfähigkeit real einschätzen, nicht überschätzen o physisch und psychisch hoch belastbar bleiben - Effektives Verhalten beim Retten durch Training von Rettungstaktik und Anwendung von Rettungsgeräten sichern o Handhabung Rettungsgeräte und Ausrüstung auch unter Stressbedingungen beherrschen o Atemschutznotfallrettung (ASNR) einsatztaktisch realitätsnah üben o Intensiv trainieren o richtiges Verhalten bei Unfällen und Vorkommnissen üben o Training konkreter Handlungsstrategien o Ausrüstung und Geräte zur ASNR sollten einfach handhabbar und kompatibel mit denen anderer Feuerwehren sein o Schnellstmögliche Bereitstellung einer Atemluftversorgung für einen Verunfallten ASGT (< 1 min) o nur innerhalb des Trupps ist eine sofortige Notversorgung mit Atemluft zeitnah möglich o Umkuppeln Lungenautomat hat sich in Praxistests als nicht durchführbar gezeigt o Ausreichenden Atemluftvorrat sicher stellen o Belastung durch zusätzliche Ausrüstung möglichst gering halten 2 Möglichkeiten der ASNR 2.1 Begriffe Folie 10 nutzen Atemschutzunfälle Begriffe
14 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten Min - Atemschutznotfall Ereignis im Atemschutzeinsatz, welches die Tätigkeit des eingesetzten Atemschutztrupps teilweise oder ganz einschränkt, eine Gefahr für Leib und Leben darstellt oder zu einem Atemschutzunfall führen kann. Der betroffene Atemschutztrupp ist in der Lage, durch gezielte Maßnahmen die Gefahr zu minimieren oder sich selbst aus dem Gefahrenbereich zu retten. - Atemschutzunfall ein von außen einwirkendes plötzliches Ereignis, welches einen Körperschaden verursacht. Dadurch ist der im Einsatz befindliche Atemschutztrupp in seiner Handlungsfähigkeit so eingeschränkt, dass er nicht mehr in der Lage ist, sich in einem sicheren Zeitfenster aus dem Gefahrenbereich zu retten. Das sichere Zeitfenster ist dann gegeben, wenn die Rettung oder die Selbstrettung aus dem Gefahrenbereich mit dem eigenen Luftvorrat möglich ist. - Atemschutznotfallrettung Tätigkeit zur Hilfeleistung beim Auftreten eines Atemschutznotfalls im Atemschutzeinsatz. Der betroffene Atemschutztrupp ist in der Lage, durch gezielte Maßnahmen die Gefahr zu minimieren oder sich selbst aus dem Gefahrenbereich zu retten. Andernfalls wird er durch den nachrückenden Sicherheitstrupp gerettet. Dabei wird die Tätigkeit des eingesetzten Atemschutztrupps teilweise oder ganz einschränkt, die eine Gefahr für Leib und Leben darstellt oder zu einem Atemschutzunfall führen kann. Die ASNR beinhaltet die Notfälle im Atemschutzeinsatz, Verhaltensweisen im Trupp im Falle eines Notfalls, Selbstretten und (Rettungs-)Einsatz des Sicherheitstrupps. - Atemschutznotfallset zusammengepacktes Rettungsgerät des Sicherheitstrupps zur Sicherung der Luftversorgung, sowie zur Suche, zur Befreiung und zum Transport verunfallter ASGT. - Atemschutznotfalltraining fasst die Gesamtheit aller Aus- und Fortbildungsmaßnahmen zusammen, die für eine sichere Bewältigung von Notfallsituationen im Atemschutzeinsatz erforderlich sind. Bewährt haben sich Trainingsinhalte zum Üben des Verhaltens in Notsituation entsprechend der Ursachen für Atemschutznotfälle Luftversorgung, Ausfall, Bewusstlosigkeit, Absturz, Trennung und Orientierungslos. - Crashrettung ist die schnelle Rettung eines in Not geratenen, z. B. ein Atemschutzgeräteträger, aus einer Begriffe sollten von den Teilnehmern mit eigenen Worten erklärt werden können für konkrete Handlungsstrategien erforderliche Ursachen werden in Abschnitt 3 behandelt. Quelle:
15 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 15 lebensbedrohlichen Zwangslage. Um das Leben zu retten, werden mögliche Folgen, die durch eine nicht patientengerechte bzw. schonende Rettung entstehen könnten, in Kauf genommen. Der zeitliche Verzug wird als schwerwiegender eingestuft als die möglichen Folgen einer nicht patientengerechten Rettung. - Rettung sind die Maßnahmen zur Befreiung von Menschen aus lebensgefährlichen Zwangslagen und Abwenden eines lebensgefährlichen oder gesundheitsbedrohlichen Zustandes von ihnen. Zum Retten aus Bereichen mit frei gesetzten gefährlichen Stoffen oder mit Atemgiften wird entsprechender Atemschutz benötigt. Retten von Atemschutzgeräteträgern ist die Atemschutznotfallrettung - Notfallmeldung (Notruf) über Sprechfunk abgesetzter Hilferuf von in Not geratenen Atemschutzgeräteträgern (ASGT). Die Notfallmeldung wird als Notruf mit dem Kennwort mayday, mayday, mayday" eindeutig und unverwechselbar gekennzeichnet. Dieses Kennwort muss bei allen Notfallsituationen im Atemschutz verwendet werden. 20 Min 2.2 Vorbereitung auf die ASNR mittels Atemschutznotfalltraining Beim Atemschutznotfalltraining werden die Atemschutzgeräteträger trainiert, in kritischen Situationen des Atemschutzeinsatzes handlungsfähig zu bleiben. Dafür werden alle nachfolgenden Ausbildungen in der ASNR konzentriert auf die Selbstrettung und die Aufgaben des Sicherheitstrupps bei - Ausfall Luftversorgung o Teilweiser oder völliger Ausfall des Atemanschlusses o Blockierung der Luftzufuhr durch Defekt des PA o Luftknappheit durch unvorhersehbare Einsatzsituation oder falsch berechneter Luftreserven - Ausfall Bewegungsfähigkeit o Äußerliche Gewalteinwirkung o Physische Überlastung: Einsatzlänge, Dehydrierung, Wärmeeinwirkung usw. o Psychische Überlastung: Angst, Stress, Panik durch ungewohntes Einsatzgeschehen oder den Auswirkungen der physischen Überlastung Folie 11 nutzen Atemschutzunfälle Vorbereitung auf die ASNR mittels Atemschutznotfalltraining - Bewusstlosigkeit o Äußerliche Gewalteinwirkung
16 Atemschutznotfallrettung Notwendigkeiten und Möglichkeiten 16 o Physische Überlastung: Einsatzlänge, Dehydrierung, Wärmeeinwirkung usw. o Psychische Überlastung: Angst, Stress, Panik durch ungewohntes Einsatzgeschehen oder den Auswirkungen der physischen Überlastung - Absturz: o Trupp zusammen: Trupp ist nicht in der Lage, sich aus der Absturzzone in einen sicheren Bereich zurückzuziehen, Funkverbindung nicht unterbrochen o ein ASGT ist handlungsunfähig, Funkverbindung nicht unterbrochen o Trupp getrennt, Funkverbindung nicht unterbrochen o eskalierende Gefahrensituation, z. B. Funkverbindung unterbrochen, akute Absturzgefahr, Brandausbreitung, usw. - Trennung: o Fehlender Kontakt im Trupp, z. B. durch fehlende Kommunikation und fehlenden Körperkontakt o Panikreaktion eines ASGT o Eskalierende Gefahrensituation, z. B. unzureichender Sicht - Orientierungslosigkeit o verirrt im Gefahrenbereich wegen unzureichender Sicht o verlieren der Übersicht in großen, unbekannten Räumen Folie 12 nutzen Verabschiedung
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